Cover-Bild Swing Time
9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: E-Books im Verlag Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 17.08.2017
  • ISBN: 9783462316001
Zadie Smith

Swing Time

Roman
Tanja Handels (Übersetzer)

Eine bewegende Geschichte über Freundschaft, Träume und die Suche nach der eigenen Identität in einer ungerechten Welt.
Beim Tanzunterricht lernen sich zwei kleine Mädchen kennen und werden unzertrennliche Freundinnen. Beide träumen davon, Tänzerinnen zu werden, doch nur eine von ihnen hat das nötige Talent dafür. Die andere hat dafür Ideen: über Rhythmus und Zeit, über schwarze Haut und schwarze Musik, über Stammeszugehörigkeit, Milieu, Bildung und Chancengleichheit.
Jahre später trennen sich ihre Wege, als Tracey tatsächlich Tänzerin wird und erste Rollen in Musicals bekommt. Ihre Freundin hingegen jettet als Assistentin einer berühmten Sängerin um die Welt. Eine Reise nach Afrika, zu ihren Wurzeln, bringt sie völlig aus dem Rhythmus und stellt ihr Leben auf den Kopf.
Mit viel Witz, Eleganz und Einfühlungsvermögen erzählt Zadie Smith in ihrem gefeierten Roman »Swing Time« von einer innigen Mädchenfreundschaft, vom Erwachsenwerden und der Suche nach sich selbst in einer von Vorurteilen und Rassismus geprägten Gesellschaft. Eine Geschichte, die den Leser nicht mehr loslässt.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.08.2017

Ungewöhnliche Freunschaft mit vielen Facetten

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Zadie Smith erzählt die Geschichte einer Frauenfreundschaft, die sich von den 80igern von Londoner Sozialwohnungen, über New York bis Afrika erstreckt und fast 30 Jahre umfasst. Erzählt wird aus der Perspektive ...

Zadie Smith erzählt die Geschichte einer Frauenfreundschaft, die sich von den 80igern von Londoner Sozialwohnungen, über New York bis Afrika erstreckt und fast 30 Jahre umfasst. Erzählt wird aus der Perspektive einer namenlosen "Ich"-Erzählerin, die ihre Beziehung zur gleichaltrigen Tracey zu unterschiedlichen Zeitpunkten beschreibt. Beide Mädchen haben eine dunkelhäutige Mutter und einen weißen Vater. Sie lernen sich als Kinder auf einer Ballettschule kennen und träumen davon, einmal die Sozialwohnungen hinter sich zu lassen und ein besseres Leben zu führen. Ihre Freundschaft ist von Anfang an facettenreich und nicht konfliktfrei. Tracey ist ehrgeizig, dominant und frühreif, schafft mit Bravour die Ballett- und Stepschule. Während für "Ich" der Traum von einer Bühnenkarriere ein Traum bleibt und sie später studiert. Die Wege beider trennen sich. "Ich" lernt später die erfolgreiche Pop-Sängerin Aimee kennen und jettet über mehrere Jahre mit ihr als Assistentin um die Welt bis nach Afrika, wo Aimee in Gambia ein Schulprojekt als weiße Retterin der Schwarzen realisieren will. Während all der Jahre versucht "Ich" den Kontakt mit Tracey nicht abbrechen zu lassen, sucht gedanklich oder persönlich ihre Nähe, indem sie z.B. ein Bühnenshow mit Tracey besucht... bis sich schließlich der Kreis zum Prolog schließt.

