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Veröffentlicht am 11.01.2023

Blühende Gärten trotz kriegerischer Auseinandersetzungen

Blüte der Zeit
8

Die Autorin zeichnet in ihrem knapp 550 Seiten starken Roman ein für mich bisher unbekanntes Kapitel des siebzehnten Jahrhunderts nach: Den kriegerischen Überfall auf die Niederlande durch Frankreich und ...

Die Autorin zeichnet in ihrem knapp 550 Seiten starken Roman ein für mich bisher unbekanntes Kapitel des siebzehnten Jahrhunderts nach: Den kriegerischen Überfall auf die Niederlande durch Frankreich und England. Und dies in Verbindung mit dem zunächst noch machtlosen Prinz Wilhelm III von Oranien, der nach dem sehr brutalen Mord an den Brüdern de Witt zum Regenten der Niederlande ausgerufen wird. Mit Hilfe seines (fiktiven) Freundes und Vertrauten, Paulus von Houtkerke und dem (historischen) Hans Wilhelm Bentick gelingt es der Autorin auf hervorragende Weise, gerade die politischen Hintergründe auf sehr verständliche Weise aufzuzeigen und ermöglicht auf diese Weise auch Einblicke in die Beweggründe für so manche überlieferte Entscheidung von Wilhelm III. Spannend und doch leicht verständlich ge- und beschrieben und hervorragend bis in Kleinigkeiten recherchiert.
Neben historisch überlieferten Ereignissen und Entwicklungen bietet der Roman aber auch Raum für eine interessante, teilweise auch berührende, fiktive Geschichte um die Auswirkungen des oft mit Grausamkeiten von Soldaten gegenüber der Bevölkerung einhergehenden Kriegsgeschehens. So ereilte die Familie eines Gärtners ein tragisches Schicksal: der Ehemann und Vater wurde von Soldaten ermordet. Die Ehefrau und Mutter, Debora, entkam in letzter Not dem gleichen Schicksal, wenn auch an Körper und Seele gezeichnet, flüchtet mit ihren beiden Söhnen, dem erst elfjährigen Floris und seinem fünf Jahre älterer Bruder Max aus den Niederlanden bis nach Brandenburg, wo sie eher notgedrungen Unterkunft bei ihrer Schwester Hester, deren Ehemann ein sehr erfolgreiches Handelsgeschäft betreibt, findet. Max, der über das gleiche Talent wie sein Vater verfügt und eine besondere Begabung für die Pflanzenwelt besitzt kann seine Leidenschaft auch bald in beruflicher Hinsicht ausüben. Und gerade diese Charaktere mit der überaus liebevollen und auch kenntnisreichen Gestaltung verleiht dem Roman neben all den unschönen und verstörenden Ereignissen eine angenehme und eher friedliche Atmosphäre. Wobei gerade die Beschreibung der gärtnerischen Fähigkeiten und Fertigkeiten interessante und völlig neue Aspekte und Blickwinkel zur Gartenkunst und –gestaltung eröffnen.
Eine interessante Romanidee, die Hässlichkeit des Krieges mit der Entstehung, Pflege und Schönheit von (damaligen) s.g. Lustgärten zu verbinden – hervorragend gelungen und eine wunderbare und sehr informative Zeitreise.
Besonders bemerkenswert für mich zudem die Gestaltung des Covers, wobei nicht nur die Farbgestaltung ein wahrer Hingucker ist, sondern das im Mittelpunkt befindliche Wappen durch eine Prägung hervorsticht. Hinzu kommt außerdem das bereits vor Romanbeginn befindliche Personenverzeichnis, in dem historisch überlieferte Personen gekennzeichnet sind und sich zu jedem Namen eine kurze Erläuterung über familiäre Verbindungen oder auch über die jeweilige Stellung, sofern es sich um Adlige handelt, findet.

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Veröffentlicht am 09.01.2023

Verantwortungsvolle und kämpferische Gräfin im 30jährigen Krieg

Die Tochter der Hungergräfin
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Die mir bereits aus ihren anderen historischen Romanen bekannte Autorin stellt mir auf mehr als 300 Seiten das Leben und Wirken von Gräfin Luise Juliane von Sayn und Wittgenstein, auch genannt "Die Hungergräfin" ...

