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Veröffentlicht am 20.03.2023

Gelungene Autorinnenzusammenarbeit

Let's be wild
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Da ich ein großer Fan von „The Bold Type“ war und bin, was über mehrere Staffeln vom US-amerikanischen Sender Freeform produziert wurde, habe ich bei der angekündigten gemeinsamen Dilogie von Nicole Böhm ...

Da ich ein großer Fan von „The Bold Type“ war und bin, was über mehrere Staffeln vom US-amerikanischen Sender Freeform produziert wurde, habe ich bei der angekündigten gemeinsamen Dilogie von Nicole Böhm und Anabelle Stehl natürlich sofort auch die entsprechenden Assoziationen gehabt und mir war sofort klar, da muss ich reinlesen. Auch wenn nicht alles, was im Fernsehen klappt, im Buch klappen muss (sowie umgekehrt), so war ich doch extrem gespannt.

Die Parallelen zu der Erfolgsserie sind in jedem Fall da. Es sind zum einen die mehreren Perspektiven, die daran erinnern, und wo wirklich alle gleichrangig nach ihrem Glück streben, es sind aber auch die vielfältigen Themen sowie hier eben die Werbeagentur, die sich mit diesen Themen in diverser Art und Weise am Puls der Zeit befindet. Ich brauchte zwar etwas zum Reinfinden, aber das war bei der Serienversion damals auch so. Da eben der Fokus so verteilt ist, müssen sich die Figuren die Zeit eben auch teilen, was ergo bedeutet, dass man nicht so rasch ein Gefühl für sie bekommt, wie es bei einer durchgehenden Ich-Perspektive vielleicht der Fall wäre. Dennoch kann ich nach Beendigung des ersten Bandes sagen, dass ich alle vier Figuren sehr sympathisch finde. Mein Liebling ist wahrscheinlich Ariana, was sie aber nicht mit klarem Abstand gewonnen hat, denn ich habe tatsächlich mit allen toll mitfiebern können. Sie waren alle mit ihren Fehlern und Stärken so menschlich und ich konnte schnell mit ihnen fiebern. Bei Ariana hat mich einfach fasziniert, dass sie tough wirkt, aber sie ist eine tolle Chefin auf einer zwischenmenschlichen Ebene. Sie ist leidenschaftlich, sie ist analytisch und durch ihre toxische Beziehung, in der sie steckt, sehr, sehr greifbar. Deswegen habe ich mich auf ihre Abschnitte schon am meisten gefreut, aber es bleibt dabei, dass alle vier ihre eigene wertvolle Geschichte zu erzählen haben.

Was mir auch gut gefallen hat, Liebe ist nur ein Nebenthema, denn in erster Linie geht es um die vier und ihren individuellen Weg, den sie zu beschreiten haben, also eigentlich erstmal Selbstliebe. Das ist für die vier aus den unterschiedlichsten Gründe eine Herausforderung und ich fand die Themenvielfalt hier wirklich toll. Über persönliche Verluste, Missbrauch, Unwohlsein in Bezug auf Geschlechtsverkehr, die schon angesprochenen toxischen Beziehungen, Panikattacken, es war viel dabei. Dazu ist dann auch über die Nebenfiguren noch viel angeboten worden, wie beispielsweise Fatshaming. Vielleicht wirkt es in der Gesamtsumme etwas idealisiert und es ist auch fast schon träumerisch schön, dass die Freundesgruppe so herrlich vorurteilsfrei ist, aber ich muss auch sagen, dass es soooo angenehm war, das zu lesen. Denn es wirkt echt, wie sie aufgrund ihrer eigenen Sorgen immer die Antennen für andere Perspektiven offen haben. Da darf sich auch mal gestritten werden, aber schon wenig später kann das als hochgekochte Emotion abgehakt werden und es wird sich ehrlich unterhalten. Sowas ist wirklich wünschenswert und im Grunde ist das in Büchern auch nicht verkehrt, denn dadurch packen wir uns vielleicht alle an die Nase, wo wir vielleicht noch nicht genug die Perspektiven von anderen einnehmen, um mitmenschlich zu sein.

