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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.10.2022

In vieler Hinsicht untypisch

Tohrus Japan
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Mit Tohru Nakamura reiht sich ein weiterer Sternekoch in die Reihe der Kochbuchautoren ein, dieses Buch sticht jedoch aus der Masse hervor, da es mit einer gewissen Exotik aufwarten kann.
Optisch erfüllt ...

Mit Tohru Nakamura reiht sich ein weiterer Sternekoch in die Reihe der Kochbuchautoren ein, dieses Buch sticht jedoch aus der Masse hervor, da es mit einer gewissen Exotik aufwarten kann.
Optisch erfüllt das Buch dann auch alle Erwartungen, die Gerichte sind appetitlich und ansprechend fotografiert, die Struktur ist übersichtlich und klar gegliedert, aus dem Inhaltsverzeichnis ist ersichtlich, dass die Rezepte nach ihrer Hauptzutat in Kapitel unterteilt sind, zusätzlich gibt es am Ende des Buches ein ausführliches Register, das die einzelnen Rezepte nach Zutaten gruppiert sowie ein Glossar. Letzteres ist überaus hilfreich, wenn man wie ich mit den meisten Zutaten überhaupt nichts anfangen kann. Ebenso nützlich ist die Warenkunde zu Beginn jedes Kapitels, in der auf Besonderheiten und Zubereitung der jeweiligen Hauptzutat eingegangen wird.
Bevor es mit den Rezepten losgeht, erwartet den Leser erstmal eine vierzigseitige Einleitung über Lebensstationen und Werdegang des Autors, die man getrost überspringen kann, immerhin erklärt sie aber denjenigen, die die Rezepte nicht japanisch genug finden, woher der deutsche Einfluss kommt.
Mein Hauptkritikpunkt an diesem Kochbuch ist, dass viele Zutaten selbst für Großstädter nicht unbedingt einfach zu beschaffen sind, wahrscheinlich muss man in einer Metropole wie Frankfurt, München oder Berlin leben, oder aber man besorgt sich die Zutaten online. Als Kritik an einem japanischen Kochbuch ist das wahrscheinlich banal, denn natürlich werden exotische Zutaten verwendet, allerdings werden die Rezepte dadurch nicht unbedingt brauchbar zum Nachkochen, da mit der Rarität der Zutaten auch ein gewisser Preis einhergeht.
Ich werde daher versuchen, Rezepte, die mich ansprechen, entsprechend abzuwandeln und andere Zutaten zu verwenden, vielleicht ist auch das ein oder andere in einem Asiamarkt in meiner Nähe erhältlich, Reisessig, Sojasoße und Sesamöl haben wir immer ohnehin meist im Haus und Sake und die ein oder andere Alge sind sicher auch einfach zu bekommen.
Alles in allem ist "Alles außer Sushi" ein nicht alltägliches Kochbuch, das aus diesem Grund auch nicht für jeden zu empfehlen ist, wer jedoch mal einen Abstecher in die japanische Küche wagen möchte, kann durchaus einen Blick auf die Rezepte werfen und findet sicher etwas zum Ausprobieren, schön anzusehen ist das Buch allemal.
Ob die Rezepte nun "typisch japanisch" sind oder nicht, kann ich nicht beurteilen, da ich die "typisch japanische Küche" nicht kenne, allerdings heißt das Buch ja auch "Tohrus Japan" und erhebt damit meiner Meinung nach nicht den Anspruch, ein japanisches Kochbuch zu sein. Schon aus dem Klappentext geht hervor, dass der Autor deutsche und japanische Wurzeln hat, die ihn kulinarisch geleichermaßen beeinflusst haben und mit persönlich sind die Rezepte japanisch genug.

Veröffentlicht am 28.08.2022

Wer war's und wie? Ein japanischer Kriminalroman

Die rätselhaften Honjin-Morde
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Der Erzählstil mutet sonderbar altmodisch an und ein Blick in das Impressum erklärt auch warum: Die Originalausgabe erschien bereits 1973, die Handlung spielt in den 1930er Jahren. Auch das Cover hat eine ...

