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Veröffentlicht am 18.01.2023

Spannender Thriller mit unsauberem historischen Bezug

Der Fluch des Fremden
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17. Jahrhundert. In Furtenblick feiern die Bewohner ihr großes Dorffest, als ein geheimnisvoller Fremder das Podium besteigt, einen schlimmen Fluch ausstößt und neben einem brennenden Kruzifix in die Tiefe ...

17. Jahrhundert. In Furtenblick feiern die Bewohner ihr großes Dorffest, als ein geheimnisvoller Fremder das Podium besteigt, einen schlimmen Fluch ausstößt und neben einem brennenden Kruzifix in die Tiefe springt. Nachdem seine Leiche gefunden wird und die ersten Todesfälle im Dorf zu beklagen sind, glauben die Bewohner, dass sich Gott von ihnen abgewendet hat, und die Angst wird immer mächtiger. Allein die Witwe Katharina mag nicht an das Übernatürliche glauben und beginnt, gemeinsam mit ihrem Freund und Nachbarn Jakob, die Morde als solche zu sehen und zu untersuchen. Und schon bald wird ihr klar, wer hier auf Rache sinnt und warum - und wie ein weiterer Mord verhindert werden kann....

"Der Fluch des Fremden" ist der erste historische Thriller des Krimi-Bestseller-Autors Alexander Hartung, von dem ich bisher einige der in deutschen Großstädten spielenden Krimis gelesen habe. Immer stehen starke, interessante Figuren im Mittelpunkt seiner Geschichten, und so sind es diesmal die kluge Witwe Katharina Volck nebst dem sympathischen Jakob Kohlhepp, die sich beide schnell in mein Herz schlichen.Die weiteren Figuren sind allerdings recht eindimensional beschrieben und ihre Handlungen vorhersehbar: der einfältige, ich-bezogene Bürgermeister, der stets drohende Pfarrer und die abergläubigen Dorfbewohner stehen dem cleveren Paar und ihren Freunden Ida, Albrecht, Volmar und Haug gegenüber.

Wenn sich dem Leser auch schon früh erschließt, wer der geheimnisvolle Fremde und warum er auf Rache aus ist, erschließt, so bleibt die Geschichte doch stets spannend. Schritt für Schritt führen Katharinas Ermittlungen zu einer Lösung, bevor es in einem großen Showdown zur Aufklärung kommt. Der leichte und flüssige Schreibstil machen das Buch zu einem echten Lesevergnügen.

Viele der erzählten Details riefen mir spannende Fakten ins Gedächtnis. So fand ich die frühe Medizin besonders interessant, denn Katharina ist teilweise auch als Heilerin tätig, wenn sie einen Bruch schient oder den Wundbrand behandelt. (Wundinfektionen wurden schon im Mittelalter mit Schimmelpilzen, die auf Schafskot und Honig gezüchtet wurden, erfolgreich behandelt. Die Wirkung beruhte tatsächlich darauf, dass diese Schimmelpilze Penicillin produziert haben.) Auch die Frankfurter Judengasse und die Ablehnung der Juden bereits in früheren Zeiten wurden thematisiert, wovon ich gerne noch mehr gelesen hätte.

Allerdings tat ich mich einigermaßen schwer mit dem geschichtlichen Hintergrund des Buches, der meiner Meinung nach ein wenig unsauber recherciert ist: Eine Witwe wie Katharina, die sich alleine versorgt und Geld hat (woher?), über Heilkünste verfügt und sogar noch mit Juden verkehrt und für die Zeit bizarre Methoden von ihnen übernimmt und darüberhinaus als einzige nicht in die Kirche geht, hätte doch sicher im Zentrum des Aberglaubens und der Ablehnung durch die Kirche und ihre Anhänger gestanden, so dass sich der Hass gegen sie hätte richten müssen. Überhaupt waren ihre Freiheiten schon sehr ungewöhnlich. Insgesamt hätte der starke Aberglaube besser ins Mittelalter als hier in die Zeit der Aufklärung gepasst. Auch die (Tages-)Reisen nach Heidelberg und Frankfurt und wie schnell sie "mal eben" Hilfe bekommen konnte. wollte ich nicht weiter hinterfragen. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass eine Mutter so offen über ein uneheliches Kind zu sprechen wagte....

Alles in allem eine unterhaltsame und spannende Geschichte, an deren Umsetzung noch ein wenig gefeilt werden dürfte.

