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Veröffentlicht am 03.05.2023

Ein Buch, das sprachlos zurücklässt

Die Mitternachtsbibliothek
1

Vielen lieben Dank an den Droemer-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Das Taschenbuch ...

Vielen lieben Dank an den Droemer-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Das Taschenbuch hat das gleiche Cover wie das Hardcover und das wiederum hat der deutsche Verlag von Canongate Books übernommen. Das finde ich ja immer schön!
Man sieht ein weißes Gebäude, das nach oben hin offen ist und das von innen mit Regenbogenfarben beleuchtet zu sein scheint, links daneben läuft eine kleine weiße Katze. All das spielt sich vor einem dunkelblauen Hintergrund ab, der in den oberen zwei Dritteln mit weißen Punkten gesprenkelt ist, von denen einige Glitzern. Das Ganze soll eindeutig einen Nachthimmel darstellen, was zur Mitternachtsbibliothek natürlich sehr gut passt.
Dass die Bibliothek oben offen ist, und auch die Katze finden sich im Inhalt wieder.
Das Cover ist definitiv ein Hingucker!


Meine Meinung:
Nur anhand des Klappentextes hätte ich das Buch wohl nicht ausgewählt, da es im ersten Moment dadurch, dass erwähnt wird, dass die Protagonistin sich bereits zu Anfang der Geschichte das Leben nimmt, ja doch sehr düster klingt. Aufgrund der vielen begeisterten Stimmen habe ich mich dann aber trotzdem dazu entschieden, „Die Mitternachtsbibliothek“ zu lesen. Und darüber bin ich sehr froh, denn sonst hätte ich jetzt nicht ein neues Lieblingsbuch!
So ganz, was ich hier in dieser Rezension schreiben soll, weiß ich noch gar nicht. Ich habe jetzt einfach angefangen, in der Hoffnung, dass mir im Schreibprozess einfällt, was ich zu dem Buch sagen soll. Am liebsten würde ich euch einfach dieses Gefühl übertragen, das mir dieses Buch beim und auch nach dem Lesen vermittelt hat, da ich schlicht nicht weiß, wie ich es beschreiben soll, aber das geht natürlich nicht.


„Die Mitternachtsbibliothek“ ist ein Buch, das im ersten Moment so unscheinbar wirkt, dann aber mit jedem Wort mehr berührt und tiefer geht. Matt Haig schreibt hier mit so einer unfassbar puren, reinen Wahrheit, dass man sich gar nicht dagegen wehren kann, dass das Buch ins Herz geht.
Das liegt zum einen ganz klar an dem poetischen, bildhaften Schreibstil des Autors, der so viel zwischen den Zeilen aussagt und mit so wenigen leisen Worten so viele laute Wahrheiten erzeugt.
Er schafft es, dem Leser völlig neue Perspektiven auf die einfachsten, aber auch auf die schwierigsten Aspekte im Leben zu eröffnen. Man denkt über Dinge, über die man sich auch sonst den Kopf zerbricht, intensiv nach, aber aus einem anderen Blickwinkel, und gelangt so zu anderen Schlüssen und neuen Wegen. Zugleich bringt einem Matt Haig dazu, über die Aspekte nachzudenken, die einem so vorher noch gar nicht in den Sinn gekommen sind. Das führt dann wiederum zu neuen Fragen, neuen Antworten und neuen Sichtweisen.

Was „Die Mitternachtsbibliothek“ aber gerade so besonders macht, ist, dass man auf das Leben im Ganzen einen ganz anderen Blick bekommt. Das, was man vorher vielleicht für selbstverständlich oder alltäglich gehalten hat, bekommt beim Lesen dieses Buches einen besonderen Glanz. Man lernt, die Dinge anders wertzuschätzen.
Gleichzeitig betrachtet man die Dinge weniger persönlich, die einem vorher sehr nahegingen und die einen vielleicht sogar eingeengt oder blockiert haben, sondern sieht sie aus der Vogelperspektive mit etwas mehr Distanz.

„An der Natur teilzuhaben, bedeutete, auch am Überlebenswillen teilzuhaben.
Wer zu lange an einem Ort verweilt, vergisst die riesige Ausdehnung der Erde. Er verliert das Gefühl für die Dimension dieser Längen- und Breitengrade. So wie es wohl auch schwierig ist, ein Gefühl für die ungeheuren Dimensionen innerhalb des menschlichen Bewusstseins zu entwickeln.
Spürt man diese Dimensionen jedoch, nachdem sie einem offenbart wurden, keimt Hoffnung auf, ob man will oder nicht, und haftet so hartnäckig am Menschen wie Flechten an einem Felsen.“ (S. 156/320)

Der Autor schafft es, das Einfache schön aussehen zu lassen, und das Schwierige weniger beängstigend. Dass ihm das mit ein paar Tausend Worten auf 320 Seiten gelungen ist, ist einfach nur bemerkenswert.


Dabei hilft ihm auch die Protagonistin Nora Seed. Man lernt sie anfangs als verzweifelte junge Frau kennen, die keinen anderen Ausweg mehr sieht, als ihrem Leben ein Ende zu bereiten. In der Mitternachtsbibliothek trifft sie dann auf Mrs Elm, eine Bibliothekarin, die ihr als Kind bereits durch eine sehr schwierige Zeit geholfen hat, und die ihr jetzt erneut Anstöße gibt, zu sich selbst zurückzufinden und in Bezug auf die Perspektiven auf das Leben den gleichen Prozess zu durchlaufen, wie der Leser.

„‚[…] Und selbst wenn du selber ein Bauer wärst – vielleicht sind wir das ja alle –, solltest du nie vergessen, dass ein Bauer die magischste aller Figuren ist. Er mag klein und gewöhnlich wirken, ist es aber nicht. Denn ein Bauer ist niemals nur ein Bauer. Ein Bauer ist eine Königin im Wartestand. Du musst nur eine Möglichkeit finden, weiter vorzurücken. Feld um Feld. So kannst du auf die andere Seite gelangen und großen Einfluss gewinnen.‘“ (S. 211/320)

Die Entwicklung, die Nora dabei im Laufe der Geschichte durchmacht, zeigen sich dabei vor allem in der Art und Weise, wie ihre Gespräche mit Mrs Elm verlaufen. Aber natürlich tragen auch die Erfahrungen, die sie in ihren unterschiedlichen Leben macht, dazu bei. Bei jedem neuen Leben merkt man anhand dessen, wie sie auf ungewohnte Situationen reagiert, wie schnell sie aufgibt oder wie intensiv sie kämpft, dass sie einen Lernprozess durchläuft und ihr Charakter sich entwickelt.
Als Figur wird sie dadurch besonders greifbar. Selbst wenn der Leser sich nicht in der gleichen Situation befindet wie Nora, kann man ihre Situation dennoch gut nachempfinden und sich hervorragend in sie hineinversetzen. Matt Haig erzählt von ihr aus der dritten Person, trotzdem kreiert er eine so intensive Nähe zu seiner Protagonistin, dass es fast so ist, als würde man sich selbst in der Mitternachtsbibliothek befinden und als würde man selbst in die unterschiedlichen Leben der Nora Seed schlüpfen.


