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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.10.2022

Knifflig und anspruchsvoll

Die rätselhaften Honjin-Morde
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Okamura/Japan, 1937: Der erste Sohn einer traditionsreichen Familie und seine Braut überleben ihre Hochzeitsnacht nicht. Der Fall gestaltet sich als kniffliges Locked-Room-Problem, denn sämtliche Türen ...

Okamura/Japan, 1937: Der erste Sohn einer traditionsreichen Familie und seine Braut überleben ihre Hochzeitsnacht nicht. Der Fall gestaltet sich als kniffliges Locked-Room-Problem, denn sämtliche Türen und Fenster sind von innen verriegelt, während die Opfer blutig in ihrem Bett liegen und die Tatwaffe draussen im Schnee steckt. Der Onkel der Braut bittet Privatdetektiv Kosuke Kindaichi um Hilfe bei der Aufklärung des Doppelmords. Zunächst wenig am Fall interessiert, wecken jedoch schnell gewisse Details dessen Aufmerksamkeit.

„Mit diesem Mord im verschlossenen Raum forderte uns jemand zu einem Kampf der Gehirne heraus. Großartig!“ (Zitat Kosuke Kindaichi, S. 106)

Dieser endlich ins Deutsche übersetzte japanische Pageturner hat es in sich. Inmitten der winterlichen Atmosphäre des früheren Japans beginnt ein Detektiv zu ermitteln, der optisch wie ein nicht ernstzunehmender Überlebenskünstler wirkt, während sein Hirn auf Hochtouren läuft und noch so kleinste Details geschickt miteinander verbindet. Während man also in ein Japan eintaucht, in dem Standesdünkel und Ehrgefühl noch stark gelebt werden, hat man die Möglichkeit, während des Lesens mitzurätseln, was oder wer hinter den Morden stecken könnte. Hierbei ist der Stil des Autors ganz hilfreich, welcher sich aufs Wesentliche konzentriert, zwar mit einen Blick fürs Detail, aber ohne unnötige Ausschmückungen. Ebenso bleibt man von unnötigen Privatproblemen des Ermittlers verschont, der Fokus liegt tatsächlich auf dem Fall, lediglich kleine Einschübe geben Hintergründe zu Kosuke Kindaichi preis.
Der Krimi ist angenehm anspruchsvoll und knifflig und bietet die Möglichkeit, eigene Theorien zu entwickeln und wieder zu verwerfen, wie das Locked-Room-Rätsel zu lösen sein könnte. Ich hoffe, dies war nicht der letzte Krimi des Autors, der seinen Weg ins deutsche Buchregal findet.

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Veröffentlicht am 11.10.2022

Gestrandet im Weltraum

Interspace One
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Irgendwas ist gewaltig schief gelaufen! Das ist Commander Liam Mikaelsson schnell klar, als er in seinem Klonkörper aufwacht. Das Raumschiff ist zerstört, der Großteil seiner Crew fehlt - und der Planet, ...

Irgendwas ist gewaltig schief gelaufen! Das ist Commander Liam Mikaelsson schnell klar, als er in seinem Klonkörper aufwacht. Das Raumschiff ist zerstört, der Großteil seiner Crew fehlt - und der Planet, auf dem das Schiff bruchgelandet ist, ist definitiv der verkehrte.
Mit diesen wenigen Informationen beginnt man als Leser, gemeinsam mit dem Protagonisten das Rätsel dahinter zu ergründen. Neben einigen Perspektivenwechseln zu anderen Crewmitgliedern erhält man nach und nach Hintergrundinfos zu zukünftigen technischen Entwicklungen. Besonders die Möglichkeit, wie interstellare Langstrecken dank Klonkörpern bereist werden können, ist hierbei sehr interessant.
Die einzelnen Crewmitglieder sind ziemlich unterschiedliche Charaktere, wobei insbesondere der Schiffsarzt für so manch gelungene Abwechslung sorgt. Neben dem geheimnisvollen Schicksal des Raumschiffs sorgen der Verdacht auf Verrat ebenso für Spannung wie weitere Gefahren, welche auf dem Planeten auf die Crew warten. Und über allem schwebt natürlich die Frage, ob und wie sie wieder nach Hause kommen könnten.
Die Tatsache, dass man als Leser/in zunächst genauso ahnungslos ist wie der Commander, macht es von Beginn an spannend, denn von technischem Versagen über Sabotage bis hin zu Verrat ist zunächst alles drin. Neben überraschenden Wendungen und technischen Errungenschaften werden auch einige ethische und gesellschaftspolitische Aspekte angeschnitten, ohne jedoch Überhand zu nehmen. Der Fokus liegt auf der Crew und dessen Abenteuern.
Ein spannendes und actionreiches Science-Fiction-Abenteuer, welches auch von Genrefremden gut gelesen werden kann.

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Veröffentlicht am 11.10.2022

Tödliches Internats-Geheimnis

Night of Lies
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Leah hat gewaltigen Mist gebaut. Als Antwort darauf bringt ihre Mutter sie nach Elm Castle, ein einsam gelegenes Internat, auf welches die High Snobiety ihre Kinder schickt. Wie auch immer Leahs Mutter ...

