Guter Auftakt mit leichten Schwächen
Tarik und sein kleiner Bruder Quirin hatten es bis jetzt nicht leicht im Leben. Ihre Schwester wurde bei einer ihrer Einsätze als Jägerin von einem Wyvern getötet und ihr Vater starb beim Kampf gegen einen ...
Tarik und sein kleiner Bruder Quirin hatten es bis jetzt nicht leicht im Leben. Ihre Schwester wurde bei einer ihrer Einsätze als Jägerin von einem Wyvern getötet und ihr Vater starb beim Kampf gegen einen Reiter. Gerade der Tod des Vaters macht das Leben besonders schwer für die zwei, da er sich weigerte den Reiter zu töten und seither als Verräter und Feigling gilt. Doch Tarik setzt alles daran, dass ihr Leben besser wird und er den Namen seines Vater reinwaschen kann. Dieses Jahr soll es endlich klappen, dass er zur Jäger Prüfung zugelassen wird, nach dem in die Kommission bereits zwei Mal angewiesen hat. Doch Quirins aufmüpfiges und unangepasstes Wesen macht die ganze Sache für Tarik nicht einfacher. Vor allem als Quirin gegen eines der wichtigsten Gesetze Canthars verstößt spitzt sich die Lage zu.
"Das Streben des Jägers" ist der Auftakt zur "Wyvern" Reihe und dies merkt man auch im Laufe des Buches sehr gut. Vor allem der Beschreibung der Welt, der Gesetze und der Personen wird sehr viel Aufmerksamkeit gewidmet. Dies erleichtert den Einstieg ungemein und hilft bei der Vorstellung sehr gut, geht dabei aber auf Kosten der Spannung. Über sehr weite Bereiche des Buches plätschert die Handlung eher vor sich hin und dies wird auch noch dadurch verstärkt, dass ab der zweiten Hälfte des Buches noch ein weiterer Handlungsstrang hinzugefügt wird. Dadurch werden neue Personen eingeführt, welche auch ausführlich beschrieben werden müssen. Besonders gestört hat mich an diesem zweiten Handlungsstrang, der sich zwei Barden widmet, dass am Anfang nicht ersichtlich war, wie dies in die Haupthandlung eingeflochten werden soll.
Die Charaktere allen voran natürlich die Brüder Quirin und Tarik sind äußerst sympathisch und durchaus lebensecht beschrieben. Sie kämpfen mit durchaus realen Problemen wie Geldmangel, Armut, Schule, Ausbildung und allgemeinen Geschwisterkonflikten. Dabei sind beide alles andere als perfekt, sondern bestechen eher durch ihre kleine Makel und Fehler. Durch ihre Vielschichtigkeit bekommen sie eine unglaubliche Tiefe und als Leser findet man leicht die eine oder andere Eigenschaft mit der man sich identifizieren kann. Besonders herausragend ist die unglaubliche Willenskraft und Stärke die beide mitbringen. Auch wenn dies an manchen Stellen ein wenig unrealistisch und aufgesetzt wirkt. Obwohl Tarik nur Stöcke zwischen die Beine geworfen wird, gibt er nicht auf, bewundernswert, aber wie gesagt, nicht ganz realistisch.
Die Wyvern, eine spezielle Unterart der Drachen, wurden sehr gut beschrieben, für meinen Geschmack hätte ihnen aber noch deutlich mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden können. Ich denke, dass dies aber im zweiten Teil der Fall sein wird.
"Das Streben des Jägers" ist eine durchaus durchdachte Fantasygeschichte, die allerdings auch reale Themen anspricht und von verschiedenen Seiten beleuchtet, wie z.B. das Thema artgerechte Tierhaltung. Hierbei zeigt die Autorin Veronika Serwotka verschiedene Denkweisen auf und versucht dem Leser das Thema ohne erhobenen Zeigefinger zu präsentieren.
Auch wenn ich die fehlende Spannung das Leseerlebnis ein wenig getrübt hat, bin ich trotzdem schon sehr gespannt auf den zweiten Teil.