Die mir bereits aus ihren anderen historischen Romanen bekannte Autorin stellt mir auf mehr als 300 Seiten das Leben und Wirken von Gräfin Luise Juliane von Sayn und Wittgenstein, auch genannt "Die Hungergräfin" dar. Mit den Auswirkungen der kriegerischen Auseinandersetzungen des 30jährigen Krieges in der eigenen Grafschaft direkt betroffen, muss sie nach dem Tod des Ehemannes und ihres Sohnes, auch noch um das Erbe ihrer Familie kämpfen. Dabei fällt ihrer ältesten Tochter, Ernestine, eine wichtige Rolle und Aufgabe zu: sie soll eines Tages die Geschicke der Grafschaft lenken.
Beginnend mit Schock über den unerwarteten Tod des erst siebenjährigen Erbgrafen, gelingt es der Autorin auf sehr einfühlsame und auch authentische Erzählweise, die Gefühle und Empfindungen der Mutter darzustellen. Hautnah mitzuerleben, wie unter diesem Schicksalsschlag fast zusammenbricht und sich in einer – heute würde man sagen – Ausnahmesituation befindet, in der sie keinen klaren Gedanken fassen kann und den weiteren Entwicklungen ihren Lauf lässt. Denn nur wenige Stunden nach dem Tod des Kindes wird sie bereits zur Übergabe der Grafschaft gedrängt, der sie eher willens- und mutlos zustimmt. Ergreifende Schilderungen, die mich sehr berührt haben. Das gleiche gilt für die Rückkehr des Lebenswillens, die Entschlusskraft und auch die Selbstvorwürfe über die zu rasche Fehlentscheidung. Sie setzt alles daran, alles wieder rückgängig zu machen und ihre älteste Tochter zu einer weisen und - vor allem – verantwortungsvollen Landesmutter zu erziehen.
Ernestine von Sayn und Wittgenstein, zum Zeitpunkt des Todes ihres jüngeren Bruders Louis erst 10 Jahre alt und damit selbst noch ein Kind, ist daher noch zu jung, um all das zu verstehen, was vor allem auch ihre Mutter von ihr erwartet. Die ehemals unbeschwerte Kindheit wird zunehmend gefüllt durch umfangreiches Lernpensum und Ernestine stellt so manches mal die an sie gerichtete Erwartungshaltung in Frage. Mit zunehmendem Alter und der stetigen Unterstützung und Begleitung ihrer Mutter, vor allem aber durch deren kämpferisches und unbeugsames Verhalten gegenüber Obrigkeiten verbunden mit dem großen Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Bevölkerung – und dies alles während des 30jährigen Krieges – sind das beste Lehrbeispiel für die heranwachsende Ernestine. Die eines Tages selbst erkennt, dass sie für eine wichtige Aufgabe bestimmt ist: Verantwortung für die ihr anvertrauten Menschen zu übernehmen.
Die Lebensgeschichte dieser Frauen, deren Wirken auch in ihrem christlichen Glauben verwurzelt war, nachvollziehen zu können: mit großer Dankbarkeit und Staunen durfte ich dank des Romans diese Frauen kennen- und schätzen lernen.

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Veröffentlicht am 16.10.2022

Das kleine Café an der Mühle öffnet Türen und Herzen

Weihnachten im kleinen Café an der Mühle
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Der fünfte Band über das kleine Café an der Mühle, in dem sich zum zweiten mal alles um die Advents- und Weihnachtszeit in dem beschaulichen und auch zauberhaften Wümmerscheid-Sollensbach dreht. Wobei ...