Leah hat gewaltigen Mist gebaut. Als Antwort darauf bringt ihre Mutter sie nach Elm Castle, ein einsam gelegenes Internat, auf welches die High Snobiety ihre Kinder schickt. Wie auch immer Leahs Mutter sich das plötzlich leisten kann. Dass einige Teens da auch nicht ganz ohne sind merkt Leah gleich am ersten Tag, als ihre Mitbewohnerin sie mit einem Messer bedroht. Zwar findet Leah schnell Freunde, doch als ihr ein blutverschmierter Junge inmitten der umliegenden Wälder begegnet ahnt sie, dass hier irgendwas nicht stimmt. Zudem verschwand vor zwei Jahren eine Mitschülerin spurlos. Besteht da etwa ein Zusammenhang? Leahs Neugier ist geweckt.
Dieses Buch hat es in sich, wie sich bereits am bedrohlichen Prolog erahnen lässt. Insbesondere Leah ist ein gelungener Charakter, sie ist tough, etwas rotzig und lässt sich nicht so leicht unterkriegen. Zudem ist da die Neugier, was sie wohl verbockt haben könnte, um auf ein Internat geschickt zu werden, welches das Familienbudget bei Weitem sprengt. Mit der Zeit verdichten sich die Geheimnisse und bieten ausreichend Stoff für Spekulationen, was in Elm Castle vor sich geht und wer womöglich ein falsches Spiel spielt.
Das Buch ist sehr unterhaltsam aus Leahs Sicht geschrieben, der man die rebellische Jugendliche ohne Weiteres abkauft. Die Spannung hält dank diverser Geheimnisse und Wendungen ebenfalls lange an und macht das Buch somit zu einem empfehlenswerten Jugendthriller.

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Veröffentlicht am 02.10.2022

Herzlich und doch völlig unverkitscht

Das geheime Leben der Tiere (Wald) - König der Bären
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Im zweiten Band der Reihe rund um die Tiere des Waldes erleben die Kinder das Abenteuer des jungen Grizzly-Mädchens Scout, welches versehentlich von ihrer Mutter und ihrem Bruder getrennt wird. Allein ...

Im zweiten Band der Reihe rund um die Tiere des Waldes erleben die Kinder das Abenteuer des jungen Grizzly-Mädchens Scout, welches versehentlich von ihrer Mutter und ihrem Bruder getrennt wird. Allein noch gar nicht überlebensfähig schafft die Kleine es auf ihre eigene Art, vom König der Bären, dem größten und ältesten Grizzly der Wälder, in dessen Nähe geduldet zu werden. Hierbei treffen zwei völlig unterschiedliche Charaktere aufeinander, deren Perspektiven jeweils faszinieren. Zum Einen die kleine Scout, die sich über unverpupste Luft freut, auf dem Po durch den Schlamm rutscht und die Hoffnung nicht aufgibt, ihre Familie wiederzufinden. Zum Anderen der Opa unter den Grizzlys, der als Einzelgänger sein perfektioniertes Leben lebt und vor dem im Wald alle Respekt haben.
Das Buch ist eine wunderbare Mischung aus Sachbuch und Abenteuerroman. Es gibt viele faszinierende Details über die Grizzlys zu entdecken sowie einen Anhang mit weiteren Informationen. Zugleich begleitet man die beiden Bären ein knappes Jahr lang bei ihren Abenteuern, vom Aufwachen nach dem Winterschlaf bis zum nächsten Winter. Hinzu kommen viele wunderschöne Illustrationen im Buch, jeweils passend zu den Abenteuern. Auch diesmal wurde wieder darauf geachtet, die Tiere möglichst natürlich und unverkitscht darzustellen. Und trotzdem schafft die Autorin es, dass einem die Geschichte rund um Scout zu Herzen geht. Wieder ein sehr gelungenes Buch.

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Veröffentlicht am 12.09.2022

Schräg, brutal und fantastisch

Der schwarzzüngige Dieb (Schwarzzunge, Bd. 1)
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In einer Welt, welche sich von den vergangenen Koboldkriegen erholt, verdingt sich Kinsch Na Shannack als Dieb und Betrüger, um seine Schulden bei der Diebesgilde zu tilgen. Vielleicht sind ebendiese Schulden ...

In einer Welt, welche sich von den vergangenen Koboldkriegen erholt, verdingt sich Kinsch Na Shannack als Dieb und Betrüger, um seine Schulden bei der Diebesgilde zu tilgen. Vielleicht sind ebendiese Schulden dafür verantwortlich, dass Kinsch auf eine gefährliche Mission in den Westen ausgesandt wird, wo die Riesen in die Menschenlande einfallen. An seiner Seite ausgerechnet Galva - die Kriegerin, welche Kinsch und seine Kumpanen im Wald grad so richtig aufgemischt hat.
Eine High Fantasy Quest, die definitiv Spaß macht. Launische Charaktere, magische Runen, kreative Kraftausdrücke, Frauenpower und ein geheimnisvoller Kater - mit frecher Zunge und einer gehörigen Portion Selbstironie berichtet Kinsch von seinem Abenteuer, welches ganz und gar nicht ungefährlich ist. Manchmal erzählt er auch auf seine schelmische Art von anderen Dingen, welche sich gekonnt in die Handlung einfügen und die Charaktere und deren Welt angenehm komplex gestalten. Und wer Lust hat, kann die Gefährten mit dem Finger auf der Landkarte im Buch begleiten - überaus praktisch.
So viel möchte ich gar nicht über den Inhalt verraten - es kommen immer mal neue Charaktere hinzu, manchmal sterben auch einige, vieles läuft schief, manches gut. Und zwischendurch läuft immer mal ein gewisser Kater durch die Szenen.
Verlust, Verrat, verdammt gutes Worldbuilding und ein Erzähler mir Hang zum Antihelden, der es faustdick nicht nur hinter den Ohren hat. Endlich mal wieder ein Buch, bei welchem ich mich aufs Köstlichste amüsiert habe und dessen Fortsetzung ich kaum erwarten kann.

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