Der Erzählstil mutet sonderbar altmodisch an und ein Blick in das Impressum erklärt auch warum: Die Originalausgabe erschien bereits 1973, die Handlung spielt in den 1930er Jahren. Auch das Cover hat eine her schlichte und etwas altmodische Aufmachung, die mir sehr gut gefällt. Das alles tut der Lektüre keinen Abbruch, man muss sich aber auf den für die heutige Zeit ungewohnten Stil einlassen.

Die Erzählung ist eine klassische Whodunit-Mystery, die ein Verbrechen in einem geschlossenenen Raum darstellt und durch Wendungen an den entsprechenden Stellen die Handlung vorantreibt und verschiedene Verdächtige präsentiert, wie man es aus klassischen Krimis kennt.

Alles in allem ist "Die rätselhaften Honjin-Morde" ein gut konstruierter und gut erzählter Kriminalroman, für den europäischen Leser sind viele Dinge allerdings schwer nachzuvollziehen, die für die Handlung wichtige Koto z.B. musste ich erst recherchieren um eine Vorstellung von diesem Instrument zu bekommen.

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Veröffentlicht am 03.09.2021

Ekel Walter

Barbara stirbt nicht
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Barbara stirbt nicht, zumindest redet Herr Schmidt sich das selbst ein und reagiert unwirsch auf die lästigen Nachfragen von Barbaras zahlreichen Bekannten nach dem Befinden seiner Frau. Umso beharrlicher ...

Barbara stirbt nicht, zumindest redet Herr Schmidt sich das selbst ein und reagiert unwirsch auf die lästigen Nachfragen von Barbaras zahlreichen Bekannten nach dem Befinden seiner Frau. Umso beharrlicher versucht der alte Grantler, der bislang um alles, was mit Haushaltsführung auch nur im Entferntesten zu tun hat, einen weiten Bogen gemacht hat, seine Frau, die nach einem Schwächeanfall das Bett nicht mehr verlässt, wieder auf die Beine zu bringen und diesen tückischen Haushalt in den Griff zu bekommen.

Barbara macht allerdings keine Anstalten, wieder aus dem Bett zu kommen, und alle anderen scheinen das auch zu wissen, Herr Schmidt jedoch schaltet auf stur, was er offenbar am besten kann.

Am Anfang hat er noch nicht einmal eine Vorstellung davon, wie man Kaffee kocht, am Ende meistert er selbst komplizierte Gerichte mit Bravour, immer in der Hoffnung, Barbara zum Essen zu bewegen. Dass ihm dabei ausgerechnet zynische Kochsendungskommentatoren im Internet und ein gelangweiltes, mürrisches Mädchen helfen, hätte er sich sicher früher nicht träumen lassen. Wie eine Zwiebel schält man beim Lesen Schicht um Schicht von der Ehe zwischen Barbara und Herrn Schmidt und erhält erst gegen Ende einen vollständigen Einblick in die Geschichte der beiden, was die Geschichte so gut konstruiert und lesenswert macht, dass man das Buch kaum aus der Hand legen möchte. Herr Schmidt erinnert mich ein wenig an Ekel Alfred aus der Fernsehserie „Ein Herz und eine Seele“ und ist bedauerlicherweise noch ein wenig unsympathischer als dieser, das ist für mich der einzige Wermutstropfen an der Geschichte.

Ein wenig sympathischer hätte die Autorin ihre Hauptperson meiner Meinung nach doch darstellen dürfen, ohne dem mürrischen Alten die Glaubwürdigkeit zu nehmen, man würde gerne Mitleid mit ihm haben, aber er ist halt ein widerlicher Mensch. Der bisweilen trockene Humor der Autorin, wenn es um die Schilderung seiner Eigenheiten und Ideen geht, ließ mich das Buch dennoch gerne zu Ende lesen.

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Veröffentlicht am 06.09.2020

Geschichte einer Familie

Ein Sonntag mit Elena
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Aus der Perspektive der mittleren, entfremdeten Tochter Giulia wird die Geschichte eines Mannes erzählt, der seit wenigen Monate Witwer ist. Ein Ingenieur im Ruhestand in Turin, der sein ganzes Leben damit ...

