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Veröffentlicht am 02.12.2022

Schöner historischer Schmöker

Die Siegel des Todes
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Schwarzwald, ab 1323: Elias ist ein Waisenjunge und auf der Flucht. An seine Herkunft hat er keine Erinnerung. Ein Wasenmeister (Abdecker) findet ihn im Wald und nimmt ihn auf. Zugleich wird andernorts ...

Schwarzwald, ab 1323: Elias ist ein Waisenjunge und auf der Flucht. An seine Herkunft hat er keine Erinnerung. Ein Wasenmeister (Abdecker) findet ihn im Wald und nimmt ihn auf. Zugleich wird andernorts der kleine Bauernhof von Ranghilds Eltern überfallen. Das Mädchen kann fliehen.
Ohne von einander zu wissen, schlagen sich beide über die Jahre im mittelalterlichen Schwarzwald durch, später auch in Regensburg. Ranghild gelangt bis ins italienische Salerno, wo sie Medizin studiert. Sie gewinnen Freunde und Unterstützer, aber sie haben auch Feinde. Erst als Erwachsene begegnen sie einander und es wird klar, warum hier von beiden erzählt wird.

Das ist unterhaltsam und detailreich geschildert. Man erfährt eine Menge über den Alltag der Menschen im späten Mittelalter. Held und Heldin sind intelligente Kinder ihrer Zeit, die Dinge hinterfragen, sich aber auch anpassen können. Sie überleben und bewähren sich in den unterschiedlichsten Umgebungen, was immer wieder interessant und spannend zu lesen ist.
Gegen Ende hat die Geschichte Längen, was bei einem Umfang von knapp 800 Seiten nicht überrascht. Die Auflösung ist vorstellbar und umfassend, aber nicht erfreulich.
Ein Buch für Mittelalter-Fans, zu genießen bei elektrischem Licht und eingeschalteter Zentralheizung.

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Veröffentlicht am 24.11.2022

Tanz auf dem Vulkan

Die Wintergarten-Frauen. Der Traum beginnt
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Berlin 1920: Nina von Veltheim kommt aus Brandenburg hierher, um eine Theaterkarriere als Intendantin zu beginnen.
Gerade ist der erste Weltkrieg zu Ende gegangen. Kriegstraumatisierte Männer und bittere ...

Berlin 1920: Nina von Veltheim kommt aus Brandenburg hierher, um eine Theaterkarriere als Intendantin zu beginnen.
Gerade ist der erste Weltkrieg zu Ende gegangen. Kriegstraumatisierte Männer und bittere Armut bestimmen das Leben. Aber gefeiert wird trotzdem: Theater und Variete blühen, die ersten Filme werden gedreht. Ein Zentrum dieser Kultur ist das Variete Wintergarten. Auf dieser Bühne will Nina Geschichten zeigen. Ein kühnes Unterfangen, denn die Szene ist von Männern beherrscht. Doch sie lässt sich nicht unterkriegen.

Dies ist die Geschichte einer starken, man könnte auch sagen: starrköpfigen Frau. Aber es ist auch eine Geschichte von Verzweiflung und Lebensmut. In dieser Zeit liegen Glanz und Elend nah beieinander, und die Menschen tanzen buchstäblich am Abgrund.
Das ist anschaulich und lebensnah dargestellt. Stil und Sprache sind flüssig zu lesen und die Personen kann man sich gut vorstellen. Ein toller Roman, der fesselt und die damalige Zeit und die Menschen zum Leben erweckt.

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Veröffentlicht am 25.10.2022

Schöne Sammlung für alle, die Cescos Bücher kennen

Die Welt durch Wörter sehen
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Die Autorin des „roten Seidenschals“ hat inzwischen 82 Jugendbücher verfasst, 16 Romane und sechs Sachbücher. Hier erscheinen einzelne Kurzgeschichten, kleine Erlebnisse, Beobachtungen, Briefe und Sachtexte ...

