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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.06.2023

Sehr oberflächlich und unschön zu lesen ... enttäuschend.

Für jede Liebe ein Problem
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Worauf ich gehofft hatte:

eine süße, humorvolle RomCom,

facettenreich ausgearbeitete Charaktere, die ich ins Herz schließen und mit denen ich mitfiebern kann,

eine authentische, tiefgründige Einbindung ...

Worauf ich gehofft hatte:

eine süße, humorvolle RomCom,

facettenreich ausgearbeitete Charaktere, die ich ins Herz schließen und mit denen ich mitfiebern kann,

eine authentische, tiefgründige Einbindung des Themas Nonbinarität, das immerhin DEN Pull-Faktor des gesamten Romans darstellt, weil es einfach mal was anderes ist,

hier und da ein bisschen Drama, gerne auch etwas Spice,

TV-Show-Flair,

einen angenehmen Schreibstil, der mich nur so durch die Seiten fliegen lässt.

Was ich bekommen habe:

Nichts davon.

Hin und wieder blitzte etwas Humor durch, doch da die gesamte Story – Plot, Figurenausarbeitung, Setting – dermaßen oberflächlich und lieblos hingeklatscht worden ist (entschuldigt bitte meine Wortwahl, aber ich bin echt enttäuscht), verpuffte jeglicher Schmunzeleffekt ins Leere.

Warum fanden sich beide Figuren überhaupt toll? Das ging komplett an mir vorbei. Emotionen? Null.

Nebenfiguren: Reine Füllfaktoren ohne individuelle Eigenheiten oder Backgroundstory, blass und unbedeutend.

TV-Flair: Minimal. Angeblich soll das Kochen bzw. die Koch-Leidenschaft ein wichtiges Handlungselement sein, schließlich geht es um eine Kochsendung, aber abgesehen von ein paar Beschreibungen der optischen Details eines Gerichts hieß immer nur: Person XY hat dies gekocht. Person XY ist nun ausgeschieden. Fertig, that’s it. Ich bin nun wirklich keine begnadete Küchenfee (- ich freue mich zwar immer, wenn z.B. Rezepte in Romanen inkludiert sind und esse für mein Leben gerne, überlasse die Zubereitung jedoch stets vertrauensvoll meinem Mann -) und in der Regel kommen mir Kochszenen in Romanen immer vieeeeel zu langatmig vor, aber das hier empfand selbst ich als zu nichtssagend.

Noch schwerer wogen für mich allerdings zwei andere Punkte, die mich das Werk beinahe hätten abbrechen lassen.

1. Wenn schon das Thema Nonbinarität als Zugpferd verwendet wird, um sich von der Masse anderer RomComs abzuheben, dann sollte dieser ernste Aspekt auch mit dem entsprechenden Feingefühl und dem gebührenden Respekt behandelt werden – hier wirkte es lediglich wir ein kalkuliertes Box Ticking.

2. Der Schreibstil war absolut unlesbar. Mal ganz abgesehen vom Dauer-Gendern, das in einem Werk mit solcher Thematik wohl zu erwarten sein muss, rissen mich "dey", "demm" und "deren" komplett aus dem Lesefluss raus. Es las sich echt nicht schön - und das ist die netteste Formulierung, zu der ich mich durchringen kann. Hier nur ein paar Beispiele:

"[…] als Dahlia […] still vor demm stand, wusste London, dass dey hoffnungslos verloren war. […] London war ihr völlig ausgeliefert, und doch hatte dey sie gerade davon abgehalten, demm weiterzuküssen."

"[…] mit Dahlia über Essen zu reden, beruhigte deren Nerven. Sie würde demm versichern, dass dey die richtigen Entscheidungen getroffen hatte, dass dey es schaffen würde, […]"

Was das Cover betrifft: Wenigstens hier hätte man doch eine kleine Andeutung auf das Kochthema oder den TV-Hintergrund einbauen können, meinetwegen einen Kochlöffel oder eine Kamera. Aber nein, es ist genauso bedeutungslos gestaltet worden wie die Geschichte.

Fazit:
Tolle Grundidee, Umsetzung furchtbar oberflächlich. Für mich der schlimmste Flop seit Langem.

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Veröffentlicht am 10.10.2022

Wunderschöner Eyecatcher im Regal, mehr aber leider nicht

Maple-Creek-Reihe, Band 1: Meet Me in Maple Creek (der SPIEGEL-Bestseller-Erfolg von Alexandra Flint)
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Ähm…okay… Bzw. nicht okay. Himmel, wie soll ich diese Rezension nur anfangen… Der Reihe nach! Ich hatte mich unheimlich auf dieses Buch gefreut und (entgegen meiner üblichen Vorgehensweise bei potenziellen ...

