Auch als nahezu perfekter Android eckt man bei den Lehrer*innen an
Die sechste Klasse an der Brussell Akademie für hochbegabte Kinder hat eine neue Mitschülerin in diesem Schuljahr bekommen. Was sie nicht ahnen, Dorothy, genannt Dotty sieht zwar aus wie ein elfjähriges ...
Die sechste Klasse an der Brussell Akademie für hochbegabte Kinder hat eine neue Mitschülerin in diesem Schuljahr bekommen. Was sie nicht ahnen, Dorothy, genannt Dotty sieht zwar aus wie ein elfjähriges Mädchen (bzw. 11 Komma 4), ist aber eine künstliche Intelligenz, ein nahezu perfekter, lebensechter Roboter. In einem fächerübergreifenden Projekt wurde sie vor allem von Professor Katnip entwickelt, der eigentlich von Hause aus Philosoph ist.
Was für ein spannendes, interessantes supergeheimes Projekt. Ein Jahr lang soll Dotty möglichst unerkannt, also „undercover“ die Schule besuchen. Bei erfolgreichem Bestehen dieses Turing Tests locken ein lukratives Stipendium und Berühmheit. Dabei tritt sie auch noch in Konkurrenz mit anderen undercover operierenden KIs in anderen Ländern. Hauptsache sie wird nicht enttarnt.
Dotty muss nun nicht mehr im Labor wohnen, sondern zieht als „entfernte Verwandte“ von Professor Katnip bei dessen ahnungsloser Familie ein. Sein Sohn Ricky findet seine neue Mitbewohnerin und Klassenkameradin schon etwas seltsam. Denn die Techniknerds im Labor haben die aktuelle Teeny-Sprache nicht ganz getroffen. Da muss Dotty doch einige Missverständnisse überstehen und sich den Slang der Jugendlichen selber aneignen.
In der Schule merkt Dotty, dass sie bei den Lehrerinnen nicht immer auf Gegenliebe stößt, wenn sie offen die Wahrheit äußert. Nicht nur Ehrlichkeit ist gelegentlich unerwünscht. Dotty ist so konstruiert, dass sie selbstverständlich im Notfall Menschenleben rettet. Aber wenn eine angesengte Krawatte im naturwissenschaftlichen Unterricht mit einem Löschschaumchaos endet, erntet sie leider doch nur Unfreundlichkeiten.
Dabei ist Dotty doch so darauf getrimmt, unbedingt Freundschaftspunkte zu sammeln. Denn hinter all den technischen Ansprüchen steht die Frage im Zentrum, was den Menschen zum Menschen macht. Was ist eigentlich wirklich wichtig im Leben eines Menschen? Was ist Freundschaft wert?
Dotty darf bei den Freundschaftspunkten nicht schummeln. Also manövriert sie sich um möglichst viele Fettnäpfchen herum. Je mehr sie sich einlebt, deshalb eigenständiger agiert sie schließlich auch. Das Herz der meisten Mitschülerinnen hat sie eh bald gewonnen.
Fazit:
Was für ein Lesespaß! Da haben nicht nur Kinder ab 11 Jahren, sondern auch Erwachsene Freude. Sprühend von Situationskomik und Humor kommt hier ein wunderbares Jugendbuch daher. Dotty, die agile Künstliche Intelligenz wächst einem beim Lesen sofort ans Herz. Sie ist eine herzerfrischende Ich-Erzählerin, die ihr erstes Jahr als „Mensch“ in einer Art Tagebuch schildert. Auch die anderen Charaktere sind plastisch dargestellt.
Sind die Lachtränen getrocknet, gerät man aber so manches Mal ins Grübeln. Denn immer mehr nimmt Dotty menschliche Charakterzüge an, während man an den Werten mancher Menschen zu zweifeln beginnt. Man schmunzelt darüber, dass Dotty darüber stolpert, dass manche Regeln gebrochen werden sollen und dass die Trennung von Richtig und Falsch ziemliche Probleme aufwerfen kann. Das stößt manchen Gedankengang an.
Der philosophische Aspekt kommt also absolut nicht zu kurz, ohne dass es langatmig wird. Im Gegenteil. Die Handlung kann immer wieder mit unerwarteten Wendungen überraschen. Spaß und Spannung sind garantiert.
Das Cover ist ein witziger Hingucker, der zu diesem Jugendbuch perfekt passt. Absolute Leseempfehlung!