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Veröffentlicht am 09.10.2022

Absolut köstlich

Ein Alman feiert selten allein
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„Ein Alman feiert selten allein“ ist ein wunderbares, amüsantes Buch über die deutschen Gepflogenheiten vor und während der Weihnachtstage, ungeschönt erzählt aus dem Blick einer in Deutschland aufgewachsenen ...

„Ein Alman feiert selten allein“ ist ein wunderbares, amüsantes Buch über die deutschen Gepflogenheiten vor und während der Weihnachtstage, ungeschönt erzählt aus dem Blick einer in Deutschland aufgewachsenen Türkin. Ein Buch zur Einstimmung in die Weihnachtszeit für sich selbst oder auch bestens zum Verschenken geeignet.

Zum Inhalt: Elif soll zum ersten Mal Weihnachten mit der Familie ihres Freundes Jonas feiern. Als Tochter türkischer Gastarbeiter es ist für sie nicht das erste Weihnachtsfest, aber das erste, dass typisch deutsch begangen wird, mit allen Klischees, die dazugehören. Und eins ist sicher, als Mama Neubauer bereits im September mit der Planung beginnt: Langweilig wird es nicht werden.

Ich hab mich ja bereits das erste Mal ertappt und belustigt gefühlt, als im September die Weihnachtskarte samt Whats-App Gruppe zur Weihnachtsplanung erstellt wurde. Denn leider wahr: in Deutschland beginnt Weihnachten gefühlt immer früher mit Lebkuchen Ende August, den ersten Adventskalenderverkäufen im September und „Last Christmas“ klingt eigentlich das ganze Jahr über gut. Ich hab mich irgendwie direkt in der Story wiedergefunden, zwar leicht beschämt aber auch überaus gut unterhalten. Und so amüsant und schamlos klischeehaft geht es weiter.

Aus Elifs Perspektive erlebt der Leser den gesamten (vor)weihnachtlichen Trubel einer typisch deutschen Familie, inklusive peinlicher Verwandter, erhöhtem Alkoholkonsum, Völlerei und weihnachtlichen Zänkereien. Man erfährt einiges aus Elifs Kindheit, wie Weihnachten von einer türkischen Familie in Deutschland erlebt wird und wie regionale Bräuche auf außenstehende wirken. Elif beschreibt Weihnachten dabei fast schon mit kindlicher Freunde und hat mir auch nochmal den Blick für Weihnachten und was ich damit verbinde geöffnet.

Die Emotionen kochen dann an Weihnachten schnell hoch, es werden Sachen gesagt, die man vielleicht nicht so meint und allgemein stand Besinnlichkeit vermutlich schonmal höher im Kurs. Immer wieder habe ich über Aussagen der Familie Neubauer Schmunzeln müssen, wie zB die Lametta-Debatte oder Sinnhaftigkeit von Geschenkpapier und des Schenkens an sich. Besonders die Spitzen gegen Elif vonseiten der Familie haben mir dann doch sehr wehgetan, hauptsächlich weil es kopflose Aussagen waren, die jeglicher Substanz entbehren.

Insgesamt war es es kurzweiliges Büchlein, dass natürlich mit seinen knapp 300 Seiten nicht in die philosophischen und Kulturellen Untiefen von weihnachten vordringt, aber zu unterhalten weiß.

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Veröffentlicht am 07.10.2022

God save America

Unsre verschwundenen Herzen
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Mit „unsre verschwundenen Herzen“ schafft Celeste Ng ein äußerst düsteres Gesellschaftsporträt, in dem Andersartigkeit einen zum Staatsfeind machen kann und die amerikanischen Werte über alles gehen. Und ...

Mit „unsre verschwundenen Herzen“ schafft Celeste Ng ein äußerst düsteres Gesellschaftsporträt, in dem Andersartigkeit einen zum Staatsfeind machen kann und die amerikanischen Werte über alles gehen. Und obwohl das Werk fiktional ist, gab es immer wieder Zeiten, in denen diese Geschichte überaus realistisch schien. Und ein Mahnmal sein sollte, damit es niemals (wieder) so kommt.

Zum Inhalt: Bird lebt mit seinem Vater in einem Studentenwohnheim in Harvard. Die Wohnung können sie sich nur durch den Job des Vaters in der Universitätsbibliothek leisten. Birds Mutter hat die Familie vor Jahren verlassen, seitdem hat sich die Situation im Land zugespitzt und besonders asiatisch aussehende Menschen werden diskriminiert und ausgegrenzt, alle antiamerikanischen Gedanken werden als Bedrohung angesehen und Asien als größter Gegner der freien Welt. Doch dann erreicht Bird ein Brief und er muss eine wichtige Entscheidung für sein Leben treffen.