Weiterhin fand ich es auch schön, dass wir live dabei sind, wie sich der Freundeskreis überhaupt erst entwickelt. Shae und Tyler kommen schon als beste Freunde an (zu ihrer Vergangenheit gerne noch mehr!), aber Evie und Ariana kommen eben erst noch hinzu und das auf unterschiedliche Art und Weise. Ich fand aber auch das Spendenevent als Ausgangspunkt für ihre Freundschaft toll gewählt. Weiterhin mag ich den Überraschungsfaktor des Buchs. Wäre es jetzt ‚nur‘ eine Liebesgeschichte, vermutlich könnte man mehr erahnen, denn am Ende muss eben für das Pärchen das Happyend zu Buche stehen. Doch hier gibt es kein Muss, weswegen ich immer wieder überrascht wurde, was sich die beiden Autorinnen neues ausgedacht haben. Das macht definitiv ordentlich Lust auf den abschließenden Teil.

Fazit: „Let’s Be Wild“ ist wirklich perfekt für Fans von „The Bold Type“, denn die Freundschaftsmomente, die Traumata, die Themenvielfalt, all das konnte toll transportiert werden. Ich mochte alle Figuren und ich habe mich wunderbar im Geschehen zurechtgefunden, was auch keineswegs vorhersehbar war. Rundum gelungene Unterhaltung, die ich mit dem finalen Teil gerne noch einmal begleiten werde.

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Veröffentlicht am 06.03.2023

Sprachliches Korsett zum Träumen

No Longer Lost - Mulberry Mansion
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Willkommen zurück in der Mulberry Mansion! Den ersten Ausflug dorthin mit „No longer yours“ fand ich auf jeden Fall gelungen, weswegen für mich sofort im Anschluss klar war, dass ich zurückkehren werde. ...

Willkommen zurück in der Mulberry Mansion! Den ersten Ausflug dorthin mit „No longer yours“ fand ich auf jeden Fall gelungen, weswegen für mich sofort im Anschluss klar war, dass ich zurückkehren werde. In „No Longer Lost“ geht es nun um May, die ich im ersten Teil schon unwahrscheinlich sympathisch fand und in der ich viel von mir selbst wiedererkannt habe. Deswegen war ich gespannt, welche Geschichte ich mit ihr geboten bekomme.

Zunächst ist es so, dass für Autorin Merit Niemeitz festzustellen ist, dass sie eine ganz klar hervorstechende Stilistik schon entwickelt hat, die man wohl überall wiedererkennen wird. Zum einen ist das der poetische Schreibstil, den ich im ersten Band in seinem Potenzial mit Colleen Hoover verglichen haben. Das nenne ich auch gerne wieder, denn ich finde im zweiten Band hat sich Niemeitz noch einmal übertroffen. Ich bin gespannt, wie das im dritten Band wird, weil dort Willow eine recht zügellose Klappe hat, aber gerade bei May war es jetzt einfach nur genial, ihr eine solche Sprache und ein solches Denken zuzuordnen. Ich war wirklich verliebt in die Gedanken, die sich May gemacht hat. Im ersten Band war vor allem Eden die treibende Kraft, da er der Intellektuelle war, der so den Takt angegeben hat und so eine gewisse Stilistik erlaubt hat. Hier ist es nun May, die die ganze Welt auf eine Art sieht, die nur berühren kann. Sie würde ich gerne sofort als Freundin in meinem Leben haben, um stundenlang mit ihr sprechen zu können und mir von ihr die Welt erklären zu lassen. Ich kann die Art, wie Niemeitz aus Mays Sicht schreibt, gar nicht richtig in Worte fassen, aber es berührt mich tief. Eine zweite typische Stilistik ist, dass die männliche Perspektive eine deutlich kleinere Rolle spielt. Das ist auch hier wieder der Fall. Auch wenn es mich nicht im großen Ausmaß gestört hat, aber ich finde die Stilistik dennoch auffällig und ich weiß nicht, ob es wirklich geschickt ist. Denn das Ungleichgewicht ist offensichtlich. Ich bin eigentlich immer eher dafür, halbwegs es in der Waage zu halten oder eben nur sie oder ihn zu nehmen. So wirkte es am Ende so, als sei der Mann einfach nicht so wichtig für die Geschichte wie sie. Auch wenn Wes also weniger im Zentrum war als May, ich durfte ihn genug kennenlernen und deswegen setze ich hier einen Haken drunter, dennoch ist es für die Zukunft vielleicht eine Überlegung wert.

