Schuld und Verrat
FeldpostDer Anfang vom Ende, das ist der 22. Dezember 2000, ein Freitag. Cara sitzt in einem gut besuchten Café, sie schreibt Weihnachtskarten. Eine Unbekannte bittet, sich an ihren Tisch setzen zu dürfen. Sie ...
Der Anfang vom Ende, das ist der 22. Dezember 2000, ein Freitag. Cara sitzt in einem gut besuchten Café, sie schreibt Weihnachtskarten. Eine Unbekannte bittet, sich an ihren Tisch setzen zu dürfen. Sie kommen ins Plaudern und so unauffällig wie diese Frau gekommen ist, ist sie wieder verschwunden. Lediglich eine Tasche mit Feldpost-Briefen bleibt zurück. Cara findet darin nicht nur Briefe, auch Unterlagen über den dubiosen Verkauf einer Villa kommen zum Vorschein. Was tun? Kurzentschlossen macht sie sich auf die Suche.
Es ist die Zeit des beginnenden Nationalsozialismus, dann folgt der Zweite Weltkrieg mit all seinen Schrecken. Man muss nicht Jude sein, um ins Visier der Machthaber zu gelangen. Eine unachtsame Äußerung genügt.
In zwei sich abwechselnden Zeitsträngen erzählt die Autorin von damals, ab 1935, von der Entfremdung zweier Familien und von der heutigen Suche nach dem Verfasser dieser Briefe, die er vor über 50 Jahren geschrieben hat. Cara findet ihn tatsächlich, jedoch bleibt das Schicksal des Adressaten ungewiss.
Jeder Feldpostbrief ist ein Lebenszeichen, er ist wertvoll, wird herbeigesehnt. Das Cover zeigt dies eindrucksvoll, es ist der gelungene Einstieg in ein beeindruckendes Buch, in eine düstere Zeit. Zunächst musste ich mich schon einlesen, Caras Interesse an den Briefen war für mich eher nicht so prickelnd. Aber dann bin ich abgetaucht in die Vergangenheit und diese hat mich nicht mehr losgelassen. Ihr Schicksal hat mich sehr berührt, das Familiendrama vor dem geschichtlichen Hintergrund ist lebendig und authentisch dargestellt. Das Weiterlesen war unabdingbar, ihre Geschichte wie ein Sog, dem ich mich nicht mehr entziehen konnte und es auch nicht wollte.
Eine verbotene Liebe, ein Verrat und die fatalen Folgen eines Hausverkaufs sind Thema dieses erschütternden Zeitdokuments. Die tragische Familiengeschichte wird zunehmend intensiver, Mechtild Borrmann hat mich mit ihrer „Feldpost“ tief in diese Zeit, in ihre gut recherchierte Geschichte gezogen, die auf wahren Begebenheiten beruht. Sehr lesenswert, absolut empfehlenswert.