Literarisches Meisterwerk
Letterwerk | Gold & GefühlUnd manchmal will man doch einfach nur weg. Dem Alltag entfliehen, vor Verpflichtungen davonlaufen und sich ganz neu kennenlernen.
Auf diese Reise begibt sich Cannie, als sie eines Tages beschließt, ihr ...
Und manchmal will man doch einfach nur weg. Dem Alltag entfliehen, vor Verpflichtungen davonlaufen und sich ganz neu kennenlernen.
Auf diese Reise begibt sich Cannie, als sie eines Tages beschließt, ihr altes Leben hinter sich zu lassen und in einen Zug Richtung Sidarap zu steigen. Doch am ersten Tag ihrer Reise ahnt sie noch nicht, wie diese Zugfahrt ihr Leben und ihre Persönlichkeit verändern wird. In keiner Weise hat sie sich ihre Reise so herausfordernd vorgestellt.
Aus der naiven und leichtsinnigen Cannie, die sich ihr Leben lang verstellen musste und nicht sie selbst sein konnte, wird eine tapfere und starke Frau, die nicht auf den Mund gefallen ist, neue Fähigkeiten entwickelt und jedem die Stirn bietet.
Ich glaube, ich habe noch nie ein Buch gelesen, in dem die Charakterentwicklung so gut ausgearbeitet war, wie in Letterwerk. Das Besondere daran ist, dass man die Figuren auf ganz vielen Ebenen kennenlernt und die Veränderung miterlebt. Man erfährt von ihren Zielen, ihren geplatzten Träumen, der Vergangenheit, ihren moralischen, gesellschaftlichen und politischen Einstellungen, den Menschen die ihnen wichtig sind, Leidenschaften und Wertvorstellungen.
Beim Lesen ist es so, als würde man die Zeit mit Menschen verbringen, die man schon sein Leben lang kennt und wirklich alles über sie weiß. Und da muss ich Letterwerk wirklich in hohen Tönen loben. Was die Tiefe angeht, ist Letterwerk für mich ein literarisches Meisterwerk.
Cannie und Timothy brauchten für ihre Reise eine Menge Durchhaltevermögen und das brauchte ich als Leserin ehrlich gesagt auch. Der erste Teil ging sehr schleppend voran, doch es hat sich gelohnt, dran zu bleiben. Der zweite Teil knüpft nämlich direkt am Vorgänger an, geht rasant los und hält im Verlauf auch die Spannung. Man lernt die Passagiere des Zugs besser kennen, liest mehr von der Umgebung und vom Magiesystem und auch der Fantasyanteil wird deutlich mehr.
Ich habe die letzten Tage von Cannies und Timothys Reise sehr genossen, sie in mein Herz geschlossen und muss sagen, dass der zweite Teil ein gelungener Abschluss war.