Ähm…okay… Bzw. nicht okay. Himmel, wie soll ich diese Rezension nur anfangen… Der Reihe nach! Ich hatte mich unheimlich auf dieses Buch gefreut und (entgegen meiner üblichen Vorgehensweise bei potenziellen neuen Reads) sogar darauf verzichtet, vorab in die Leseprobe hineinzuschnuppern. Hätte ich nur mal nicht mit meiner Tradition gebrochen, dann wäre die Enttäuschung nicht so groß gewesen – bzw. dann hätte ich das Werk wahrscheinlich gar nicht erst in Betracht gezogen.

Vielleicht lag es an meinen hohen Erwartungen (befeuert durch den überwältigenden Bookstagram-Hype um die Maple-Creek-Reihe), dass mein Resümee letztlich so negativ ausfällt. Oder an der umwerfend schönen Aufmachung des Buches (- warme Coverfarben, mit Goldglanz schimmernde Verzierungen, der hübscheste Buchschnitt, den ich je gesehen habe -), die meine Hoffnungen auf ein tolles Leseerlebnis geschürt hatte. Jedenfalls erwartete ich eine heimelig-süße, romantisch-mitreißende New-Adult-Story vor traumhafter, herbstlicher Kleinstadtkulisse. Fehlanzeige.

Erzählt wird aus mehreren Perspektiven (hauptsächlich Mira/Mirella und Joshka aka Tomber). Ich kann nur ahnen, wie viel Herzblut der jungen Autorin in diesem Projekt steckt, deshalb möchte ich meine Kritikpunkte so knapp und sachlich wie möglich halten. Mir fehlten das erhoffte Kleinstadt-Flair und das damit verbundene Cozy Feeling, weiterhin blieb die Tiefgründigkeit in Sachen Charakterentwicklung sowie Glaubwürdigkeit/Lebensnähe aus. Zahlreiche Formulierungen zu Gedankengängen und Dialogen wirkten aufgesetzt und unrealistisch auf mich – angefangen bei Miras bester Freundin Tami, die sie permanent "Schätzchen" nennt über Aussagen wie "Jetzt schwing endlich deinen hübschen Hintern hierher" (- ernsthaft, wer redet denn so? -) bis hin zum gesamten Themengebiet "Untergrund". Ja ja, es wird nämlich höchst kriminell, das hättet ihr nicht gedacht, gell?! Ich auch nicht.

Apropos: Dieser ganze düstere Aspekt bzw. die Einarbeitung eines solchen Kontrasts zur erwarteten NA-Love-Story erinnerte mich sehr an "Burning Bridges" von Tami Fischer, welches übrigens zu meinen Lieblingswerken zählt – mit der Kombination Romance und Kriminalität an sich habe ich also überhaupt kein Problem, wohl aber mit dem (es tut mir so leid, das sagen zu müssen, aber ich möchte ehrlich bleiben) vergleichsweise deutlich schwächeren, in puncto Übergänge und Wortwahl teilweise holprigen Schreibstil, mit dem ich überhaupt nicht zusammenkam. So "sprudelte" mir während der Lektüre leider kein "Lachen über die Lippen". Die Tatsache, dass die Figuren sich in den Dialogen für meinen Geschmack vieeeeel zu häufig mit ihren Vornamen ansprechen (wer mich kennt, weiß, dass mich so was immer etwas ärgert, aber dass ich über diesen Punkt in der Regel gerne hinwegsehe, wenn bei einer Geschichte ansonsten alles passt) hat nicht gerade geholfen.

Was mir gefallen hat:

Die gesamte Aufmachung des Romans ist eine Klasse für sich – besser geht es nicht. Absoluter Wow-Faktor, PR-technisch alles richtig gemacht.

Fazit: 1½-2 ✰ ✰

Meine Bewertung setzt sich zusammen aus der grandiosen Gestaltung und der interessanten inhaltlichen Grundidee. Mich persönlich hat das Werk eher enttäuscht zurückgelassen, da es komplett anders war, als ich erwartet und gehofft hatte und der Schreibstil mir leider gar nicht zusagte. Vom bereits erschienenen Band 2 werde ich trotz höchst dramatischem Cliffhanger am Ende eher Abstand nehmen, obwohl es mich bzw. meinen inneren Monk natürlich gewaltig in den Fingern juckt, den Farbschnitt der Dilogie zu vervollständigen.

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Veröffentlicht am 17.05.2020

Richtig mies

Forever Free - San Teresa University
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Selten habe ich so mit mir gekämpft hinsichtlich einer Rezension. Ich finde, eine Buchbewertung sollte die ehrliche Meinung des Lesers widerspiegeln und nach Beendigung der Lektüre frage ich mich stets: ...

Selten habe ich so mit mir gekämpft hinsichtlich einer Rezension. Ich finde, eine Buchbewertung sollte die ehrliche Meinung des Lesers widerspiegeln und nach Beendigung der Lektüre frage ich mich stets: würde ich dieses Werk einer Freundin empfehlen? Hierzu kann ich sagen: definitiv nicht! Mein Konflikt: die Autorin Kara Atkin kommt auf ihrem Instagram-Kanal unheimlich sympathisch rüber, weshalb ich es umso trauriger finde, dass "Forever Free" mich wirklich entsetzlich enttäuscht hat und ich beinahe nichts Positives darüber berichten kann. Hätte ich es nicht im Rahmen einer Leserunde gelesen, hätte ich den Roman gewiss noch vor der Mitte abgebrochen.

Zunächst fing alles ganz wunderbar an; ehrlich, ein richtig interessanter Start in die Handlung – tatsächlich habe ich mich im Nachhinein gefragt, ob die Einleitung von einer anderen Person geschrieben worden war, weil der Schreibstil sich anschließend dermaßen ins Negative wandelte. - Abgehackte, unrunde Kapitel- und Szenenübergänge, bei denen einfach ein Gedanke, eine Idee, eine Entwicklung nicht weitergeführt wird und im Sande verläuft…eine mehr als vorhersehbare und fade Hintergrundstory, mit der man sich die Erklärung gewisser Verhaltensweisen ziemlich einfach gemacht hat… eine unglaubwürdige, oberflächliche Love Story… eine unheimlich nervige, weltfremde, ich-bezogene Hauptfigur, die man einfach nur schütteln möchte ob ihrer devoten Haltung gegenüber allem und jedem (- Miss Ich-bin-so-schüchtern-ich-hatte-nie-Freunde findet endlich Anschluss in Form von 2 herzlichen Mädels und lässt diese dann direkt links liegen, kaum dass der erste sexy Typ auftaucht; ihre Mom wird als Psycho hingestellt, aber wenn man vor Problemen weglaufen will, ist Mami plötzlich wieder supidupi, usw. -)… Höchst anstrengend! Raelyn ist für mich keine "Frau", sondern ein unreifes, verzogenes Gör. Manche Personen werden zudem als 'typische Bösewichte' oder als wichtiges Element (Schauspielgruppe) aufgebaut und sind später komplett irrelevant.
Die Beschreibungen der 'Ausflüge' nach San Francisco sind so halbherzig, dass es mir als Fan der Stadt in der Seele weh getan hat – hier und da werden schnell ein paar Sehenswürdigkeiten genannt, so als würde man eine Liste abarbeiten. Vom einzigartigen Flair der Stadt liest man nichts. Null Authentizität! Von jedem unnötigen Mist (z.B. einer Haarfärbe-Prozedur!) wird jeder kleine Handgriff geschildert, anstatt sich wirklich wichtigen Dingen zu widmen, wie z.B. einer logischen Abhandlung von Szenen. Über den aktuellen U.S. Präsidenten Donald Trump wird herablassend gemault, weil dies momentan wohl 'hip' ist, gleichzeitig werfen gewisse Figuren mit degradierenden, chauvinistischen Ausdrücken wie "Frischfleisch“ nur so um sich, was hingegen als 'ganz normal' und gesellschaftskonform präsentiert wird – also, wenn schon eine ach-so-liberale Linie verfolgt wird, dann bitte konsequent. Abgesehen davon möchte ich von dieser Politisierung nicht auch noch in Büchern dieses Genres verfolgt werden, dazu reichen mir die Nachrichten.
Ebenso lieblos wurde scheinbar bei der Recherche und dem Lektorat vorgegangen: es wimmelte nur so von wahnsinnig nervigen Wiederholungen, sei es in Form von Satzstrukturen (immer wieder der gleiche Satzanfang) oder Wortwiederholungen (- ich kann das Wort "ozeanblau" nicht mehr hören! -). Und wenn schon ein international anerkannter Klassiker wie Tony Kushners "Angels in America" genannt wird, sollte doch zumindest der Titel richtig geschrieben sein, alles andere ist einfach nur peinlich. Auch die Uni-Aufgaben sind komplett unrealistisch, was sich – erneut – durch gescheite Recherche hätte vermeiden lassen.
Am schlimmsten fand ich, welche Werte der Leserschaft vermittelt werden: geh egoistisch durchs Leben und kümmere dich nicht um Freunde, erwarte aber, dass andere Menschen sich immer ein Bein für dich ausreißen… sei fein unterwürfig, damit du deinen 'Boyfriend' bei Laune hältst, denn Gott bewahre, er verlässt dich…steig ruhig zu quasi Fremden mit aufs Motorrad…lass dir mal eben ein Tattoo stechen…pfeif auf Konsequenzen für deine Handlungen, irgendwer wird schon alles retten für dich… Was wird da bitte für ein (Frauen-)Bild propagiert?! Himmel hilf!!
Gab es auch etwas Gutes? - Die Nebenfiguren sind weitaus sympathischer als Raelyn und das Cover ist hübsch gestaltet.
Dieses Buch war mit Abstand der schlechteste New-Adult-Roman, den ich je gelesen habe und meine erste richtige Enttäuschung aus dem LYX-Verlag. Meine 1,5 von 5 Sternen basieren auf der Covergestaltung und der Grundidee (Figuren, Schreibstil, Handlung waren leider allesamt für die Katz). Schade!!

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Veröffentlicht am 24.12.2019

Die Schatten der Vergangenheit

Die Zeit der vergessenen Kinder
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Martin und Claudia haben gleich zwei Dinge gemeinsam: sie sind alleinstehend mit Kindern und haben beide mit den traumatischen Folgen ihrer Vergangenheit zu kämpfen. Für Martin ist es Liebe auf den ersten ...

Martin und Claudia haben gleich zwei Dinge gemeinsam: sie sind alleinstehend mit Kindern und haben beide mit den traumatischen Folgen ihrer Vergangenheit zu kämpfen. Für Martin ist es Liebe auf den ersten Blick, als er Claudia aus der Ferne sieht. Dennoch werden zwei Jahre vergehen, ehe sie das erste Mal persönlich miteinander kommunizieren und feststellen, wieviel sie verbindet. Sowohl Martin als auch Claudia hadern mit der Gegenwart, fühlen sich unvollkommen und ausgegrenzt – unabhängig von ihren beruflichen Erfolgen. Eine glückliche Zukunft scheint ausgeschlossen, ehe man keinen Frieden mit der Vergangenheit geschlossen hat und seine seelischen Wunden hat heilen lassen.

Dies war der erste Roman, in welchem ich mehr über die Verfolgung der Roma und Sinti zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs gelesen habe und ich war erschüttert über die Gewalt und Diskriminierung, die völlig grundlos über die Roma hineingebrochen ist. Familien wurden auseinandergerissen, Menschen willkürlich ermordet, Kinder misshandelt…einfach schrecklich. Speziell bei einer Szene, in der einem kleinen Jungen die Finger abgehackt werden, habe ich nur begrenzt weiterlesen können, weil die Intensität der Schilderung mich beinahe das Buch hätte abbrechen lassen.

Den Schreibstil würde ich als bemüht poetisch und tiefgründig beschreiben. Oftmals habe ich über Ausdrücke in den Gedanken der Figuren irritiert den Kopf geschüttelt, da die Wortwahl einfach nicht authentisch wirkte. Künstlerisch, ja – aber eben nicht realistisch.

Erzählt wird in mehreren Zeitebenen. Ich habe höllisch aufpassen müssen, da diese Erzählzeiten sich nicht einfach zwischen Vergangenheit (Martins Mutter Rubina) und Gegenwart (aus Martins Perspektive) abwechseln, sondern wild durcheinanderwirbeln: 2008, 1957, 2008, 1939, 1976, 2008, 1939-41, ... Mir war dieses Hin und Her zu viel.

Das gesamte Werk wirkte auf mich enorm melancholisch und schwermütig – nun könnte man sagen: 'Logisch, es geht ja auch um ein ernstes Thema.' Trotzdem finde ich, dass auch bei ernsten Themen kein Schleier der Negativität nach dem Lesen zurückbleiben sollte.

