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Veröffentlicht am 02.10.2022

Was man für die eigenen Kinder nicht alles tut

Das Grand Hotel - Die der Brandung trotzen
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Der dritte Band der Grand-Hotel-Saga wartet mit einem dramatischen Ende auf. Ich bin gut unterhalten worden. In der Geschichte geht es verstärkt um Constantin von Plesow, welchem in Berlin der Prozess ...

Der dritte Band der Grand-Hotel-Saga wartet mit einem dramatischen Ende auf. Ich bin gut unterhalten worden. In der Geschichte geht es verstärkt um Constantin von Plesow, welchem in Berlin der Prozess wegen Mordes gemacht werden soll. Bernadette von Plesow reist nach Berlin, um ihren Sohn zu helfen. Den es nähren sich Zweifel an den juristischen Vorwürfen. Bernadettes Tochter Josephine versucht unterdessen in Binz immer mehr in die großen Fußstapfen ihrer Mutter zu treten. Sie ist von Bernadette als Verwalterin des zweiten Hotels in Binz, dem Palais, bestimmt worden. Josephine möchte das Palais in ein Künstlerhotel umwandeln, um ihrer Mutter zu beweisen, dass auch sie ein großes Haus führen kann. Als wesentliche Hauptdarstellerin kristallisiert sich erneut Bernadette von Plesow heraus. Sie besticht durch ihre elegante Persönlichkeit und ihre Ausstrahlung gegenüber dritten Personen. Auch in den größten stressigsten Momenten weiß sie Haltung zu bewahren was gerade im zweiten Teil des Romans beindruckend ist. Auch in diesem Band sind wieder viele facettenreiche Nebendarsteller in die Geschichte eingebaut. Neben Constantin von Plesow, Marie Riedel, sowie Josephine ist auch Magrit von Plesow, die Ehefrau des verstorbenen Alexander von Plesow, zu nennen. Constantin ist ein interessanter Charakter und weiß wie in den vergangenen zwei Bänden mit seinen dubiosen Geschäften Spannung in die Geschichte zu bringen. Allerdings ist er immer souverän „Herr der Lage“. Ich hätte mir bei ihm in der ganzen Reihe mehr Rückschläge gewünscht, auch wenn der Gerichtsprozess dafür sorgt, dass es zu dramatischen Wendungen in der Handlung kommt. Der Aufbau des Bandes ist klar strukturiert und es sind kaum Zeitsprünge zu erkennen. Auch die abwechselnden Orte Binz und Berlin sind für den Leser sehr gut nachvollziehbar. Der Schreibstil der Autorin ist gehoben, flüssig, sehr dialogorientiert und gut lesbar. Frauen sind tendenziell eher die Zielgruppe des Romans. Männer könnten aufgrund der sehr interessanten Persönlichkeit von Constantin aber auch als Leser in Betracht kommen. Als Besonderheit ist anzumerken, dass jedes Kapitel von einem Zitat einer handelnden Romanfigur in der Geschichte eingeleitet wird.

Das Fazit ist positiv. Spannend und unterhaltsam so lässt sich dieser Roman zusammenfassen, der damit ein würdiger Abschluss der Grand-Hotel-Saga ist. Auch das dramatische Ende mit einem interessanten Turn in der Erzählung fand ich äußerst treffend gewählt. Ich danke der Autorin für die schönen Lesestunden.

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Veröffentlicht am 02.10.2022

Seeblockade vor Lübeck

Todfracht
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Sehr derb, oft etwas brutal und handfest erlebt der Leser eine Reise in das mittelalterliche Lübeck. Ich konnte der Geschichte um den ermittelnden Brauereiinhaber Rungholt etwas abgewinnen. Die Geschichte ...