Der fünfte Band über das kleine Café an der Mühle, in dem sich zum zweiten mal alles um die Advents- und Weihnachtszeit in dem beschaulichen und auch zauberhaften Wümmerscheid-Sollensbach dreht. Wobei in diesem Jahr die Dorfgemeinschaft, deren Hilfsbereitschaft, Kreativität und Zusammenhalt einer ganz besonderen Bewährungsprobe unterzogen wird: durch eine Verkettung von Missverständnissen sehen sich die Dorfbewohner aus heiterem Himmel mit der Betreuung einer Besuchergruppe aus dem englischen Partnerstädtchen St.-Nicholas-on-Sea konfrontiert. Da ist Erfindungsreichtum angesagt, um den Gästen das Erlebnis einer typisch "german Weihnacht" zu ermöglichen.
Dass dabei gerade das von Sophie betriebene kleine Café bzw. dessen küchenmäßige Ausstattung eine nicht unwichtige Rolle übernimmt, liegt auf der Hand. Doch Sophie muss noch weitere Probleme meistern: die unerwarteten Überstunden ihres Mannes Peter bereiten ihr mehr und mehr Kopfzerbrechen. Auch dass er fest vereinbarte Termine nicht einhält, gibt ihr sehr zu denken. Die gemeinsame, jetzt zweijährige Tochter der beiden, Lisa, ist an den Besuch einer Kita zu gewöhnen und über allem stehen dann noch Umbauarbeiten an, denn der ehemalige Pferdestall soll den bisherigen Räumlichkeiten des Cafés angegliedert werden, sodass mehr Gäste Platz finden können.
All dies findet in dem Roman Berücksichtigung. Kurze Kapitel mit ebenso kurzen aber sehr treffenden Überschriften, lassen immer wieder neue Blicke in diesen Trubel werfen. Dabei entfaltet ein leichter, authentischer, hinreißender und mitreißender Schreibstil eine regelrechte Sogwirkung, Seite um Seite umzublättern. Auch wenn der Titel auf Weihnachten hindeutet, so wird doch eher die Adventszeit in diesem Romangeschehen berücksichtigt. Und dies auf eine sehr treffende Weise. Da entfaltet sich beim Lesen diese bekannte und besondere Vorweihnachtsatmosphäre und man hat schon mal selbst den Duft in der Nase, der sich aus dem Gelesenen ergibt.
Auch wenn viele heitere und amüsante Stellen in dem Roman vorhanden sind, so wartet er doch auch mit eher nachdenklichen Tönen auf. Wenn sich Sophie und ihre Freundin Leonie über einen freien Vormittag freuen, weil sie ihre Töchter betreut in Schule und Kita wissen, und sich trotzdem ein leichtes schlechtes Gewissen rührt – welche Eltern kennen dieses Gefühl nicht? Oder wenn Sophie mit der Weigerung weiterer Kita-Besuche durch Lisa konfrontiert wird und sie den Grund dafür herausfindet – eine Begründung, die sie auf wunderbare Weise zwar aus der Welt schaffen kann, die mich jedoch berührt und getroffen hat.
Für mich der erste Band über dieses liebenswerte Café. Aber auf keinen Fall der letzte. Wobei sich aus dem Romangeschehen durchaus Schwerpunkte für einen Folgeband ergeben könnten. Gibt es doch bereits dezente Hinweise und Entwicklungen, die sich durchaus zu einer neuen Geschichte entwickeln könnten. Auf alle Fälle einige vielversprechende Entdeckungen während der Lesereise durch diesen Roman.

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Veröffentlicht am 05.10.2022

Pinienduft im Hotel Toscana Mare

Pinienduft im Hotel Toscana Mare (Verliebt in Italien)
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Emilia, privat und beruflich mit großen Hoffnungen unterwegs, muss praktisch über Nacht eine große berufliche Enttäuschung verkraften. Doch damit nicht genug, steht diese doch in direktem Zusammenhang ...

Emilia, privat und beruflich mit großen Hoffnungen unterwegs, muss praktisch über Nacht eine große berufliche Enttäuschung verkraften. Doch damit nicht genug, steht diese doch in direktem Zusammenhang mit ihrer großen Liebe und Emilia ergreift die Flucht. Sie flüchtet aus der Beziehung und aus ihrem aktuellen Beschäftigungsort. Sie will weg – ganz weit weg und nimmt das Angebot, ein von der Geschäftsleitung bereits vor vielen Jahren erworbenes Grundstück nebst den darauf befindlichen Gebäuden einer ehemaligen Winzerin in ein schickes kleines Boutique-Hotel umzuwandeln.
Emilia, dank einer langjährigen Freundschaft mit einer gleichaltrigen Halbitalienerin, der italienischen Sprache mächtig und eine große Leidenschaft für Italien besitzt, wird bereits kurz nach ihrer Ankunft in der Toskana auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Handelt es sich doch um bereits seit Jahrzehnten leerstehende Gebäude und ein restlos verwildertes Grundstück. Für die Verwirklichung ihres Auftrags ist sehr viel Kreativität erforderlich nebst sehr vielen Renovierungs- und Bauarbeiten. Als wäre dies nicht bereits genug, gestalten sich die ersten Kontakte mit dem Gebäudeverwalter alles andere als angenehm. Doch auch Emilia ist das Glück hold: findet sie doch in dem nächsten Dorf eine warmherzige und verständnisvolle Freundin in Letizia, der Betreiberin einer Gaststätte. Sie steht Emilia im weiteren Verlauf der Baumaßnahmen mit einem großen Bekannten- und Freundeskreis unterstützend zur Seite.
Emilia muss sich darüber hinaus mit zwei weiteren interessanten Personen auseinandersetzen: Nachbar Giampaolo, der ein lebenslanges Wohnrecht in einem der Gebäude auf dem Grundstück besitzt und den Umbau von Anfang an sabotiert. Und Aurelio, ein begnadeter Gitarrenspieler, der nicht viel von sich preisgibt und den ein Geheimnis zu umgeben scheint.
Dieser liebens- und lesenswerte Roman stellt eine wunderbare Auszeit zum Entspannen und Träumen dar. Der Autorin gelingt es meisterhaft, das besondere Flair der Toskana einzufangen und darzustellen. Einmal mit Emilia dort angekommen, fühlt man sich gleich wohl und genießt lesend die Luft, den Duft, die beschriebenen landestypischen Gerichte und fühlt sich umgeben nicht nur von der toskanischen Sonne, sondern vor allem auch von der liebevollen Gastfreundschaft Letizias. Darüber hinaus gelingt es sehr überzeugend und nachvollziehbar, die Gedanken- und Gefühlswelt Emilias, aber auch ihr Wachsen an Herausforderungen und ihre Wandlung hin zu mehr Gelassenheit, Vertrauen aber auch Durchsetzungsvermögen, darzustellen. Dies ganz besonders im Rahmen ihrer Auseinandersetzungen mit Giampolo. Berührend zu lesen, wie sie langsam beginnt, die Steine in der Beziehung zu ihm aus dem Weg zu räumen und sich ihm endlich auf eine sehr empathische Art zu nähern weiß. Und erkennt, welch großartiger Mensch hinter der von Giampolo aufgebauten Maskerade steckt.
Ein leichter, erfrischender und liebevoller Wohlfühlroman mit einem garantierten Urlaubsfeeling. Aber auch mit einem unerwarteten Tiefgang, der berührt und fesselt.