Das Buch spricht die sehr philosophische Frage nach dem Sinn des Lebens an. Wie der Autor das in seiner Geschichte mit der Idee der Mitternachtsbibliothek verwoben hat, hat mir sehr gut gefallen! Ursache und Wirkung spielen hier eine Rolle; es wird immer wieder deutlich, dass die kleinste, am unwichtigsten erscheinende Entscheidung große Auswirkungen haben kann, nicht nur auf das eigene Leben, sondern auch auf die Leben der Mitmenschen. Gleichzeitig wird auch hervorgehoben, dass man Manches einfach nicht beeinflussen kann, dass man Manches hinnehmen muss, wie es ist, und dass einen Reue dann im eigenen Leben aufhalten kann.

Neben dem philosophischen Aspekt integriert Matt Haig auch eine wissenschaftliche Komponente in seine Geschichte. Er spricht von Quantenphysik, von Universen, die parallel gleichzeitig bestehen, in denen zugleich alles möglich ist – wie Schrödingers Katze, die in der Schachtel, solange sie zu ist, gleichzeitig tot und lebendig ist.
Neben der Mitternachtsbibliothek, die nach eigenen Regeln spielt und in der Zeit niemals vergeht, neben der Möglichkeit für Nora, alle ihrer möglichen Leben auszuprobieren, stellt der Autor mit diesem Aspekt einen starken Kontrast her. Er stellt Transzendenz und Wissenschaft, Traumwelten und Realismus gegenüber, wobei er beides als wahr darstellt und es dem Leser überlässt, wie die Geschichte zu interpretieren ist.
Bemerkenswert ist, dass man als Leser dabei nicht groß darüber nachdenken muss. Der Autor entführt einen in seine Geschichte, spielt mit Metaphern, sprachlichen Bildern und Kontrasten, und diese Gedanken über den Sinn dahinter kommen einem ganz natürlich.
Matt Haig erzeugt mit seiner „Mitternachtsbibliothek“ vor allem eins: Hoffnung.

„Interessant, dachte sie, was für völlig neue Perspektiven einem das Leben manchmal schenkt, wenn man nur lange genug wartet.“ (S. 311/320)


Fazit:
„Die Mitternachtsbibliothek“ ist ein großartiges, philosophisches, poetisches Werk, das einen mit einer Natürlichkeit, die man gar nicht bemerkt, zum Nachdenken anregt, und dabei tief berührt und lange nachhallt.
Die Gefühle, die ich beim und nach dem Lesen hatte, kann ich nicht beschreiben. „Die Mitternachtsbibliothek“ ist ein Buch, das im ersten Moment so unscheinbar wirkt, dann aber mit jedem Wort mehr berührt und tiefer geht. Matt Haig schreibt hier mit so einer unfassbar puren, reinen Wahrheit, dass man sich gar nicht dagegen wehren kann, dass das Buch ins Herz geht. Dabei schafft er es, die eigene Perspektive auf das Leben so zu verrücken, dass das Einfache schön aussieht und das Schwierige weniger beängstigend.
Ganz große Leseempfehlung!
5/5 Lesehasen.

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  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.02.2023

Lebendige Figuren, gefühlvolle Erzählung und traumhaftes Setting

With you I heal
1

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine ehrliche Meinung wird davon selbstverständlich nicht beeinflusst.

Aufmachung:
Wie auch schon bei den beiden ...

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine ehrliche Meinung wird davon selbstverständlich nicht beeinflusst.

Aufmachung:
Wie auch schon bei den beiden Vorgängerbänden kann ich die Gestaltung von „With You I Heal“ nur loben! ♥
Ich liebe das hoffnungsvolle Orange, die durchscheinenden Blütenblätter, die an eine Tulpe erinnern, und den weißen geschwungenen Titel darüber. Ein tolles Detail sind dazu die goldglitzernden Sprengsel um den Titel herum, die den Gesamteindruck abrunden und das Buch zu einem wahren Hingucker machen.
In der vorderen Innenklappe findet man wieder ein zu den Protagonisten und Belmont Bay passendes Moodboard mit dem Zitat „Liebe kann nichts heilen. Wir können uns nicht gegenseitig helfen. Aber wir können füreinander da sein. Und ich werde für dich da sein.“, was die Stimmung und die Thematik des Buches gut widerspiegelt.


Meine Meinung:
Bereits der erste Band hat mir ja sehr gut gefallen und nach dem zweiten Band war ich überzeugt davon, dass er nicht getoppt werden könnte – und dann kam „With You I Heal“!
Schon auf den ersten Seiten habe ich gemerkt, dass dieses Buch etwas ganz Besonderes sein, dass es mich tief berühren würde, auch wenn inhaltlich da vielleicht noch gar nicht so viel passiert ist.

Das liegt einfach an dem wunderschönen, leichten und romantischen Schreibstil der Autorin, mit dem sie nicht nur die träumerische Kleinstadtstimmung von Belmont Bay perfekt einfängt, sondern auch mit Leichtigkeit immer den richtigen Ton für ihre Protagonisten trifft.
Man merkt schnell, dass sowohl Arin als auch Sophia schwere Päckchen zu tragen haben, wobei man ja zumindest Arin bereits ein wenig aus den Vorgängerbänden kennt. Aber auch Sophias Last wird einem schnell klar, und auch wenn natürlich noch nicht absehbar ist, wohin die Reise der beiden führen wird oder wie ihre gemeinsame Vergangenheit ausgesehen haben mag, fühlt man doch bereits sehr früh, dass einen die Schicksale der beiden Protagonisten sehr mitnehmen werden.


