Hoffnung gibt dir die Kraft, weiter zu machen
Elly hat eine Stellung als Köchin bei den Sternbergs gefunden und fühlt sich rundherum wohl und aufgenommen in den Kreis der Familie. Der kleine Leon ist ihr ans Herz gewachsen und sie überschüttet ihn ...
Elly hat eine Stellung als Köchin bei den Sternbergs gefunden und fühlt sich rundherum wohl und aufgenommen in den Kreis der Familie. Der kleine Leon ist ihr ans Herz gewachsen und sie überschüttet ihn geradezu mit ihrer Liebe. Nach der Machtergreifung Hitlers fängt für die Familie ein Spießrutenlauf an, der jäh endet, als eine Bekannte die jüdische Familie denunziert. Elly packt die Gelegenheit beim Schopf und flieht mit Leon, um wenigstens das Kind vor dem braunen Sumpf zu retten...
Marie Sand versucht in "Ein Kind namens Hoffnung" die aufwühlenden Ereignisse in Ellys Leben zu erzählen, die, gerpägt durch Hass, Verrat und wenig Verständnis, ihre Spuren bei Elly hinterlassen. Es gelingt ihr aber leider nicht, die Leser;innen auf der emotionalen Ebene mit ins Boot zu holen und sie tief im Inneren zu berühren. Romane, die die dunkelste Zeit der deutschen Geschichte behandeln, gibt es viele und ich habe auch schon etliche davon gelesen, doch bei diesem Buch fühle ich mich ausgegrenzt und die Distanz zwischen Handlung, Protagonist:innen und mir wird immer größer.
Es fehlt an Empathie und Fingerspitzengefühl, um die Erfahrungen und Begegnungen packend und mitreißend zu formulieren, damit die Verbindung zwischen Gelesenem und Lesenden entstehen und sich festigen kann.
Ellys Gefühls- & Gedankenwelt bleibt oft verschlossen und dadurch erscheint sie mir mitunter gleichmütig. Hier wäre so viel Gelegenheit gewesen, um ihre Zerrissenheit zwischen Hoffen und Bangen, dem Kräfte zehrenden Aufrechterhalten des Versprechens und dem Aufgeben des eigenen Ichs herauszuarbeiten und die Leser:innen zu Ellys Verbündeten werden zu lassen.
Der Sturm, der in ihr tobt, wird somit nur zu einem lauen Lüftchen, denn die existenzielle Frage, ob Elly ihr Versprechen nach all den Jahren einlösen kann, rückt immer weiter in den Hintergrund. Mit fehlt hier Tiefe, um den moralischen Konflikt besser zu verstehen und das Gefühl der Fremdheit gegenüber Elly ablegen zu können. Lediglich die letzten Seiten erfüllen meine Erwartungen an das Buch, können aber den Gesamteindruck nicht mehr wirklich herumreißen.
Leider kann sich der Roman nicht aus der breiten Masse der bisher in diesem Genre veröffentlichten Bücher abheben und siedelt sich im unteren Mittelfeld an.