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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.01.2023

Ein Krimi der mehr kann!

Gaußberg
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Als aus dem Mittellandkanal bei Hannover eine weibliche Leiche gefischt wird, führt die Spurensuche den raubeinigen Kriminalhauptkommissar Wim Schneider unversehens in seine Heimatstadt Braunschweig und ...

Als aus dem Mittellandkanal bei Hannover eine weibliche Leiche gefischt wird, führt die Spurensuche den raubeinigen Kriminalhauptkommissar Wim Schneider unversehens in seine Heimatstadt Braunschweig und zwingt ihn ausgerechnet zur Zusammenarbeit mit seinem ehemaligen Kollegen Manfred.

Kurz darauf verschwindet ein Kind und eine zweite Leiche taucht auf, wodurch der Druck auf die Ermittler wächst.

Währenddessen hat Wim nicht nur mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, sondern muss sich gleichzeitig den Intrigen eines Widersachers zur Wehr setzen.

Und dann taucht immer wieder eine ominöse Villa am Gaußberg bei den Ermittlungen auf.



Wenn ein Braunschweiger, einen Krimi schreibt, der in der schönsten Stadt Deutschlands spielt, dann muss dabei ein gutes Buch bei rauskommen, oder?!



Als waschechte Braunschweigerin freue mich über das Stück Lokalkolorit in meinen Händen, da ich mit den verschiedenen Schauplätzen vertraut bin und die einzelnen Szenen im Buch beim Lesen, so wie ein spannender Film vor meinem inneren Auge ablaufen.

Für Ortsunkundige erledigt das übrigens der tolle, bildhafte Schreibstil des Autors.

Unterbrechungen schaden dem Verfolgen der Story ebenfalls nicht, obwohl man gar nicht gewillt ist, das Buch auch nur einen Moment aus der Hand zu legen.

Die Handlung fesselt tatsächlich ab der ersten Seite , auch wenn Wim Schneider zugegebenermaßen anfangs reichlich unsympathisch auf mich wirkt.

Er ist ein echter, mit viel Persönlichkeit ausgestatteter Charakter, der gerade durch das Zusammenspiel mit den Kolleginnen Rosalie und Biggi, schlussendlich dann doch gewinnt.



Neben dem Schulterschluss der traditionell verfeindeten Städten Braunschweig und Hannover, gelingt hier auch die Zusammenführung der Handlungsstränge zu einem spannenden Showdown am Ende.



Zweifellos ein sehr gelungenes Debüt, dessen Fortsetzung bereits im kommenden Monat erscheint.

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Veröffentlicht am 25.10.2022

Traumhaft schöne Geschichte

Die Mitternachtsbibliothek
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Nora Seed sieht sich mit einem Leben voller Pech und falscher Entscheidungen konfrontiert. Als auch noch ihr Kater tot am Straßenrand liegt, verliert Nora letzten Halt im Leben.
Sie beschließt ebendiesem ...

Nora Seed sieht sich mit einem Leben voller Pech und falscher Entscheidungen konfrontiert. Als auch noch ihr Kater tot am Straßenrand liegt, verliert Nora letzten Halt im Leben.
Sie beschließt ebendiesem mittels einer Tablettenüberdosis ein Ende zu setzen.
Kurz darauf findet sie sich in der Mitternachtsbibliothek wieder, einem ganz besonderen Ort, irgendwo zwischen Leben und Tod. Hier trifft sie ausgerechnet auf ihre ehemalige freundliche Schulbibliothekarin Mr. Elm, die sie durch die schier endlosen bücherbeladenen Regale führt.
Nora bekommt die Möglichkeit, so lange sie an diesem Ort verweilt, sämtliche potentielle Leben auszuprobieren, die sich ohne ihre (vermeintlich) falschen Entscheidungen eben so entwickelt hätten.
Hat sie ihre Chance auf ein perfektes Leben und eine schöne Zukunft bereits in der Vergangenheit unwissentlich vertan?

Das Buch dreht sich zwar um Depressionen und Suizid, ist in erster Linie aber eine wahre Hommage an das Leben.
Egal wie dunkel die Wolken im Kopf auch erscheinen mögen und im eigenen Leben scheinbar alles drunter und drüber geht, ist es eine Phase die vorübergehen wird.
Jedenfalls gewinnt nicht nur die Hauptprotagonistin durch die Mitternachtsbibliothek wichtige Erkenntnisse für sich selbst. Man selbst kommt dabei auch kaum umher, sich mit seinem eigenen Lebenslauf auseinanderzusetzen.