Ich bin eigentlich kein besonders großer Fan von Second Chance-Romances (sie können mich oft einfach nicht begeistern), spürt man hier doch sehr stark das Feuer zwischen Sophia und Arin und sieht die Funken regelrecht sprühen. Das liegt an der hervorragenden Chemie zwischen den beiden Protagonisten, die nicht nur für sich genommen großartig geschriebene Figuren sind, sondern sich auch zusammen super ergänzen und einander helfen, zu heilen, zu lernen und zu wachsen, und zwar ohne voneinander abhängig zu werden. An dieser Stelle fällt dann auch auf, dass der Titel einfach perfekt auf Sophias und Arins Geschichte passt!
Die Rückblenden, die die gegenwärtige Handlung zwischendurch unterbrechen, allerdings ohne zu stark aus dem Kontext zu reißen, zeigen, wie stark sich Arin und Sophia nicht nur in den inzwischen vergangenen Jahren verändert haben, sondern auch wie sehr sie im Laufe der Handlung wachsen und sich entwickeln.
Kurz gesagt: Die Protagonisten sind einfach ausgezeichnet ausgereifte Figuren!

„Kompliziert. Das trifft es. Zwischen uns ist alles kompliziert, alles voller Funken und voller Angst vor den heißen Flammen, die uns am Ende nur noch mehr Schmerz bereiten – aber manchmal kann Feuer auch etwas Gutes sein, oder? Etwas, das einen wärmt, einem Kraft gibt und all den kitschigen Scheiß, den Shakespeare noch über Liebe schreibt. Wenn ich an Liebe glaube, dann nur, weil es Sophia gibt.“ (S. 153/384)


Neben Sophia und Arin können aber auch die Nebenfiguren hier wieder sehr begeistern! Gerade in so mehrbändigen Romance-Reihen, bei denen es in jedem Band um ein anderes Paar geht, finde ich es immer sehr schade, wenn auf die Protagonisten der früheren Bände kaum noch Bezug genommen wird – dann brauche ich auch keine Reihe, sondern kann einfach Einzelbände lesen.
Justine Pust integriert aber auch hier wieder alle bereits bekannten Figuren in die Handlung, wobei ich es in diesem Fall besonders bemerkenswert finde, wie bunt alle Nebenfiguren selbst neben den beiden ebenso lebendigen Protagonisten sind. Auch wenn es hier primär natürlich um Sophia und Arin geht, nehmen vor allem Sophias Großvater, der alte Bennett, die beiden Rain-Schwestern, Chris und Conner viel Raum in der Handlung ein – jedoch ohne, dass der Fokus auf den Haupthandlungsstrang verlorengeht. Dabei haben vor allem Chris und Conner, aber auch Mia eine gemeinsame Vergangenheit mit Arin, von der man in den Vorgängerbänden (insbesondere „With You I Dream“) bereits ein wenig erfährt, und die nun weiter ausgebaut wird. Man bekommt durch Arins Perspektive noch einmal einen ganz anderen Blick auf das Geschehene, und sein Heilungsweg hilft auch den anderen Figuren bei ihrer Heilung und Entwicklung. Das hat die Autorin hier sehr schön gemacht, finde ich. Die ehemaligen Protagonisten sind hier zwar „nur“ Nebenfiguren, aber dadurch stagnieren ihre Charaktere nicht, sondern werden im Gegenteil nur noch lebendiger.

Vor allem jegliche Handlung rund um den alten Bennett hat mir hier sehr gefallen. Während man die anderen genannten Figuren ja bereits ein wenig kennt, ist einem Bennett bisher nur als etwas grummeliger alter Mann, der am Waldrand wohnt, über den Weg gelaufen. Dadurch, dass er Sophias Großvater ist und sie bei ihm wohnt, lernt man aber natürlich viel mehr Seiten an ihm kennen und er wächst einem schnell sehr ans Herz.
Ein bisschen Sehr traurig bin ich allerdings darüber, dass Chris jetzt gar nicht seine eigene Geschichte bekommen hat, die hätte ich soooo gerne gelesen!!!


Zuletzt kann ich auch den sehr sensiblen Umgang der Autorin mit den ernsten Themen der Drogensucht, HIV, Stigmatisierung, Traumata verschiedener Art sowie Missbrauch loben. Beim Lesen merkt man anhand der erforderlichen Gründlichkeit, mit der Justine Pust da herangeht, dass sie sich ausführlich damit befasst und gut recherchiert hat. Es handelt sich um schwere, bedrückende Themen, aber trotzdem zieht einen das Buch nicht herunter, eher im Gegenteil. Nicht nur durch das traumhafte Kleinstadtsetting ist auch „With You I Heal“ ein wunderschöner Wohlfühlroman, sondern vor allem auch wegen der Wahrhaftigkeit, mit der die Autorin über Sophias und Arins Leben erzählt. Sie schafft es, die Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Leichtigkeit, zwischen dunklen und fröhlichen Momenten, zwischen Trauer und Romantik zu halten, und dadurch wird „With You I Heal“ echt.

„‚Eine der unglaublichsten Sachen am Leben ist, dass es immer weitergeht. Egal, wie schlimm es aussieht und wie verzweifelt man ist. Es geht weiter. Bis zu unserem letzten Tag haben wir die Chance weiterzumachen.‘“ (S. 242/384)


Fazit:
„With You I Heal“ ist ein wunderschöner Abschluss der „Belmont Bay“-Trilogie, der mich sogar noch stärker berühren konnte als die beiden Vorgängerbände – ich habe zum Schluss doch einige Tränchen verdrückt!
Die Autorin spricht wieder einmal ernste Themen auf besonders sensible Art an und schafft es dabei, die Balance zwischen dunklen und fröhlichen Momenten zu halten, sodass „With You I Heal“ trotz teilweise sehr schweren Situationen niemals herunterzieht, sondern stattdessen bewegt und mitfühlen lässt.
Zusammen mit den beiden vielschichtigen Protagonisten, den lebendigen Nebenfiguren, die man alle bereits aus den Vorgängern kennt und die hier noch weiter entwickelt werden, sowie dem traumhaften Setting Belmont Bays erhält man hier ein großartiges Highlight, das ich nur weiterempfehlen kann!
Ich hätte jetzt aber trotzdem gerne noch Chris‘ Geschichte, bitte.
5/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 05.02.2023

Düsteres, magisches, atmosphärisches Retelling

Die Schneekönigin - Kristalle aus Eis und Blut
1

Vielen lieben Dank an den penhaligon-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche ...

