Profilbild von Eliza

Eliza

Lesejury Star
offline

Eliza ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Eliza über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.10.2022

Schottland meets Japan

Singleton Soul
0

Viel schottisches Flair mit japanischen Eigenarten sind eine gute Grundlage für eine neue Krimireihe. Ich bin gut unterhalten worden. In der Handlung geht es um Rowan Lockharts, welche nach einem langen ...

Viel schottisches Flair mit japanischen Eigenarten sind eine gute Grundlage für eine neue Krimireihe. Ich bin gut unterhalten worden. In der Handlung geht es um Rowan Lockharts, welche nach einem langen Auslandsaufenthalt in Japan in ihre Heimat nach Edinburgh zurückkehrt. Sie eröffnet ein Detektivbüro und erhält nach wenigen Tagen einen mysteriösen Brief mit dem Auftrag die Ehefrau eines Militärangehörigen zu überwachen. Kurze Zeit später wird der mysteriöse Auftraggeber leblos aufgefunden. War es Selbstmord? Oder steckt gar eine internationale Verschwörung dahinter? Mithilfe ihres alten Freundes Bill Wallace von der Polizei Edinburgh nimmt Rowan die Verfolgung der Spuren auf. Wird sie es schaffen die Täterin oder den Täter ausfindig zu machen?

Die Hauptdarstellerin ist eine sehr toughe, fast maskulin anmutende, Frau. Obwohl sie ihre weiblichen Reize einzusetzen weiß, wirkt sie in vielen Situationen sehr abgeklärt und ruhig. Durch jahrelanges Kampfsporttraining in ihrer früheren Wahlheimat Japan ist sie körperlich sehr fit und weiß ihre Fähigkeiten in Gefahrensituationen gut einzusetzen. Trotz einer gewissen Sympathie für diesen Charakter empfand ich Rowan als zu „übermenschlich“ dargestellt. Alles gelingt ihr und sie weiß sich aus allen Situationen zu befreien. Dies war mir etwas too much. Als Nebendarsteller können Bill Wallace, sowie der ehemalige Söldner Lennox genannt werden. Gerade Lennox hat mir sehr gut gefallen. Er ist der Antiheld in der Story und den Lesern ist nicht so ganz klar auf welcher Seite er stehen könnte, was mir gut gefallen hat. Der Aufbau der Handlung ist stringent und wird nur durch wenige Zeitsprünge in die Vergangenheit von Rowan unterbrochen, was aber für den Lesefluss keine wesentliche Bedeutung hat. Der Schreibstil ist flüssig, dialogorientiert und gut lesbar. Als Besonderheiten in dem Roman ist ein Glossar über die vorkommenden schottischen und japanischen Begrifflichkeiten zu nennen. Das Fazit ist positiv. Der Krimi ist gut und kurzweilig geschrieben. Einzig und allein die etwas zu „heldenhaft“ agierende Hauptdarstellerin könnte dabei etwas menschlicher charakterisiert werden. Aber für Anhänger Schottlands und generelle Krimifans kann ich diesen Roman durchaus empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.10.2022

Eine bewegende Geschichte im zerstörten Köln

Trümmermädchen
0

Lange lag das „Trümmermädchen“ auf meinem virtuellen SUB, völlig zu Unrecht, denn es ist ein ganz wunderbares Buch.

Mit Mittelpunkt der Erzählung stehen Anna und Marie, die beiden Frauen bleiben im Krieg ...

Lange lag das „Trümmermädchen“ auf meinem virtuellen SUB, völlig zu Unrecht, denn es ist ein ganz wunderbares Buch.

Mit Mittelpunkt der Erzählung stehen Anna und Marie, die beiden Frauen bleiben im Krieg in Köln zurück. Sie müssen dabei sich und die ihnen anvertraute Bäckerei allein durchbringen. Der 2. Weltkrieg und der Wiederaufbau Kölns, sowie die Hungerjahre sind die beherrschenden Themen des Romans. Die Lebensmittelknappheit macht den Menschen sehr zu schaffen, sodass sogar der Kölner Kardinal das „Fringsen“ mehr oder weniger erlaubt.

Der Fokus des Romans liegt eindeutig auf den „kleinen“ Leuten, sie stehen im Mittelpunkt der Erzählung von Lilly Bernstein. So auch die Kinder, die sich in den Trümmern allein durchschlagen, weil sie die Mütter im Bombenhagel verloren haben und die Väter noch nicht zurückgekehrt sind.

Man merkt der plastischen Beschreibung an, dass die Autorin mit Backwaren sehr vertraut ist, sie kommt aus eine Bäckersfamilie und so erfährt man viel Wissenswertes über dieses großartige Handwerk.

Die Figuren sind sehr liebevoll gezeichnet, man würde am liebsten Anna und Marie helfen. Gerade weil man merkt, dass es der „Büll“ nicht gut mit ihnen meint. Er ist die Antifigur in diesem Roman, der fettleibige, korrupte und frauenverachtende Mann, der sich sogar an kleinen Mädchen vergeht.

