Bedingungsloses Grundeinkommen zum Bedingungslosen Glück?
FreiheitsgeldDeutschland im Jahr 2064: Kaum ein Mensch geht notwendigerweise einer Tätigkeit nach. Klingt dies nach einer futuristischen Traumwelt? Die aktuellen politischen Debatten legen allerdings nahe, dass dieses ...
Deutschland im Jahr 2064: Kaum ein Mensch geht notwendigerweise einer Tätigkeit nach. Klingt dies nach einer futuristischen Traumwelt? Die aktuellen politischen Debatten legen allerdings nahe, dass dieses Szenario durchaus Realität werden könnte. Ich war von der Grundidee des Romans sehr angetan, wobei ich mit der Umsetzung nur mittelmäßig zufrieden bin.
In der Story geht es um Deutschland im Jahr 2063 bzw. 2064 indem ein sogenanntes Freiheitsgeldes (so ähnlich wie das heute bereits diskutierte Bedingungslose Grundeinkommen) dafür sorgt, dass die aktive Mehrzahl der Bevölkerung keiner geregelten sozialversicherungs-pflichtigen Tätigkeit mehr nachgeht. Wer dennoch arbeiten möchte wird über den Betrag des Freiheitsgeldes steuerlich kräftig belastet. Die Geschichte spielt in verschiedenen Handlungs-strängen in der Ruhrstadt (das ehemalige Ruhrgebiet) und zeigt den Alltag von verschiedenen Personen zu dieser Zeit. Da ist zum einen der Polizist Ahmad Müller, welcher aufgrund der beruflichen Perspektive von der Steuerfahndung zur Kriminalpolizei wechselt. Er wird im Laufe der Romanerzählung mit den weiteren Protagonisten, namentlich Valentin, sowie dem ehemaligen Physiotherapeuten Kilian und seiner Familie konfrontiert. Plötzlich treten Todesfälle auf, welche sich so schnell nicht erklären lassen. Hat das Freiheitsgeld seine Grenzen oder ist der eigentliche Feind gar unsichtbar?
Ahmad Müller ist ein junger Mann, welcher den Traum eines Polizisten lebt. Er möchte sich in die Gesellschaft einbringen und bewahrt auch in brenzligen Situationen stets die Ruhe. Als weiter wesentliche Nebendarsteller, neben den bereits oben beschriebenen Figuren Kilian und Valentin, ist noch der Kriminalkommissar Pfenning zu nennen. Pfenning ist ein notorischer Draufgänger und Frauentyp. Ich empfand ihn als zu überzeichnet, obwohl ich manchmal bei seinem Verhalten etwas schmunzeln musste.
Einer der Hauptkritikpunkte an dem Roman ist die Ausarbeitung der Charaktereigenschaften der einzelnen Protagonisten und Protagonistinnen. Mir waren diese oft zu überzeichnet und oberflächlich dargestellt. Teilweise kam mir das Verhalten in dem Beziehungsgeflecht einzelner Personen untereinander sehr infantil vor. Am Ende war trotz großer Meinungsverschiedenheiten alles wieder in Ordnung. Dies war mir in manchen Passagen zu nuanciert dargestellt.
Der Aufbau der Geschichte ist stringent und wird nicht durch große Zeitsprünge unterbrochen. Die Handlung spielt in Deutschland im Jahr 2064 und ist somit gut einordbar. Der Schreibstil des Autors ist flüssig und sehr dialogorientiert. Ein weiterer Kritikpunkt ist das vorhersehbare Ende des Romans bzw. die Auflösung am Ende. Gerade am Ende hätte ich mir einen interessanteren Turn bzw. endlich mal etwas „Gegenwehr“ der einzelnen Protagonisten gewünscht. Positiv anzumerken sind die guten, innovativen und sehr realistischen Ideen, wie ein Deutschland in der Zukunft vielleicht ausschauen könnte. Ich konnte die einzelnen „Denkansätze“ sehr gut nachvollziehen und denke das diese durchaus in dreißig Jahren so sein könnten. Mein Fazit ist demnach sehr zwiegespalten. Eine gute Idee mit teilweise sehr guten Ansätzen wurde durch sehr oberflächliche Figuren und einer mäßigen Story leider doch zunichte gemacht.