Sehr derb, oft etwas brutal und handfest erlebt der Leser eine Reise in das mittelalterliche Lübeck. Ich konnte der Geschichte um den ermittelnden Brauereiinhaber Rungholt etwas abgewinnen. Die Geschichte spielt im Jahr 1393 und es herrscht eine Hungersnot in Lübeck. Die gefürchteten Vitalienbrüder, ein Zusammenschluss von Seefahrern mit dem Ziel unter anderem wertvolle Rohstoffe und Nahrungsmittel zu erbeuten, erreichen Lübeck und errichten dort eine Seeblockade. In einer Sickergrube wird eine Dirne übel zugerichtet vorgefunden. Rungholt ist vor Ort und wird dabei mit einem mysteriösen und sonderbaren Engländer konfrontiert. Bald lernt er die charismatische und verführerische Cyrielle kennen und beschützt sie vor den räuberischen Briten. Alsbald geschieht ein weiterer Mord. Wer steckt dahinter? Die Engländer oder doch die nicht so ganz einwandfrei verkehrenden Lübecker Standesangehörigen wie Richter oder Stadtschreiber?

Eine spannende Jagd durch das mittelalterliche Lübeck beginnt. Der Hauptdarsteller ist ein sehr derber und fülliger Mann, welcher durch seine unternehmerischen Tätigkeiten zu Wohlstand gelangt ist. Er wird dabei immer wieder mit mysteriösen Todesfällen konfrontiert, was in ihm das detektivische Talent weckt diese Sachverhalte aufzuklären. Dabei kann er sehr schnell unbeherrscht werden und schreckt auch vor körperlicher Gewalt nicht zurück. Neben Rungholt haben der Stadtschreiber Kerkring, der Richter Plönnies, sein Schwiegersohn Daniel, sein Mitarbeiter Marek sowie die geheimnisvolle Cyrielle größere Anteile an der Handlung. Gerade Kerkring ist das Sinnbild für einen korrupten sehr zwiespältigen Angehörigen des „höheren Standes“, welcher durch sein Handeln den Leser durchaus auf eine andere Fährte zu locken weiß. Aber auch für die geheimnisvolle Cyrielle konnte ich sehr gut Sympathie ergreifen. Die Handlung ist im Jahr 1393 in Lübeck und partiell in London angesiedelt und demnach für die Leser sehr gut nachvollziehbar. Der Schreibstil des Autors ist flüssig, dialogorientiert und mit etwas vulgärer Sprache bestückt, was aber den Zeitgeist meiner Meinung sehr gut widerspiegelt. Als Besonderheit kann neben einer Karte von Lübeck, ein ausführliches Glossar über die Begrifflichkeiten zu dieser Zeit angeführt werden. Gerade die sehr detailreichen Erklärungen helfen dem Leser sehr gut die damaligen Bezeichnungen zu verstehen. Insgesamt hat mir die Story um den sehr rüden, aber auch charismatischen Rungholt gut gefallen. Lediglich das Ende hätte ich mir etwas anders gewünscht. Eine klare Leseempfehlung für Anhänger des Mittelalters oder solche die es noch werden möchten.

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Veröffentlicht am 01.10.2022

Schottland meets Japan

Singleton Soul
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Viel schottisches Flair mit japanischen Eigenarten sind eine gute Grundlage für eine neue Krimireihe. Ich bin gut unterhalten worden. In der Handlung geht es um Rowan Lockharts, welche nach einem langen ...

Viel schottisches Flair mit japanischen Eigenarten sind eine gute Grundlage für eine neue Krimireihe. Ich bin gut unterhalten worden. In der Handlung geht es um Rowan Lockharts, welche nach einem langen Auslandsaufenthalt in Japan in ihre Heimat nach Edinburgh zurückkehrt. Sie eröffnet ein Detektivbüro und erhält nach wenigen Tagen einen mysteriösen Brief mit dem Auftrag die Ehefrau eines Militärangehörigen zu überwachen. Kurze Zeit später wird der mysteriöse Auftraggeber leblos aufgefunden. War es Selbstmord? Oder steckt gar eine internationale Verschwörung dahinter? Mithilfe ihres alten Freundes Bill Wallace von der Polizei Edinburgh nimmt Rowan die Verfolgung der Spuren auf. Wird sie es schaffen die Täterin oder den Täter ausfindig zu machen?