Kommen wir dann also intensiver zu den Figuren. Bei May bleibt es dabei, dass sie mir sehr ähnlich ist, nicht komplett, aber in doch so einigen Aspekten, so dass ich mich komplett in ihrer Geschichte fallen lassen konnte. Sie hat einfach ein großes Herz. Sie arbeitet zwar auch mit Vorurteilen, aber mehr weil ihre beste Freundin so verletzt wurde, denn eigentlich kennt eine May keine Vorurteile. Das zeigt die Geschichte ganz deutlich. Sie begegnet so offen den Menschen und ist dann entweder bereit, sich noch weiter zu öffnen oder wie eine Muschel zusammenzuklappen. Ich fand es auch bewundernswert, was für ein Körperbild May hatte, das hat mich sehr inspiriert. Gegen sie konnte ich wirklich nichts anbringen, weil ich zu 100% bei May war, in allen Momenten. Zu so einer Persönlichkeit braucht es dann eben einen Kerl, wo ich sagen kann, der hat sie verdient und ich bin dankbar, dass es Wes geworden ist, denn er hat mein Herz genauso im Sturm erobert. An ihm ist mir speziell auch noch einmal deutlich geworden, wie sehr sich mein Bild zu den männlichen Protagonisten im NA-Genre gewandelt hat. Bei meinen ersten Ausflügen in diesem Genre war es oft so, dass ich gerne die Bad Boys hatte. Das ist schon lange nicht mehr der Schlüssel für mich, weil dann mehr Toxik in meinem Kopf prangt. Wes wirkt zwar auch zunächst wie ein Bad Boy, aber es ist tatsächlich nur eine Wirkung, weil er vieles von sich verschließt, weil er eben nicht als der gesehen wird, der er wirklich ist. Die Mauern wurden aber wahnsinnig schnell eingerissen und er ist ein wirklich lieber Kerl, der in Fürsorge und Tiefsinnigkeit May in nichts nachsteht, das hat mich richtig gefesselt, denn die beiden waren damit wie füreinander geschaffen.

Ich mochte auch die Grundidee des Romans, indem für das Sozialprojekt die Frage gestellt wird, ob man sich in jede Person verlieben kann. Ich fand es toll, wie May und Wes angesichts des Rahmens gezwungen waren, sich kennenzulernen. Auch wenn das Projekt mehr und mehr unwichtiger wurde, was ich manchmal etwas schade fand, war es doch auch sinnig, denn sie wollten sich irgendwann kennenlernen und mussten es nicht mehr. Zwar gab es im Verlauf der Geschichte immer wieder Aspekte, die mich mal gestört haben, wie May, die Wes Freunden eigentlich nicht begegnen wollte, aber sofort zur Party rennt oder was jetzt genau wann mit Wes und seiner Mutter los war, aber insgesamt sind diese Gedanken auch jedes Mal wieder in Grund und Boden gestampft worden, weil wieder etwas so Tolles geschah, dass ich hin und weg war. Es ist also nicht die formal perfekte Geschichte, aber es war in dem Moment die perfekte Geschichte für mich, weswegen ich es sehr genossen habe, was Niemeitz mit dieser Handlung geschaffen hat.

Fazit: „No Longer Lost“ ist auf jeden Fall ein Herzensbuch und Merit Niemeitz hat sich in meinen Augen mit ihrer Sprache und ihren Figuren selbst übertroffen. Die beiden passten genial zusammen und ich habe heftig wie lange nicht mitgefiebert. Das alles war dann in einem sprachlichen Korsett gebettet, das mich gerade wegen der ganzen Sprachspiele sehr begeistern konnte. Es war nicht alles perfekt ausgearbeitet, aber das fiel für mich überhaupt nicht ins Gewicht. Sehr guter Job hiermit!

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Veröffentlicht am 13.02.2023

Faszinierende Interviewstilistik

Daisy Jones & The Six
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Als 2020 die deutsche Übersetzung "Daisy & The Six" von Taylor Jenkins Reid auf den Buchmarkt kam, da habe ich das Cover durchaus mitbekommen, aber ein begeistertes Zitat von Reese Witherspoon auf dem ...

