sprachgewaltig, aber ohne Aussage
Die Infantin trägt den Scheitel linksZum Inhalt:
Ein kleines Mädchen wächst in den 80er/90 Jahren auf einem Bauernhof auf, geprägt von alten Werten, Heimatidylle und fernab der modernen Zivilisation. Verschiedene Generationen unter einem ...
Zum Inhalt:
Ein kleines Mädchen wächst in den 80er/90 Jahren auf einem Bauernhof auf, geprägt von alten Werten, Heimatidylle und fernab der modernen Zivilisation. Verschiedene Generationen unter einem Dach und zwei älteren Zwillingsschwestern, die ihr das Leben gerne vermiesen möchten.
Das Mädchen nennt sich selbst die Infantin und erlebt über die Jahre hinweg verschiedene familiäre Tragödien, die nicht immer zufällig geschehen und bäumt sich gegen das vorgegebene Regime auf.
Mein Leseempfinden:
Was für ein unglaubliches, sprachgewaltiges Werk hat Helena Adler dort erschaffen. Das habe ich so noch nicht erlebt. Sie beschreibt die Umstände und Befindlichkeiten der kleinen Infantin mit so originellen Wortspielen, das ich fortlaufend mit großen Augen und Erstaunen hierüber, das Buch gelesen habe. Sprachlich gesehen absolut großes Kino!
Leider war es das für mich dann aber schon. Ich wollte die kleine Infantin lieben, sie zu meinem Jahreshighlight machen und sie feiern. Aber es ging einfach nicht.
Die Ausflüge in die Musik der 80er/90er Jahre, die die kleine Infantin so liebte, halfen mir ein wenig dabei, mich zeitlich zu orientieren. Die Ausflüge gefielen mir, denn auch ich bin ein Kind dieser Zeit😊
Ansonsten war die Abfolge der Ereignisse leider nicht chronologisch geschildert.
Während sich die Infantin auf der einen Seite noch mit ihrem Kunstlehrer auf dem Pult vergnügt, springt sie auf der nächsten Seite mit ihren Klassenkameradinnen als junges Mädchen Seil. Mal ist sie kleines Mädchen, mal in der Pubertät, dann wieder Erwachsene.
Diese Sprünge konnte ich nicht nachvollziehen. Ebenso nahmen diese unglaublichen sprachgewaltigen Schilderungen und Umschreibungen von Situationen und Gefühlen so viel Raum ein, dass es dem Buch so ein wenig an Handlung fehlte. Das Ende kam in meinen Augen abrupt und nicht nachvollziehbar. Nach vielen Andeutungen, offenen Enden im Verlauf des Buches und mangelnder Auflösung, hatte ich am Ende das Gefühl irgendetwas verpasst zu haben. Und letztendlich auch, was die Autorin mit dieser Geschichte erzählen oder zum Ausdruck bringen möchte.
Vielleicht hat es auch an mir gelegen. Ich kann es nicht sagen. Das Buch war sowohl auf der „Longlist Deutscher Buchpreis“ als auch auf der „Shortlist Österreichischer Buchpreis“.