Vielen lieben Dank an den penhaligon-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover ist definitiv ein Blickfang! Als erstes fällt natürlich die schwarze Silhouette einer Frau ins Auge, die offensichtlich die Schneekönigin darstellen soll, wie man an der Krone und den Eiskristallen über ihrer rechten Hand erkennen kann. Durch diese sowie spitze Elemente an der Krone, auf der rechten Schulter und dem rechten Ellenbogen sowie die spitzen Fingernägel wirkt die Silhouette in Kombination mit der Perspektive von unten bedrohlich und düster, was eindeutig zum Mythos der Schneekönigin passt. Mir gefällt hier besonders gut, dass dieser Eindruck beim Betrachter durch die genannten Elemente eher subtil hervorgerufen wird, obwohl das eigentliche Aussehen der Königin im Dunklen bleibt.
Einen Kontrast zur schwarzen Silhouette der Schneekönigin bilden der blaue Hintergrund sowie der goldene Titel mit den Blumen in der gleichen Farbe.
Sowohl die Details in der Königin als auch der Untertitel „Kristalle aus Eis und Blut“ greifen den Inhalt auf, was man allerdings erst merkt, wenn man die Geschichte bereits kennt. Das finde ich sehr raffiniert!
Die Erstauflage hat zudem einen schwarzen Farbschnitt, der den bedrückenden Eindruck des Covers abrundet, aber auch der einfache weiße Buchschnitt (den ich auch abbekommen habe) fügt sich gut ins Gesamte ein. Natürlich sind Farbschnitte toll, aber hier wäre er meines Erachtens deshalb tatsächlich gar nicht unbedingt notwendig gewesen.


Meine Meinung:
Meine Meinung zum Inhalt fällt ähnlich begeistert aus wie die zur Aufmachung. „Die Schneekönigin“ war das zweite Buch, das ich im Januar beendet habe und hat sich Ende des Monats dann direkt als bestes Buch im Januar herausgestellt. Etwas anderes habe ich von C. E. Bernard, deren „Wayfarer“-Saga ich ja bereits unglaublich geliebt habe, aber auch gar nicht erwartet.

Denn bereits in der „Wayfarer“-Reihe konnte sie mich vor allem mit ihrem poetischen Schreibstil, mit dem sie mit wenigen Worten so wahnsinnig viel ausdrücken und mit ihrer Geschichte Magisches schaffen kann, überzeugen, und das wird auch hier wieder deutlich. Zwar hat „Die Schneekönigin“ einen anderen Erzählton als die „Wayfarer“-Reihe – logisch, es ist ja auch eine völlig andere Geschichte –, aber auch hier merkt man beim Lesen, wie Bernard mit Leichtigkeit ihren Erzählton an die Handlung anpassen kann. „Die Schneekönigin“ ist ein Märchen von Hans Christian Andersen, und dementsprechend wird die Geschichte hier auch märchenhaft erzählt. Je nach Stelle in der Geschichte wird die Stimmung aber mal düsterer, mal atmosphärischer und mystischer, mal hoffnungsloser, mal hoffnungsvoller. Die Autorin entführt den Leser nur mit ihren Worten an einen kalten, magischen Ort, ohne dass man beim Lesen davon etwas mitbekommt, geschweige denn, dass man sich dagegen wehren könnte, selbst wenn man wollte.
Dieses Gefühl, das ich auch hier wieder beim Lesen von Bernards Worten empfunden habe, kann ich gar nicht wirklich beschreiben, dafür reicht mein Wortschatz definitiv nicht aus. Das schaffen nur ganz wenige AutorInnen.


Während also der Schreibstil der Autorin eine riesige Stärke des Buches ist, da er alleine schon ausreicht, um einen in seinen Bann zu ziehen, kann auch der Inhalt völlig überzeugen.
Zugegebenermaßen weiß ich nicht besonders viel über das Märchen der Schneekönigin, mit Ausnahme dessen, was in Disney´s „Die Eiskönigin“ übernommen wurde, was aber ja auch nicht so viel ist; das Märchen habe ich nicht gelesen.
Dennoch merkt selbst der unwissende Leser, an welchen Stellen die Autorin sich auf das Märchen von Hans Christian Andersen bezieht, unter anderem auch deshalb, weil zwischen den einzelnen Teilen des Buches immer eine andere Stelle aus dem Märchen zitiert wird. Aber auch innerhalb der Geschichte bemerkt der aufmerksame Leser geschickt eingebaute Hinweise auf das Original und dessen Autor.

Inhaltlich ist „Die Schneekönigin“ durchaus etwas vorhersehbar, was bei einem Retelling aus offensichtlichen Gründen allerdings ja meistens der Fall ist und deshalb natürlich dabei auch gar nicht der Anspruch an die Unvorhersehbarkeit der Geschichte gestellt werden.
Was das Buch an dieser Stelle dabei auszeichnet, ist, dass es trotz Vorhersehbarkeit durchweg spannend, mystisch und mitreißend ist, und man, obwohl man eine bestimmte Erwartungshaltung an die Geschichte hat, die sich im Nachhinein meistens auch als richtig herausstellt, doch immer wieder überrascht wird.
Auch das hat natürlich wieder mit dem Schreibstil der Autorin zu tun, dem es gelingt, den Leser völlig für sich einzunehmen.
Darüber hinaus ist dafür aber auch das sehr detailverliebte und magische Worldbuilding verantwortlich, das einem praktisch keine andere Wahl lässt, als sich in der Geschichte zu verlieren. Die Burg, die eisigen Wälder, die verschiedenen Orte, die Greta für ihre drei Prüfungen passieren muss, wirken so echt, dass man beim Lesen zusammen mit der Protagonistin friert, sich fürchtet und die eigene Umgebung vergisst.


Quasi nebenbei mahnt die Autorin mit ihrer Neuerzählung der Schneekönigin vor den Auswirkungen des technischen Fortschritts auf die Umwelt, beleuchtet die Beziehung der Menschen zu ihr und führt einem vor Augen, was durch die Ignoranz der Menschheit verlorengeht. Durch die klaren Worte, die die Autorin dabei findet – allerdings ohne den Leser mit dem Finger darauf zu stoßen, sondern vielmehr subtil durch die Geschichte selbst –, wird der Leser zu Tränen gerührt und zum Nachdenken angeregt. Die brennende Aktualität dieser Thematik wird dabei besonders deutlich.
Neben aller Warnung erzählt „Die Schneekönigin“ aber auch von Liebe, Hoffnung, Mut und dem Glauben an sich selbst und an das Gute – eben genau so, wie ein Märchen es tut.