Als 2020 die deutsche Übersetzung "Daisy & The Six" von Taylor Jenkins Reid auf den Buchmarkt kam, da habe ich das Cover durchaus mitbekommen, aber ein begeistertes Zitat von Reese Witherspoon auf dem Deckblatt war nicht unbedingt ein Argument für mich, reinlesen zu müssen. Dennoch habe ich mitbekommen, dass der Erfolg riesig war. Als dann angekündigt wurde, dass Streamingdienst Prime Video mit Witherspoons Produktionsfirma Hello Sunshine eine Adaption anstrebt, wurde ich schon hellhöriger. Solche Vorhaben machen Bücher nicht automatisch besser, aber ich finde es immer wieder faszinierend, Buch- und Serienwelten miteinander in eine Verbindung zu setzen. Das birgt natürlich auch immer Potenzial für Enttäuschung, aber oft genug kann man auch anerkennen, dass gewisse Veränderungen zur Vorlage nicht umsonst vorgenommen werden. Lange Rede, kurzer Sinn, mein Interesse für "Daisy & The Six" war geweckt. Ich war dabei speziell auch daran interessiert, wie es der Autorin wohl gelingen wird, die Geschichte einer fiktionalen Band zu schaffen, die sich aber so echt fühlt, dass man als Leserschaft felsenfest davon überzeugt ist, dass es diese Band doch tatsächlich gegeben haben muss.

Da ich im Vorfeld nicht groß in die Details zu "Daisy & The Six" eingestiegen bin, war ich doch sehr überrascht davon, wie das Buch von Jenkins Reid stilistisch erzählt ist. Denn es ist wie der Zusammenschnitt aus O-Tönen der einzelnen Zeitzeugen gestaltet, wo der Interviewer alle nacheinander befragt und anschließend alles zusammengefügt hat, um ein umfassendes Bild der Bandgeschichte abzugeben. Das hat mich erst etwas stutzig gemacht, aber ich weiß auch noch, wie skeptisch ich war, wenn sich AutorInnen daran gewagt haben, nur in Form von SMS oder E-Mails Geschichten zu erzählen. Das war dann ungewohnt, aber letztlich hat es eine ganz eigene Faszination entwickelt, jedenfalls, wenn es gut gemacht ist. "Daisy & The Six" gehört zum erfreulichen Fall von gut gemacht, denn ich war wirklich extrem fasziniert, wie ich nur alleine durch diese Zitate zu jeder Figur ein Bild in meinem Kopf entwickeln konnte. Ich erlebe das oft in Büchern, dass sie mir zu dialoglastig sind und mir ein Blick in das Innenleben der Figuren fehlt, um sie umfassend begreifen zu können. Hier fehlt die Gedankenwelt nun eigentlich völlig und dennoch hatte ich den Eindruck, dass speziell die Bandmitglieder all das ausgepackt haben, was sie wirklich bewegt hat. Auch wenn man natürlich nach außen hin immer etwas inszenieren kann, aber alle Figuren waren konsequent über die Zeitspanne hinweg gezeichnet, so dass es mir sogar gelungen ist, dass ich für jeden von ihnen eine Stimme in meinem Kopf hatte, die sich sofort anknipste, je nachdem, wer nun gerade dran war. Das war wirklich eine faszinierende Erfahrung beim Lesen.

Insgesamt glaube ich auch, dass die Stilistik der Trumpf bei "Daisy & The Six" ist. Die Handlung hatte auch ihren Reiz, weil es durch die O-Töne auch immer wieder Andeutungen gab, was wohl noch kommen wird und ich natürlich so wissen wollte, wann sich was und warum ereignet. Letztlich ist es aber doch eher eine typische Bandgeschichte, wie man sie durch Biografien von Musikern oder von anderen fiktiven Inszenierungen kennt. Es geht viel um Drogen und Alkohol, es geht viel um Sex und Fremdgehen. Es geht um Streitigkeiten untereinander. Es geht um geschlossene Allianzen. Es geht um Mechanismen hinter den Kulissen. All das ist wenig spektakulär neu oder aufklärerisch, aber diese Aufgabe wäre wohl auch unmöglich zu erfüllen gewesen, weil man eine Bandgeschichte nicht neu erfinden kann. Schließlich treffen immer wieder menschliche Urinstinkte aufeinander, so dass die Geschichte sich selbst wiederholt. Deswegen gehe ich auch schwer davon aus, dass die ungewöhnliche Art, einen Roman so zu erzählen, die Massen begeistert hat. Bei mir ist das in jedem Fall gelungen. Manche neuen Figuren, wie die Buchhalterin, die Einblick in die gesprengten Kosten während der Tour gibt, waren manchmal etwas holprig, weil sie aus dem eigentlichen Geschehen rausrissen, aber ich fand es auch liebevoll, wie umfassend dadurch die gewünschte Perspektive war.

