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9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Heyne
  • Themenbereich: Belletristik - Biografischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Ersterscheinung: 10.08.2022
  • ISBN: 9783641275297
Mina König

Mademoiselle Oppenheim – Sie liebte das Leben und erfand die moderne Kunst

Roman
Das schillernde Leben von Meret Oppenheim: Künstlerin, Freigeist, Liebende

Paris, 1933: Die junge deutsch-schweizer Künstlerin Meret Oppenheim genießt das unbeschwerte Leben inmitten der Pariser Bohème. Zu ihren engsten Freunden zählen die Surrealisten Pablo Picasso, Joan Miró, Alberto Giacometti und André Breton. Als sie sich in den Maler Max Ernst verliebt, nimmt eine stürmische Affäre ihren Lauf. Doch Meret möchte nicht nur seine Muse sein. Sie will ihren eigenen Weg gehen und träumt vom großen Durchbruch. Sie experimentiert mit Alltagsgegenständen, mit denen sie erste Erfolge feiert, entwirft Mode und Schmuck. Immer wieder muss sie gegen die strengen Regeln der Gesellschaft ankämpfen. Und während in Europa dunkle Schatten aufziehen, die auch Merets Familie bedrohen, sucht die freiheitsliebende Künstlerin nach einem Weg, die Liebe und die Kunst in Einklang zu bringen.

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.10.2022

Eine starke Frau und die Moderne Kunst

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Die 1913 als Kind eines deutsch-jüdischen Vaters und einer schweizer Mutter geborene Meret Oppenheim hat schon in früher Kindheit den Wunsch, Künstlerin zu werden und wird dabei von ihrer Schweizer Großmutter ...

Die 1913 als Kind eines deutsch-jüdischen Vaters und einer schweizer Mutter geborene Meret Oppenheim hat schon in früher Kindheit den Wunsch, Künstlerin zu werden und wird dabei von ihrer Schweizer Großmutter unterstützt. Sie geht nach Paris, wo sie schnell Anschluss an einen Künstler-Stammtisch um die bedeutenden Vertreter der zeitgenössischen Kunst findet und ihren eigenen Weg sucht. Als sie für Aktfotos des dadaistischen Fotografen Man Ray posiert, bricht ihr konservativer Vater den Kontakt ab und unterstützt sie nicht weiter und sie muss auch außerhalb ihrer Kunstwelt für ihren Unterhalt sorgen. Eine stürmische Beziehung zu dem berühmten Max Ernst verdeutlicht ihr, dass sie unabhängig und frei bleiben muss und ausschließlich für die Kunst leben will.....

Inspiriert von Fotografien aus den 30er Jahren und persönlichen Briefen aus dem Nachlass der 1985 verstorbenen Meret Oppenheim trug die österreichische Autorin unter dem Psyeudonym Mina König Daten und Fakten über die Künstlerin der Moderne zusammen. Ergänzt durch ihre eigenen Fantasien, Dialoge und weitere Details, um die Leerstellen zu füllen, entstand schließlich eine wunderbare Romanbiografie über eine wichtige Persönlichkeit, die die Moderne Kunst entscheidend mit beeinflusste und vielen überhaupt nicht (mehr) bekannt ist: Mademoiselle Oppenheim.

Dass Meret Oppenheim eine oft unangepasste, freiheitsliebende und äußerst kreative Frau gewesen ist, liegt auf der Hand. Diese Romanbiografie steht ganz unter einem Motto, dem berühmten Ausspruch Oppenheims: "Freiheit wird einem nicht gegeben. Man muss sie sich nehmen.". Mina König zeigt aber auch ihre Zweifel und Sorgen auf sowie ihr Leiden durch den Bruch mit ihrem Vater, die knappen Finanzen und vor allem auch die Gedanken zum Faschismus in Deutschland und ihre Besorgnis zu den Judenverfolgungen der Nazis. Mina König gelingt es (über die Biografie hinaus) überaus einfühlsam, ein authentisches Bild der Zeit zu zeichnen. Mit großem Interesse habe ich diese Geschichte einer sehr starken ungewöhnlichen Frau gelesen, die ihren eigenen Weg gegangen ist und trotz aller Selbstzweifel enormen Einfluss auf die Kunst hatte.

