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Veröffentlicht am 02.10.2022

Winzige Leben

Simón
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"Simón ... malte sich aus, welche Karambolagen zwischen ihm und den anderen beiden er dem großen Leser anbieten könnte, der irgendwo herumsaß und ihre winzigen Leben verschlang."

Verschlungen habe ich ...

"Simón ... malte sich aus, welche Karambolagen zwischen ihm und den anderen beiden er dem großen Leser anbieten könnte, der irgendwo herumsaß und ihre winzigen Leben verschlang."

Verschlungen habe ich das Buch leider ganz und gar nicht. Nach einem hoffnungsvollen Start habe ich mich nach dem ersten Drittel leider tatsächlich hindurchgequält. Dabei wartet der Autor durchaus mit klugen Betrachtungen und schönen zitierwürdigen Formulierungen auf, so dass meine Ausgabe einige Klebezettelchen bekam. Geschichte und Protagonisten waren für mich aber leider für ein Buch von über 400 Seiten einfach nicht tragfähig und faszinierend genug.

Simón ist seinem deutlich alteren Cousin Rico so nah, dass sie sich nur als Cousin-Brüder sehen. Rico führt Simón in die Welt der Literatur ein und Simón wird sich künftig stets als den romantischen Helden seiner eigenen Geschichte, einen wahren Musketier, sehen. Als Rico plötzlich unversehens verschwindet, muss Simón seinen Weg allein weitergehen.

Insbesondere der Mittelteil, der sich in nicht endenwollenden Betrachtungen über Simóns Werdegang zum Koch verliert, wirkte auf mich zunehmend selbstverliebt und mit Belanglosigkeiten gefüllt. Das Buch wird auch als Barcelona-Roman beworben. Barcelona wirkte allerdings kulissenhaft und ohne Atmosphäre. In Simóns Leben kommen und gehen die Frauen und hinterlassen bei ihm ebenso wenig Eindruck wie bei mir.

Warum Rico verschwand, wurde letztendlich wenig überraschend aufgelöst. Ich wünschte, der Autor hätte mich mit der Geschichte ebenso fesseln können wie ihm das anscheinend bei sich selbst gelungen ist. Denn warum hätte er sie sonst erzählt?

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Veröffentlicht am 18.09.2022

Wo war London?

Kitty Carter – Dämonenkuss
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Ausgerechnet von Gott persönlich erhält Kitty Carter nach ihrem überraschenden Ableben den Auftrag, zur Dämonenjagd auf die Erde zurückzukehren. Die Darstellung Gottes ist hier mehr als verwunderlich, ...

Ausgerechnet von Gott persönlich erhält Kitty Carter nach ihrem überraschenden Ableben den Auftrag, zur Dämonenjagd auf die Erde zurückzukehren. Die Darstellung Gottes ist hier mehr als verwunderlich, was ja per se nichts Schlechtes sein muss. Aber warum Gott so eine schräge Type ist, hat sich mir ebenso wenig erschlossen wie vieles andere. Kitty, deren Schwarm ein Mann war, entwickelt verwunderlicherweise plötzlich gleichgeschlechtliche Neigungen, als müsste dieser Aspekt, wie derzeit in der Mehrzahl der Fantasyromane, unbedingt untergebracht werden. Ihr neuer love interest blieb zudem blass und hatte so gar nichts Anziehendes.

Die mystische Thematik mit Himmel und Dämonen bietet Anlass zu allerlei philosophischen Gedankengängen, die die Handlung aber nur schwer voranbrigen.

Oft hatte ich das Gefühl, dass nur das Nötigste erzählt wird. Es braucht ja keine ausufernden Beschreibungen, aber eine atmosphärische Dichte habe ich wirklich vermisst. Vom London des 19. Jahrhunderten war bis auf das damals traditionelle Frauenbild, das Kitty das Leben schwer macht, kaum etwas zu spüren.

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Veröffentlicht am 24.07.2022

Klösterlicher Aufstieg

Matrix
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"Und in dieser Pein kehren jene Monate nach ihrer Ankunft im Kloster zu ihr zurück, als sie sich wie ein abtrünniger Engel vorkam - aus dem Licht des Himmels ins Dunkel der Hölle geworfen."

So fühlt ...

"Und in dieser Pein kehren jene Monate nach ihrer Ankunft im Kloster zu ihr zurück, als sie sich wie ein abtrünniger Engel vorkam - aus dem Licht des Himmels ins Dunkel der Hölle geworfen."

So fühlt sich die junge Marie, als sie mit 16 Jahren von Eleonore von Aquitanien vom Hof verbannt und in ein Kloster gesteckt wird. Marie ist eine uneheliche Königstochter und nicht hübsch genug, um als gute Partie zu gelten. Die Familie ihrer Mutter wird fast amazonengleich beschrieben und Marie als wahre Riesin. Im Kloster stößt sie auf bitterste Armut, der Marie als neue Priorin auch mit ihrer Mitgift abhelfen soll. Lange hofft Marie zur Königin, die sie insgeheim liebt, zurückkehren zu dürfen. Doch schließlich nimmt sie den Kampf auf, um den Nonnen zu einem besseren Leben und dem Kloster zu Ruhm zu verhelfen. Angeleitet von Visionen, nehmen ihre Pläne immer überwältigende Dimensionen an...