Aus der Perspektive der mittleren, entfremdeten Tochter Giulia wird die Geschichte eines Mannes erzählt, der seit wenigen Monate Witwer ist. Ein Ingenieur im Ruhestand in Turin, der sein ganzes Leben damit verbracht hat, Brücken in aller Welt zu bauen.
Er hat drei Kinder: Sonia, Giulia und Alessandro, weit weg von Turin. Sonia ist mit Marco verheiratet und hat zwei kleine Mädchen: Greta und Rachel. Sie lebt auf dem Land, in der Nähe von Biella. Giulia lebt in Rom und arbeitet für das Theater, was ihr Vater nie gebilligt hat. Sie verschafft sich nie Gehör, und auch aus diesem Grund ist sie die schwierigste Tochter. Schließlich gibt es noch Alessandro, der Chemiker ist, in Helsinki lebt und nur per Computer kommuniziert.
Zum ersten Mal seit dem Tod seiner Frau hat er für seine Tochter mit ihrer Familie ein Sonntagsessen aus dem Rezeptbuch seiner Frau zubereitet, wobei er sich beim Betrachten der Rezepte in ihrer Handschrift, ihren Erinnerungen, Gedanken und etwas Reue verlor. Doch das Mittagessen fällt aus, die Enkelin hat sich den Arm gebrochen und um dem Bewusstsein seiner eigenen Einsamkeit zu entfliehen, begibt er sich auf einen Spaziergang.
Im Skatepark trifft er eine junge Frau mit ihrem Sohn, sie sitzt auf der Bank, er spielt.
„...es war kaum jemand da. Nur ein kleiner Junge mit einem zwei Nummern größeren Sweatshirt und einer gelben Mütze, der darum kämpfte, sein wildes schwarzes Haar, das herausrutschte, einzudämmen... Auf einer der beiden Bänke vor den Rampen saß eine gelangweilt aussehende junge Frau. Mein Vater saß auf der Bank neben ihr mit den Händen in den Jackentaschen.“
Elena ist erst 35, ebenfalls verwitwet und auf ihre Weise einsam, und diese zufällige Begegnung verändert das Leben dieser drei Menschen, deren Seelen sich begegnen und sich gegenseitig Glück und eine neue Zukunft schenken.
Die Geschichte erzählt abwechselnd mit der Gegenwart viele Episoden aus der Vergangenheit, eine Art Bilanz des langen Lebens des Vaters, der Familie, einer jener ganz normalen Familien, in denen all diese menschlichen Missverständnisse, Eifersüchteleien und sogar Geheimnisse herrschen.
Fabio Gedas Schreibstil ist ruhig und unaufgeregt, die Geschichte leicht melancholisch und trotzdem positiv und genau das Richtige für eine Sonntagslektüre.

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Veröffentlicht am 06.09.2020

Islands rauer Norden

Kalmann
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In Raufarhövn, einem ehemals geschäftigen, mittlerweile aber vom Niedergang der Fischerei betroffenen Hafenort in Islands schroffen und ungemütlichem Norden spielt die Geschichte, die Joachim B. Schmidt ...

In Raufarhövn, einem ehemals geschäftigen, mittlerweile aber vom Niedergang der Fischerei betroffenen Hafenort in Islands schroffen und ungemütlichem Norden spielt die Geschichte, die Joachim B. Schmidt aus der Sicht von Kalmann erzählt.
Zu Beginn weiß man nicht so recht, wo die Erzählung hinführt, Kalmann erzählt die Geschichte auf seine ganz eigene Art und die folgt nicht immer einer Logik, ist mal lang und ausufernd, mal kurz und abgehackt, dann endet ein Gedankengang abrupt, denn Kalmann tickt im Kopf nicht wie andere Menschen, Zyniker bezeichnen ihn auch als Dorftrottel. Doch auch wenn er in der Schule nicht mithalten konnte und seine Gedankengänge manchmal ins Stolpern zu geraten scheinen, kommt er in der kargen Natur des eisigen Nordens und auf dem Meer sehr gut zurecht, er ist Jäger und Haifischfänger und der selbsternannte Sheriff von Raufarhövn, ausgestattet mit Cowboyhut, Sheriffsstern und einer echten Mauserpistole passt er auf Raufarhövn und seine Einwohner auf.
Langsam entfaltet sich die Geschichte, die damit beginnt, dass Kalmann auf der Jagd eine große Blutlache findet und im Dorf ein Einwohner vermisst wird. Und am Ende kommt alles anders als man denkt.

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