Warum fehlt das Lebkuchen-Rezept im eBook?
Die Lebkuchen-PrinzessinLetztes Jahr im Herbst habe ich „Das Marzipanschlösschen“ von Romy Herold gelesen. Das Buch hat mir damals richtig gut gefallen und ist mir auch heute noch sehr gut in Erinnerung. Vor einigen Wochen habe ...
Letztes Jahr im Herbst habe ich „Das Marzipanschlösschen“ von Romy Herold gelesen. Das Buch hat mir damals richtig gut gefallen und ist mir auch heute noch sehr gut in Erinnerung. Vor einigen Wochen habe ich dann zufällig das neue Buch des Autorenduos im Buchladen entdeckt. Da war klar, dass ich auch dieses Buch unbedingt lesen möchte. Nürnberg und die Thematik des Lebkuchenbackens – ein passendes Setting für ein vorweihnachtliches Buch, so viel steht fest.
Das Cover hat mir auf Anhieb gut gefallen, wobei ich kein Freund von der Darstellung mit Gesicht bin. Bei „Das Marzipanschlösschen“ hatte es mir gefallen, dass die Figur nur von hinten zu sehen war. Diese Variante hätte mir hier auch besser gefallen.
Zu Beginn des Buches lernen wir die Hauptfigur des Buches, Elise, kennen. Ihr Vater ist Lebküchner und hat im Haus der Familie seine Werkstatt. Elise ist also seit frühester Kindheit mit diesem Handwerk vertraut. Als sie einem anderen Mädchen das Leben rettet, versucht ihr Vater, sie mit einer neuen Lebkuchenkreation zu Kräften zu bringen. Das gelingt und noch daraus werden die neuartigen Elisenlebkuchen ein echter Verkaufsschlager. Der Familie Lusin stehen glanzvolle Zeiten und eine prächtige Zukunft bevor. Anders geht es Agatha, deren Vater ein armer Imker ist. Die Erträge werden immer schlechter, sodass er es sich nicht mehr leiten kann, seine älteste Tochter zur Schule zu schicken. Agathe nimmt schließlich das Angebot der Lusins an, zukünftig als Elises Zofe zu arbeiten. Doch nach einem Schrecklichen Unfall ändert sich das Leben für alle im Umfeld der Fabrik – und so gilt es, neue Herausforderungen zu überwinden.
Mir hat das Buch ab der ersten Seite gut gefallen, was vor allem am Setting lag. Ich konnte mich vollkommen in die Lebkuchenwerkstatt und später die schicke Fabrikantenvilla einleben. Die Geschmäcker, Gerüche und Besonderheiten werden so authentisch dargestellt, dass ich mich selbst in der Handlung sah. Auch die Stadt Nürnberg wird ebenso anschaulich dargestellt, dass für mich ein glaubhaftes Setting entstanden ist. Neben der eigentlichen Handlung konnte ich viel über die Tradition der Lebkuchen und das Handwerk an sich lernen, was ich sehr spannend fand. Darüber hinaus gab es viele historische Informationen, die ich als sehr passend empfand.
Doch auch die Geschichte um Elise konnte mich in ihren Bann ziehen. Ihren sozialen Aufstieg und ihre Entwicklung begleiten wir hautnah, wodurch ich mich sehr gut in sie hineinversetzen konnte. Die Begebenheiten im 19 Jahrhundert waren anders als heute, und doch war Elise schon damals eine starke Frau. Immer wieder schöpft sie neuen Mut, sieht nach vorne und ist ihrer Zeit weit voraus.
Der Schreibstil ist flüssig, ohne oberflächlich zu wirken. Es ist spürbar, dass die Autoren viel Zeit in die Recherche und Ausarbeitung gelegt haben, denn es passt alles wunderbar zusammen. Stellenweise waren manche Themen für mich etwas zu ausschweifend und weniger interessant als andere, aber das war total im Rahmen. Ich habe die Charaktere so ins Herz geschlossen, dass ich über die kleinen Längen locker hinwegsehen konnte. Elise hat stellenweise wirklich viel Glück, sodass ihr einiges regelrecht zuzufliegen scheint. Da hätte ich mich stellenweise für andere Ausgestaltungen gewünscht, aber insgesamt ist der Plot absolut gelungen.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung – wer historische Romane, Lebkuchen und Weihnachtsstimmung mag, wird das Buch lieben. Aber auch alle anderen sollten einen genauen Blick darauf werfen, denn das Buch ist wirklich lesenswert.