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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.10.2022

Bewegend, atmosphärisch und anrührend.

Das Leuchten der Rentiere
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Winter 2008: Elsa, damals neun Jahre, wird Zeugin einer Grausamkeit, die sie ihr ganzes Leben lang nicht mehr loslässt. Sie erkennt den Mörder, der für den sinnlosen Tod eines unschuldigen Renkalbs aus ...

Winter 2008: Elsa, damals neun Jahre, wird Zeugin einer Grausamkeit, die sie ihr ganzes Leben lang nicht mehr loslässt. Sie erkennt den Mörder, der für den sinnlosen Tod eines unschuldigen Renkalbs aus der Zucht ihrer Eltern verantwortlich ist, doch schweigt. Denn wenn sie ein Wort über ihn verliert, wird auch sie sterben.
Von da an setzt sich das Mädchen, das zu dem „samischen Volk“, dem letzten Indigenen Europas, gehört, für die Gerechtigkeit und die Rentiere ein.

Denn Wilderei sowie taube Ohren der Behörden sind in diesem Umfeld genauso selbstverständlich, wie altbewährte Traditionen und eigenbrötlerische Verhaltensweisen der erwachsenen „Samen“.
Neben all der Ungerechtigkeit wird auch der Klimawandel thematisiert, der bei der Rentierzucht, eine der Lebensgrundlagen des Volkes, eine wichtige Rolle spielt. Hinzu kommen authentische Einblicke und Hintergrundinformationen über das Leben der indigenen Menschen.

Ann-Helén Laestadius schreibt in einer ruhigen und einnehmenden Art, erzählt von langen Wintern und einer, für uns weit entfernten, Gemeinschaft. Von Wilderei, alten Riten und Verzicht, von Ungerechtigkeiten und Tod. Obwohl sich die Spannung samt Veränderungen erst im weiteren Verlauf zeigt, der Fokus eher auf den Schilderungen der extremen Umstände liegt, schafft es die Autorin das Interesse durch malerische und bewegende Schilderungen aufrechtzuerhalten. Psychische Gewalt und Tierquälerei entfachen ebensolche Wut wie das nicht vorhandene Interesse der Behörden. Elsas Weg, ihre Entwicklungen und der wachsende Mut sind beeindruckend und betrachten wir das Nachwort, das auf die Realität dieses Romans verweist, hinterlässt „Das Leuchten der Rentiere“ einen faden, schockierenden Beigeschmack.

Ich bin dankbar für diesen Roman, zeigt er doch das Leben im hohen, kalten Norden auf eine echte Weise ohne verklärte Romantik.

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Veröffentlicht am 01.10.2022

Eine besondere Freundschaft...

Feather & Rose, Band 1: Ein Sturm zieht auf (geheime Elemente-Magie an einer Eliteschule ab 10 Jahren)
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„Feather & Rose. Ein Sturm zieht auf“ ist Band eins der neuen Urban-Fantasy Dilogie von Claudia Siegmann und erzählt den Beginn einer intensiven Mädchen-Freundschaft, die Eingewöhnung auf einem besonderen ...

„Feather & Rose. Ein Sturm zieht auf“ ist Band eins der neuen Urban-Fantasy Dilogie von Claudia Siegmann und erzählt den Beginn einer intensiven Mädchen-Freundschaft, die Eingewöhnung auf einem besonderen Internat und von zauberhaften Kräften.


Als Feathers Wut sich in einem beeindruckenden Sturm entlädt, bringt ihr Papa sie kurzentschlossen auf die Wingdale Academy — eine geheime Eliteschule für Magiebegabte.

Zu Beginn lernen wir Feather kennen, erfahren wichtige Dinge über ihr Leben und ihre Verluste, die den unbeherrschten Zorn, ihr Gefühlschaos erklären. Mit dem Wechsel des Settings greift die Autorin eine altersgerechte, typische Academy-Atmosphäre auf, die durch klassische Zickereien unter MitschülerInnen sowie schwierige Lehrer, Fehlverhalten und Unzufriedenheit untermauert wird. Auch Silver, der Junge, der Feathers Herz höher schlagen lässt, stellt das Mädchen vor Probleme …
In Rose findet Feather eine stimmige Ergänzung, die, ebenso wie die innige Beziehung zu ihrem Vater, sehr ausdrucksstark zur Geltung kommt, sich nachvollziehbar und echt aufbaut.

Band eins der Dilogie ist hauptsächlich ein Kennenlernen und Zurechtfinden, zeigt die Entwicklung einer wundersamen Freundschaft und gibt Einblicke in die Elementarmagie. Claudia Siegmann schreibt der Zielgruppe angemessen, vorstellbar und detailliert.
Humor und ein spannendes, offenes Ende lassen auf den zweiten Band, der im April erscheinen soll, hinfiebern.

Dieses Kinder-&Jugendbuch kommt sowohl innerlich wie äußerlich liebevoll gestaltet daher, und beschert jedem, der sich an der Wingdale Academy einschreibt, um Feather & Rose zu begleiten, unterhaltsame Lesestunden.

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Veröffentlicht am 19.09.2022

Gutes Weltraumabenteuer.

Interspace One
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„Interspace One“ ist kein Roman, zudem ich üblicherweise gegriffen hätte, aber für mich ist es unerlässlich, hin und wieder eigene Komfortzonen zu verlassen.

Der Klappentext zum neusten Werk des erfolgreichen ...

„Interspace One“ ist kein Roman, zudem ich üblicherweise gegriffen hätte, aber für mich ist es unerlässlich, hin und wieder eigene Komfortzonen zu verlassen.

Der Klappentext zum neusten Werk des erfolgreichen Autors Andreas Suchanek assoziiert eine spannende Mörderjagd in fremden Sphären, ungeahnte Bedrohungen und einen verzweifelten Kampf ums Überleben — und um die Heimreise.

„Interspace One“ beginnt mit einem Einstieg, der den Leser die Möglichkeit verschafft, sich mit Charakteren und aktuellen Gegebenheiten vertraut zu machen und sogleich Fragen und Mutmaßungen aufwirft. Die Suche nach demjenigen, der für Leiche und Sabotage verantwortlich ist, steht bei dem rasanten Verlauf nicht durchgängig im Vordergrund.

Andreas schreibt einfach und trotz verschiedener Handlungsstränge gelingt es problemlos, dem Verlauf zu folgen, denn die Anzahl der „getunten“ Protagonisten ist übersichtlich. Alle der fünf erwachten Mitglieder der EXPO-EA-93 erhielten eine eigene Geschichte samt Motivationen, mich konnte die Ausarbeitung der unterschiedlichen Figuren dennoch emotional nicht überzeugen.

Ereignisse, Gefahren und Twists reihen sich aneinander, Lücken werden mit interessanten Themen, wie dem Klonen, welches eine tolle Grundlage für (eigene) Diskussionen bildet, und Zukunftsvorstellungen gefüllt. Szenen und das allgemeine Setting waren vorstellbar geschildert, aber die Masse an technischen Begrifflichkeiten, detaillierten Erklärungen und einigen Tippfehler dämpfte öfter meine Aufmerksamkeit.

Wer denkt, dass mit der Identifizierung des Mörders die schwierigste Hürde gemeistert wurde, irrt. Commander Liam und seine Crew müssen ihre Mission erfüllen, eine Lösung für ihre Heimreise finden und sich gegen die Gefahren dieses Planeten stellen — und hier warten etliche Überraschungen.
Was in diesem Roman lauert beschert unangenehme Gefühle, Anspannung und Ungewissheit weichen nur selten kurzweiligem Durchatmen.

Fremde Wesen, ein gut inszenierter Schauplatz und ein Verlauf, der nacheinander Twists abfeuert, fesseln trotz einiger Schwächen an dieses Weltraumabenteuer.

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Veröffentlicht am 15.09.2022

Guter Auftakt, der Lust auf mehr macht.

Time Travel Academy 1. Auftrag jenseits der Zeit
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„Time Travel Academy: 1. Auftrag jenseits der Zeit“

Zeitreisen und eine Academy — manchmal braucht es nicht mehr, um mein Interesse zu wecken.

Hinter dem tollen Cover von Melanie Korte verbirgt sich ...

„Time Travel Academy: 1. Auftrag jenseits der Zeit“

Zeitreisen und eine Academy — manchmal braucht es nicht mehr, um mein Interesse zu wecken.

Hinter dem tollen Cover von Melanie Korte verbirgt sich die Geschichte von Max. Nach einem starken Prolog lernen wir den Jungen kennen und versuchen herauszufinden, was es mit der „goldenen Einladung“, die seine Eltern vehement verstecken, auf sich hat. Als er hinter das Geheimnis kommt, eröffnet sich eine Welt, die puren Unglauben weckt — das Abenteuer beginnt. Und zwar auf der »Time Travel Academy« .

Typisch für einen Reihenauftakt liegt das Hauptaugenmerk auf der Einführung in die herrschenden Gegebenheiten, dem Handlungsort und den Charakteren, die ich wirklich interessant finde. Der Aufbau gelang Julia K. Stein und Stefanie Hasse gut, war ausreichend in Anbetracht der Zielgruppe — Kinder ab 10 Jahren —, wenn mir selbst an der einen oder anderen Stelle die Tiefe fehlte. Auch hatte ich ab und zu das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Die Autorinnen sprechen den Leser direkt an, nehmen ihn mit und binden ihn ein, was dazu führt, dass man sich mit dem Protagonisten identifizieren, sich hineinversetzen kann. Max Selbstzweifel, seine Unsicherheiten sind jedoch durchweg präsent, wiederholen sich. Hier fehlte es mir an einer Entwicklung.

Die verschiedenen Figuren, samt der zauberhaften Pickles, bringen Abwechslung ins Geschehen, lernen sich kennen und halten, trotz ihrer individuellen Charakterzüge sowie Interessen, wunderbar zusammen. Der stellenweise trockene, sarkastische Ausdruck, mit dem Max erzählt, sorgt für lockere, humorvolle Lesestunden. Störend, wenn nicht gar nervig, fand ich jedoch die in Klammern gesetzten Anmerkungen.

Ein schöner Auftakt, der neugierig macht, wie es weitergeht.

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Veröffentlicht am 12.09.2022

Facettenreich und unterhaltsam.

Spring Storm 1: Blühender Verrat
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Mit „Blühender Verrat“ gelang Marie Graßhoff ein interessanter Auftakt ihrer dystopisch-fantastischen Dilogie »Spring Storm«. Wir befinden uns in einer Welt, die ein Meteoriteneinschlag vor 32 Jahren weitreichend ...

Mit „Blühender Verrat“ gelang Marie Graßhoff ein interessanter Auftakt ihrer dystopisch-fantastischen Dilogie »Spring Storm«. Wir befinden uns in einer Welt, die ein Meteoriteneinschlag vor 32 Jahren weitreichend und nachhaltig zerstörte. Daraufhin dezimierten Kriege, entstanden aus Neid und Angst, die Menschheit, denn unerklärlicherweise brachte die Quellstrahlung „Cosmics“ hervor: Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten.

Die Academy of Cosmic Power bildet jene „besonderen Individuen“ aus, doch mit Cora wird nun der erste „Normalo“ angenommen. Denn an ihr war schon immer etwas eigenartig und anders.
Im Verlauf bekommen wir, neben Einblicken in die politische Situation der Erde, Gänsehaut verursachende Hintergründe über die 17-Jährige, vom Glück verfolgte Protagonistin, die ihrer Kindheit, Familie und ihrem Vertrauen beraubt wurde. Marie greift wichtige Momente aus Coras Vergangenheit auf, die den distanzierten, sarkastischen Ton, die Akzeptanz der Einsamkeit nachvollziehbar machen. Die Aufnahme an der Akademie soll ihr Gewissheit über sich selbst und einen Arbeitsplatz bringen, an dem sie Ruhe in den Quellbereichen finden kann.

„Dieser Ort wollte, dass man ihm Respekt zollte. Verlor man sich in seiner Schönheit, konnte sie sich gegen einen richten.“

Auch jene Kommilitonen, die zu Freunden und Verbündeten werden, erhalten eine greifbare, tragische Geschichte, geprägt von Verlusten, den düsteren Zeiten und Schuldgefühlen. Grade King bekam schnell meine Sympathie, konnte ich ihr Verhalten verstehen, hingegen betrachtete ich die vertrauensvollen Charaktere mit Vorsicht.
Seltsame Vorkommnisse und Angriffe, temporeiche, gefährliche Kämpfe geben der detailreichen Handlung immer wieder Antrieb, doch Ereignisse, die diese Signifikant von der Stelle bringen, finden wir erst in den letzten Kapiteln. Dennoch entweicht unterschwellig stetig Misstrauen, sei es bei Reden über Frieden, vagen Gleichheitsbekundungen oder argwöhnischen Verhaltenszügen, sodass ich von der einen oder anderen Enthüllung schier überrascht wurde. Die Stimmung war ebenso unberechenbar wie die gesamte Entwicklung der Geschichte, eingeschlossen den Reaktionen, Kräften und Intentionen der Figuren, denn Vorurteile und Hass wabern nicht nur unter den Menschen, sondern auch unter den Cosmics.

Eigentlich ist es unmöglich, die Gegebenheiten und Umstände zusammenzufassen, vieles wird freigelassen oder nur oberflächlich gestreift. Marie erschuf fantastische, kreative Orte, mit Bob einen leisen, wundersamen Helden und bildliche Szenarien – egal ob chaotisch, ruhig oder actionreich. Der Ausdruck war dem Alter der Charaktere passend, doch etwas mehr Abwechslung in den Formulierungen hätte dem Geschehen meiner Meinung nach gutgetan. So war es für mich ein leichter Jugendroman, dessen Erzählstil nicht dem komplexen, facettenreichen Setting entspricht, dem man aber unproblematisch folgen kann. Leider kamen die fantastischen Elemente, die Vielfalt und der Einsatz der Cosmic-Power zu kurz. Hervorzuheben ist die wunderschöne Innengestaltung samt liebevoll platzierter Illustrationen.

Trotz einiger Kritikpunkte hat Marie Graßhof einen Roman geschrieben, der mich faszinierte, ins aktuelle Zeitgeschehen passt und durch die verschiedenen Themen bewegt.

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