Die Hauptdarstellerin ist eine sehr toughe, fast maskulin anmutende, Frau. Obwohl sie ihre weiblichen Reize einzusetzen weiß, wirkt sie in vielen Situationen sehr abgeklärt und ruhig. Durch jahrelanges Kampfsporttraining in ihrer früheren Wahlheimat Japan ist sie körperlich sehr fit und weiß ihre Fähigkeiten in Gefahrensituationen gut einzusetzen. Trotz einer gewissen Sympathie für diesen Charakter empfand ich Rowan als zu „übermenschlich“ dargestellt. Alles gelingt ihr und sie weiß sich aus allen Situationen zu befreien. Dies war mir etwas too much. Als Nebendarsteller können Bill Wallace, sowie der ehemalige Söldner Lennox genannt werden. Gerade Lennox hat mir sehr gut gefallen. Er ist der Antiheld in der Story und den Lesern ist nicht so ganz klar auf welcher Seite er stehen könnte, was mir gut gefallen hat. Der Aufbau der Handlung ist stringent und wird nur durch wenige Zeitsprünge in die Vergangenheit von Rowan unterbrochen, was aber für den Lesefluss keine wesentliche Bedeutung hat. Der Schreibstil ist flüssig, dialogorientiert und gut lesbar. Als Besonderheiten in dem Roman ist ein Glossar über die vorkommenden schottischen und japanischen Begrifflichkeiten zu nennen. Das Fazit ist positiv. Der Krimi ist gut und kurzweilig geschrieben. Einzig und allein die etwas zu „heldenhaft“ agierende Hauptdarstellerin könnte dabei etwas menschlicher charakterisiert werden. Aber für Anhänger Schottlands und generelle Krimifans kann ich diesen Roman durchaus empfehlen.

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Veröffentlicht am 01.10.2022

Eine bewegende Geschichte im zerstörten Köln

Trümmermädchen
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Lange lag das „Trümmermädchen“ auf meinem virtuellen SUB, völlig zu Unrecht, denn es ist ein ganz wunderbares Buch.

Mit Mittelpunkt der Erzählung stehen Anna und Marie, die beiden Frauen bleiben im Krieg ...

Lange lag das „Trümmermädchen“ auf meinem virtuellen SUB, völlig zu Unrecht, denn es ist ein ganz wunderbares Buch.

Mit Mittelpunkt der Erzählung stehen Anna und Marie, die beiden Frauen bleiben im Krieg in Köln zurück. Sie müssen dabei sich und die ihnen anvertraute Bäckerei allein durchbringen. Der 2. Weltkrieg und der Wiederaufbau Kölns, sowie die Hungerjahre sind die beherrschenden Themen des Romans. Die Lebensmittelknappheit macht den Menschen sehr zu schaffen, sodass sogar der Kölner Kardinal das „Fringsen“ mehr oder weniger erlaubt.

Der Fokus des Romans liegt eindeutig auf den „kleinen“ Leuten, sie stehen im Mittelpunkt der Erzählung von Lilly Bernstein. So auch die Kinder, die sich in den Trümmern allein durchschlagen, weil sie die Mütter im Bombenhagel verloren haben und die Väter noch nicht zurückgekehrt sind.

Man merkt der plastischen Beschreibung an, dass die Autorin mit Backwaren sehr vertraut ist, sie kommt aus eine Bäckersfamilie und so erfährt man viel Wissenswertes über dieses großartige Handwerk.

Die Figuren sind sehr liebevoll gezeichnet, man würde am liebsten Anna und Marie helfen. Gerade weil man merkt, dass es der „Büll“ nicht gut mit ihnen meint. Er ist die Antifigur in diesem Roman, der fettleibige, korrupte und frauenverachtende Mann, der sich sogar an kleinen Mädchen vergeht.

Der Roman wird stringent erzählt, es finden einige kleine Zeitsprünge statt, diese fallen aber nicht großartig ins Gewicht. Die Erzählperspektive ist wechselnd zwischen den Hauptfiguren und gestaltet somit den Roman lebendiger und vielschichtiger.