Zadie Smith ist das Portrait einer ungewöhnlichen Frauenfreundschaft gelungen, die trotz ihrer Ähnlichkeiten nicht unterschiedlicher laufen kann. Es geht um Liebe, Hass, Neid, aber auch um das Gewinnen und Verlieren. Smith ist dabei aus meiner Sicht eine sehr komplexe Geschichte gelungen, die mit unterschiedlichen Themen spielt. Dabei geht sie nicht chronologisch vor, sondern betrachtet immer aus der "Ich"-Perspektive bestimmte Stationen und Momente, wie durch eine Lupe, um die Freundschaft und die Entwicklung beider Charaktere zu beleuchten. Auffallend dabei ist, dass "Ich" als Hauptprotagonistin immer namenlos bleibt. Sie führt regelrecht ein Schattendasein. Sie wird für den Leser zum Kanal, um auf die Beziehung zu Tracey und auf Ihr Umfeld zu blicken. Stark fand ich auch die "Mutter-Tochter"-Beziehung, die sehr deutlich während der Geschichte zum Tragen kommt. "Ich" leidet unter der Dominanz ihrer Mutter, für die Schule und Bildung der Schlüssel zum Erfolg sind, während Tracey alle Freiheiten einer künstlerichen Laufbahn hat. Damit schneidet Smith ein Thema an, was nahezu berührt und zum Nachdenken einlädt. Man spürt förmlich, wie die Freundschaft zu Tracey für "Ich" zum Ankerpunkt wird. Jahrelang sucht sie nach einer Identität (stylistisch sehr gut durch das namenlose Ich gelöst), nach einem zu Hause und nach einer Zugehörigkeit. Das wird besonders deutlich, als sie nach Afrika - quasi zu ihren Wurzeln - kommt und sich dort dennoch wie ein Fremdkörper fühlt. Ich muss sagen, dass es mir die Geschichte zu Beginn schwer gemacht hat, hineinzufinden und auch zu mögen. Die Geschichte ist großartig durchdacht und hat sehr viel Tiefgang. Aber es fehlte mir durch die häufigen Wechsel zwischen der Kindheit und der älteren "Ich" der richtige Rhythmus, den ich aber ab Mitte des Buches sehr gut fand. Zadie Smith hat eine wunderbare Sprache und einen feinsinnigen Schreibstil. Durch die ungewöhnliche Perspektive wird man selbst als Leser zum Betrachter und das genau macht die Stärke dieses Buches aus.

Mein Fazit: Feinfühlige Geschichte einer Frauenfreundschaft über das Gewinnen und Verlieren, die beeindruckt.

Veröffentlicht am 22.08.2017

etwas enttäuschend

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"Swing Time" von Zadie Smith ist das erste Buch, das ich von dieser Autorin lese.
Laut Klappentext sollte es um einen Roman von zwei Tänzerinnen handeln, die sich schon als Kinder kennengelernt hatten.
Es ...

"Swing Time" von Zadie Smith ist das erste Buch, das ich von dieser Autorin lese.
Laut Klappentext sollte es um einen Roman von zwei Tänzerinnen handeln, die sich schon als Kinder kennengelernt hatten.
Es werden in diesem Buch sehr viele Themen angesprochen, das Thema Tanz hat aber keinen großen Raum in diesem Buch. Was ich sehr vermisst habe.Dafür haben Frauenthemen, schwarze Frauenthemen, Leben als schwarze Frau in Großbritannien, Frauenleben in Afrika, Frauenleben im Islam, Rassismus, Popkultur etc. einen immens hohen Anteil an dem Buch. Und trotzdem ist es kein Buch für Frauen, kein Buch über Feminismus - dazu bezieht es einfach nicht genug Stellung oder geht nicht genug in die Tiefe.Dem ganzen Buch fehlt es an Struktur, manchmal plätschert es einfach nur so vor sich hin. Und als Leser fragt man sich oft: Und jetzt?Die Ich-Erzählerin berichtet, oft auch emotional, über 600 Seiten, aber sie entwickelt sich nicht. Viele andere Figuren entwickeln sich zwar, aber bei den meisten versteht der Leser die Entwicklung bzw. den Weg nicht.
Am Ende legt der Leser das Buch mit Bedauern beiseite: So viele gute Ideen - nicht zum Ende gebracht. So interessante Protagonisten - zuwenig Tiefe und Entwicklung. So viele gute Ansätze - viel zu viele, weniger wäre mehr gewesen. Und so viele kritische, meisterhaft beobachtete Situationen - nicht zu Ende betrachtet, keine Lösungsansätze.
Und ganz besonders schade ist, dass die Autorin mit einer wunderbaren Schriftsprache begnadet ist, und sich selbst in dieser außergewöhnlich bildhaften Sprache verzettelt.
Eigentlich kann man nur sagen: SCHADE .


Das Buch erhält von mir aufgrund der wunderschönen Sprache und der Bemühungen noch 3 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 02.07.2017

So viele Themen

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Sind es zu viele Themen, die Zadie Smith in ihren Roman packt, in die Geschichte der Ich-Erzählerin, deren Namen wir nicht erfahren, wohl weil sie sich ausnahmslos über andere - ihre Freundin Tracy aus ...