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Veröffentlicht am 29.09.2022

Ein verheißungsvoller Titel, doch dunkle Wolken nähern sich

Kinderklinik Weißensee – Tage des Lichts (Die Kinderärztin 3)
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Im nunmehr dritten Band um die beiden verwaisten und in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsenen Schwestern Marlene und Emma setzt sich die Autorin mit Hilfe dieser beiden fiktiven Personen auch mit den ...

Im nunmehr dritten Band um die beiden verwaisten und in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsenen Schwestern Marlene und Emma setzt sich die Autorin mit Hilfe dieser beiden fiktiven Personen auch mit den Ereignissen und Entwicklungen auseinander, die diese Jahre prägten. Dabei finden nicht nur gesellschaftliche und politische Aspekte wie die Berufstätigkeit einer verheirateten Frau und Mutter, sondern auch die Weltwirtschaftskrise und deren Folgen wie Arbeitslosigkeit und Armut eine realistische Berücksichtigung. Und nicht zu vergessen: der sich bereits abzeichnende Aufstieg der NSDAP. Aber auch ein besonderes, wichtiges und bahnbrechendes medizinisches Forschungsergebnis erhält eine tragende Rolle: die Entdeckung des Penicillins.
Marlene und Emma, beide verheiratet und nach wie vor tätig zwar in unterschiedlichen Berufen, jedoch beide zum Wohl der Menschen ausgerichtet: Marlene, als Kinderärztin und Emma als Kinderkrankenschwester. Ihr Beruf ist zugleich ihre Berufung. Doch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gestaltet sich zunehmend schwieriger. Wobei Emma durch ihre beiden Kinder, und dabei vor allem durch Theodor, ihren erstgeborenen Sohn, mit ganz anderen Problemen konfrontiert wird als Marlene, die noch immer auf die Erfüllung des gemeinsamen Kinderwunsches mit ihrem Ehemann hofft.
Und wieder ist es der Autorin gelungen, Emma und Marlene mit ihren Wünschen aber auch ihren der damaligen Zeit entsprechenden Problemen auf sehr verständliche und nachvollziehbare Weise darzustellen. Es gelingt leicht, sich mit ihnen zu identifizieren und in die damaligen Verhältnisse abzutauchen. Dabei überzeugen beide aber auch durch die sehr empathisch gestaltete Charakterisierung, wodurch ihre Gefühle gerade in persönlich sehr belastenden Situationen sehr transparent werden.
Neben einer hervorragend gestalteten geschichtlichen Zeitreise nimmt gerade die Beschreibung der jeweiligen persönlichen Lebenswege, verknüpft mit unterschiedlichen Problemen, deren Verarbeitung bzw. Lösung, gefangen, sodass sich erneut ein fesselnder, abwechslungsreicher aber auch informativer Lesegenuss ergibt. Gut zu wissen, dass ein letzter Folgeband in Aussicht ist.

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