Der Roman wird stringent erzählt, es finden einige kleine Zeitsprünge statt, diese fallen aber nicht großartig ins Gewicht. Die Erzählperspektive ist wechselnd zwischen den Hauptfiguren und gestaltet somit den Roman lebendiger und vielschichtiger.

Der Schreibstil der Autorin ist gut und flüssig zu lesen. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht mit Anna und Marie durch Köln zu streifen, eine Stadt, welche ich durch mein Studium ebenfalls sehr gut kenne. Man merkt hier eindeutig, die Liebe zum Detail, sodass es auch eine Hommage an die Stadt ist.

Ich freue mich nun noch mehr auf das „Findelmädchen“ in dem uns Lilly Bernstein wieder mit nach Köln nimmt und wir diesmal im Jahr 1955 angekommen sind.

Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für dieses Buch!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.10.2022

Eine Frau zwischen Vergangenheit und Zukunft

Die Hafenärztin. Ein Leben für die Freiheit der Frauen (Hafenärztin 1)
0

Kann „Die Hafenärztin“ mit der „Hafenschwester“ mithalten? Dies war die Frage, die ich mir lange gestellt habe und was mich zuerst davon abgehalten hat, das Buch lesen zu wollen. Ich bin bekanntermaßen ...

Kann „Die Hafenärztin“ mit der „Hafenschwester“ mithalten? Dies war die Frage, die ich mir lange gestellt habe und was mich zuerst davon abgehalten hat, das Buch lesen zu wollen. Ich bin bekanntermaßen ein Fan der Reihe um die Hafenschwester Marthe von Melanie Metzenthin. Zwar liegt der Schwerpunkt von der Hafenärztin Anne Fitzpatrick eher auf den Kriminalfällen, doch leider war der Auftakt der neuen Saga erst ab der Mitte so richtig spannend und mitreißend.

Henrike Engel hat zweifellos mit Anne Fitzpatrick eine beeindruckende Persönlichkeit geschaffen, welche mir sehr gefällt und die auch über weite Strecken gut agiert. Ihr Gegenpart ist der Kommissar Berthold Rheydt. Dieser hat sowohl Frau als auch Sohn verloren und widmet seine ganze Kraft dem Verbrechen und seiner Leidenschaft dem Fußball. Als Dritte im Bunde spielt die Pfarrerstochter Helene Curtius eine entscheidende Rolle. Sie kämpft für mehr Selbstbestimmung, findet die Hauswirtschaftsschule überflüssig und würde viel lieber Lehrerin werden.

In der ersten Hälfte des Romans plätschert die Geschichte ein wenig dahin, es war interessant zu lesen, aber gepackt hat mich die Geschichte erst in der zweiten Hälfte. Auch die Protagonisten konnte ich in der Mitte des Buches besser fassen. Gerade mit Helene hatte ich am Anfang so meine Schwierigkeiten, da sie mir ein wenig zu naiv und unbedarft war.

Weitere Themen des Romans sind die Frauenbewegung und die aufkommenden Techniken in der modernen Kriminalistik. Es gibt auch einige sehr interessante Passagen über den Fußball, die ich als Nicht-Fußball-Fan gerne gelesen habe.

Der Aufbau der Geschichte ist stringent und nur mit kleinen Zeitsprüngen versehen. Die Erzählperspektiven wechseln zwischen den drei Hauptfiguren hin und her, der Fokus liegt aber bei Anne Fitzpatrick.

Der Erzählstil der Autorin nimmt immer mehr Fahrt auf, bevor es am Ende zu einem Showdown kommt, der meiner Meinung nach etwas überhastet und zu sehr gewollt war. Der Fall war dann auf einmal sehr schnell geklärt. Der Schreibstil ist gut und leicht zu lesen, Dialoge und erzählende Passagen ergänzen sich gut und sorgen für einen angenehmen Lesefluss.

Insgesamt hat der Roman mit aber gut gefallen, da ich bei Erstlingen bekanntermaßen ein Auge zudrücke und nicht allzu streng bin. Ein Roman für alle die gerne einen historischen Kriminalfall in Hamburg anno Domini 1910 lesen möchten und sich für die Anfänge der Kriminalistik begeistern können. Band 2 „Die Hafenärztin – Ein Leben für das Glück der Kinder“ ist im Mai 2022 erschienen und ich werde die Geschichte weiterverfolgen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.10.2022

Kann Syndicat Familie bedeuten?

Blutgold
0

Düster, spannend und mit der Botschaft versehen was „Familie“ wirklich bedeutet lässt sich dieser Roman gut zusammenfassen. Ich bin von der Geschichte um das Syndicat der Familie Sass gut unterhalten worden. ...

Düster, spannend und mit der Botschaft versehen was „Familie“ wirklich bedeutet lässt sich dieser Roman gut zusammenfassen. Ich bin von der Geschichte um das Syndicat der Familie Sass gut unterhalten worden. Die Geschichte spielt in Berlin um die Zeit der Jahre 1918 bis 1921, welche gerade politisch aber auch gesellschaftlich ziemlich turbulent waren. Die vier Brüder Max, Georg, Erich und Franz Sass versuchen sich durch kleine „Gaunereien“ am Leben zu erhalten. Die Zeit ist hart und das politische Gebilde in Deutschland ist sehr fragil. Plötzlich geschieht ein Mord und später werden Rosa Luxemburg sowie Karl Liebknecht in Berlin getötet. Die Sass-Brüder merken schnell, dass sie nur gemeinsam diese Zeit überstehen können. Alsbald werden sie in die politischen Geschehnisse hineingezogen. Werden sie es schaffen zu überleben?