Mit der männlichen Hauptfigur (Martin) bin ich leider überhaupt nicht warmgeworden, im Gegenteil. Er hat mich fürchterlich genervt. Seine Kinder verzieht er und erlaubt ihnen allerlei Dinge, die seine Ex-Frau (aus gutem Grund) verbietet und untergräbt damit die elterliche Autorität, anstatt sich wie ein verantwortlicher Vater zu benehmen. Claudia schenkt er aus heiterem Himmel ungefragt ein Haustier (!) – was als nette Geste gemeint sein soll, aber nur einmal mehr zeigt, wie unreif er ist. Tiere sind doch keine Gegenstände, die man mal eben spontan übergibt. Je mehr ich von Martin gelesen habe, desto eher habe ich hinsichtlich seiner Ex-Frau gedacht: 'Gott sei Dank ist sie den Typ los, der ist ja nicht zum Aushalten!‘' Ja, er hat in der Kindheit Traumatisches erlebt - aber das entschuldigt nicht sein gesamtes Verhalten. Die weibliche Hauptfigur der Gegenwart (Claudia) war mir sympathisch; ihre Gedanken, speziell im Hinblick auf ihre Mutter, waren nachvollziehbar und logisch geschildert. Insgesamt sind die Figuren mir fremd geblieben; am meisten nahegegangen sind mir noch die in der Vergangenheit angesiedelten Erlebnisse, die aus Sicht von Rubina erzählt worden sind. Die farbenfrohen Eindrücke der Indien-Reise waren ebenfalls ein Lichtblick.

Fazit: Eine interessante Romanidee zu einem bisher wenig beleuchteten historischen Aspekt. Aufgrund der Umsetzung (wirre Zeitsprünge, teilweise unsympathische Figuren, offene Fragen) hat mich das Werk insgesamt leider nicht überzeugen können.

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Veröffentlicht am 04.01.2019

Zeitzeugenbericht

Schattenfamilien
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In diesem zeithistorischen Projekt beschäftigt sich Autorin Irene Eckwolf auf sehr persönlicher Ebene mit dem brisanten Thema Kriegsvergangenheit. Anhand von Briefen, die während der Zeit des Nationalsozialismus ...

In diesem zeithistorischen Projekt beschäftigt sich Autorin Irene Eckwolf auf sehr persönlicher Ebene mit dem brisanten Thema Kriegsvergangenheit. Anhand von Briefen, die während der Zeit des Nationalsozialismus von Eckwolfs Familienmitgliedern verfasst worden sind, gewinnen die Leser einen Einblick in dieses dunkle Kapitel der Weltgeschichte. Zusätzlich hat die Autorin öffentlich zugängliche Quellen wie Wikipedia für ihre Recherche genutzt, um sich näher mit bisher ungeklärten bzw. totgeschwiegenen Sachverhalten hinsichtlich der Vergangenheit ihrer eigenen Familie zu beschäftigen.

Den Wunsch, mehr über die Vergangenheit seiner Vorfahren in Erfahrung bringen zu wollen, kann ich gut nachvollziehen und finde es wichtig, dass weiterhin Aufklärung betrieben wird über die Auswirkungen des Krieges auf Beteiligte sowie auf Folgegenerationen. Ich applaudiere dem Mut der Autorin, solch private Familiendokumente der Öffentlichkeit zugänglich zu machen; authentische Zeitzeugenberichte wie dieser tragen zum unverfälschten Verständnis historischer Ereignisse bei.

Der Schreibstil ist nüchtern und unverblümt, einem Sachbuch entsprechend. Da das Werk hauptsächlich aus der Wiedergabe der Originaldokumente (also der 1:1-Veröffentlichung des Wortlauts der Briefinhalte), Zitaten aus öffentlichen Quellen und maximal ein paar verknüpfenden Sätzen besteht, würde ich es eher als eine Aneinanderreihung von Fakten bezeichnen. Jedoch fällt die Analyse der anfangs von der Autorin aufgeworfenen Fragen eher dünn aus, weshalb die wichtigste Komponente für die Kategorisierung des Buches als Sachbuch für mich nicht vorhanden ist. Insgesamt fand ich die Aufzeichnungen zwar stellenweise interessant, größtenteils allerdings recht langatmig und - durch den Verzicht auf einzelne Briefüberschriften – ein wenig unübersichtlich.

Für zukünftige Auflagen würde ich ein komplett neues Layout empfehlen, eventuell auch den Titel "Schattenfamilien" um einen beschreibenden Untertitel ergänzen, wie z.B. "Originalbriefe aus der Zeit des Nationalsozialismus". Inhaltlich würde ich die privaten Fotos beibehalten, jedoch – abgesehen von einer Einleitung – auf sämtlichen beschreibenden Zwischentext verzichten und lediglich die Briefe mit der jeweiligen Überschrift (wann geschrieben und von wem, adressiert an wen) einfügen. Die im Anhang enthaltenen Karten aus Wikipedia sollten hinsichtlich Bildqualität (Helligkeit und Größe) noch verbessert werden; zudem würde ich die Ergänzung eines Personenregisters für sinnvoll halten. Die Gestaltung des Covers ist passend zum Inhalt gewählt worden, insbesondere die schattenwerfenden Kreuze auf den Gräbern.