Fazit:
„Die Schneekönigin“ ist ein düsteres, magisches, atmosphärisches Retelling des gleichnamigen Märchens von Hans Christian Andersen, das gleichermaßen auf das Original Bezug nimmt wie aktuelle Themen mit einbaut. Die Autorin findet klare Worte zum Klimawandel, ohne den Leser mit dem Finger darauf zu stoßen, sondern vielmehr subtil durch die Geschichte selbst.
Mit ihrem märchenhaften, genialen Schreibstil saugt sie den Leser in ihre Geschichte und erzählt mal düsterer, mal atmosphärischer und mystischer, mal hoffnungsloser, mal hoffnungsvoller das Märchen der Schneekönigin in einem atemberaubenden, frostigen Setting neu.
Große Leseempfehlung!
5/5 Lesehasen.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.10.2022

Tolle Ergänzung zum Grishaverse

Demon in the Wood. Schatten der Vergangenheit
1

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Da es sich hierbei ...

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Da es sich hierbei um eine Graphic Novel handelt, und bei einer solchen die Gestaltung eine wesentliche Rolle spielt, fließt die Aufmachung von „Demon in the Wood“ ausnahmsweise in meine Bewertung mit ein.

Das ist aber auch gut so, denn die Graphic Novel ist sehr hochwertig gestaltet!
Zwar zeichnet der Verlag das Buch als „Gebundene Ausgabe“ aus, während ich das Buch aus meiner laienhaften Sicht aufgrund der Flexibilität eher als Softcover bezeichnen würde, aber das ändert weder etwas an der Hochwertigkeit noch daran, dass ich den Preis von 18 € für mehr als gerechtfertigt halte. Ich würde sogar sagen, dass die Flexibilität dem Buch eher noch zugutekommt, da es so leichter in der Hand liegt, es sich besser öffnen lässt und man die Zeichnungen besser ansehen kann. Trotz seiner Biegsamkeit ist das Buch darüber hinaus fast so stabil wie ein „richtiges“ Hardcover, insofern sehe ich keine Nachteile.
Auch im Inneren ist die Gestaltung sehr schön. Der farbige, gestochen scharfe Druck der einzelnen Seiten ist ebenso hochwertig wie das Äußere der Graphic Novel. Der Verlag hat zudem sehr dickes Papier verwendet, das nicht nur zur Robustheit des Buches beiträgt, sondern auch dafür sorgt, dass die Zeichnungen nicht durch die Seiten scheinen. All das würde meiner Meinung nach sogar noch einen höheren Preis rechtfertigen!

Der Zeichenstil, der ein bisschen an den der „Avatar: Der Herr der Gezeiten“-Comics erinnert, gefällt mir persönlich super, man erkennt sowohl den Dunklen als auch Baghra auf Anhieb, und Emotionen, Gestiken und Mimiken sind sehr ausdrucksstark dargestellt.
Dabei beweist Dani Pendergast auf jeder Seite sehr viel Liebe zum Detail auch in Bezug auf den Hintergrund; selbst wenn in den einzelnen Kacheln inhaltlich gerade nicht viel passiert, braucht es doch seine Zeit, bis man alle Einzelheiten wahr- und aufgenommen hat. Das macht die Graphic Novel zu einem Kunstwerk, das anzuschauen viel Freude bereitet, auch noch nach dem ersten Lesen.

Bei einer Graphic Novel ist es mir darüber hinaus wichtig, dass Bilder und Geschichte ineinandergreifen, sich gegenseitig unterstützen und ergänzen. Wenn dem nicht so ist, brauche ich nicht unbedingt visuelle Unterstützung, dann reicht mir eine einfache Kurzgeschichte.
Hier ist es aber gerade so, dass die Kurzgeschichte über den Darkling, die man, soweit ich weiß, ja nun schon etwas länger lesen kann, durch die Zeichnungen von Pendergast in eben diesem Sinne ergänzt wird. Die Figuren, aber auch die Erzählung an sich erhalten durch die graphische Begleitung mehr Substanz und vor allem mehr Emotionalität. Dadurch fällt es auch dem Leser leichter, eine Verbindung zu den Figuren aufzubauen. Die Bilder erzählen selbst eine Geschichte, die durch die Worte Bardugos ausgeschmückt werden, und umgekehrt. Die künstlerische Leistung von Dani Pendergast und das literarische Werk von Leigh Bardugo greifen also ineinander und ergänzen sich gegenseitig.


Inhalt:
Anders als viele andere Grishaverse-Fans muss ich zugeben, dass ich kein großer Freund des Dunklen bin. Bereits in der Trilogie ist er ein hervorragend ausgearbeiteter Villain, das stelle ich gar nicht infrage! Auf menschlicher Ebene finde ich ihn allerdings grauenhaft und alleine schon wegen seiner Grooming-Tendenzen nicht nur in Bezug auf Alina, sondern auch bei Zoya und Genya (und bestimmt noch anderen jungen Frauen) sehr unsympathisch.
Trotzdem habe ich mich riesig auf diese Graphic Novel gefreut, alleine schon, weil sie aus der Feder von Leigh Bardugo stammt und eine Ergänzung des Grishaverse ist. Das ändert jedoch nichts daran, dass ich vorher die Befürchtung hatte, dass durch diese Vorgeschichte die Taten des Dunklen relativiert werden und seine Figur dadurch einen kleinen redemption arc erhält.
Das hätte mir persönlich überhaupt nicht gefallen, zum einen, da es auch die Mahnung der Autorin an die Leser in Bezug auf Charaktere wie seinen relativiert hätte. Zum anderen und vor allem aber, weil in dem Falle dann auch die Charakterentwicklungen von Alina, Zoya und Genya zumindest zum Teil zunichte gemacht würden, da sie ja sehr stark darauf basieren, dass sie es schaffen, sich vom Dunklen zu lösen und sich gegen ihn zu wehren. Das wäre praktisch sinnlos, wenn man aus der Graphic Novel die Message mitbekommen würde, dass der Dunkle und seine Taten „ja doch gar nicht so schlimm“ waren. Dazu würde ihn dann zu einem gewissen Grad viktimisieren und ihn der Verantwortung entziehen.

