Die Schwestern sind erwachsen geworden
Mit „Tage des Lichts“ geht Antonia Blums „Kinderklinik Weißensee“ Reihe in die mittlerweile dritte Runde. Die Schwestern Marlene und Emma sind inzwischen erwachsene Frauen, die mitten im Leben stehen. ...
Mit „Tage des Lichts“ geht Antonia Blums „Kinderklinik Weißensee“ Reihe in die mittlerweile dritte Runde. Die Schwestern Marlene und Emma sind inzwischen erwachsene Frauen, die mitten im Leben stehen. Es gefällt mir gut, dass wir die Entwicklung der beiden über die Jahre miterleben und es ist toll, welchen weiten Weg die ehemaligen Waisenmädchen bereits gegangen sind.
Grundsätzlich finde ich den Schreibstil von Antonia Blum immer sehr bildhaft und leicht zu folgen. Während Band 2 eine deutliche Weiterentwicklung war, ist sie mit dieser neuen Fortsetzung wieder auf den Standard von Band 1 gefallen. Die Autorin hat eine Angewohnheit, ihre Beschreibungen um Adjektive zu ergänzen, die die Sätze teilweise unnatürlich und übertrieben klingen lassen. Außerdem ist ihre Vorliebe für das Wort „vornehm“ erneut aufgeflammt. Die Leute lächeln vornehm, tragen vornehme Kleidung etc. Ich musste manches Mal schmunzeln, weil es in meinen Ohren einfach so sonderbar klingt.
„Tage des Lichts“ ist kein literarischer Erguss aber angenehme Unterhaltungsliteratur, bei der ich gut entspannen kann.
Sehr interessant finde ich immer wieder auf Neue, die Einblicke in den Stand der Medizin. Dass Erkrankungen wie Mittelohrentzündung oder Keuchhusten damals häufig tödlich endeten ist schockierend.
Etwas schade, fand ich, dass beide Schwestern mit Eheproblemen zu kämpfen hatten. Insbesondere die Konflikte zwischen Marlene und Maximilian fand ich nicht ganz passend zur bisherigen Charakterbeschreibung. Maximilian agiert hier zwar durchaus wie ein Mann der damaligen Zeit, aber wir haben ihn bisher etwas fortschrittlicher kennengelernt. Er hat bewusst eine Ärztin geheiratet und Marlene immer unterstützt, deswegen wunderte es mich, dass er plötzlich nur noch eine Gebärmaschine in ihr sah, für die es sich nicht gehört, zu arbeiten.
Der Schluss war mir persönlich ein wenig zu viel plötzlicher Friede-Freude-Eierkuchen.
Wen ich in diesem Band so richtig ins Herz geschlossen habe, war der ehemalige Hausmeister, mit seinen legendären Zauberauftritten.
Sehr interessant waren auch die Parallelen zur heutigen Zeit, wie die hohe Inflation und die Energiekosten. Es ist beängstigend, wie sich manche Dinge wiederholen.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich „Tage des Lichts“ gerne gelesen habe. Mein bisheriger Favorit aus der Weißensee Reihe bleibt allerdings Band 2.
Mit freudiger Überraschung habe ich aus dem Nachwort erfahren, dass noch nicht Schluss ist, sondern dass es ein viertes Buch geben wird, welches in 2024 erscheinen soll.