Gerade Franz Sass hat mir in diesem Roman sehr gut gefallen. Er ist zwar weniger körperlich agil aber agiert als „Gehirn“ der Organisation im Hintergrund. Stets bemüht das Große zu sehen überzeugt er mit einer Kühle in der Hitze des oft sehr skrupellosen Alltags im Berlin der 20iger Jahre. Neben seinen Brüdern sind seine Tante Antonia „Toni“ Sass, sowie die junge Russin Jekaterina Romanova zu nennen. Gerade Toni Sass überzeugt als starke Frau in einer oft noch sehr patriarchischen und machoartigen Gesellschaft. Sie ist die eigentliche Chefin des Syndicats und versucht die „Familie“ zusammenzuhalten. Dabei trägt sie oft das Herz am rechten Fleck. Der Aufbau der Geschichte ist sehr stringent und wird nicht durch Zeitsprünge unterbrochen. Der Schreibstil des Autors ist sehr dialogorientiert, mit viel Berliner-Dialekt versehen und sehr gut lesbar. Der Autor hat es geschafft die Stimmung dieser Zeit in seine Sprache einfließen zu lassen. Ich war als Leser außerordentlich tief in der Handlung und konnte die Härte, aber auch die politischen Verwerfungen sehr gut nachvollziehen. Ebenso hat mir die Nähe der Fiktion zu den realen Begebenheiten gefallen. Die Berliner Ringvereine waren in den 20iger Jahren ein Teil des dunklen Gesellschaftsleben und Diebstahl und Betrug waren an der Tagesordnung. Auch die politische Spaltung der Gesellschaft ist in diesem Roman historisch gut belegt dargestellt worden. Als Zielgruppe des Romans kommen sowohl Männer als auch Frauen in Betracht. Ich bin sehr zufrieden dieses Buch gelesen zu haben und kann es uneingeschränkt allen Freunden der 20iger Jahre wärmstens empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.10.2022

Melancholie in Schweden

Die Tote im Sturm - August Strindberg ermittelt
0

Mit einer Portion Melancholie und Dramatik habe ich den ersten Band von August Strindberg gelesen. Ich bin insgesamt gut unterhalten worden. In der wesentlichen Handlung geht es um dem ehemaligen Banker ...

Mit einer Portion Melancholie und Dramatik habe ich den ersten Band von August Strindberg gelesen. Ich bin insgesamt gut unterhalten worden. In der wesentlichen Handlung geht es um dem ehemaligen Banker August Strindberg, welcher sich vom Großstadtleben in Stockholm verabschiedet hat und sich nun in der west-schwedischen Provinz ein neues Leben aufbauen möchte. Plötzlich verschwindet eine Lehrerin an der lokalen Schule. Die Polizei tappt im Dunklen. August, welcher ein persönliches Interesse an der Polizistin Maria hegt, beginnt recht bald auf eigene Faust zu ermitteln. Plötzlich passiert ein Ereignis was ihn bis ins Mark erschüttert. Wird er es schaffen seinen Frieden zu finden?

Der Hauptdarsteller ist ein ruhiger in sich gekehrter Mann, welcher seine Ruhe haben möchte. Er hat sich bewusst gegen das hippe Großstadtleben und für eine Lebensumgebung in der Provinz entschieden. Dabei überzeugt er durch seine Ruhe und Beharrlichkeit und weiß gut mit Menschen umzugehen. Als wesentliche Nebendarsteller der Handlung können die Polizistin Maria Martinsson, das Ehepaar Lindgreen mit ihrem Sohn Karl, sowie das Ehepaar Erikson mit ihrem Sohn Isak genannt werden. Dabei empfand ich gerade Karl als eine interessante Nebenfigur dessen Rolle erst im Laufe der Handlung so richtig Fahrt aufnimmt. Maria war mir allerdings charakterlich zu schwach dargestellt. Für eine Polizistin hätte ich mir mehr Selbstbewusstsein und Mut gewünscht. Der Aufbau der Story ist stringent und wird durch keine Zeitsprünge unterbrochen. Die Handlung der Geschichte spielt im September der heutigen Zeit und ist somit gut nachvollziehbar. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, dialogorientiert und sehr gut in das Deutsche übersetzt worden. Mein größter Kritikpunkt ist die Langatmigkeit in manchen Erzählpassagen. Ich hätte mir insgesamt eine etwas prägnantere und zielorientierte Erzählung gewünscht, was aber vielleicht auch Geschmacksache ist. Das Fazit ist trotzdem insgesamt noch positiv. Spannend und mit einer interessanten Wendung versehen ist dieser Krimi durchaus zu empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere