Profilbild von Igela

Igela

Lesejury Star
offline

Igela ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Igela über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.10.2022

WOW!

Happy New Year – Zwei Familien, ein Albtraum
0

Silvester 2018: Fredrik und Nina Andersson fahren mit ihren beiden Söhnen zu Freunden. Währenddessen feiert deren 17-jährige Tochter Jennifer mit ihrer Tochter Smilla und Freunden in ihrem Reihenhaus den ...

Silvester 2018: Fredrik und Nina Andersson fahren mit ihren beiden Söhnen zu Freunden. Währenddessen feiert deren 17-jährige Tochter Jennifer mit ihrer Tochter Smilla und Freunden in ihrem Reihenhaus den Jahreswechsel. Am nächsten Morgen ist Jennifer spurlos verschwunden! Sie hat die Party schon um 23.30 Uhr verlassen.

Nicht nur die Jennifers Familie wird in einen Strudel von Angst gerissen, sondern auch die Anderssons. Jahrelang ging Jennifer als beste Freundin von Smilla bei ihnen ein und aus und obwohl die beiden Familien sich in letzter Zeit voneinander entfernt hatten, ist die Sorge um Jennifer gross.




WoW! Was für eine Geschichte!

Sehr kurzweilig wird die Zeit vor der Party, während der Party und nach dem Verschwinden des Teenagers aus der Sicht von drei Figuren beschrieben. Hauptsächlich kommen Lollo, die Mutter von Jennifer und Fredrik und Nina, Smillas Eltern, zu Wort. In Ich Perspektive erzählen sie ihre Sicht auf die Ereignisse, was ich sehr abwechslungsreich empfand. Als Leser kriegt man Einblick in das Familienleben beider Familien bis und nachdem das Grauen, was das Verschwinden eines Teenagers mit sich bringt, Einzug hält.

In Kapiteln angenehmer Länge wird entweder die Handlung aus der Perspektive der drei oben erwähnten Figuren fortlaufend erzählt oder man liest über eine Situation aus der Sicht zweier Figuren. Damit zeigt die Autorin deutlich, wie verschieden dieselbe Situation von zwei unterschiedlichen Personen aufgefasst werden kann. Dieser Teil der Geschichte ist ebenso gut gelungen, wie die oft wie nebenbei fallen gelassenen Gedanken einer Figur zu einer anderen Person. Damit schraubte Malin Stehn ordentlich an meinem Gedankenkarussell und Mitte Buch habe ich buchstäblich jeden verdächtigt, etwas mit Jennifers Verschwinden zu tun zu haben. Denn auf die Identität, die die Autorin mir ab Mitte Buch buchstäblich vor die Nase gesetzt hat, bin ich nicht hereingefallen. Die war mir nämlich zu einfach gestrickt. Trotzdem wäre ich nie auf die Auflösung gekommen, die schlussendlich das Buch hat schlüssig enden lassen.

Den Schreibstil habe ich als klar und schnörkellos geschätzt. Es gibt ein paar Wechsel der Zeitebenen. Davon abgesehen wird die Story fortlaufend erzählt, was ich als wohltuend empfand. Malin Stehn versteht es sehr gut alltägliche Szenen zweier Familien mit einem Verbrechen zu vermischen, sodass es durchwegs spannend bleibt und man ordentlich rätselt, was geschehen ist.

Der Fokus der Geschichte liegt nicht hauptsächlich bei der Aufklärung. So agiert die Polizei nur am Rande. Das grosse Augenmerk wird auf die Reaktion des Umfeldes nach dem Verschwinden von Jennifer gelegt. So müssen zum Beispiel Lollo und Max erkennen, wie wenig sie über das Leben und die Gefühle ihrer Tochter wissen. Schuldgefühle und Schuldzuweisungen bleiben da nicht aus. Auch Smilla als beste Freundin von Jennifer fühlt sich schuldig und das reisst wiederum ihre Mutter Nina in einen Strudel der Angst. Sehr authentisch wurden diese Reaktionen eingeflochten und viele Male habe ich gedacht, dass ich genauso reagieren würde.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.10.2022

Das etwas andere Weihnachtsbuch!

Ein Alman feiert selten allein
0

Als Mitte September eine Weihnachtskarte eintrudelt und Elif mit 38 ihr völlig fremden Menschen in eine WhatsApp - Gruppe gesteckt wird, ahnt sie, dass die Weihnachtstage nicht so entspannt wie sonst ablaufen ...

Als Mitte September eine Weihnachtskarte eintrudelt und Elif mit 38 ihr völlig fremden Menschen in eine WhatsApp - Gruppe gesteckt wird, ahnt sie, dass die Weihnachtstage nicht so entspannt wie sonst ablaufen werden. Denn sie wird zum ersten Mal das Weihnachtsfest mit ihrem neuen Freund Jonas und seiner Familie verbringen. Die Neubauers sind besessen von Weihnachten und organisieren bis ins kleinste Detail das Fest der Liebe.

Elif, die bisher mit ihren Eltern und der Schwester zwar Weihnachten gefeiert hat, muss sich eingestehen, dass ihre bisherigen Weihnachten bloss "Pseudo Weihnachtsfeste" waren.






Der Buchtitel sagt schon viel aus. Die Autorin wuchs als Kind türkischer Einwanderer in Heidelberg auf und nimmt nicht nur die deutsche Weihnachtstradition, sondern auch die Neugier und Skepsis gegenüber dieser aus der Sicht von türkischstämmigen Menschen auf. Genau wie die Protagonistin Elif hat auch die Autorin Weihnachtfeste in Deutschland in der Familie ihres Mannes kennengelernt. Durch das Resultat dieser Erfahrungen habe ich mich durch geschmunzelt. Mit sehr feinem Humor und einer Prise Ironie hangelt sich die Protagonistin Elif durch das erste Weihnachtsfest mit ihrem Freund Jonas und seiner biederen Familie. Eine WhatsApp - Gruppe, die im September erstellt wird und die Planung des Weihnachtsfestes erleichtern soll, lässt Elif schon ahnen, dass die drei Weihnachtstage wohl nicht so entspannt vorbeigehen werden, wie die der Jahre zuvor.

Elif erzählt in Ich Perspektive, wie befremdlich sie den Organisationswahnsinn der Schwiegerfamilie in spe findet. Kindheitserinnerungen, als Kind türkischer Gastarbeiter und mitten im Brauchtums-Chaos im Rheinland gelandet, werden durchgegangen. Ein Hase versteckt einmal im Jahr gekochte Eier hinter Sofakissen und in Vorgärten? So gelesen, verstehe ich, dass der Familie von Elif der Kopf geschwirrt hat vor den Bräuchen ihrer deutschen Nachbarn. Und nun also die geballte Ladung Weihnachten für die komplett Weihnachtsunerfahrene. Doch Elif bleibt locker und nimmt auch den einen oder anderen organisatorischen Fehlgriff der Neubauers in Kauf.

Die Autorin nimmt nicht nur die deutschen Traditionen ordentlich auf die Schippe. Sie verfügt über einen feinen Humor, die unterschiedliche Sichtweisen auf das grosse Fest zuzulassen. So hangelt sich Elif von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen aus reiner Unwissenheit. Da wäre dringend Aufklärungsbedarf von Jonas vor dem Fest nötig gewesen. Ab und zu schrammt Aylin Atmaca hart an der Grenze von Rassismus, dies vor allem in Gestalt von Jonas Onkel Georg. Andere Aussprüche oder Fragen mit demselben Hintergrund sind einfach gedankenlos. Allerdings kann Elif den Klischee - Vorwurf nicht nur an die Familie Neubauer vergeben, denn auch sie hat da einige Gedanken zu deutschen Traditionen, die in diese Kategorie fallen.

Neu war zum Beispiel für mich, der Begriff Almanci, der in Deutschland lebende und ursprünglich aus der Türkei stammende Menschen bezeichnet. Die werden von ihren Angehörigen in der Türkei so betitelt.

Es kommt, wie es kommen muss. Das Weihnachtsfest wird eine harte Belastungsprobe für Elif und ihre Beziehung zu Jonas. Mir hat die Figur Elif unheimlich gut gefallen. Sie verkörpert eine Figur, die hinterfragt, auch mal alle Fünfe gerade sein lässt und doch zu sich und ihrer Kultur steht. Jonas kommt da weit schlechter weg und meiner Meinung nach kann Jonas Elif nicht das Wasser reichen. Jonas verfällt denn auch in eine Art Schockstarre, sobald er den Fuss über die heimische Schwelle setzt. Es dauert und dauert, bis er denn mal Partei für seine Freundin ergreift. Dabei unterstelle ich ihm nicht böse Absichten. Es ist eher so, dass vieles, was Menschen einfach so daher sagen, Menschen aus anderen Kulturen arg verletzen kann. Dies ist jedoch auf beide Kulturen gemünzt, was die Autorin sehr gut ausgearbeitet hat.

Mir hat «Ein Alman feiert selten allein» sehr gut gefallen und unterhalten. Ich mochte die Mischung aus witzigen und nachdenklich machenden Szenen.

Dieses Buch ist das Debüt der Autorin und ich würde mir wünschen, dass es weitergeht mit Elif und Jonas. Ich sehe da viel Potenzial auch ihren weiteren Lebensweg aufzuzeichnen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.09.2022

Was geschah vor 25 Jahren?

Zeit der Lügen
0

Maeve, Sarah, Liz und Julie lernen sich im ersten Studienjahr an der Universität in Gallway kennen. Gemeinsam beziehen sie eine WG, werden Freundinnen und erleben gemeinsam Partys, durchwachte Nächte und ...

Maeve, Sarah, Liz und Julie lernen sich im ersten Studienjahr an der Universität in Gallway kennen. Gemeinsam beziehen sie eine WG, werden Freundinnen und erleben gemeinsam Partys, durchwachte Nächte und Zitterpartien, ob sie die Prüfungen schaffen. Ein Wochenende im Cottage von Maeves Onkel reisst jedoch ein Loch in ihre Mitte. Ab da ist nichts mehr, wie es war, denn Sarah verschwindet spurlos.

25 Jahre später werden neue Spuren gefunden und diese reissen Maeve, Liz und Julie neu in den Strudel der Ungewissheit. Was ist damals mit Sarah geschehen? Lebt sie noch und ist einfach nur abgetaucht?




Die Geschichte wechselt von der Gegenwart in die 80er Jahre und zurück. Im Zentrum sind stets die vier Freundinnen als Studentinnen und in der Gegenwart drei der Frauen. Der Verbleib von Sarah, die die Vierte im Bunde war, ist in der Gegenwart immer noch ein grosses Rätsel. Diese Ungewissheit hat Maeve, Liz und Julie 25 Jahre lang beschäftigt und ich stelle mir das grauenvoll vor. 25 Jahre und die Freundinnen wissen bis heute nicht, was mit Sarah geschehen ist. Das hat meine Neugier so richtig angestachelt. Ich musste einfach wissen, was genau damals vor 25 Jahren passiert ist. Ein Hauch Krimi lag das ganze Buch über in der Luft.

Sehr spannend fand ich auch zu erfahren, was aus den ehemaligen lebenslustigen Studentinnen geworden ist. Ob und wie «der Ernst des Lebens» sie eingeholt hat und ob ihre Liebschaften in dieser Zeit das Erwachsenwerden überdauert haben. Der Teil, der in den 80er Jahren handelt, ist geprägt von der damaligen Zeit. Ungewollte Schwangerschaften sind ebenso ein Thema, wie Homosexualität, beides verpönt und anrüchig. Die vier Studentinnen lassen es ordentlich krachen und Partys, Drogen, aber auch existentielle Sorgen prägen ihr Studium.

Die Autorin hat es geschafft, jeder der vier Frauen unvergleichlich zu charakterisieren. Obwohl jeweils der Name der jeweiligen Figur, die im Kapitel im Mittelpunkt steht, bei Kapitelbeginn notiert ist, hätte es dies nicht gebraucht. Sehr schnell konnte ich die gewissenhafte Maeve, die einen Hand zum Kommandieren hat, von der labilen Julie oder der pragmatischen Liz unterscheiden. Sarah, die von ihren Eltern zum Studium der Pharmazie gezwungen wird, konnte ich weniger fassen. Was schlussendlich nachvollziehbar wird, da sie in der Gegenwart nur noch durch Erzählungen ihrer Freundinnen teilnimmt.