Was mich immer besonders fasziniert, das ist der Prozess, wie Musik entsteht. Ich fand es daher in "Daisy & The Six" absolut gelungen, wie hautnah man dabei sein konnte. Manche Songs sind uns direkt fertig direkt präsentiert worden, aber dennoch wurde aus den Interviewteilen noch deutlich, was die Motivation für den Text war und was dann oftmals Billy und später Billy und/oder Daisy bewegt hat. Ich bin da bei Musik definitiv mehr angetan, wenn ich auch merke, dass die Geschichten hinter den Songs auch von den Menschen kommen, die dort auf der Bühne stellen, so dass es sofort ergreifender wird. Ich fand aber auch die Einblicke hilfreich, wie Schlagzeuger, Keyboarderin und Gitarristen darum kämpfen, mehr für ihr Spezialgebiet beitragen zu dürfen und wie dann später aus dem Rohmaterial ein fertiges Album entsteht. So intensiv, wie der Musikprozess hier dargestellt wird, ist es ein echtes Geschenk, dass die einzelnen Songtexte später auch noch komplett abgedruckt sind. Hier merkt man deutlich, wie sehr auch die Autorin selbst in diese Geschichte eingetaucht ist. Für die Serienadaption sind die Texte natürlich auch ein Geschenk. Insgesamt muss ich mit Hinblick auf die Serienversion sagen, dass Jenkins Reid viel vorgearbeitet hat, wo die Produktion eigentlich nur noch einen Haken hintersetzen muss. Es wird sicherlich sehr spannend, wie diese Vorlage dann umgesetzt aussehen wird.

Fazit: "Daisy & The Six" bietet inhaltlich vielleicht nicht etwas speziell Neues, aber die Stilistik, eine fiktive Bandgeschichte nur über Interviewzusammenschnitte zu erzählen, war sehr faszinierend und ich war richtig begeistert, wie dadurch dennoch im Kopf etwas entstanden ist, was auch ein ausgeschriebener Roman hätte sein können. Weiterer Pluspunkt ist natürlich auch die Liebe zur Musik, die aus allen Poren dringt. Sicherlich eine interessante Welt, die sich für eine Serienadaption hervorragend eignet.

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Veröffentlicht am 12.11.2022

Weihnachten mit Nick und Charlie

This Winter
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Nachdem es nach den Graphic Novels zu „Heartstopper“ schon „Nick & Charlie“ gab, um unmittelbar die Zeit vor dem College von Nick zu beschreiben, gibt es nun auch eine kleine Novella passend zu Weihnachten. ...

Nachdem es nach den Graphic Novels zu „Heartstopper“ schon „Nick & Charlie“ gab, um unmittelbar die Zeit vor dem College von Nick zu beschreiben, gibt es nun auch eine kleine Novella passend zu Weihnachten. Doch Achtung, inhaltlich ist sie recht schwer, aber versprochen mit Happy End!

Los geht es mit der Perspektive von Tori, deren Soloband „Solitaire“ erst Anfang 2023 erscheinen wird. Zwar kennt man sie auch aus der Serie und aus den Graphic Novels, aber ich bin jetzt schon sehr gespannt auf ihre Geschichte. Hier bekommt man aber schon einen ganz guten Eindruck für eine sehr empathische Tori, die bedrückt mitansieht, wie ihr Bruder Charlie ausgerechnet für die Feiertage mit Völlerei zurückkehrt, nachdem er gerade in einer Klinik wegen seiner Essstörung behandelt wurde. Sie leidet mit ihm und würde ihm das Päckchen gerne abnehmen, während sie sich aber selbst angesichts der Erwartungen der Eltern und der zu Besuch kommenden Verwandtschaft auch nicht gerade auf Weihnachten freut. Mir hat ihre Perspektive wirklich gut gefallen, weil wir uns charakterlich offensichtlich auch sehr ähnlich sind und ich sie deswegen auch gut nachvollziehen konnte.