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Veröffentlicht am 11.01.2023

Fiktive Erinnerungen

Falschgeld
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Der deutsche Schauspieler Mathias Matschke hat unzweifelhaft ein großes darstellerisches Talent; bekannt ist er vielen durch zahlreiche Fernseh- und Kinofilme und als Hörbuchsprecher. Matthias Matschke ...

Der deutsche Schauspieler Mathias Matschke hat unzweifelhaft ein großes darstellerisches Talent; bekannt ist er vielen durch zahlreiche Fernseh- und Kinofilme und als Hörbuchsprecher. Matthias Matschke wurde 1968 als Sohn eines Diplom-Ingenieurs und einer Religionslehrerin in Marburg geboren und wuchs in Ober-Ramstadt bei Darmstadt auf 

Mit "Falschgeld" ist nun sein Romandebüt gelungen, das autobiografisch anmutet und durch die häufige Wiederholung des Satzes "Ich bin Mathias Matschke!" diesen Eindruck verstärkt. Darin beschreibt er eine KIndheit und Jugend in den 70er und 80er Jahren. - wie sie hätte sein können; allerdings kann der aufmerksame Leser schnell feststellen, dass dieser Roman rein fiktiv ist. So erzählt Matschke von einem Pfarrer als Vater, einer Mutter, die beim Fernmeldedienst in Dieburg arbeitet und allerhand Erlebnisse passen zeitlich nicht ganz zueinander, worüber ich allerdings gerne hinwegsah.

Liebevoll und berührend beschreibt Matschke die kleinen (z. B. der Sturz vom Apfelbaum oder "das Ohr") bis ganz großen (der "Vorfall" mit seinem Vater) Ereignisse, die sein - fiktives - Leben beeinflussten. Dabei gab es den einen oder anderen Schmunzler und natürlich auch etliche Gegebenheiten, die mich (Jahrgang 67) an meine eigene Jugend erinnerten und einiges wieder aufleben ließen, wie zum Beispiel die an den damals allgegenwärtigen Commodore 64, das Objekt der Begierde vieler.

Allerdings habe ich ein wenig die HIghlights in diesem (Hör-)Buch vermisst. DIe Erzählung plätschert so vor sich hin, ohne dass es mich wirklich mitgerissen hätte und es blieb immer eine gewisse Distanz zum Ich-Erzähler des Buches. Die Stimme des Autors und Erzählers ist zweifelsohne angenehm und gut verständlich, wirkt zuweilen aber ein wenig monoton.

Alles in allem konnte das Buch leider nicht meine (zugegebenermaßen hohen) Erwartungen erfüllen.

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Veröffentlicht am 07.12.2022

Japanische Locked Room Mystery

Die rätselhaften Honjin-Morde
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Der älteste Sohn der angesehenen und wohlhabene Ichiyanagi-Familie heiratet, jedoch nicht standesgemäß. Nachdem in der Hochzeitsnacht ein lauter Schrei sowie eine seltsame Melodie erklingen und ein Schwert ...

Der älteste Sohn der angesehenen und wohlhabene Ichiyanagi-Familie heiratet, jedoch nicht standesgemäß. Nachdem in der Hochzeitsnacht ein lauter Schrei sowie eine seltsame Melodie erklingen und ein Schwert im Schnee liegt, findet die Familie jedoch nur einen fest verschlossenen Raum vor - und darin das ermordete Ehepaar. Zudem schleicht ein mysteriöser Fremder im Dorf herum. Der Onkel der ermordeten Braut engagiert den jungen Detektiv Kosuke Kindaichi.

"Die rätselhaften Honjin-Morde" ist ein 1946 von dem 1981 verstorbenen japanischen Roman-Autors Seishi Yokomizo veröffentlichter historischer Kriminalroman. Da seine Krimis häufig mit denen von Agatha Christie verglichen werden, aber auch, weil ich Bücher über die japanische Kultur und Lebensweise sehr schätze, hatte ich große Erwartungen an das Buch.

Das ungewöhnliche Cover-Design und der feste Einband gefielen mir sehr gut.

Die Erzählweise ist überraschend, denn aufgebaut ist dieser Krimi auf die Art, dass der Erzähler vorgibt, von dem Mord und den Ermittlungen gehört zu haben, sich selbst einen Überblick über das Verbrechen verschafft und den Leser immer wieder direkt anspricht.