Trotz der Schönheit mancher Sätze haben die Geschichte und ich nicht völlig zueinander gefunden. Der Roman blieb sperrig und zum Schluss habe ich zunehmend die Geduld mit Marie verloren. Dies lag zum einen an den spröden Protagonistinnen. Vor allem Marie, die eigentlich den Eindruck einer sehr frühen Feministin vermitteln soll, ist eigentlich oft von derselben Geltungssucht, Rücksichtslosig- und Selbstherrlichkeit getrieben, die man dem Patriarchat nachsagt. Zum anderen sucht man echte Dialoge eigentlich vergebens, was die Erzählung irgendwie blutleer werden lässt. Männer glänzen zudem gänzlich durch Abwesenheit und werden von Marie als Wesen wahrgenommen, die man um jeden Preis fernhalten muss. Eine selbst für die damals rauen Zeiten doch sehr negative Sicht. S0gar der hier ausnahmsweise nicht gescholtene Richard Löwenherz, Sohn Eleonores, darf in diesem Roman nur umschrieben und nicht genannt werden, als wäre er Harry Potters Voldemort.

Viel faszinierender wäre wohl Maries Jugend auf Kreuzzug mit ihren weiblichen Verwandten gewesen, die nur in der Rückschau erwähnt wird. Ihr klösterlicher Aufstiegs zog sich für mich sehr dahin. Leider ist mir die historisch verbürgte Figur Maries fremd geblieben.

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Veröffentlicht am 12.06.2022

Ein Hauch von Göttern

A Touch of Darkness
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Was hätte man aus der schönen Grundidee - griechische Götter in einem Urban Setting - alles herausholen können. Zudem eine moderne Nacherzählung des Mythos, in dem Persephone von Hades in die Unterwelt ...

Was hätte man aus der schönen Grundidee - griechische Götter in einem Urban Setting - alles herausholen können. Zudem eine moderne Nacherzählung des Mythos, in dem Persephone von Hades in die Unterwelt entführt wird. Leider dient aber aber alles im Grunde nur dazu, erotische Begegnungen zwischen den beiden explizit darzustellen. Was sie zueinander zieht außer schiere Lust wurde für mich kaum plausibel. Und was will der schon seit Aönen existierende Hades ausgerechnet mit der unreifen Persephone? Wie kommt es überhaupt dazu, dass Persephone wirklich noch sehr jung ist und die anderen Götter anscheinend schon ewig leben? Nicht die einzige Ungereimtheit, auf die ich hier gestoßen bin.

Das Worlbuilding, das so viel Potenzial geboten hätte, ist eigentlich nur angedeutet und nicht ausgearbeitet, halt eine Kulisse zu den Sexszenen. Persephone macht eine kleine Entwicklung durch im Laufe des Buches, wobei sie sich zwar gegen ihre Mutter behauptet, aber im Grunde dafür nun stattdessen nach Hades richtet.

So schön fand ich die Idee, dass die Götter hier Hörner tragen. Leider blieben die Hörner aber bloß ein Accessoire. Nebenfiguren tauchen auf, wenn sie benötigt werden. Manchmal ist unvermittelt etwas Zeit vergangen und ich habe gestaunt, was sich inzwischen anscheinend ereignet hat. Verschiedene mythologische Figuren werden eingeflochten, aber dabei so oberflächlich geschildert, dass es mich enttäuscht hat.

Das Buch kommt eigentlich zu einem runden Abschluss und hätte für mich nicht Anlass zum geplanten Mehrteiler geboten.

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Veröffentlicht am 15.05.2022

Für spezielle Situationen

Kopf über Wasser im Alltagschaos
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"Wie du mit deinem Haushalt und dir selbst Frieden schließt", wirbt das Buch im Titel. Trotz der direkten Ansprache habe ich mich im Buch aber nicht wiedergefunden.

Das Buch ist eigentlich auch nicht ...

"Wie du mit deinem Haushalt und dir selbst Frieden schließt", wirbt das Buch im Titel. Trotz der direkten Ansprache habe ich mich im Buch aber nicht wiedergefunden.

Das Buch ist eigentlich auch nicht für jedermann gedacht. Die Autorin hat eine Drogensucht und Wochenbettdepressionen überwunden und leidet unter ADHS. In ihrem Leben gab es Situationen, wo sie selbst das Geschirr und die Körperpflege überforderten. Gleichzeitig gibt sie zu, so priviligiert zu sein, dass sie einen normalen Berufsalltag mit seinen zusätzlichen Erfordernissen gar nicht kennt. Für Menschen wie mich, Vollzeit berufstätig, mit sehr langer Fahrzeit und zahlreichen weiteren Verpflichtungen, die sich Tipps erhoffen, wie man einen gesunden Mittelweg findet, bei dem man selbst nicht auf der Strecke bleibt, ist das Buch eher nicht geeignet. Das Buch ist nicht so aufgebaut, dass die Tipps in meiner Situation weiterführen würden. Menschen, die aufgrund von Traumatisierungen oder Krankheiten große Mühe haben, einen durchschnittlichen Alltag zu bewältigen, könnten hier wahrscheinlich hilfreiche Hinweise mitnehmen,

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