Später folgt dann Charlie und auch wenn die Thematik sensibel ist, geht es nicht zu sehr in die Gründe der Thematik hinein, was ich hier aber auch in Ordnung finde, weil es auch mehr darum geht, die Unterschiede zwischen den Familien von Nick und Charlie aufzuzeigen, aber auch bei den verschiedenen Persönlichkeiten, die einen, die es leicht nehmen und die anderen, die es eben schwer nehmen. Es ist mehr als verständlich, dass Charlie irgendwann nur noch fliehen will und bei Nick genau das findet, was er am meisten braucht: Verständnis. Letztlich fühlt sich Tori aber alleine gelassen und es wird deutlich, wie besonders diese Geschwisterbeziehung doch ist, denn Charlie ist gedanklich genauso bei seiner Schwester wie sie bei ihm. Am Ende kommt dann alles bei dem kleinen Bruder Oliver aus und seine Perspektive war das Highlight, da er mit seiner kindlichen Naivität, die auch thematisch perfekt zu Weihnachten passt, bewegen konnte, dass auch bei den Springs noch so etwas wie Eintracht entstehen konnte. Einzig dieser Versuch, einen Erwachsenen Oliver kindlich nachzusprechen, war etwas störend…

Fazit: Wieder ein toller Einblick in die Welt von Charlie und Nick. „This Winter“ versprüht zwar keine große Weihnachtsstimmung, wird aber dafür genutzt, um zu zeigen, wie an solchen Feiertagen Konflikte auftauchen, weswegen es genau passend war, um hier einen interessanten Blick anzubieten. Wieder sehr empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 03.10.2022

Gerne willkommen in der Mulberry Mansion

No Longer Yours - Mulberry Mansion
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Manchmal sind die Wege zur eigenen Veröffentlichungen etwas kurioser und damit einfach nicht dem üblichen Weg entsprechend und das bedeutet für manche auch die echt große Chance und ich denke, dass Merit ...

Manchmal sind die Wege zur eigenen Veröffentlichungen etwas kurioser und damit einfach nicht dem üblichen Weg entsprechend und das bedeutet für manche auch die echt große Chance und ich denke, dass Merit Niemeitz definitiv dazu gehört. Denn sie hat bei einem Wettbewerb von Lyx mitgemacht. Vielleicht waren die Hürden, sich direkt beim Verlag klassisch zu bewerben, zu hoch, was man durchaus auch verstehen kann und dann ist so ein Wettbewerb, bei dem man die eigenen Erfolgschancen eher realistisch niedrig einstuft, der sicherlich entspanntere Weg. Nun hat Merit aber mit ihrer „Mulberry Mansion“ gewonnen und ich muss wirklich sagen, zum Glück! Denn was nach dem ersten Band „No longer Yours“ schon deutlich erkennbar ist, die Dame kann schreiben.

Zunächst einmal ist die Idee zur Mulberry Mansion und ganz ähnlichen anderen Gebäuden auch einfach anders und spannend. Denn so ist es zwar auch College, was für NA üblich ist, aber es ist durch das WG-mäßige, aber dennoch in eher in altmodisch getrimmt etwas Frisches, weil so auch eine Aufgabe entsteht, die sich problemlos über die geplanten drei Bände ziehen lässt. Ich mochte die Mansion wirklich sehr gerne, auch weil man sich vieles dank der Beschreibungen sehr gut vorstellen konnte und ich mochte den Gedanken dahinter, dass es praktisch kostenlos ist, aber verbunden mit einer handwerklichen Renovierung. Dazu dann die Idee, dass eben ganz andere charakterliche Köpfe und unterschiedlich handwerklich begabte Menschen aufeinandertreffen, um sich dann zu ergänzen, da merkte man sogleich, klingt utopisch, macht aber einfach Sinn. Schon früh so einen festen und größeren Figurencast zu haben, ist sicherlich auch von Vorteil, denn so kommt schnell Stimmung rein und die Erzählung klebt nicht zu sehr an dem einen Pärchen, was einseitig werden könnte. Natürlich stehen nicht alle gleich im Fokus, denn man hat doch gemerkt, dass die, die in den Folgebänden noch im Fokus stehen werden, mehr Charakter verpasst bekommen haben. Dennoch sind die anderen nicht einfach nur Schattengestalten, sondern haben auch ihren Beitrag. So ist schnell etwas Familiäres entstanden, was ich sehr genossen habe.