Darüber hätte ich mir bei Leigh Bardugo aber eigentlich keine Sorgen machen müssen, denn natürlich passiert dies in dieser Graphic Novel nicht. Der Darkling bleibt der Darkling, seine späteren Taten werden nicht relativiert und er ist auch weiterhin der Böse der Geschichte.
Trotzdem schafft die Autorin es, dass man hier mit ihm als Protagonisten sympathisiert, seine Handlungen (auch die späteren) besser nachvollziehen und sich in ihn hineinversetzen kann. Er wird dadurch nicht viktimisiert oder zum Helden gemacht, stattdessen wird er als Bösewicht der Trilogie nahbarer, er wird menschlicher und als Figur insgesamt runder. Durch diese Kurzgeschichte bekommt der Dunkle eine stärkere Basis, einen besseren Hintergrund also. Man versteht nun, wie es dazu kommt, dass er die Zweite Armee und den Kleinen Palast gründet, und man kann sehr gut nachvollziehen, wieso er so extrem und fanatisch in seinen Ansichten ist.
Der Dunkle ist kein Held, aber er ist der Held seiner eigenen Geschichte, und das zeigt diese Graphic Novel sehr gut; sie ergänzt seinen Charakter, statt ihn zu verändern, und auch, wenn man sich nun besser in ihn hineinversetzen kann, bleibt er die gleiche Figur.
Die Gratwanderung zwischen Charakterausbau und Relativierung der späteren Taten der Figur, die zur Charakteränderung führt, der sich Autorinnen bei Vorgeschichten gerade über ihre Bösewichte stellen müssen, ist Leigh Bardugo hier also hervorragend gelungen.


Ähnliches gilt im Übrigen für die Welt des Grishaverse. Ohne irgendwelche Widersprüche zu ihren früheren Werken zu schaffen, gelingt es Leigh mit dieser Kurzgeschichte über den Dunklen, das Universum selbst weiterzuentwickeln. Man bekommt hier einen Einblick darin, wie das Leben für Grisha in Ravka, insbesondere an der Grenze zu Fjerda vor der Sicherheit, die der Kleine Palast und die Zweite Armee für die Grisha bedeuten, gewesen sein muss: Sie waren durchweg auf der Flucht, die Menschen haben ihnen nicht vertraut, sondern sie gefürchtet und deshalb gejagt. Es gab keinen Ort, an dem die Grisha sicher waren. Die Hoffnungslosigkeit dieser Situation und wie es ist, so leben zu müssen, wird hier sehr gut dargestellt.

Darüber hinaus hat mir hier auch sehr gut gefallen, wie diese beiden Aspekte ineinandergreifen: Der Dunkle und die Welt des Grishaverse bekommen nicht nur losgelöst voneinander mehr Kontext.
In dieser Kurzgeschichte wird auch deutlich, wie beides einander bedingt: Die Art der Lebensumstände ist der Grund dafür, aus dem sich der Dunkle als junger Grisha zu dem entwickelt, den wir in der Trilogie kennenlernen, und der dann schließlich mit seinen Handlungen wiederum die Welt des Grishaverse verändert.
Das kennt man aber von Leigh Bardugo: Wieder einmal wird deutlich, wie stark hier alles ineinandergreift, wie riesig, durchdacht und tiefgreifend das Grishaverse tatsächlich ist und wie viel Potenzial dem noch innewohnt. Dies immer wieder aufs Neue zu beweisen, ist eine großartige Leistung, die ein wesentlicher Grund dafür ist, weshalb Leigh Bardugo zu meinen Lieblingsautor
innen zählt!

Abschließend weise ich aber einmal darauf hin, dass man zwar grundsätzlich die Graphic Novel als „nullten“ Teil des Grishaverse sicherlich als erstes lesen könnte, wenn man die Welt in chronologischer Reihenfolge kennenlernen möchte. Ich glaube aber trotzdem, dass es sinnvoller ist, jedenfalls die Trilogie vor dieser Kurzgeschichte zu lesen, da man dann mit der Welt und ihren Regeln etwas vertrauter ist und so auch in der Graphic Novel Vieles mehr Sinn ergibt. Hinsichtlich des Magiesystems und seiner Regeln sowie des Weltenbaus wird hier nämlich nichts erklärt, was aber auch gar nicht Sinn dieser Graphic Novel ist – sie ist eben „nur“ eine Ergänzung des Grishaverse, dafür aber eine sehr starke.


Fazit:
Wie erwartet liefert Leigh Bardugo mit ihrer neuesten Ergänzung zum Grishaverse wieder einmal ein Highlight.
Meine anfängliche Angst, „Demon in the Wood“ könnte auf einen redemption arc für den Dunklen oder eine Relativierung seiner Taten hinauslaufen, bestätigt sich (natürlich) nicht. Zwar sorgt die Graphic Novel durchaus dafür, dass man sich besser in den Dunklen hineinversetzen und mit ihm (oder zumindest seinem früheren Ich) sympathisieren kann. Dies allerdings ohne, dass er anders oder völlig neu charakterisiert wird als in der Trilogie, in der er ohne Zweifel der Bösewicht ist. Er ist kein Held, aber er ist der Held seiner eigenen Geschichte, und das hat Leigh hier wunderbar verdeutlicht.
Darüber hinaus erweitert die Graphic Novel nicht nur seinen Charakter, auch die Welt des Grishaverse bekommt mehr Substanz, und die Reihe wird toll ergänzt!
Schließlich ist die Graphic Novel mit dem ausdrucksstarken, detailreichen Zeichenstil, der die Geschichte visuell unterstützt und erweitert, sowie der hochwertigen Aufmachung seitens des Verlages auch optisch ein Hingucker.
5/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 04.10.2022

Herzchenaugen-Emoji!!!!!!!!!! Flammendes-Herz-Emoji!!!!!!!!!!!!!!!!

Crushing Colors
2

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Es ist soo schön!!! ...

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Es ist soo schön!!! Finde die Cover der Reihe alle wirklich gelungen, aber „Crushing Colors“ mit seinen babyblau-rosanen Blättern, dem pastellgelben Kontrast im Autorinnennamen und in den Innenklappen und den goldfolierten Sprengseln ist mein Highlight der Reihe.
In der vorderen Innenklappe findet man, wie auch bei den Vorgängerbänden, kurze Steckbriefe zu den Protagonisten. Anders als bei den anderen Büchern ist diese Klappe jedoch von Regenbogenfarben umrahmt, weil beide Protagonisten queer sind, was ich für ein wirklich süßes Detail halte.
Der Titel hat ebenfalls eine sehr schöne Bedeutung, wie auch schon die der anderen Bücher der Reihe.


