Interessanter Roman, aber etwas fehlt
Frau mit MesserHornclaw ist 65 Jahre alt und arbeitet schon ihr ganzes Leben als Auftragsmörderin – oder wie sie es nennen würde: in der „Schädlingsbekämpfung“. Doch langsam, aber sicher lassen sie nicht nur ihr Körper ...
Hornclaw ist 65 Jahre alt und arbeitet schon ihr ganzes Leben als Auftragsmörderin – oder wie sie es nennen würde: in der „Schädlingsbekämpfung“. Doch langsam, aber sicher lassen sie nicht nur ihr Körper und ihr Erinnerungsvermögen im Stich. Nein, sie fragt sich auch, ob sie eigentlich noch weiter so leben will und all diese Menschen wirklich den Tod verdient haben. Doch der Rückzug aus dem Gewerbe wird schwerer als gedacht, und noch dazu scheint es ein Kollege auf Hornclaw abgesehen zu haben.
„Frau mit Messer“ ist der erste ins Deutsche übersetzte Roman der koreanischen Autorin Gu Byeong-mo. Die Handlung wird aus der Sicht eines allwissenden Erzählers geschildert, der hauptsächlich die Perspektive der Protagonistin einnimmt, hin und wieder aber auch ihren Widersacher Bullfight begleitet. Die Sprache wechselt dabei regelmäßig von der Vergangenheits- in die Gegenwartsform, wenn bestimmte Szenen noch unmittelbarer und eindrücklicher geschildert werden sollen.
Nach und nach breitet sich Hornclaws Leben von der Kindheit und Jugend bis in ihr heutiges Alter vor uns aus. Von der eigenen Familie verstoßen, findet sie bei ihrem Mentor Ryu ein neues. Der bringt ihr vor allem das Töten bei, beschützt sie aber auch in jeder Situation. Von einer unsicheren 15-Jährigen entwickelt sie sich zur gefürchteten „Patin“. Zuhause hingegen kümmert sie sich liebevoll um ihre Hündin und zweifelt immer mehr an der Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit; vor allem, als ein Arzt ins Kreuzfeuer gerät, der ihr das Leben gerettet hat.
Auch Bullfights Hintergrundgeschichte wird im Laufe der Handlung enthüllt. Es ist aber recht schnell klar, dass sich ihre Wege in der Vergangenheit schon einmal gekreuzt haben müssen. Ab einem gewissen Punkt driftet der Roman dann auch ins Actionreiche ab, was den vorherigen Erzählton etwas zunichte macht. „Frau mit Messer“ ist ein grundsätzlich sehr interessanter Roman über eine Frau, die sich unter Männern behauptet. Irgendetwas fehlt am Ende jedoch, vielleicht der Bezug zu den Charakteren? Immerhin wartet die Autorin am Schluss noch mit einer Überraschung auf.