Kommen wir aber nun zum Hauptpärchen, die beide durch eine sehr intensive Charakterarbeit Gestalt angenommen haben. Zwar hat Eden deutlich weniger Kapitel aus seiner Sicht, was auch seinem Geheimnis geschuldet sein mag, aber Avery hatte auch eins und dort ist es auch gelungen. Vielleicht hätte man es also Hälfte-Hälfte gestalten können, aber andere Autorinnen haben da doch größere Probleme, mit mehr Kapiteln auch wirklich mehr Profil zu schaffen. Demnach hat die Autorin hier schon ein Händchen bewiesen, Eden durch Averys Perspektive und seine eigene einheitlich und verständlich zum Leben zu erwecken. Avery ist am Ende sicherlich dennoch vertrauter, aber ich war zufrieden. Bei ihr gibt es dennoch auch eine gewisse Barriere, denn ihr schwarz-weiß-Denken war durchaus etwas anstrengend manchmal. Aber: es ist auch offen angesprochen worden. Wenn so ein Fakt auf dem Tisch liegt und auch reflektiert angegangen wird, dann kann ich damit deutlich besser umgehen, als wenn es einfach im Raum steht und nervt. Aber Avery ist nicht ohne Grund, wie sie ist. Sie muss erst herausgefordert werden, um über den Tellerrand zu schauen. Dennoch hatte sie auch gleich gute Eigenschaften, wie beispielsweise ihr Selbstbewusstsein in eigenen Aspekten und ihre starke Stimme für Gerechtigkeit. Dennoch hatte Eden einfach etwas besonderes, was mich tief berührt hat. Sicherlich ist ganz entscheidend, wie viel Wert er auch auf das geschriebene Wort legt, denn das ging mir mitten ins Herz.

Insgesamt ist es aber auch einfach der Schreibstil, den ich als speziell und damit sehr gut empfinde. Mit ihrer Art zu umschreiben, neue Bilder zu schaffen, da hat mich Merit etwas an Colleen Hoover erinnert und das ist ein großes Kompliment. Denn das Spiel mit Ever und „ich geben dir ein E“, da steckt so viel Liebe drin, so viel Tiefsinnigkeit, das hat mich einfach berührt. Ich bin jetzt schon extrem gespannt, was bei den anderen beiden Bänden da noch möglich ist. Bei der Liebesgeschichte ist es nur so, dass mir die Dramatik etwas zu sehr aufgebauscht wurde. Edens Konsequenzen damals nach der Schule oder auch Averys heftige Reaktion gegenüber ihrer Familie, das ist mir einige Nuancen zu extrem. Denn gerade wenn es Geheimnisse sind, da macht man sich ja seine Gedanken, was es wohl sein könnte und ich bin definitiv jeweils bei dramatischeren Sachen ausgekommen, was mir zeigt, dass die Autorin Kleinigkeiten zu sehr aufgebauscht hat. Das ist aber ja nur eine kleine Schwäche, denn der Rest schafft wirklich eine Welt, in die ich 100% gerne zurückkehre.

Fazit: Die Mulberry Mansion ist mit „No Longer Yours“ eröffnet und es ist klar, ich kehre wieder. Ich mochte die Idee, ich mochte die geschaffene Atmosphäre, ich mochte das breite Repertoire an Figuren und besonders mochte ich den Schreibstil. Vielleicht passt es in der Dosis der Dramatik noch nicht ganz, aber ansonsten bin ich für einen Auftakt und dann so einen ungewöhnlichen Weg, Autorin zu werden, sehr beeindruckend!

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