Dass Meret in all ihrer Komplexität geschildert wird, macht sie nicht unbedingt zu einer uneingeschränkt sympathischen Frau, zeigt aber, wie umfassend und mehrdimensional MIna König sie entwirft und macht sie nachvollziehbar und authentisch.

Die Autorin erweckt auch viele berühmte Künstler der Zeit zu neuem Leben und wir lesen u. a. über Pablo Picasso, Joan Miró, Alberto Giacometti und André Breton, Man Ray, sowie Max Ernst und Marcel Duchamp, die beiden Beziehungen Merets. Insbesondere der Surrealismus, der Dadaismus, die Readymades und die Moderne Kunst im Allgemeinen werden dem Leser sehr viel näher gebracht auf höchst unterhaltsame Weise. Oftmals wollte ich dringend die Kunstwerke dazu sehen und googelte diese zusätzlich; insbesondere die Aktfotografien von Meret mit der Druckerpresse beeindruckten mich und ich las mit Begeisterung von ihrer Entstehung.
Wie Schade, dass dieses wundervolle Buch schließlich mit dem "Frühstück im Pelz", dem wohl bekanntesten Kunstwerk Oppenheims und einem Schlüsselwerk des 20. Jahrhunderts, mit dessen Ausstellung ihr schließlich der Durchbruch gelang, endet - wie gerne hätte ich noch so viel mehr erfahren!

Alles in allem ein äußerst gelungenes Buch über eine starke Frau, die die Kunstwelt nachhaltig bereichert hat. Ich gebe eine absolute Leseempfehlung und fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 03.09.2022

Freiheit wird einem nicht gegeben. Man muss sie sich nehmen.

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Wir reisen im Jahr 1932 mit dem Zug aus Basel nach Paris. Im Zug sitzt Meret Oppenheim mit ihrer Freundin Irene und sehnt sich danach endlich ihre Freiheit und ihre Kunst in dem schillernden Paris zu leben, ...

Wir reisen im Jahr 1932 mit dem Zug aus Basel nach Paris. Im Zug sitzt Meret Oppenheim mit ihrer Freundin Irene und sehnt sich danach endlich ihre Freiheit und ihre Kunst in dem schillernden Paris zu leben, losgelöst von der Enge ihres Elternhauses.

Meret, schon immer anders und immer auf der Suche nach Inspiration und Wege ihrem Verständnis von Kunst Ausdruck und Raum zu geben. Sie freundet sich mit den Künstlergruppe der Surrealisten an und ist sehr oft im Cafe Flores anzutreffen, in dem auch der bekannte Künstler Marcel Duchamp jeden Tag vor seinem Schachbrett sitzt und ihr einmal den guten Rat gibt, kein Herdentier zu werden, sondern immer den eigenen Weg zu gehen. Ein weiser Rat eines großen Künstlers, der sehr zurückhaltend in dem Buch geschildert wird, dessen Größe und Charakter jedoch umso mehr erkennbar ist. Für Meret ist er zunächst ein unerreichbares Vorbild.

Sie geht ihren Weg, probiert sich aus, geht ungewöhnliche Wege und lässt es auch auf einen Bruch mit den konservativen Eltern ankommen, so schmerzhaft es sich auch für gestaltet. Umso schmerzhafter, so dunkler die Zeit in Deutschland und Europa wird und umso gefährlicher für die Familie Oppenheim. Ihre geliebte Großhüssi gibt ihr in dieser Zeit Halt und Zuspruch, denn sie war auch eine Künstlerin und kann Meret umso mehr verstehen. Meret feiert ihre erste Ausstellung mit den Surrealisten und hofft auf den großen Durchbruch.

In dieser Zeit lernt sie den charismatischen und narzisstischen Max Ernst kennen und die beiden beginnen eine leidenschaftliche Beziehung. Doch mehr und mehr leidet Merets Kreativität unter dieser immer raumgreifenden Beziehung und nachdem sie eine augenöffnende Begegnung mit seiner zweiten Ehefrau hatte, beendet Meret diese. Sie nimmt sich Zeit für sich und ihre Kunst und lernt nun durch Marc Duchamp eine ganz andere Art von Beziehung kennen mit echter gegenseitiger Wertschätzung auch der Kunst des anderen, was bei den Künstlern dieser Zeit nicht selbstverständlich war.

Wieder steht eine Ausstellung an und Meret kreiert ein "Frühstück im Pelz" und stellt dieses moderne Kunststück neben Pablo Picasso, Max Ernst, Marcel Duchamp und anderen erfolgreichen Surrealisten aus. Journalisten der ganzen Welt kommen. Kann das der große Durchbruch für Meret werden?

Die Autorin Mina König nimmt den Leser mit in das schillernde Künstlerleben von Paris, in den Aufbruch der Surrealisten etwas Neues zu gestalten, auch in das Lebensgefühl Anfang der Dreißiger Jahre, in denen es von Jahr zu Jahr dunkler in Europa und gefährlicher für die Juden wurde. Sie schildert uns eine über die Maßen freiheitsliebende junge Künstlerin mit einem starken Charakter und einer verletzlichen Seele und nimmt uns auf ganz besondere Weise mit hinein, diese ungewöhnliche Künstlerin zu verstehen.

Absolut lesenwert!

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Veröffentlicht am 11.09.2022

Künstlerin der Moderne

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"Die Freiheit wird einem nicht gegeben, man muss sie nehmen," sagte Meret Oppenheim.

Bisher war mir die Künstlerin Meret Oppenheim noch kein Begriff. Umso mehr freue ich mich, diese bemerkenswerte Frau ...

"Die Freiheit wird einem nicht gegeben, man muss sie nehmen," sagte Meret Oppenheim.

Bisher war mir die Künstlerin Meret Oppenheim noch kein Begriff. Umso mehr freue ich mich, diese bemerkenswerte Frau in Mina Königs Romanbiographie „Mademoiselle Oppenheim – Sie liebte das Leben und erfand die moderne Kunst“ kennengelernt zu haben.

1933 macht sich die 20-jährige Meret Oppenheim auf den Weg nach Paris, mit der Idee Künstlerin zu werden und in der Stadt an der Seine ihre Studien fortzusetzen. Sie träumt von einem großen Durchbruch. Im berühmten „Cafe de Flore" trifft sich die Künstlerszene. Die beherzte junge Frau bewegt sich ganz selbstverständlich in diesem Kreis. Und schon bald zählen die Surrealisten Pablo Picasso, Joan Miró, Alberto Giacometti und André Breton zu ihren engsten Freunden. Für den Fotografen Man Ray posierte sie nackt an einer Druckerpresse. Als sie ihrem Vater davon schreibt, kommt es zum Zerwürfnis. Die finanzielle Unterstützung der Eltern wird eingestellt und Meret ist gezwungen sich einen Erwerbsjob zu suchen. Den findet sie schließlich bei der jüdischen Schneiderin Madame Blum.

In Deutschland spitzt sich indessen die Lage zu. Adolf Hitler ist an der Macht und für jüdische Bürger beginnt eine schlimme Zeit. Merets Vater ist Halbjude. Meret macht sich Sorgen.
Mit dem verheirateten Künstler Max Ernst geht sie eine leidenschaftliche Beziehung ein, die sie jedoch nach einem Jahr beendete. Ihre künstlerischen Arbeiten finden allmählich Beifall.

Ich fand das Buch hochspannend, ehrlicherweise nicht sofort. Aber nachdem ich mich warmgelesen hatte, konnte ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen. Der Schreibstil der Autorin ist leicht lesbar. Die Protagonistin sprüht vor Energie. Sie ist fest entschlossen, ihren Traum zu leben. Interessant ist ja auch Merets Familienhintergrund. Ihre Großmutter Lisa Wenger eine erfolgreiche Kinderbuchillustratorin war und als eine der ersten Frauen an der Kunstakademie in Düsseldorf studiert. Die Familie Oppenheims war insgesamt an Kunst interessiert und an den Lehren des Tiefenpsychologen C.G. Jung. Merets Tante Ruth war übrigens von 1924 bis 1927 mit Hermann Hesse verheiratet.

Die Autorin Mina König bringt sehr anschaulich herüber, wie hart das Leben für Meret in Paris war, nachdem die elterliche Unterstützung ausblieb. Aber Meret war einfallsreich und ließ sich nicht unterkriegen.

Ich bewundere, dass sie sich nicht verbiegen ließ und ihren eigenen Weg gefunden hat. Ihre Kunstwerke habe ich gegoogelt und bin fasziniert, von der Unterschiedlichkeit ihrer Objekte, da ist die pelzbezogene Kaffeetasse, das Eichhörnchen, „Ma Gouvernante“, aber auch Halsketten, Armbänder, Kleider und Hüte, und nicht zuletzt der „Tisch mit Vogelfüßen“.

Leider lernen wir in diesem Buch Meret Oppenheimer nur während ihrer Pariser Zeit kennen. Ihr späteres Leben war durchaus ebenfalls spannend. Wer mehr über diese bedeutende Künstlerin des 20. Jahrhunderts erfahren möchte, sollte evtl. „Meret Oppenheim - Geheimnisse - Eine Reise durch Leben und Werk“ von Simon Baur lesen.

Fazit: Eine gut lesbare Roman-Biografie, um eine bemerkenswerte Künstlerin kennenzulernen.

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Veröffentlicht am 13.08.2022

Die Mutter der Pelztasse

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Meret Oppenheim - diese Künstlerin habe ich mir schon früh gemerkt, weil ihr Vorname dem meiner Schwester sehr ähnlich ist. Bald schob sich davor ein anderes, deutlich greifbareres Bild: die von ihr im ...

Meret Oppenheim - diese Künstlerin habe ich mir schon früh gemerkt, weil ihr Vorname dem meiner Schwester sehr ähnlich ist. Bald schob sich davor ein anderes, deutlich greifbareres Bild: die von ihr im Jahre 1936 gefertigte Pelztasse, ein überaus originelles Kunstwerk!

Hier im Roman erfährt man, dass die Künstlerin das Werk direkt auf dessen erster Ausstellung an den MoMa-Direktor, der aus New York zu Besuch war, verkauft hat - für 1000 Dollar! Für uns aus heutiger Sicht ist das ein Klacks, für Meret Oppenheim war es damals ein ganz schön dicker Batzen!

Ein Mädchen aus sogenanntem guten Hause tief in Deutschlands Südwesten war sie, eines, das rebellierte und darin von ihrer Schweizer Großmutter, die sich ebenfalls künstlerisch betätigte, vorbehaltlos unterstützt wurde. Und die in schwierigen Zeiten lebte, was hier nur angerissen, als ihre Eltern - der Vater ist Jude - zur Großmutter umziehen müssen.

Wie auch immer, in Paris frönt sie dem lässigen Leben und hat Liebschaften mit Max Ernst (ist belegt) und Marcel Duchamp (das wiederum weiß man nicht so genau) und hält sich mehr im Café de Flore als in ihrem Atelier auf. Ein durchaus süffig zu lesender Roman, der dennoch ziemlich an der Oberfläche bleibt und nur selten mal ein wenig tiefer greift. Ich empfand ihn als unterhaltsam, doch wird er keinen bleibenden Eindruck auf mich hinterlassen.