Der Schreibstil der Autorin ist gut und flüssig zu lesen. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht mit Anna und Marie durch Köln zu streifen, eine Stadt, welche ich durch mein Studium ebenfalls sehr gut kenne. Man merkt hier eindeutig, die Liebe zum Detail, sodass es auch eine Hommage an die Stadt ist.

Ich freue mich nun noch mehr auf das „Findelmädchen“ in dem uns Lilly Bernstein wieder mit nach Köln nimmt und wir diesmal im Jahr 1955 angekommen sind.

Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für dieses Buch!

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Veröffentlicht am 01.10.2022

Eine Frau zwischen Vergangenheit und Zukunft

Die Hafenärztin. Ein Leben für die Freiheit der Frauen (Hafenärztin 1)
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Kann „Die Hafenärztin“ mit der „Hafenschwester“ mithalten? Dies war die Frage, die ich mir lange gestellt habe und was mich zuerst davon abgehalten hat, das Buch lesen zu wollen. Ich bin bekanntermaßen ...

Kann „Die Hafenärztin“ mit der „Hafenschwester“ mithalten? Dies war die Frage, die ich mir lange gestellt habe und was mich zuerst davon abgehalten hat, das Buch lesen zu wollen. Ich bin bekanntermaßen ein Fan der Reihe um die Hafenschwester Marthe von Melanie Metzenthin. Zwar liegt der Schwerpunkt von der Hafenärztin Anne Fitzpatrick eher auf den Kriminalfällen, doch leider war der Auftakt der neuen Saga erst ab der Mitte so richtig spannend und mitreißend.

Henrike Engel hat zweifellos mit Anne Fitzpatrick eine beeindruckende Persönlichkeit geschaffen, welche mir sehr gefällt und die auch über weite Strecken gut agiert. Ihr Gegenpart ist der Kommissar Berthold Rheydt. Dieser hat sowohl Frau als auch Sohn verloren und widmet seine ganze Kraft dem Verbrechen und seiner Leidenschaft dem Fußball. Als Dritte im Bunde spielt die Pfarrerstochter Helene Curtius eine entscheidende Rolle. Sie kämpft für mehr Selbstbestimmung, findet die Hauswirtschaftsschule überflüssig und würde viel lieber Lehrerin werden.

In der ersten Hälfte des Romans plätschert die Geschichte ein wenig dahin, es war interessant zu lesen, aber gepackt hat mich die Geschichte erst in der zweiten Hälfte. Auch die Protagonisten konnte ich in der Mitte des Buches besser fassen. Gerade mit Helene hatte ich am Anfang so meine Schwierigkeiten, da sie mir ein wenig zu naiv und unbedarft war.

Weitere Themen des Romans sind die Frauenbewegung und die aufkommenden Techniken in der modernen Kriminalistik. Es gibt auch einige sehr interessante Passagen über den Fußball, die ich als Nicht-Fußball-Fan gerne gelesen habe.

Der Aufbau der Geschichte ist stringent und nur mit kleinen Zeitsprüngen versehen. Die Erzählperspektiven wechseln zwischen den drei Hauptfiguren hin und her, der Fokus liegt aber bei Anne Fitzpatrick.

Der Erzählstil der Autorin nimmt immer mehr Fahrt auf, bevor es am Ende zu einem Showdown kommt, der meiner Meinung nach etwas überhastet und zu sehr gewollt war. Der Fall war dann auf einmal sehr schnell geklärt. Der Schreibstil ist gut und leicht zu lesen, Dialoge und erzählende Passagen ergänzen sich gut und sorgen für einen angenehmen Lesefluss.

Insgesamt hat der Roman mit aber gut gefallen, da ich bei Erstlingen bekanntermaßen ein Auge zudrücke und nicht allzu streng bin. Ein Roman für alle die gerne einen historischen Kriminalfall in Hamburg anno Domini 1910 lesen möchten und sich für die Anfänge der Kriminalistik begeistern können. Band 2 „Die Hafenärztin – Ein Leben für das Glück der Kinder“ ist im Mai 2022 erschienen und ich werde die Geschichte weiterverfolgen.

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