Die Autorin des „roten Seidenschals“ hat inzwischen 82 Jugendbücher verfasst, 16 Romane und sechs Sachbücher. Hier erscheinen einzelne Kurzgeschichten, kleine Erlebnisse, Beobachtungen, Briefe und Sachtexte von ihr.
Es gibt einige wunderschöne Kurzgeschichten, die die Welt mit dem Blick von Kindern oder dem anderer Kulturen sehen. Ein Thema, das die Autorin bewegt, ist die Gleichberechtigung von Mädchen. Sie engagiert sich auch bei Plan international, und einige Texte beziehen sich darauf.
Im umfassenden Nachwort schildert de Cesco, wie sehr das Schreiben dem Essenkochen ähnelt. Dies ist eine Fundgrube für alle, die ihre Protagonisten aus den zahlreichen veröffentlichten Büchern kennen.
Es ergibt sich ein Porträt, das ohne biografische Daten auskommt und die Autorin durch ihr Werk zeigt.

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Veröffentlicht am 09.10.2022

Alles auf Anfang?

Was nicht war, kann ja noch werden
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Freya arbeitet in Hamburg in einer Medienagentur. Ein Traumjob! Sie hat einen lieben Freund, eine tolle Wohnung, und bald wird sie dreißig. Dann ist ihre beste Freundin schwanger, die erwartete Beförderung ...

Freya arbeitet in Hamburg in einer Medienagentur. Ein Traumjob! Sie hat einen lieben Freund, eine tolle Wohnung, und bald wird sie dreißig. Dann ist ihre beste Freundin schwanger, die erwartete Beförderung bleibt aus, und ihr Freund will ein Haus kaufen. Doch ihr ist das alles viel zu erwachsen.
Freya läuft davon und findet sich auf dem Hof ihrer Eltern in Werne wieder. Sie will sich wieder so fühlen wie früher, als sie nach der Schule Studium und Karriere anstrebte. Sie sucht Kontakt zu ihren ehemaligen Klassenkameraden, und sie trifft ihre große Liebe von damals wieder. Bald zeigt sich, dass es einiges gibt, was aufgearbeitet werden muss.

Die Heldin schreibt in Ich-Form, die Story läuft eng an ihrer Wahrnehmung entlang. Freya will und wollte damals schon nicht alles wahr haben, insofern erfahren auch wir nicht alles. Sie ist eine Person, die weiß was sie will und das durchzieht – zumindest glaubt sie das von sich. Nun sucht sie einen neuen Anfang. Doch Freya muss sich erst ihren eigenen Dämonen stellen, ehe es für sie weiter geht.
Der Stil ist witzig, selbstironisch und manchmal sarkastisch. Das macht Spaß zu lesen, auch wenn es manchmal sehr ernst wird. Brüche entstehen, wenn eine andere Person als Freya die Ereignisse schildert. Das iritiert ein wenig und müsste nicht sein.
Insgesamt ist dies eine Geschichte vom Erwachsenwerden, die sicherlich viele von uns berührt.

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Veröffentlicht am 04.10.2022

Machen.

Kochen am offenen Herzen
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Max Strohe, bekannt als Fernsehkoch und Träger des Bundesverdienstkreuzes, schildert hier sein Leben. Er beginnt mit der Ausbildung zum Koch, weil er zwei mal in der Schule sitzen geblieben ist. Er koche ...

Max Strohe, bekannt als Fernsehkoch und Träger des Bundesverdienstkreuzes, schildert hier sein Leben. Er beginnt mit der Ausbildung zum Koch, weil er zwei mal in der Schule sitzen geblieben ist. Er koche ganz gerne, zusammen mit der Familie, das war die Idee. Doch er scheitert in seiner Lehre, und er setzt sie woanders fort. Im Laufe der Jahre lernt er, zu genießen und entsprechend gut und kreativ zu kochen.
Wie es dazu kommt, beschreibt er als einen einzigen wilden Exzess. Ob er grade harte oder weiche Drogen nimmt, verrückten Sex hat, gutbürgerlich oder fastfoodmäßig kocht, oder ob er einfach sturzbetrunken unterwegs ist: Es ist alles gleich intensiv für ihn. Zwischen Berufsehre und Demütigung „verdünnisiert sich das Ich und fließt in die Entwässerung“. Das liest sich fast so intensiv wie es gelebt wurde. Strohe erzählt mit trockenem Humor und auch mit einer gewissen Distanz. Der Stil ist ebenso wild wie der Inhalt und gespickt mit Glanzlichtern. Manchmal verzichtet er auch komplett auf das Bilden ganzer Sätze und wirft nur noch mit Ausdrücken. Rasend schön.

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