Die Zustände die im Buch geschildert werden, wirken unglaublich realistisch, was daran liegen mag, dass ausländerfeindliches Gedankengut und Klassendenken, sowie Konkurrenzkampf und Neid nie aus unserer Gesellschaft verschwunden sind. Und unter bestimmten politischen Führern die Verschärfung dieses Gedankenguts durchaus realistisch war und immer noch ist. Das Szenario in diesem Buch beschreibt ein abweisendes, kaltes, misstrauisches Amerika, das nichts mehr von seiner Vielfältigkeit hat, die es ursprünglich schuf. Die Autorin selbst beschreibt im Nachwort, dass sie sich von realen Ereignissen inspirieren ließ und spielt auf die vielen Ereignisse in der Geschichte an, während denen Kinder von ihren Familien getrennt und isoliert wurden, um ihnen akzeptableres Gedankengut anzuerziehen. Die weiterführende Lektüre, auf die sie verweist, finde ich sehr interessant und werde sie mir genauer ansehen.

Bird ist ist Protagonist, mit dem man trotz oder gerade aufgrund seinen jungen Alters mitfühlen und mitbangen kann. Vor allem auch das Schicksal seiner Schulfreundin Sadie fand ich sehr ergreifend. Am beeindruckendsten fand ich trotz allem Margaret Miu. Birds Mutter ist eine bemerkenswerte und starke Frau, die ihre Familie verlässt, um sie zu schützen und die sich für alle einsetzt, die ebenfalls ihre Familien verloren haben. Sie sammelt nicht nur Geschichten, sie erzählt die größte Geschichte von allen: von Verlust, aber auch von Hoffnung und von bedingungsloser Liebe. Die Geschichte, der verschwunden Herzen.

Ein Buch, zum Nachdenken. Zum Hinterfragen. Zum Bangen. Zum Hoffen. Hoffen, dass wir irgendwann unsere Lektion gelernt haben und die Zukunft freier und offener wird.

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Veröffentlicht am 04.10.2022

Magie mal anders

Emily Seymour, Band 1: Totenbeschwörung für Anfänger (Bezaubernde Romantasy voller Spannung und Humor)
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„Emily Seymour-Totenbeschwörung für Anfänger“ ist der erste Band einer Fantasy-Dilogie für Jugendliche. Das Buch kommt mit einem farbenfrohen, jugendlichen Cover und passendem Farbschnitt daher. Rein optisch ...

„Emily Seymour-Totenbeschwörung für Anfänger“ ist der erste Band einer Fantasy-Dilogie für Jugendliche. Das Buch kommt mit einem farbenfrohen, jugendlichen Cover und passendem Farbschnitt daher. Rein optisch habe ich mich ein bisschen zu alt für dieses Buch gefühlt, inhaltlich hat es mir aber gut gefallen.

Zum Inhalt: Emily ist die einzige in ihrer Familie ohne nekromantische oder magische Fähigkeiten. Bis bei einer Geisterbeschwörung eines Nachts etwas schief geht und ein Unschuldiger stirbt. Emily setzt alles daran ihn zurückzuholen und entdeckt dabei ihre verborgenen Fähigkeiten. Doch leider bringen die auch ein paar ungeahnte Probleme mit sich und plötzlich sieht sich Emily aus ihrem ruhigen Leben gerissen.

Die Story beginnt eigentlich ziemlich simpel und besonders zu Anfang hatte ich kurz mal das Gefühl, Vibes der Edelstein-Trilogie zu spüren. Dann entwickelt sich die Geschichte aber ziemlich schnell in eine völlig andere Richtung und wird zu einer Art Jagd durch die Dimensionen.

Die Protagonistin Emily fand ich prinzipiell sehr nahbar, auch wenn ihr junges Alter immer wieder durchbricht, aber gut, es ist halt ein Jugendroman. Die Lovestory ist irgendwie reingeschustert und findet wie selbstverständlich statt, was auch irgendwie typisch Jugendroman ist.

Der versteckte Fall im Buch entpuppt sich dann aber doch als ziemlich umfangreich und dramatisch und besonders das Ende beleuchtet die Geschichte nochmal von einer völlig neuen Seite, die ich sehr spannend finde.

Das Buch hat sich einfach und schnell lesen lassen. Gefühlt dominiert wörtliche Rede, was ich für einen Jugendroman sehr passend finde. Mir hat es in der Story allgemein an Tiefe gefehlt und einige Themen sind einfach in den Raum gestellt, aber nicht weiter erklärt worden.

Insgesamt ein netter Auftakt, der mich aber nicht umgehauen hat.

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Veröffentlicht am 04.10.2022

generationsüberspannende Tragödie

Verbrenn all meine Briefe
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„Verbrenn all meine Briefe“ ist ein interessanter Roman, der auf realen Personen und tatsächlichen Ereignissen beruht. Autor Alex Schulmann betont allerdings im Nachwort die Zeitschienen angepasst, Ereignisse ...

„Verbrenn all meine Briefe“ ist ein interessanter Roman, der auf realen Personen und tatsächlichen Ereignissen beruht. Autor Alex Schulmann betont allerdings im Nachwort die Zeitschienen angepasst, Ereignisse vereinfacht und auch einige fiktive Begebenheiten eingefügt zu haben. Das macht den Roman zu einem faszinierenden Lesevergnügen über ein Liebesdrama im Schweden der 30er Jahre und eine ungeklärte Wut.