Sind es zu viele Themen, die Zadie Smith in ihren Roman packt, in die Geschichte der Ich-Erzählerin, deren Namen wir nicht erfahren, wohl weil sie sich ausnahmslos über andere - ihre Freundin Tracy aus Kindheitstagen, ihre Chefin Aimee, den Ehrgeiz ihrer Mutter, den Wunsch nach familiärer Harmonie ihres Vaters, den Ideologien ihrer Studienfreunde, der Afrikanerinnen und Afrikanern denen sie in deren Heimatland begegnet - definiert und abgrenzt. In einem Londonder Sozialbau aufgewachsen liebt das Mischlingsmädchen das Tanzen und Musicalfilme, doch ihre Freundin Tracey - ähnlich und doch wiederum anders aufgewachsen - hat das Talent, ihre Passion beruflich auszuüben. Zumindest eine zeitlang. Unsere Protagonistin dagegen stolpert durch die 1990er, Gruftiphase und Kiffen, studiert, wird schließlich und alles irgendwie zufällig Assistentin eines Popstars, einer australischen Tänzerin und Sängerin, deren Leben deutliche Parallelen zu Madonna aufweist. Das Interesse von Aimee an Afrika ermöglicht der Erzählerin, das Land und ihre Mutter, deren politische Ambitionen, wenn auch nicht zu verstehen, so doch ein wenig nachzuvollziehen. Dies wiederum, indem sie sich gegen vieles was ihr begegnet innerlich wehrt statt es zuzulassen. So auch die Liebe. In zahlreichen Rückblicken werden Themen wie Sklaverei, Apartheid, soziale Misstände in Großbritannien und an Schulen, Musik, Mode und Lebensgefühl, der 90er Jahre, die Auflösung der Kernfamilie, sexueller Missbrauch, Ehrgeiz in all seinen Facetten, die Maschinerie der Musikindustrie und ihrer Göttinnen und Götter, die Privilegien der Reichen bis hin zu krassen Adoptionen afrikanischer Babys, Radikalisierung, der Menschen als Produkt ihrer Erziehung, Bildung und ihres Umfeldes, Tod, Zurückweisung, Bindungsunfähigkeit, Einsamkeit, Jetsetleben, Manipulation, Verblendung und immer wieder das Tanzen, einziger Rückzugsort für die Protagonistin, wenn auch nicht durch dessen Ausübung sondern durch die Beschäftigung mit ihren Heldinnen und Helden aus Musicals ihrer Kindheit, beleuchtet.
Es entsteht ein Kaleidoskop aus Szenen eines Lebens, das gleichzeitig auch das Leben derer beschreibt, die Teil der eigenen Welt sind. Doch sind nach Ende des Romans einige Enden noch unverbunden, bleiben unverbunden. So die erste, weiße Familie des Vaters der Erzählerin, die Geschichte von Traceys Eltern, wie es zum Sinneswandel der Afrikanerin Hawa kam, um nur einige Beispiele zu nennen. Auf diese Weise endet das Buch recht unversöhnlich.
Entsprechend der Tiefe, Emotionalität und schonungslosen Wahrheit, die oftmals jedoch auch zwischen den Zeilen gelesen werden muss, fordert diese Sozialstudie, die zwischen Milieus die unterschiedlicher nicht sein können hin und her wechselt, volle Konzentration von Leserin und Leser. Das Geschriebene plätschert niemals nur so dahin, jeder Satz hat seine Bedeutung und muss genau so an dieser Stelle stehen. Insofern eine Meisterleistung, bedenkt man auch die Länge der Geschichte.
Das Cover ist ähnlich gestaltet wie auch die Cover der Vorgänger-Bücher der Autorin. Und dennoch ist es anders durch die Buchstabengestaltung des Namens der Autorin und des Titels, was erneut die komplette Seite einnimmt, und den einheitlich in gelb gehaltenen Hintergrund. Kennt man den Inhalt des Buches, kann das Cover gar nicht anders gestaltet sein, jede andere Idee wäre kitschig und würde dem gehaltigen Inhalt nicht gerecht werden.