Autor Matt Haig hat hier eine unglaublich eindrucksvolle Geschichte mit ganz viel persönlichem Nährwert geschrieben. Sie vermittelt unbewusst ein positives Lebensgefühl zum Mitnehmen und ist daher unbedingt lesenswert.

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Veröffentlicht am 11.10.2022

Wunderbar hyggelig!

Zimtschneckentage
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„Zimtschneckentage“ ist eine butterweiche, schöne Geschichte rund um Kolumnistin Mia, die mich von Beginn an einnehmen konnte.
Die Seiten flogen nur so dahin, während sich die Hauptprotagonistin den zahlreichen ...

„Zimtschneckentage“ ist eine butterweiche, schöne Geschichte rund um Kolumnistin Mia, die mich von Beginn an einnehmen konnte.
Die Seiten flogen nur so dahin, während sich die Hauptprotagonistin den zahlreichen plötzlichen Entwicklungen und Verwicklungen in ihrem Leben stellen muss.
Die unerwartete Begegnung mit ihrem Ex-Freundes Jonas beispielsweise, aber auch ihre Freundinnen Henrieke und Valerie sorgen jedenfalls durchweg für reichlich Wirbel und Spannung über das ganze Buch hinweg.

Mir hat dabei nicht nur die Story sehr gut gefallen, auch die Charaktere fand ich authentisch, wobei Mia mit ihrer lieben Art, mir besonders sympathisch war, obwohl sie meiner Ansicht nach, an zwei Stellen fast etwas zu nachsichtig mit ihren Mitmenschen erschien.
Der Autorin gelingt mit diesem Roman genau das, womit sich die Hauptprotagonistin erfolgreich in ihrer Kolumne beschäftigt, nämlich das „Hygge“-Gefühl dem Leser näher zu bringen und echtes Fernweh nach Dänemark auszulösen.

Ein großes Highlight ist natürlich auch das Zimtschnecken-Rezept, welches im Buch enthalten ist und das ich im Vorfeld direkt ausprobiert habe - Ein Träumchen!!!

Für mich kam dieser zuckersüße Roman jedenfalls genau richtig, da es draußen kalt, regnerisch und ungemütlich wurde und er mich quasi zu einem wunderbar „hyggeligen“ Nachmittag in meinem gemütlichen Lesesessel einlud, zusammen mit ein paar leckeren Zimtschnecken.

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Veröffentlicht am 11.10.2022

Karin Slaughter in Hochform

Die Vergessene
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Andrea Oliver ist gerade zum US-Marshal ernannt worden und wird prompt ins beschauliche Longbill Beach versetzt. Dort soll sie eine Bundesrichterin beschützen, die Morddrohungen erhält. Bei der Richterin ...

Andrea Oliver ist gerade zum US-Marshal ernannt worden und wird prompt ins beschauliche Longbill Beach versetzt. Dort soll sie eine Bundesrichterin beschützen, die Morddrohungen erhält. Bei der Richterin handelt es sich um Esther Vaughn, die Mutter von Emily. 1982 ist das damals hochschwangere Mädchen, am Abend ihres Abschlussballs, einem brutalen Verbrechen zum Opfer gefallen. Der Täter konnte nicht ermittelt werden.
Vor Ort angekommen, stellt Andrea auch aus einem möglichen persönlichem Interesse heraus, Nachforschungen zu diesem Fall an, um dem Mörder von Emily auf die Spur zu kommen. Könnte ihr Vater womöglich in die Sache involviert sein?

Hier baut „Die Vergessene“ auf den Vorgänger „Ein Teil von mir“ auf, der sich mit der Vorgeschichte von Andrea Oliver beschäftigt. Es ist jedoch nicht zwingend notwendig, vorab Teil 1 gelesen zu haben, um der Story von Band 2 folgen zu können.
Das Buch teilt sich in zwei Handlungsstränge, die einerseits die Geschehnisse rund um den Mordfall von Emily aus den Jahren 1981/82 beleuchten und dabei schrittweise aufdecken und andererseits in die Gegenwart, wo Andrea und ihr Partner erneut Ermittlungen zu diesem Fall aufnehmen.
Gerade Hauptprotagonistin Andrea, mit der ich am Anfang noch leichte Schwierigkeiten habe, kann mich dann aber, anhand ihrer persönlichen Entwicklung im Verlauf der Geschichte, beeinflusst auch durch Deputy Bible, überzeugen.

Karin Slaughters große Gabe ist ganz klar ihr unverwechselbarer Schreibstil, ich liebe ihn!
Er vermag es jedes Mal, mich direkt zu Beginn einer Geschichte zu packen und lässt bis zur letzten Seite einfach nicht mehr los.
So hat sie auch hier wieder ein Universum voller mysteriöser, vielschichtiger und realistisch dargestellter Charaktere geschaffen und damit die zahlreichen Seiten voll mit Leben, Überraschungen und inhaltlicher Tiefe gefüllt, ohne das es überladen wirkt.
Diese Liebe zum Detail zeigt sich schon relativ am Anfang.
Es handelt sich um eine Szene, die die enge und herzerwärmende Bindung zwischen Emily und ihrer Oma beschreibt, die mittlerweile durch die Demenz sehr verwirrt ist, aber ab und zu auch noch klare Momente hat.
Emily drückt es in einem Gedankengang so aus:
„Demenz glich irgendwie einem Spaziergang im Familienschrank mit vielen Skeletten.“ (S.8)
In meinen Augen ein ausgesprochen phantasievoller und schöner Vergleich.

Die Autorin hat mich mit dieser Geschichte wieder einmal restlos begeistern können und erhält eine dicke Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 11.09.2022

Spannender Pageturner

Als das Böse kam
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Die 16jährige Juno lebt mit ihren Eltern und ihrem Bruder Boy versteckt auf einer kleinen Insel in der Mitte eines Sees.
Ihre Existenz muss geheim bleiben, die sieben Gebote unbedingt eingehalten ...

Die 16jährige Juno lebt mit ihren Eltern und ihrem Bruder Boy versteckt auf einer kleinen Insel in der Mitte eines Sees.
Ihre Existenz muss geheim bleiben, die sieben Gebote unbedingt eingehalten werden, denn draußen auf der anderen Seite lauert es, das Böse!

Wer hier nun einen harten, blutrünstigen Thriller erwartet, wird leider enttäuscht, daher kann ich gut verstehen, warum dieses Buch die Gemüter spaltet und kann auch die kritischen Meinungen ein wenig nachvollziehen, für die es unter die Kategorie Jugendbuch fällt.
Die Geschichte ist nämlich aus Sicht von Juno geschrieben, die zunehmend Interesse an der Welt jenseits ihrer kleinen Insel entwickelt und das Verborgene auf der anderen Seite des Ufers kennenlernen möchte.
Ihre kindliche Naivität und Unwissenheit wirkt manchmal ein wenig anstrengend, aber gleichzeitig authentisch zum Hintergrund ist, dem Aufwachsen abgeschottet von der Zivilisation.
Auch ihrer Neugierde geschuldet, bleibt ihre Existenz nicht lange verborgen und lockt Fremde auf die Insel. Einer davon ist Luca, deren tatsächliche Rolle und Motivation sich für mich letztlich nicht ganz erschließt.
Trotzdem kann mich nicht erinnern, wann ich ein Buch das letzte Mal so schnell in einem Rutsch durchgelesen habe. Es ist ein Pageturner durch und durch!
Es ist nicht der „übliche“ Thriller, den ich gewohnt bin und auch insgeheim erwartet habe, jedoch wurde ich keineswegs enttäuscht, nur weil sich der Gruselfaktor in Grenzen hält, sondern positiv überrascht, weil es zur Abwechslung mal etwas komplett anderes ist!
Der Autor ist ein klasse Geschichtenerzähler, dem man gerne zuhört (bzw. liest), auch aufgrund der klug platzierten Cliffhänger und der an sich kurz gefassten Kapitel, konnte ich kaum aus der Hand legen.
Als Leser wird man im Verlauf der Handlung und aufgrund der zahlreichen Twists mehrfach aufs Glatteis geführt, jedoch kommt die letzte Wendung für mein Empfinden dann etwas verfrüht.

Mir persönlich hat das Debüt von Ivar Leon Menger super gut gefallen und rastlose Lesestunden bereitet, daher ich freue mich schon auf den Nachfolger, den ich definitiv lesen werde!
Unterhaltungsliteratur-Liebende werden ihre wahre Freude und tolle, wenn auch kurze Lesestunden mit diesem Buch haben. An euch geht eine absolute Leseempfehlung raus! 😊👍🏻Und auch an denjenigen, die sonst keine Thriller lesen oder sich erst langsam an die Materie herantasten!
Freunde kaltblütiger Psychothriller oder besonders anspruchsvoller Lektüre werden mit diesem Buch möglicherweise nicht sonderlich glücklich, aber macht euch besser euer eigenes Bild!

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