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Veröffentlicht am 22.11.2024

Faszinierend

Leuchten am Meeresgrund
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Der Autor legt hier ein prall mit Fakten gefülltes Buch in Berichtform vor, wie die Lesenden an seinem Anhang mit der langen Anmerkungsliste zu jedem einzelnen Kapitel und der ebenso langen Bibliografie ...

Der Autor legt hier ein prall mit Fakten gefülltes Buch in Berichtform vor, wie die Lesenden an seinem Anhang mit der langen Anmerkungsliste zu jedem einzelnen Kapitel und der ebenso langen Bibliografie mit dem Nachweis von verwendetem Archivmaterial, Literatur, Zeitungsartikeln und Tondokumenten sofort sehen können.
Dies ist eine große Stärke des Buches, da die Lesenden sich auf die Aussagen des Autors zu seinem Thema verlassen können. Es ist aber andererseits auch eine Schwäche für die Lesenden, die sich in der Thematik und der historischen Zeit mit all ihren Personen vor dem Lesen des Buches nicht so gut und genau auskennen. Bei vielen Schilderungen ist man noch dazu durch ihre komprimierte Darstellung schnell abgehängt und überfordert. Einzelne Kapitel von wenigen Seiten Länge scheinen Stoff für ein eigenes Buch zu bieten, ganze Lebensgeschichten werden auf wenigen Seiten erzählt, z. B. das der Mona Williams von S. 209 bis S. 212 oder von Dr. Barry von S. 200 bis 202. Fast scheint es, als könnte der Autor sein immenses Wissen auf diesen wenigen Seiten gar nicht unterbekommen.
Bei einigen Schilderungen, z. B. über die Reisen von Beebe oder die Piratengeschichten, wären Landkarten hilfreich gewesen, um sie besser nachvollziehen zu können. Auch benutzt der Autor viele Fach- und Fremdwörter, die nicht übersetzt oder erläutert werden. (Was sind z. B. Femoralhernien?, S. 200 – „Leistenbrüche“)
Gerade aber die Schilderungen der Tauchgänge und Beebes Empfindungen dabei sind faszinierend beschrieben, ergänzt durch die Logbucheinträge und Zeichnungen. Wie besonders, dass diese von den ZeichnerInnen nur durch Hörensagen angefertigt wurden, da sie selber diese Meereslebewesen ja nicht gesehen hatten.
Erschreckend aus heutiger Sicht sind die „Untersuchungsmethoden“ der „entdeckten“ und beobachteten Tiere zu Land und zu Wasser: Um sie mitnehmen, untersuchen, zeichnen und zeigen zu können, wurden sie von den „Forschern“ einfach „abgeknallt“ (S. 118).
Die meisten Zeichnungen sind leider in zwei Blöcken „irgendwo“ im Buch angelegt und nicht dort, wo die Abbildungen erwähnt werden. Allerdings startet jedes Hauptkapitel, die jeweils in mehrere Unterkapitel eingeteilt sind, mit einer Schwarzweiß-Zeichnung oder einem Schwarzweiß-Foto. Das Bild der Bathysphäre hätte sehr gut gleich an den Anfang des Buches gepasst, da es im ersten Kapitel gleich mit der Schilderung eines Tauchganges startet. So aber tauchen die ersten Bilder erst im „Piratenkapitel“ S. 95 bis S. 97 (auch sehr komprimiert) auf, mit dem sie eigentlich nichts zu tun haben.
Alles in allem ein sehr faszinierendes Buch, das den Lesenden, die nicht so viel Vorwissen haben oder eine stringente Beschreibung der Ereignisse erwartet haben, aber einiges abverlangt.

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Veröffentlicht am 06.10.2022

Spielt die Zeit eine Rolle?

Ancora
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Was ist bloß los in diesem Dorf Ancora? Romy, Aurel und Jannis verbringen ihre Ferien in diesem sehr abgelegenen Dorf, in dem alle versuchen im Einklang mit sich selbst, ihren Mitmenschen und der Natur ...

Was ist bloß los in diesem Dorf Ancora? Romy, Aurel und Jannis verbringen ihre Ferien in diesem sehr abgelegenen Dorf, in dem alle versuchen im Einklang mit sich selbst, ihren Mitmenschen und der Natur zu leben. Aber über dem Ganzen schwebt ein mysteriöses Geheimnis, das Romy nicht zu fassen bekommt. Und wie hängt das Gedicht ihrer Mutter, das anscheinend alles, was mit Romy passiert, vorauszusagen scheint, damit zusammen? Zwischen Angst, Neugier und Abenteuerlust versucht Romy dem Ganzen auf die Spur zu kommen und dabei auch zu verstehen, warum sie die Zeit stehenlassen kann, wenn sie in Gefahr ist.


Schon das Cover lässt den Leser neugierig werden, denn in diesem ist ein Loch, durch das ein weibliches Auge blickt. Das Loch wird von verschiedenen Kreisen umrahmt, die schon Teile der Geschichte andeuten: Wald, Feuer, Schrift, eine Hütte, Wolken.
Der Prolog, in dem ein junges Mädchen vor irgendetwas flieht und von einem Lastwagenfahrer mitten im Wald mitgenommen wird, erhöht die Spannung.
Das Buch ist gespickt mit mysteriösen Vorkommnissen, lebensgefährlichen Prüfungen und angsteinflößenden Erlebnissen, die vor allem Romy erreichen. Dabei ist nicht immer ganz klar, warum das alles gerade sie so betrifft. Die Prüfungen haben keinen klaren Ausgang. Egal, wie sie ausgehen, sie werden immer bestanden, wenn die Prüflinge zurück ins Dorf kommen, auch, wenn z. B. der Berggipfel gar nicht erreicht wurde. Das Ergebnis wird von niemandem überprüft. Die Prüflinge melden sich freiwillig und könnten sogar in den Tests umkommen, das scheint die Dorfgemeinschaft aber gar nicht zu stören.
Meiner Meinung nach wird auch nicht deutlich herausgearbeitet, warum Romy mit ihrem besten Freund Jannis und ihrem Freund Aurel dorthin fährt. Zumal sie an der Beziehung zu Aurel arbeiten will, da diese gerade in einer Krise steckt. Eigentlich stört ein Dritter dann doch nur. Die Geschichte ist meiner Ansicht nach auch mit teilweise nur angedeuteten Problemen und Themen überfrachtet (Beziehungskrise, gleichgeschlechtliche Liebe, unerfüllte Liebe, Vergewaltigung, Katastrophe, Verlust etc.)
Das Buch enthält einige Ungereimtheiten und Fragezeichen. Diese haben mich beim Lesen gestört und mich oft „warum?“ fragen lassen und meine Leselust gebremst.
Am Ende des Buches wird jedoch in einem Showdown eine plausible Erklärung für fast alle Vorgänge geliefert. Allerdings muss der Leser akzeptieren, dass durch wissenschaftliche Experimente an Raum- und Zeitebenen und einer Explosion in diesem Labor vor vielen Jahren, es nun Menschen, die nicht altern, die Zeit stillstehen lassen oder Verstorbene sehen können, und außerdem Zeitportale in der Gegend gibt.
Ich bin beeindruckt, dass ein 21jähriger schon so schreiben kann und damit den Zweck verfolgt, andere junge Menschen wieder zum Lesen von Büchern zu bringen. Ich hoffe, dass ihm das gelingt.

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