Meine Meinung:
Nicht nur optisch ist „Crushing Colors“ mein Lieblingsband, inhaltlich hat es das Buch nämlich zu einem der Jahreshighlights dieses Jahr, wenn nicht sogar zu einem Lieblingsbuch geschafft!!! ♥♥♥
Ich bin immer noch völlig aus dem Häuschen, wenn ich daran denke, wie unfassbar gut mir das Buch gefallen hat!!!!!! Deshalb kann ich übrigens auch nicht dafür garantieren, dass die nachfolgenden Worte Sinn ergeben oder mehr Inhalt als „adrlukghdlgvjdjgrjrg“ haben. Denn

ICH. LIEBE. DIESES. BUCH.

Es ist einfach auf jeder Seite perfekt. Es hat sehr viel Humor, es hat spice, es hat banter, es hat eine liebenswürdige Protagonistin, mit der man sich sehr gut identifizieren kann, und deren Ängste sehr nachvollziehbar sind, es hat Brigham Bugley, a.k.a. mein neuer Bookboyfriend No. 1, es ist ein perfekter Abschluss einer wunderschönen Reihe, dessen Ende mich vor Rührung hat weinen lassen.
Es ist im Übrigen auch der Grund dafür, weshalb ich bald wieder neue Post-Its brauche, es gibt nur sehr wenige Bücher, in denen ich so viel markiert habe wie hier. Falls es jemanden interessiert: Hellblau ist für süße Szenen, pink für spicy Szenen, grün für freundschaftlich-schöne, gelb für lustige und orange für Momente, in denen Brig einfach nur heiß ist. Pink, blau und orange habe ich am häufigsten verwendet, nur damit ihr wisst, woran ihr hier seid. 😉

Okay, und jetzt zu den Punkten, aus denen ich „Crushing Colors“ liebe:

1. Summer
Schon in „Burning Bridges“ hat mich Summers Geschichte von denen der Mädels am meisten interessiert. Zwar weiß man in den früheren Büchern noch nicht allzu viel von ihr, aber ihre direkte Art, wie sie sich nicht von anderen beirren lässt und ihr Ding durchzieht, und die Klasse, mit der sie ihren knallroten, unverwüstlichen Lippenstift (welche Marke ist das bitte???? Ich brauche den!) jeden Tag trägt, hat sie von Anfang an zu meinen Lieblingsfiguren gemacht.
Das ändert sich auch jetzt nicht, wo man sie besser kennengelernt hat, eher im Gegenteil.
Anders als sie selbst, die dazu tendiert, schwierige Probleme einfach zu verdrängen, merkt der Leser zu Beginn schnell, dass sie noch einen schwierigen Weg vor sich hat, auf dem sich mit ihrer Familie, ihren Freunden, aber vor allem mit sich selbst auseinandersetzen muss.


2. Die Einbindung ernster Themen
In vielen Bereichen fällt es Summer nämlich sehr schwer, über ihren Schatten zu springen, gerade, was ihre Gefühle angeht. Sie hat sehr hohe Mauern um sich herum errichtet, die sie mittlerweile nicht mehr nur vor Verletzungen schützen, sondern vor allem daran hindern, sich anderen gegenüber zu öffnen und auch mal vulnerabel zu sein. Summer frisst immer mehr in sich hinein, bis eine Explosion schließlich unvermeidbar wird, und der Druck, der sich dabei in ihr aufbaut, ist für den Leser regelrecht spürbar. Die Autorin beschreibt auf eine sehr nahbare, nachvollziehbare Weise, wie es Summer dabei ergeht, dass sie ihre wahren Gefühle vor allen anderen verbirgt, und weshalb es ihr so schwerfällt, sich zu öffnen. Man kann sich unfassbar gut in Summers Lage hineinversetzen und erkennt sich hier und da vielleicht sogar selbst wieder.
Diese Nahbarkeit der Figuren ist eine sehr große Stärke von Tami, die man bereits aus ihren anderen Büchern kennt, und die man auch hier wiederfindet. Das macht die Reihe zu etwas Besonderem.

Tamis Fähigkeit, emotionale Themen auf möglichst sensible und vor allem authentische Art in eine Geschichte zu integrieren, ohne, dass andere Aspekte der Handlung darunter leiden, während diese Themen trotzdem die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen, habe ich schon in meiner Meinung zu den Vorgängerbänden positiv hervorgehoben, und auch zeigt sich also mal wieder, wie gut die Autorin das kann. „Crushing Colors“ ist eben nicht nur sexy, sondern auch tiefgründig und berührend. Ein Buch muss nicht unbedingt beides sein, aber das hier ist das perfekte Beispiel für eines, das auf ausgeglichene Weise eben doch beide Aspekte so vereint, dass eine in sich runde, lebensechte Geschichte entsteht.


3. Found Family ♥
Die Art, wie Tami das found-family-trope praktisch erfunden hat, und man das selbst (oder vor allem) hier, im fünften und letzten Band der Reihe immer noch merkt, ist der zweite Punkt, der die „Fletcher“-Reihe von anderen NA-Werken abhebt, und aus dem ich „Crushing Colors“ so geliebt habe.
Obwohl es hier nämlich offensichtlich um Summer und Brigham geht, trifft man auch immer wieder auf die anderen Figuren der Truppe. Dabei bleibt es nicht bei ein paar gelegentlichen Treffen, bei denen man mittelbar etwas darüber erfährt, wie es den Protagonisten der Vorgängerbände mittlerweile ergangen ist. Stattdessen werden vor allem Ella und Savy als Summers beste Freundinnen, aber auch die anderen in die Geschichte integriert. Die Figuren treffen sich im „Leo´s“, sie verbringen Spieleabende miteinander, sie lernen gemeinsam in der Bibliothek und so weiter, wobei sie einander aufbauen, Ratschläge geben, sich ärgern, Spaß haben und schlicht wie eine große Familie sind.
Eine meiner Lieblingsszenen in diesem Buch ist tatsächlich eine sehr bedeutsame und besondere Situation für Summer mit Ella und Savy, in der nicht nur sie über sich hinauswächst, sondern auch Ella und Savy noch mehr an Substanz gewinnen. Quasi als Bonus ist diese Szene auch noch so herzergreifend, dass sie einen nachhaltig berührt.
Die einzelnen Figuren stehen also nicht nur in ihrem jeweiligen Buch im Fokus, sie werden von Band zu Band mehr ausgebaut, sodass sie schließlich so nahbar und echt wirken, dass man sie fast schon für echte Personen hält (was den Abschied natürlich nur umso schwerer gemacht hat).


