Zu viel Hollywood Dramatik um wirklich überzeugend zu sein
Der Diamanten-CoupInspiriert von dem inzwischen berühmt berüchtigten und äußerst spektakulären Diamantenraub im historischen Grünen Gewölbe spinnt Autor Patrick Burow in seinem neuen Roman "Der Diamanten Coup" seine eigene ...
Inspiriert von dem inzwischen berühmt berüchtigten und äußerst spektakulären Diamantenraub im historischen Grünen Gewölbe spinnt Autor Patrick Burow in seinem neuen Roman "Der Diamanten Coup" seine eigene temporeiche und interessante Geschichte über den Verbleib jener unbezahlbaren Kunstschätze.
Im Zentrum der Erzählung steht der bekannte Professor und Kunstdetektiv Adrian Falke. Seite an Seite mit Julia Graf, der Direktorin des Dresdener Grünen Gewölbes setzt er alles daran die skrupellosen Verbrecher aufzuspüren und den verlorenen Schatz wieder zurück zu bringen. Leider geraten die Beiden dabei schnell selbst in das Visier der ermittelnden Polizisten und sind schon bald gezwungen ihre Suche unter dem Radar fortzusetzen. Es beginnt eine atemlose Jagd, die Falke und Graf quer durch Europa und bis nach Dubai führt. Die Frage ist, können sie die wertvollen Juwelen noch retten, bevor es endgültig zu spät ist?
Mein Eindruck von "Der Diamanten Coup" fällt eher gemischt aus. Ich war sehr begeistert von der Inhaltsangabe und hab mich gefreut, die Geschichte Lesen zu können, war im Nachhinein allerdings eher ernüchtert.
Ein großes Lob verdient die äußere Gestaltung dieses Thrillers. Das Cover ist super gestaltet, passt toll zur Geschichte und vermittelt wie ich finde einen guten Eindruck, für die Atmosphäre der Geschichte - düster, atemlos und spannend. Der farbige Buchschnitt macht dieses Hardcover Buch zu einem echten Hingucker.
Was den Inhalt zwischen den Buchdeckeln angeht, ist meine Begeisterung weniger groß. Den Schreibstil fand ich okay. Zügig und spannungsvoll ließen sich die Seiten super herunter lesen, aber die vielen sich wiederholenden Satzanfänge habe ich zwischenzeitlich als störend empfunden. Gefallen hat mir, dass die Kapitel allesamt kurz geblieben sind und regelmäßige Perspektivwechsel einbrachten. Das hat der Handlung ein gutes Tempo gegeben und der Spannung wirklich gut getan. Ebenfalls gut fand ich, dass jedes Kapitel mit einer Zeit und Orts Angabe versehen war. Dadurch konnte ich nicht nur besser den Überblick behalten, es war auch spannend zu verfolgen wie sich die Handlung in verschiedene Richtungen entfaltet hat. Das hat diese Atmosphäre vom 'Jagen' doch sehr unterstützt.
Die Handlung an sich hat mich nur teilweise abholen können. Das hohe Tempo hat seinen Teil beigetragen, aber stellenweise wirkte die Handlung zu hektisch. Das größere Problem bestand für mich aber darin, dass der Übergang zwischen Realität und Fiktion in meinen Augen nicht sehr gut gelungen ist. Mit der Beschreibung des Überfalls und dem Anfang der Ermittlungen hat das Buch so stark angefangen, doch mit der Zeit wurden so viele, wirklich unlogische und unglaubhafte Komponenten in die Geschichte eingefügt, dass es irgendwann regelrecht anstrengend wurde dem zu folgen. Ich möchte niemanden Spoilern, also verzichte ich auf Beispiele, aber es hat mir stellenweise den Eindruck vermittelt, ich folge der Handlung eines 0-8-15 Hollywood Action Streifens, in dem die Protagonisten völlig ungehindert Grenzen überqueren, Geld verschleudern und Schäden verursachen können, ohne deshalb behelligt zu werden.
Ich hab per se nichts gegen künstlerische Freiheit und ein paar Übertreibungen, aber vor dem Hintergrund, dass das Buch TrueCrime orientiert ist und eine wahre Geschichte ausgestalten möchte, hätte ich mir einfach gewünscht, dass ich auch glauben kann, was ich da lese.
Leider ist es mir auch nicht gelungen mich für die recht überzeichneten Charaktere zu erwärmen. Zum einen fand ich mache ihrer Handlungen und Aussagen vollkommen unschlüssig und unpassend zu der bisherigen Ausgestaltung der Figur. Zum zweiten hatte ich bei den Charakteren das Gefühl, als habe der Autor sich mehr oder weniger nur an dem Standardrepertoire für Hollywood Helden und Bösewichte bedient. Soll heißen: viel Klischee, wenig Individuelles. Der Kunstdetektiv ist eine Mischung aus Indiana Jones und Robert Langdon, knallhart und natürlich super attraktiv; Julia stellt den selbstverständlich ebenfalls attraktiven, weiblichen Sidekick; und die ermittelnden Dresdener Polizeibeamten sind so unfähig, dass man sich zurecht frag, wie sie überhaupt geschafft haben, sich so lange in ihrem Job zu halten. Die "Bösen" geben ein ähnlich standardisiertes Bild ab.
Insgesamt finde ich es sehr schade, dass die Figuren und die Handlung so durch die Unglaubwürdikeit und fehlende Authentizität ausgebremst werden. Man merkt quasi durchgehend, wie viel Mühe sich der Autor mit seiner Recherche zum Raubüberfall und der ganzen Kunst- bzw. Diamantenszene gemacht hat und mit seinen Worten kreiert er eine Sogwirkung, die die Seiten nur so dahinfliegen lässt. Es ist schade, dass diese tollen Komponenten nicht so richtig ihre Wirkung entfalten können. Zumindest galt das für mich.
Mein Fazit zu "Der Diamanten Coup" fällt alles in allem gemischt aus. Das Buch hat definitiv einen hohen Spannungsfaktor, lässt sich gut lesen und wartet mit einer abwechslungs- und actionreichen Handlung auf. Wer über die kleineren (oder größeren) Einschränkungen der Glaubwürdigkeit hinwegsehen kann, wird sicherlich auch seine Freude mit der Geschichte haben. Auch wenn ich die Idee für die Handlung super fand, meinen Geschmack hat das Buch etwas verfehlt.