Diese Geschichte ist geprägt von Entscheidungen, die manchmal acht und sorglos gefällt werden und deren Folgen fast ein ganzes Leben lang nachwirken. Etwas, was Maeve, Liz und Julie zu spüren bekommen haben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.09.2022

Ueberzeugende Ermittlungen!

Mohnblumentod
0

In Karlstad, in der Nähe von Stockholm, legt Frida Palmgreen ihre Tochter in ihren Kinderwagen vor dem Haus. Als sie kurze Zeit später nach Beatrice sieht, ist das 9 Monate alte Kind verschwunden. Die ...

In Karlstad, in der Nähe von Stockholm, legt Frida Palmgreen ihre Tochter in ihren Kinderwagen vor dem Haus. Als sie kurze Zeit später nach Beatrice sieht, ist das 9 Monate alte Kind verschwunden. Die herbeigerufenen Ermittler drehen jeden Stein um, doch Beatrice bleibt wie vom Erdboden verschluckt.

Kriminalkommissarin Charlie Lager von der NOA weiss keinen Rat, denn je länger die Kleine verschwunden bleibt, desto mehr sinken die Chancen, sie lebend zu finden.





Die Entführung eines Babys ist wohl eine Tat, die niemanden kaltlässt. Doch bis es zu der Entführungsgeschichte kommt, lässt die Autorin die Handlung gemächlich angehen. Die ersten 50 Seiten handeln rund um das Leben der Ermittlerin Charlie Lager, die einige persönliche Probleme und Altlasten mit sich schleppt.

So dauerte es zum Beispiel bei mir eine Weile, bis ich begriffen hatte, dass sie bei der Polizei arbeitet und nicht die kriminelle Linie in diesem Krimi bedient. Dafür hat sie mich bei den Ermittlungen rund um die Entführung des Babys rundum überzeugt. Charlie Lager ermittelt mit viel Scharfsinn, Gespür und Verstand. Schicht für Schicht deckt sie Lügen und Heimlichkeiten auf und nimmt von den Eltern des Babys, bis zu Freunden, Verwandten und dem Personal der Palmgreens alle in die Mangel.

Parallel zu der Arbeit rund um die Ermittlungen werden immer wieder zwei komplett unterschiedliche Erzählstränge eingeflochten. Ein Strang handelt in einem Heim. Diesen fand ich sehr fesselnd, konnte ihn jedoch bis buchstäblich zum Schluss des Buches nicht mit der Hauptgeschichte in Verbindung setzen. Im dritten Erzählstrang erfährt man sehr kurze Sequenzen aus der Sicht des Täters, die mir die Haare haben zu Berge stehen lassen.

Obwohl ich die ersten beiden Fälle rund um diese brillante Kommissarin nicht kenne, hatte ich keinerlei Verständigungsprobleme. Im Gegenteil. Ich könnte mir vorstellen, dass, wenn in den ersten beiden Fällen Charlies Leben auch so problembeladen thematisiert wurde, dies dann etwas viel sein könnte. Alkoholexzesse, Psychopharmaka, die Pille danach, nachdem sie wieder einmal einen Mann aufgabelt und nach Hause nimmt und eine Kindheit, die man wohl nur als traurig und trostlos beschreiben kann. Lina Bengtsdotter lässt bei ihrer Protagonistin zwar nichts aus, trotzdem habe ich diese bedrückende Charakterisierung nicht als störend empfunden.

Die Autorin hat einen tollen Schreibstil. Mit wenigen und prägnanten Worten beschreibt sie Gefühle der Figuren, örtliche Details und Handlung flüssig. Einzig in der Wahl der Namen hätte sie etwas innovativer sein dürfen. Die Hauptkommissarin heisst Charlie, ihr Chef Challe und eine wichtige Nebenfigur Charlotte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.09.2022

Wieder ein Highlight!

Blutige Stufen (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 12)
1

Junge Menschen werden brutal ermordet und den Angehörigen wird, nach dem Auffinden der Leiche, eine Videobotschaft zugespielt. Diese Nachricht ist jeweils kurz vor dem Tod enstanden. Perfide treibt der ...

