Mord im München der Nachkriegszeit
Die letzte SchuldSehr packend und dramatisch schildernd hat mich dieser Krimi tief beeindruckt. Ich war sehr gespannt, wie Emil Graf mit seinem zweiten Fall kriminaltechnisch umgehen wird. In der Story geht es um eine ...
Sehr packend und dramatisch schildernd hat mich dieser Krimi tief beeindruckt. Ich war sehr gespannt, wie Emil Graf mit seinem zweiten Fall kriminaltechnisch umgehen wird. In der Story geht es um eine Frauenleiche, welche im Norden von München in einer Siedlung gefunden wird. Am Tatort trifft der junge Ermittler Emil Graf erneut auf die Reporterin Billa Löwenfeld. Beide begeben sich unabhängig auf die Suche nach dem/den Täter(n). Schnell wird beiden klar, dass hier eventuell ein Verhältnis im zwischenmenschlichen Bereich eine Rolle gespielt haben könnte. Bald geraten mehrere Personen ins Visier der Verdächtigungen. Wer hat die Ehefrau des ehemaligen Blockwarts umgebracht? War es ihr Ehemann? Oder spielt die amerikanische Militärpolizei eine Rolle? Eine interessante Suche nach den Tätern oder dem Täter beginnt.
Der Hauptprotagonist Emil Graf ist eine sehr in sich gekehrte Persönlichkeit, welcher immer noch mit der Vergangenheit des Krieges hadert. Auf der einen Seite ist er sich seiner Rolle als Ermittler bewusst, aber mit den ganzen „Mitläufern“ des Krieges hat er ein sehr großes Problem. Diese inneren Schuldgefühle stehen ihm manchmal im Weg was ich persönlich als Charaktereigenschaft sehr sympathisch fand. Ebenso sehr interessant ist die Darstellung der Figur Billa Löwenfeld. Sie ist eine selbstbewusste junge Reporterin, welche aufgrund ihrer jüdischen Vergangenheit zur Flucht aus Deutschland gezwungen war. Nichtdestotrotz versucht sie die schrecklichen Ereignisse zu verarbeiten und ihr journalistischer Spürsinn lässt sie dabei nicht im Stich. Als weitere interessante Persönlichkeiten sind der ehemalige „Blockwart“ Ignaz Niedermeier, sein Nachbar Korbinian Loibl, der amerikanische Militärpolizist Joe sowie Leutnant Bob McIntosh von den „Monument Men“ zu nennen. Gerade Korbinian Loibl mit seinen Geheimnissen war für mich ein Garant für Spannung und Vielfalt in der Handlung. Auch die ständigen Konflikte in der Vorstadtsiedlung hatten etwas sehr Authentisches. Keiner traut dem anderem über den Weg aus Angst die „dunkle Vergangenheit“ könnte an das Tageslicht kommen. Der Aufbau der Story ist stringent und wird nicht durch nennenswerte Zeitsprünge unterbrochen. Die Handlung spielt im München des Jahres 1946 und ist gut nachvollziehbar. Der Schreibstil der Autorin ist bildhaft, dialogorientiert und dem damaligen Sprachgebrauch angeglichen. Ich konnte mich durch diesen Schreibstil und die guten Beschreibungen von München sehr gut in die Situationen der Zeit hineinversetzen. Als wesentliche Besonderheit ist eine Stadtkarte von München zur Orientierung zu nennen. Gerade die Schwierigkeiten in der Nachkriegszeit werden in diesem spannenden Krimi sehr gut beleuchtet was mir sehr gut gefallen hat. Eine klare Leseempfehlung für alle Fans von historischen Krimis und Freunden von gut recherchierter Unterhaltung.