4. Enemies/ haters to friends to lovers
Habt ihr vielleicht schon mitbekommen, aber enemies to lovers ist mein Lieblingstrope. Und wie gut Tami das trope hier mit Summer und Brig umgesetzt hat, ist fast schon unverschämt! Wir haben hier alles, was man an diesem trope lieben kann: die tiefe Abneigung der Protagonisten zu Beginn (oder zumindest der Protagonistin, haha), der Grund, aus dem sie zusammenarbeiten müssen – hier die Wette zwischen den beiden überaus sturen Hauptfiguren, was das Ganze nochmal witziger macht –, die langsame Annäherung, die sexuelle Spannung, die bereits von Anfang an förmlich greifbar ist, intime und intensive Momente, erst kribbelnde, dann brennende Liebe. Dazu kommt hier noch die Freundschaft zwischen den beiden, die sich im Laufe der Zeit fast schon schleichend entwickelt, und die die ganze Geschichte nur noch intensiver, mitreißender macht. Ahhh, wenn ich nur daran denke, will ich das Buch am liebsten gleich nochmal verschlingen!!


5. Der Humor: 10/10
Einen großen Anteil daran hat im Übrigen auch der Humor. Die Geschichte wäre nur halb so prickelnd und unterhaltsam, wenn Summer nicht so direkt und Brig nicht so unverschämt wäre, dass sie sich Schlagabtausche liefern und gegenseitig auf die Palme bringen.
Das macht in meinen Augen nämlich einen tragenden Grund dafür aus, aus dem enemies to lovers so reizvoll ist und nicht nur von mir, sondern auch von vielen anderen so gerne gelesen wird: Es macht einfach Spaß, die Protagonisten dabei zu beobachten, wie sie sich gegenseitig aufziehen, an den Rand des Wahnsinns treiben oder sich übereinander lustig machen, das alles natürlich aufgeladen mit sexueller Spannung. Summer und Brig sind da keine Ausnahme, im Gegenteil: Ich würde das Buch jetzt wahrscheinlich sogar als erstes nennen, wenn ich nach Empfehlungen für enemies to lovers mit schlagfertigen Protagonisten gefragt werde (überhaupt generell werde ich das Buch als erstes nennen, egal, was ich gefragt werde. Etwa so: Jemand: „Wie war dein Tag?“ Sofia: „Fast so gut wie ‚Crushing Colors‘.“).
Das ist dem cleveren, trockenen und seeeehr anzüglichen Humor zu verdanken, mit dem die Autorin mit einer natürlichen Leichtigkeit den Leser häufig zum Lachen bringt.


6. Brigham. Bugley.
Freunde. Tami hat mir alle Männer da draußen ruiniert. Brigham Bugley ist groß, blond, muskulös, gutaussehend und hat schöne, starke Männerhände. Darüber hinaus kann er kochen, er hat diesen frechen, unverschämten Humor, der mich jedes Mal kleinkriegt, er ist intelligent, aufmerksam und er merkt sofort, wenn mit Summer etwas nicht stimmt. Er macht viele heiße Dinge, aber das heißeste von allen? Er will die Welt brennen sehen, wenn sie traurig ist. Hallo.
Obwohl er Summer praktisch pausenlos mit Unverschämtheiten reizt, sie stets auf die Palme bringt häufig sexuelle Anspielungen und keinen Hehl daraus macht, dass er sie begehrt, weiß er genau, wo ihre Grenzen sind, und respektiert sie. Darüber hinaus ist er für sie da und hilft ihr, wenn sie ihn braucht, und zwar auch dann, wenn sie das nicht einmal selbst weiß. Er hört ihr zu, er fordert sie heraus und er unterstützt sie, ohne, dass sie ihn darum bitten muss.

„‚Nicht‘, sagte Brigham sanft.
Überrascht blickte ich auf. ‚Was meinst du?‘
‚Dieser Blick. Etwas bedrückt dich, oder?‘
[…] ‚Vorsicht, Schmiercules. Sonst glaube ich noch, dass du ein Mensch bist mit Empathie und allem.‘
‚Du musst nicht mit mir darüber sprechen‘, sagte er beiläufig und steckte seinen Löffel in die Eiscreme. ‚Aber wenn du das möchtest, höre ich dir zu.‘“ (S. 155/448)

Ich könnte meine Schwärmerei über Brig noch ewig fortsetzen, aber ich will euch ja nicht den Spaß verderben. Findet selbst heraus, was ihn so sexy macht.
Fakt ist: Er hat sich ganz nach oben auf den ersten Platz meiner Bookboyfriend-Liste katapultiert, vorbei an Nikolai Lantsov, Lucien Vanserra und alle anderen SJM-Männer. Wenn ich jemals irgendwann einen Brigham Bugley in echt finde, werde ich vor ungläubigem Glück weinen.


Fazit:
Sechs Gründe, aus denen „Crushing Colors“ nicht nur mein Lieblingsband der Fletcher-Reihe, sondern auch ein Jahreshighlight und ein Lieblingsbuch schlechthin geworden ist:

1. Summer, eine Protagonistin, die nach außen so unfassbar stark ist, aber einen schwierigen Weg vor sich hat, die noch viel lernen muss, und mit der man sich so gut identifizieren kann
2. Damit zusammenhängend: Tami kann ernste Themen auf sensible, nahbare Art in die Handlung einbauen, ohne das irgendetwas an der Geschichte an Authentizität oder der Aufmerksamkeit, die es verdient, verloren geht; so auch hier
3. Die Truppe = found family ♥
4. Enemies/ haters to friends to lovers. Muss ich mehr sagen?
5. Der clevere, trockene und sehr anzügliche Humor, der die Beziehung zwischen den beiden nur noch prickelnder und unterhaltsamer macht
6. Brigham Bugley, Sexiness in Person und Bookboyfriend No. 1

Außerdem ist „Crushing Colors“, vor allem der Epilog, der perfekte Abschluss einer wunderschönen Reihe, die ich definitiv noch ein paar Mal rereaden werde. Das Ende vor Rührung zum Weinen gebracht, was bisher noch nie vorgekommen ist.
Und ich habe nur noch sehr wenige Post-Its, also ihr wisst Bescheid.
∞/5 Lesehasen.

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