Blutige Fesseln ist der sechste Teil der Georgia-Reihe und vor allem in diesem Teil steht der Fall in enger Verbindung zu dem Privatleben der Protagonisten. Dieses hat sich natürlich im Laufe der Reihe entwickelt und verändert, weshalb ich empfehle das Buch nicht ohne Vorkenntnisse zu lesen.
Gleichzeitig spoilert das Buch, und somit auch diese Rezension, gewisse Entwicklungen aus den Vorgängern.
Der Klappentext verrät es schon, dass der Protagonist der Reihe, Will Trent, einen sehr persönlichen Fall bearbeiten muss. Warum dieser Fall so persönlich wird, ist auch schon klar: seine Frau Angie ist irgendwie darin verwickelt.
Das Buch beginnt wie man es von Slaughter gewohnt ist. Mit einem rasanten Prolog, der das Spannungslevel sofort hochsetzt und nachdem man unbedingt wissen will, was da eigentlich passiert ist. Denn man erlebt den Mord hautnah durch die Augen des Täters mit, kann schon vermuten wer es ist, weiß aber überhaupt nichts über die Gründe.
Das erste Kapitel schließt dann unmittelbar an den Prolog an und auch hier folgt das Buch dem gewohnten Schema. Wir erleben Will, seine Kollegin Faith und ihre Vorgesetzte Amanda bei der Tatortbeschauung. Auch Sara Linton, die Gerichtsmedizinerin und Wills Lebensgefährtin, ist vor Ort. Alles wird sehr detailliert beschrieben, sodass der Leser ein genaues Bild vom Tatort und der Arbeit des Teams bekommt.
Als sich dann die Verwicklung Angies herauskristallisiert, bekommt der Fall noch einmal einen ganz anderen Charakter. Trotz Trennung stellt sie für Will eine wichtige Person dar, für Sara ist sie einfach nur lästig und fast schon eine Bedrohung und so nimmt neben dem Fall auch das private Drama seinen Lauf. Denn niemand kann mit Sicherheit sagen, ob Angie Täter oder Opfer war. Wieder einmal ist sie unauffindbar. Zusätzlich wird alles durch die scheinbare Verbindung zu einem Vergewaltigungsfall verkompliziert und so tappen die Ermittler lange im Dunkeln. Zwar gibt es hier und da Hinweise, die richtige Spur findet sich aber nicht.
Nach circa der Hälfte des Buches macht die Handlung einen Sprung zurück, zu einem Zeitpunkt eine Woche vor dem Mord. Dadurch bekommt der Leser einen Einblick in die Zusammenhänge und erfährt wie es zu der Tat kam und wer wie darin verwickelt war. Als die Perspektive dann wieder in die Gegenwart springt, ist man den Ermittlern so zwar einen Schritt voraus, es bleibt aber trotzdem vieles noch ungeklärt. Dadurch ist die Spannung nach wie vor hoch, denn man fiebert unheimlich mit dem Team mit, hofft, dass sie den entscheidenden Durchbruch erreichen und möchte die noch fehlenden Informationen bekommen.
Als dies dann soweit ist, endet die Story in einem erstaunlich actionarmen Ende. Was nicht negativ ist, nur untypisch. Spannend ist es trotzdem, denn nach der Auflösung macht alles Sinn und jedes noch so verwirrende Teil findet seinen Platz darin, ohne unlogisch oder übertrieben zu wirken.
Und nicht nur mit dem Fall fiebert man bis zum Schluss mit, sondern auch mit Sara und Will, deren Beziehung sowieso schon unter Angie leidet und durch die Ereignisse in dem Buch auf eine harte Probe gestellt wird.
Karin Slaughter ist eine meiner Lieblingsautorinnen und ich liebe die Reihe. Dementsprechend ist es für mich auch keine Überraschung, dass mich auch der sechste Teil durchweg begeistern konnte. Besonders gefallen hat mir, dass der Fall so persönlich war und dadurch die Arbeit und die privaten Hintergründe miteinander verwoben wurden, anstatt parallel erzählt zu werden. Hier bin ich nun sehr gespannt wie es weiter geht, denn der Schluss deutet an, dass Angie weiterhin eine Rolle spielen wird.