Zum Inhalt: nach einem Familienstreit wird Alex klar- seine Kinder haben Angst vor ihm und seiner unberechenbaren Wut. Doch woher rührt diese Wut? Als Alex in sich geht wird ihn klar, dass auch seine Mutter oft wütend war und es viele Familienstreitigkeiten gab. Und auch sein Großvater war ein stoischer aber wütender Mann. Alex forscht in der Vergangenheit und findet ein Familiengeheimnis, dass Aufschluss über die geteilte Wut der Familie gibt.

Was mir an diesem Buch besonders gut gefällt, ist der stilistisch Aufbau. Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt, zudem untermalen Tagebucheinträge und Briefe die Ereignisse der Vergangenheit und geben ihnen Plastizität. Ich finds immer was Besonderes, wenn Geschichten nicht einfach als Fließtext erzählt werden und daher hat mir das auch bei diesem Buch wieder sehr gut gefallen.

Ein bisschen komisch fand ich das „Namedropping“ im Buch, aber gut, da die Personen nun mal realexistierend sind, lässt sich das vermutlich nicht umgehen. War aber für mich z.B. bei den ersten Erwähnungen von David Lagercrantz sehr gewöhnungsbedürftig.
Ansonsten finde ich, dass die Tatsache, dass es die Personen und Begebenheiten tatsächlich in dieser Konstellation gab, die Geschichte noch eindringlicher und die toxische Beziehung noch erschreckender wirken lässt. Besonders die Bloßstellung Stolpes seiner Frau Karin fand ich einfach nur furchtbar und habe fast schon körperlich mitgelitten.

Das Buch ist nicht nur eine tragische Liebesgeschichte, sondern auch ein zeitgenössisches Familiendrama. Auf eine sehr nahbare, aber dabei fast schon poetischer Art beschreibt er die Tragik einer verbotenen Liebe, von den tiefen Wurzeln einer unstillbaren Wut und der Suche nach einer Art „Familienidentität“. Ein Buch, wie ein Puzzle, bei dem sich die Teile nach und nach ineinanderfügen und ein zutiefst trauriges Gesamtbild ergeben. So muss man erstmal schreiben können. Allein dafür ziehe ich den Hut vor Alex Schulmann.

Ein besonderes Buch, das mir gut gefallen hat.

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Veröffentlicht am 30.09.2022

Warme Stimmung im Herzen

Love Songs in London – All I (don't) want for Christmas
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Ist es jemals zu früh sich auf Weihnachten zu freuen? Ich denke nicht. Und deshalb ist dieses Buch genau richtig um sich auf die besinnliche, kalte Jahreszeit und die Festtage einzustellen. Es ist warm, ...

Ist es jemals zu früh sich auf Weihnachten zu freuen? Ich denke nicht. Und deshalb ist dieses Buch genau richtig um sich auf die besinnliche, kalte Jahreszeit und die Festtage einzustellen. Es ist warm, herzlich, gemütlich und absolut bezaubernd und zeigt, dass es Weihnachtswunder noch gibt.

Zum Inhalt: Febe hat von ihrer Großmutter ein Haus, einen Hund und sonst nichts als Schulden geerbt. Um trotzdem den Skiurlaub finanzieren zu können, auf den sie sich so freut, lässt sie sich auf einen ungewöhnlichen Deal ein. Sie soll über die Weihnachtstage die Freundin von Liam spielen, der damit seine Ex eifersüchtig machen und zurückgewinnen will. Eigentlich ein Klacks, wäre seine Familie nicht absolut bezaubernd und Febe plötzlich gar nicht so sicher, ob das wirklich nur ein Job für sie ist.

Ich liebe es, wie atmosphärisch die ganze Geschichte ist. Die Weihnachtsstimmung ist absolut greifbar und ich fand die ganzen kleinen Traditionen von Liams Familie einfach liebenswert und wunderschön zu lesen. Febe Kekse klangen absolut umwerfend, zu gerne hätte ich die Rezepte dafür um sie nachzubacken. Als kleines Extra gibts im Buch eine Weihnachtsplaylist und einen ganz besonderes Songtext abgedruckt.

Die Protagonisten sind einfach zu süß; sie fordern sich gegenseitig, aber unterstützen sich auch. Sie miteinander interagieren zu sehen hat einfach Spaß gemacht. Dazu kommen die vielen tollen Nebencharaktere, die man einfach lieben muss und die mich mehr als einmal haben lächeln und auflachen lassen.

Einen kleinen Kritikpunkt habe ich allerdings: ein paar Dinge werden einfach im Raum stehen gelassen. Unter anderem die Sache mit Febes Mom (ich will hier nicht spoilern, aber dass dieses Thema nicht mehr aufgegriffen wurde, fand ich sehr ernüchternd) und wie es nach dem letzten Streit zwischen den Brüdern weitergegangen ist. Irgendwie hat mir da ein Abschluss gefehlt.

Ansonsten eine wundervolle, weihnachtliche Geschichte, die ins Herz trifft

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