Bei diesem historischen Krimi, der im Jahr 1937 spielt, handelt es sich um eine schöne Locked Room Mystery, auch Impossible Case genannt, und ist somit ein enger Verwandter des klassischen Whodunit. Es steht hier also nicht nur die Frage nach dem Täter im Mittelpunkt, sondern noch mehr die Methode der Durchführung. Und natürlich gibt es einen selbstgefälligen, hochintelligenten Detektiv, der dem Geheimnis auf die Spur kommt. Ist dies im britischen Krimi Sherlock Holmes oder Hercule Poirot, so hat Seishi Yokomizo Kosuke Kindaichi. erschaffen. Leider kommt dieser jedoch keinesfalls an die bekannten Detektive heran, u.a. wohl auch deshalb, weil wir nur sehr wenig über ihn selbst erfahren und kaum an seinen Gedankenexperimenten teilhaben.

Möglicherweise auch wegen der Kürze des Buches (gerade einmal 200 Seiten incl. der Rahmenhandlung) werden die zahlreichen Figuren nur bruchstückhaft beschrieben, sie sind allesamt recht unsympathisch und ich konnte keine Verbindung zu ihnen finden. Dabei störten mich die vielen japanischen Namen und Ausdrücke (die in einem Glossar am Ende des Buches erklärt werden) ausdrücklich NICHT.

Spannung war durchaus gegeben; der Autor führt seine Leser auf zahlreiche falsche Fährten, bevor er schließlich zum eigentlichen Motiv des Verbrechens kommt. Kennern des Genres ist sicher sofort klar, dass der aufwändig eingeführte Fremde mit den drei Fingern NICHT der Mörder sein kann.... Allerdings tat ich mich schwer mit der Erzählweise und Sprache, was allerdings auch an der Übersetzung liegen könnte.

Alles in allem ist "Die rätselhaften Honjin-Morde" ein ungewöhnliches Buch, das sich deutlich von der Mehrheit abhebt. Dadurch war es eine ungewöhnliche Erfahrung, konnte mich aber nicht wirklich packen.

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Veröffentlicht am 08.10.2022

Zweiter Band der "Capital Intrigue Buchserie"

Netz des Verrats
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Nachdem eine verdeckte Operation gegen das Kartell erfolgreich abgeschlossen ist, finden sich die Freundinnen Bailey und Viv sowie Layla als auch die Agenten Cass und Zane plötzlich verfolgt und in Lebensgefahr. ...

Nachdem eine verdeckte Operation gegen das Kartell erfolgreich abgeschlossen ist, finden sich die Freundinnen Bailey und Viv sowie Layla als auch die Agenten Cass und Zane plötzlich verfolgt und in Lebensgefahr. Zusätzlich steht Layla auch noch im Zentrum interner Ermittlungen, weil sie eine Affäre mit einem hochrangigen Kartell-Mitglied haben soll. Privatdetektiv Hunter wird angeheuert, um Layla zu schützen, doch sie hadert immer noch mit seiner Untreue, die einst ihre Beziehung beendete. Und auch Izzy gerät unter Mord-Verdacht. ... Wer steckt hinter allem und wie viele Tote wird es noch geben?

Mit "Netz des Verrats" legt die US-amerikanische Prozessanwältin und Justiziarin Rachel Dylan nach "Labyrinth der Angst" den zweiten Band der "Capital Intrigue Buchserie" vor. Sicher lässt sich dieser Band auch lesen, wenn man den ersten Band nicht kennt; die Handlung ist in sich abgeschlossen. Ich muss aber zugeben, dass ich ein wenig Mühe hatte, die vielen beteiligten Figuren, ihre Beziehungen untereinander und zu den zahlreichen amerikanischen Behörden zu entflechten und den Überblick zu behalten, was zu Lasten der Spannung ging.

Dabei tappt der Leser - gemeinsam mit der Hauptfigur Layla und ihren Kolleg*Innen - absolut im Dunklen, wer der Drahtzieher der Mordanschläge ist und wieso das Kartell sich derart unbarmherzig auf diese Agenten eingeschossen hat. Mit Spannung fieberte ich der Auflösung entgegen, die meiner Meinung nach etwas überraschend und völlig unspektakulär das Buch beendete.

Leider bekam ich auch nicht wirklichen Zugang zu den Figuren, die ich erst neu kennenlernen musste und die von Beginn an alle unter Generalverdacht standen. Die "großen LIebesgeschichten" dabei zwischen Layla und Hunter und Cass und Zane störten mich ein wenig in einem Krimi.

Obwohl ich bereits mehrere Bücher mit Genuss gelesen habe, in denen das Thema "Glauben" enthalten war, störten mich hier auch ein wenig die langen Vorträge, die Layla über ihren Glauben an Gott hielt und mit denen sie andere bekehren wollte. Das war mir einfach zu stark aufgetragen - ist aber sicher Geschmackssache.

Den Geheimdienstkräften durch Freundschaft verbunden ist Izzy, vor der viele Details verborgen werden. Sie gerät unschuldig unter Mordverdacht, also ähnlich wie Layla - allerdings steht dieser Handlungsstrang ein wenig abseits des "Netz des Verrates" und dem Kartell und gehört nicht wirklich zu der eigentlichen Handlung, so dass ich lange Zeit den ZUsammenhang suchte (den es nicht gab).

Alles in allem gelang es mir nicht in Gänze, Zugang zu finden; ich kann mir aber vorstellen, dass das Lesevergnügen größer ist, wenn man den ersten Teil der Trilogie kennt. So vergebe ich drei Sterne.

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Veröffentlicht am 06.09.2022

DAs Werk der Sylvia Beach

Die Buchhändlerin von Paris
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Als die junge Amerikanerin Sylvia Beach nach Paris zurückkehrt, wo sie mit ihrer Familie aufgewachsen ist, lernt sie die kämpferische Buchhändlerin Adrienne Monnier kennen. Diese unterstützt sie darin, ...

Als die junge Amerikanerin Sylvia Beach nach Paris zurückkehrt, wo sie mit ihrer Familie aufgewachsen ist, lernt sie die kämpferische Buchhändlerin Adrienne Monnier kennen. Diese unterstützt sie darin, in der französischen Hauptstadt 1919 eine englischsprachige Buchhandlung zu eröffnen: "Shakespeare and Company". Schon bald wird diese zum großen Anziehungspunkt der literarischen Szene und die berühmtesten Schriftsteller*Innen der Zeit gehen bei ihr ein und aus - und in Adrienne findet Sylvia ihre große Liebe. Als "das gefährlichste Buch aller Zeiten", "Ulysses" von James Joyce, in den USA verboten wird und die Karriere dieses wichtigsten Schriftsteller der Moderne im Keim zu ersticken droht, setzt Sylvia ihre gesamte Existenz aufs Spiel und wird zu seiner Verlegerin ....

Mit ihrem Roman "Die Buchhändlerin von Paris" widmet sich die Amerikanerin Kerri Maher mit Sylvia Beach einer starken und aufopferungsvollen Frau, die in ihrem Leben Großes geleistet hat - eine wahre Geschichte.

Mit großer Begeisterung stürzte ich mich auf dieses Buch, das nicht nur als eine LIebeserklärung an alle Buchhändlerinnen gefeiert wird, sondern auch eine Geschichte von mutigen Frauen ist, die für ihre Überzeugungen einstehen. Und Maher beschreibt in flüssigem Stil eine großartige Frau und einen wichtigen Schriftsteller - doch ich muss zugeben, dass der Funke bei mir nicht wirklich überspringen wollte. Zu emotionslos übergeht sie große Katastrophen und lässt ihre Heldin den mehr als schwierigen Joyce mehr oder weniger achselzuckend gewähren. Und so plätschert die Handlung sanft vor sich hin ohne größere Spannung.

Natürlich habe ich mich gefreut, über die großen Schriftsteller des vergangenen Jahrhunderts zu lesen und diese näher "kennenzulernen", und selbstverständlich kann ich Syvia Beach als eine Frau würdigen, die mutig ihren Weg gegangen ist, ihre gleichgeschlechtliche Liebe gelebt hat und sich aufopferungsvoll - nicht nur - um James Joyce und seinen richtungsweisenden "Ulysses" verdient gemacht hat.
Aber ein wenig mehr Emotionen und Spannung hätten dem Unterhaltungsfaktor sicher gut getan.

Auch sind mir ein paar kleinere Fehler bzw. Fragen aufgestoßen, die auf eine schlampige Übersetzung deuten - schade.

Alles in allem habe ich mit der Lektüre diesen Buches einiges gelernt - und trauere ein wenig den "guten alten Zeiten" des Buchhandels hinterher.
Ich vergebe gute drei Sterne und empfehle das Buch an alle literatisch interessierten Leser.