Junge Menschen werden brutal ermordet und den Angehörigen wird, nach dem Auffinden der Leiche, eine Videobotschaft zugespielt. Diese Nachricht ist jeweils kurz vor dem Tod enstanden. Perfide treibt der Serientäter sein Unwesen, nicht nur vor, sondern auch nach dem Tod seiner Opfer.

Detective Robert Hunter von der LAPD und sein Partner Carlos Garcia versuchen den Täter zu überführen und geraten in einen Strudel von Ereignissen, die selbst sie zutiefst erschüttern.








Robert Hunter wird von einem starken Team unterstützt. Die UV-Einheit des LAPD, das erfolgreichste Dezernat im ganzen Land, wenn es darum geht Serienverbrechen aufzuklären. Das Team zieht an einem Strick, wenn es darum geht einen perfiden Killer zu stoppen. Sehr kompetent ermitteln die Detectivs im Bereich der Rechtsmedizin, Recherchen zu Verdächtigen und vor Ort, direkt bei den Befragungen und am Tatort.

Letzterer ist, wie immer in den Thrillern von Chris Carter, nichts für schwache Lesernerven. Ich habe schon viele Thriller dieser Reihe gelesen, doch dieser hier ist wohl einer der blutigsten, brutalsten und schonungslosesten. Sehr detailliert werden die Tatorte beschrieben und bei mir, als abgebrühte Thriller Leserin, war der Ekelfaktor oft hoch. Dazu kommt, dass die Passagen, bevor der Täter zuschlägt, sehr gruselig – spannend – bedrückend sind. Ich konnte mich richtig in die Opfer hineinversetzen. Man ist allein nachts zu Hause und plötzlich schreibt ein Unbekannter Nachrichten, die einem die Haare zu Berge stehen lassen. Gänsehaut! Was danach kommt, ist dann sehr, sehr brutal. Einmal mehr frage ich mich, wie ein Autor auf solche perfide Tötungsmethoden kommt? Die anschliessenden rechtsmedizinischen Details sind hervorragend recherchiert und nicht minder grausig als das «Davor». Doch es gibt auch tiefgründige Themen, die dezent in die Handlung eingeflochten wurden. So finden die Themen «Black Lieves Matter Bewegung» und «Mobbing» Platz in dieser Geschichte.

In «Blutige Stufen» laufen mehrere Fälle nacheinander ab, die sehr intensiv beschrieben werden. Man bekommt einiges mit aus dem Leben der Figuren, die Opfer des Serientäters werden. Genau, nach der zweiten Tat nach demselben Schema und ich dachte, dass sich die Art und Weise der Taten sich wiederholen, hat Chris Carter eine neue Variante bei Opfer Nummer 3 eingebaut. Langweilig wird es da definitiv nicht. Im Gegenteil. Immer wieder staune ich, wie der Autor auch beim zwölften Buch mit denselben Ermittlern immer wieder was Neues bringt und immer wieder einen draufsetzt. Puncto Plot, Charakterisierung und Spannung! Wieder einmal wurde mir in Erinnerung gerufen, weshalb Chris Carter einer meiner liebsten Thriller Autoren ist!

Ich mag den Schreibstil von Chris Carter unheimlich gerne. Denn er bringt die Handlung auf den Punkt. Obwohl er sehr detailliert beschreibt, gibt es nie langatmige Stellen. Ein ganz grosses Können ist zudem die Weiterentwicklung seiner Protagonisten. Robert Hunter, der einerseits ein grosses Gespür mit den Angehörigen der Opfer zeigt, kann auch anders. Er reagiert blitzschnell und seine herausragende Intelligenz lässt ihn Zusammenhänge erkennen, wo andere noch lange im Dunkeln tappen. Sein Partner Garcia ist der stille und verlässliche Part in diesem Dreamteam. Immer wieder mal musste ich schmunzeln über die manchmal skurrilen Zwiesprachen der beiden. Tatsächlich hat sich vor allem Robert Hunter weiterentwickelt, gegenüber seinen vorderen Fällen. Ich empfand ihn als reifer, gestandener und feinfühliger als zuvor.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere