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Veröffentlicht am 08.11.2022

Eine grandiose SciFi-Dystopie

Das Babel Projekt – Lostlife
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Inhalt:

Nachdem Eve eine Lebenskrise verbunden mit einem Identitätsverlust erfahren hatte und realisieren musste, dass sie kein Mensch, sondern immer schon eine Maschine gewesen ist, entschied sie sich ...

Inhalt:

Nachdem Eve eine Lebenskrise verbunden mit einem Identitätsverlust erfahren hatte und realisieren musste, dass sie kein Mensch, sondern immer schon eine Maschine gewesen ist, entschied sie sich bei ihren „wahren Geschwistern“, den verbliebenen LifeLikes in Babel zurückzubleiben, während ihre Freunde die gefährliche Strahlung mithin Babel schnellstmöglich hinter sich lassen mussten.

Während Eve sich also immer noch schwer mit dem Gedanken tut, Avatar der toten Ana zu sein, waren Ezekiel, Lemon und Cricket irgendwo draußen in der Glaswüste unterwegs. Und hier gab es derweil ebenfalls Probleme. Denn Cricket waren irgendwo im Nirgendwo die Batterien ausgegangen. Eine Tatsache, die die Freunde zwang, sich etwas einfallen zu lassen. Die einzige Lösung bestand darin, dass Ezekiel, der als LifeLike im Gegensatz zu Lemon ebenfalls immun gegen die Strahlung in Babel war, würde zurückkehren müssen, um Materialien zu besorgen, mit denen man den Logika wieder reparieren könnte.

Lemon, deren Schutzanzug im Kampf bereits Schäden erlitten hatte, musste also alleine mit dem defekten Cricket in der Wüste zurückbleiben. Ezekiels letzter Rat war, dass das Mädchen auf keinen Fall die schützende Hülle ihres Roboters verlassen solle, während er, so schnell es ginge eine Lösung herbeiführen wolle.

Durch das Leck im Anzug war Lemon ionisierender Strahlung ausgesetzt. Ihr geht es also nicht gerade gut, um es mal milde auszudrücken. Nachdem Ezekiel sie verlassen und sie sich mehrfach übergeben hatte, will sie – verständlicherweise - nicht länger in der Enge einer Maschine verbleiben.

Sie tut also genau das, was ihr von Ezekiel verboten wurde. Sie verlässt die schützende Hülle des Roboters und tritt hinaus in die erfrischende Luft der Glaswüste. Und hier nimmt das folgende Desaster seinen Lauf. Es beginnt mit einer Hummel, die wie aus dem Nichts erscheint. Es folgt eine mit Waben tätowierte Frau, die Lemon entführt und ihr auf der folgenden Reise davon berichtet, wie wichtig sie für die Zukunft der Welt sei.

Denn Lemons geheime Fähigkeit, durch Elektromagnetische Impulse elektrische und vor allem elektronische Bauteile in ihrem Wirkungsbereich zu zerstören, sei in einer Welt wie ihrer Gold wert. Insbesondere für BioMaas, einen der wichtigsten Konzerne von Yousay.

Während Lemon dann vom Weg abkommt, als sie mitten in das Zentrum der Bruderschaft stolpert, wird auch Cricket Opfer einer Entführung.

Cricket landet in den Händen der Bruderschaft und soll dort fortan als Kampfmaschine dienen. Er muss sich also erstmals daran gewöhnen, dass die Menschen um ihn herum ihm nichts Gutes wollen. Er muss lernen, die drei heiligen Roboterregeln zu umgehen, und um sein Überleben kämpfen.

Ezekiel hingegen hat zwar über Funk mitbekommen, dass Lemon etwas passiert ist, doch die Übertragung wurde abgebrochen und nun steht er an der Stelle, an dem er das Mädchen und den Logika zurückgelassen hatte. Hinweise auf ihren Verbleib sind schwer zu finden.

Die einzige Lösung, die sich ihm bietet, ist sich mit seinem absoluten Erzfeind, dem stark demolierten Prediger, zusammenzutun. Dessen Blitzhund zu reparieren und dann – mit viel Glück – erst einmal Lemon aufzuspüren.



Meinung:

„LifeL1k3“ der erste Band des Babel Projekts war für mich ein absolutes Lesehighlight im letzten Jahr. LostL1f3 knüpft genau da an, wo der Auftakt endete. Die Protagonistin Eve musste feststellen, dass sie nie die Enkelin von Silas war. Als wäre das nicht schon schlimm genug, wird ihr offenbart, dass sie das dreizehnte und neueste Modell der LifeLike-Serie und damit ein Androidnachbau der Tochter ihres Erschaffers ist. All das muss das Mädchen erst einmal verkraften. Kein Wunder also, dass sie ihre Prioritäten neu ordnet und sich auf die Seite ihrer „wahren Geschwister“, den anderen LifeLikes, schlägt. Eve beschließt ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen und das Ziel zu verfolgen, den Maschinen zur Herrschaft zu verhelfen.

Im zweiten Band der Babel-Projekt-Reihe wird Eves beste Freundin, Lemon, die sich bislang immer als Sidekick empfunden hat, zu Wort kommen und erzählt aus ihrer Perspektive die Geschichte. Denn Lemon steckt zwar in einem (verletzlichen) menschlichen Körper, doch mit ihrer Fähigkeit, Strom lahmzulegen ist sie ein begehrtes Zielobjekt für die herrschenden Konzerne von Yousay.

Wie man schnell merkt, geht es auch im zweiten Band der Babel-Projekt-Reihe unglaublich rasant, weiter. Jay Kristoff schickt seine Hauptfiguren in eine brenzlige Situation nach der anderen.

Die liebgewonnenen Figuren befinden sind sämtlich in einem archaischen Überlebenskampf. Währenddessen hat sich Eve, die Vierte im Bunde, auf die gegnerische Seite geschlagen und trägt durch diesen Widerstreit die antagonistische Perspektive.

Jay Kristoff, das werde ich niemals müde zu betonen, hat es einfach drauf. LostL1f3 bildet hier keine Ausnahme. Bei diesem Autor weiß man einfach nie, welchen Verlauf der Geschehnisse man als Leser zu erwarten hat. Zudem bekommt man ein filmreifes Fantasy-Setting und ziemlich abgefahrene Charaktere geliefert. Zum Beispiel die Hummelfrau. Auf ihrem Körper befinden sich allerhand tätowierte Waben, aus denen kleine Insekten hervorschlüpfen und fortan als Waffe dienen.

Da gibt es den Schrotthändler mit einem alten Ritterhelm auf dem blutverschmiertem Trikot und mehreren Pistolen am Gürtel, der in eine Rüstung aus Radkappen und rostigen Straßenschildern gekleidet ist.
Oder den Prediger, der durch einen Blitzhundangriff ziemlich beschädigt wurde und dessen Oberkörper fortan festgeschnallt auf dem Rücken eines unserer Protagonisten durch die Wüste getragen wird, während er Kautabak konsumiert und vor Testosteron triefende Sprüche präsentiert.

Jay Kristoff macht den Lesern den Einstieg in den zweiten Band seiner Reihe wie gewohnt einfach, indem er zu Anfang seines Buches die Figuren nebst ihrer bereits erlebten Geschichte kurz noch einmal vorstellt. Es findet sich auf den ersten Seiten ein kurzer Überblick der drei Roboterregeln, eine kurze Erläuterung der Unterschiede zwischen Automata, Machina und Logika sowie eine Landkarte von Yousay.



Fazit:


Für mich ist Jay Kristoff einer der besten Fantasy- und ScienceFiction-Autoren der Gegenwart. Quod erat demonstrandum: die Fortsetzung seiner Babel-Projekt-Reihe.

Eine Dystopie, die ein düsteres Bild der Zukunft entwirft, darin ein junges Mädchen, das all ihre Freunde verloren hat und sich nun als Opfer einer Entführung behaupten muss.

Aufbauend auf dieser Grundlage widmet sich Kristoff seiner Vorliebe für exzentrische Figuren, für Sonderlinge im Leiden und Lieben.

Jay Kristoff schreibt, als hätte er in seinem Leben nie etwas anderes getan. Als befinde er sich selbst in der Ödnis der Glaswüste, mitten in der durch Dreck und Müll verseuchten dystopischen SciFi-Welt von Yousay.

Bleibt zu hoffen, dass Band 3 zeitnah auf dem deutschen Markt erscheinen wird!

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Veröffentlicht am 02.11.2022

Unglaublich spannend!

Lupus Noctis
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Inhalt:


Einmal im Jahr treffen sich Theo und seine alten Freunde, die mittlerweile über verschiedene Städte verteilt wohnen, um ihr geliebtes Liverollenspiel „Lupus Noctis“ zu spielen. Werwölfe gegen ...

Inhalt:


Einmal im Jahr treffen sich Theo und seine alten Freunde, die mittlerweile über verschiedene Städte verteilt wohnen, um ihr geliebtes Liverollenspiel „Lupus Noctis“ zu spielen. Werwölfe gegen Menschen, so lautet das Spielprinzip. Wer welche Rolle spielt, das entscheidet das Los. Fest steht: Nur eine Fraktion wird überleben. Und wenn alle sterben? Dann ist definitiv etwas schief gelaufen!

Auch in diesem Jahr hat der Organisator des Spiels Theo sich wieder einige Gedanken für ein cooles Spielsetting gemacht. Die Freunde waren schon in der verlassenen Katzenvilla, in düsteren Ruinen und an anderen Lost Places. Umso gruseliger, umso besser. Doch in diesem Jahr, das muss Theo sich selbst eingestehen, hat er sich, was den Spielort betrifft, selbst übertroffen. Denn in diesem Jahr wird „Lupus Noctis“, dank dem von Tante Bene geklautem Schlüssel, in dem unter der Berufsschule liegendem Hilfskrankenhaus, einer Bunkeranlage, die noch aus der Zeit des Kalten Krieges stammt, stattfinden. Hier wird sie niemand finden. Hier können sie ihr Spiel so richtig schön ausleben.

In diesem Jahr, da wird es jedoch noch eine Neuerung geben. Denn Hanan hat keine Zeit gefunden und daher muss jemand anderes einspringen. Dieses Mal wird das erste Mal Theos Nachhilfeschülerin Josefine am Spiel teilnehmen. Weder weiß sie, was sie erwartet, noch kennt sie – über Theos Schwärmereien für das Spiel hinaus – die Regeln.

Im Bunker angekommen, werden die Rollen verteilt. Die Freunde richten sich in den kalten und dunklen Räumen ein. Hier ist es doch sehr gruselig. Denn neben den Leuchtstreifen an den Wänden erhellt nur eine summende Neonröhre die Räume. Der Bunker ist riesig, das müssen Theo und seine Freunde bald feststellen. Entfernt man sich voneinander, lassen sich fortan Stimmen oder Schreie nur noch mehr oder weniger exakt lokalisieren.

Es gibt einen OP-Saal mit einer Säge. Es gibt eine Kinderkrankenstation mit winzigen Kitteln, Schnabeltassen, Windeln und Spielhöschen. Eine Entgiftungsstation, in der die durch Atomangriffe kontaminierte Kleidung gereinigt und Betroffene isoliert und behandelt werden könnten. Natürlich gibt es auch Waschräume und eine Teeküche …

Die Freunde gruseln sich bereits vor Beginn des Spieles. Noch ist es nicht Nacht. Doch dann wird das Licht ausgeschaltet werden und jeder hat nur noch sein kleines Teelicht. Ein Teelicht, das erlöschen kann, wenn die andere Fraktion einen „getötet“ hat. Diese Wonnen der Angstlust, machen „Lupus Noctis“ erst aus.

Doch was passiert, wenn einer Achluophobie (Angst vorm Dunkeln) hat, wenn die zwei besten Freundinnen aufeinandertreffen, die beide in den gleichen Jungen verliebt sind, der sich gemeinsam mit ihnen in der Bunkeranlage befindet. Wenn Geheimnisse verschwiegen worden sind und plötzlich der Schlüssel, die verkörperte Möglichkeit den Ort des Grauens zu verlassen, verloren geht? Dann ist es vermutlich weniger schön, wenn auch noch das Licht ausfällt ...



Meinung:


Ich kann mich nicht erinnern, wann ich mich das letzte Mal so bei einem Jugendbuch gegruselt habe. Vermutlich noch nie!

Melissa C. Hill und Anja Stapor haben schon in der gemeinsamen Schulzeit davon geträumt, ein Buch gemeinsam zu schreiben. Die eine schreibt Jugendbücher, die andere Thriller. Was dabei herauskommt, wenn sich dieses Autorenpärchen zusammentut, das erfahrt ihr in Lupus Noctis: Ein Roman, der den Leser einen Schauer nach dem anderen über den Rücken jagt und ihn verstohlen unter sein Bett schauen lässt.

Schon auf den ersten Seiten gibt es immer wieder kleine Andeutungen, kleine Bruchstücke, die den Leser spüren lassen, dass das Abenteuer in der Bunkeranlage unter der Berufsschule nicht gut ausgehen wird. Nach und nach lernt man die sechs Spieler kennen. Da wären zum Beispiel Marcel, der unter Angst im Dunkeln leidet und mittlerweile mit Lena zusammen ist. Der vor Kurzem erst Opfer einer unbekannten Stalkerin geworden war und alles andere als psychisch stabil erscheint. Lena, die sich mit aller Macht an Marcel klammert und Angst davor hat, dass dieser zurück zu Eileen gehen könnte, ihrer besten Freundin, die so viel weltoffener und spontaner ist und die über einen kurzen Flirt gar nicht lange nachzudenken scheint. Eileen, die oft unbedacht handelt und das Herz auf der Zunge trägt. Jakob, der Stille, der sich immer im Hintergrund gehalten hat. Josefine, Theos Nachhilfeschülerin, die schüchterne Asthmatikerin, die das erste Mal mit dabei ist und noch gar nicht genau weiß, was sie so alles erwartet. Und Theo selbst, der Organisator, der den Ton angibt, die Regeln aufgestellt hat und der mit Leib und Seele für dieses Spiel brennt.

Allerhand Figuren. Gerade zu Anfang kommen noch weitere Nebenfiguren hinzu. So erhält der Leser zum Beispiel einen kleinen Einblick in die Familien der Teilnehmer/innen und lernt Hanan, ein weiteres Cliquenmitglied kennen, das in diesem Jahr leider nicht an dem Spiel teilnehmen kann, weil sie stattdessen lernen muss. Diese Vielzahl an Charakteren wirkte auf mich im ersten Moment erschlagend. Allerdings kann ich Lesern, die ähnlich empfinden, bereits jetzt beruhigen. Hill und Stapor führen ihre Helden zusammen und führen ihre Leser durch das Gestrüpp aus Geheimnissen und Motivlagen.

Dass die Autorinnen sich mit dem Spiel „Lupus Noctis“ ausfühlich auseinandergesetzt haben, das merkt man ziemlich schnell. Dadurch, dass in diesem Jahr eine neue Spielerin zur Gruppe gestoßen ist, hat Theo die Möglichkeit, die Regeln zu erklären und der Leser somit auch, das Spielprinzip zu verstehen. So gibt es zwei Fraktionen, die gegeneinander ankämpfen. Die Werwölfe und die Menschen. Dazu gibt es noch einige Schlüsselcharaktere, die das Spiel interessanter werden lassen. So gibt es zum Beispiel unter den Menschen eine Hure, die während der Nacht das Zimmer verlässt, um einen anderen Mitspieler zu besuchen. Es gibt den Ritter, dessen eigener Tod auch zu dem eines Werwolfes führen kann. Die Hexe, die heimlich eine Kerze wieder anzünden darf. Einen Werwolf, der einen Menschen mit einer flauschigen Pfote berühren und somit auf die andere Seite holen kann u.v.m..

Wenn mitten in der Dunkelheit nur noch ein kleines Teelicht leuchtet und man in einem verlassenen, übergroßen Bunker alleine in einem Zimmer sitzt und sich dann noch ein Mitspieler zu einem schleicht. Das hätte gereicht, um mir einen kalten Schauer über den Rücken zu schicken. Doch das Autorenduo hat da noch einige Einfälle mehr. Soviel sei verraten. Denn bereits auf den ersten Seiten ertönen Geräusche, die vermuten lassen, dass die sechs Jugendlichen nicht alleine hier unten sind. Auf einer der Liegen ist ganz deutlich der Abdruck eines Menschen in der Decke zu erkennen. Damit der Schlüssel nicht verloren geht, bleibt er in der Tür stecken, da, wo ihn keiner so richtig im Auge hat und dann gibt es da noch den Lichtschalter, den die Spieler betätigen, um Nachts das Licht auszuschalten. Und das ist nicht einmal die Hälfte von dem, was den Leser hier erwartet ...



Fazit:


Sechs Jugendliche, die sich jedes Jahr zu einem Liverollenspiel an verlassenen und unheimlichen Orten treffen. In diesem Jahr handelt es sich dabei um ein altes Hilfskrankenhaus in einem Bunker unter der Berufsschule. Ein verlorener Schlüssel, ein Junge, der Angst im Dunkeln hat, eine Asthmatikerin und allerhand Geheimnisse. Das ist der Horizont, auf den der Leser zulaufen muss, um herauszufinden, wie das Erahnte gruselige Wirklichkeit wird.

Melissa C. Hills und Anja Stapors überbordender Ideenreichtum, die tolle Atmosphäre sowie die vielen kleinen, gruselhaften Details machen das Buch zu einen Pageturner, den man nicht mehr aus der Hand legen kann.

Gegen Ende gibt es, in einem im Übrigen durchdachten Plot, immer mehr Momente, die an einen Deus ex machina erinnern und sich nur bedingt in den Erzählfluss fügen.

Freunde von Horror- und Spannungsliteratur werden sich aber gut aufgehoben fühlen. Nervenschwache Leser/innen sollten sich allerdings überlegen, ob dieses Buch das Richtige für sie ist ...

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Veröffentlicht am 11.10.2022

Eine Geschichte, die mitten ins Herz trifft

The Boy Who Steals Houses: The Girl Who Steals His Heart
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Inhalt:


Seit einem Jahr bricht Sam nun schon in zeitweise leerstehende Häuser ein. Ein Blick genügt ihm mittlerweile, um zu erkennen, ob die Bewohner bald wiederkommen könnten und ob es sich lohnt, im ...

Inhalt:


Seit einem Jahr bricht Sam nun schon in zeitweise leerstehende Häuser ein. Ein Blick genügt ihm mittlerweile, um zu erkennen, ob die Bewohner bald wiederkommen könnten und ob es sich lohnt, im fremden Heim die Nacht zu verbringen. Ist der Kühlschrank leer, gibt es kleine Hinweise, wie Notizen für Familienangehörige? Es sind die kleinen Dinge, die Sam zeigen, ob er sich hier einen Schlafplatz suchen und zur Ruhe kommen kann.

Eigentlich ist Sam Profi, was das Einbrechen in Häuser betrifft. Doch an diesem einen verfluchten Tag geht alles schief. Es beginnt damit, dass Sams Bruder Avery in dem Haus auftaucht, das Sam gerade abgecheckt und für gut befunden hat. Die beiden Geschwister kommen ins Gespräch. Avery fordert Sam auf, mit ihm ein neues Leben zu beginnen. Es kommt zu einem Streit. Sachen fallen herunter. Avery verschwindet mit Wut im Bauch und Sam bleibt zurück. Mit der Angst seinen letzten Fixpunkt im Leben verloren zu haben.

Sam flieht aus dem Haus, er rennt durch die Straßen. Zu allem Überfluss schickt der Himmel noch einen Regenschauer herab, der den Jungen bis auf die Unterwäsche durchnässt. Es wird kälter und Sam weiß, dass er, wenn er diese Nacht unbeschadet überstehen will, ein weiteres Haus finden muss. Ein flüchtiges Zuhause, einen Ort, in dem Sicherheit und das Gefühl von Geborgenheit für Augenblicke spürbar sind.

Es ist also kaum verwunderlich, dass Sam bei dem Anblick des sonnenblumengelben Hauses, in dessen Vorgarten Spielzeug liegt und das auf den ersten Blick so viel Wärme und familiären Zusammenhalt bietet, schwach wird.

Sam bricht die Tür des Hauses auf und findet ein heilloses Durcheinander vor. Überall liegen Wäscheberge, am Fenster befindet sich eine Nähmaschine, unter der sich ein See aus bunten Stoffbahnen ergießt. Sam blickt in den Kühlschrank und findet ihn – bis auf eine Spielzeugeisenbahn und eine Lebensmitteldose – leer vor. Alle Vorhänge des Hauses sind zugezogen. Und auf einem Whiteboard befindet sich neben allerhand Stickern und Notizen eine Botschaft: Wir kommen Sonntag zurück.

Sam atmet durch. Dieses Haus ist „safe“. Er legt sich in einen Sessel und die Müdigkeit übermannt ihn …

Von einem Moment auf den anderen schreckt Sam aus dem Schlaf. Eine Horde Kinder und Jugendlicher stürmt durch die Tür. Sam überkommt die Panik. Doch kurz darauf muss er feststellen, dass er in der Masse der Menschen einfach untergeht. Jeder glaubt er wäre einer von „Jeremys“ unzähligen Freunden. Und Jeremy? Der glaubt, dass Sam einfach der neue Freund seiner Schwester ist.

Kurz darauf befindet sich Sam am Familientisch, bekommt warme, wohlduftende Waffeln serviert. Und kaum, dass er sich wehren kann, befindet er sich an einem großen See und bekommt für einen Moment das Gefühl vermittelt, was es bedeutet, Teil einer liebenswerten und herzensguten Großfamilie zu sein. Einer Familie, in der zwar ein großes Chaos wütet, die aber füreinander da ist.

Umso weiter der Tag voranschreitet, umso klarer wird Sam, dass es Abschiednehmen heißt. Von diesem zauberhaften Gefühl von Zusammenhalt, Zugehörigkeit und einem Zuhause, das nie seines sein wird ...



Meinung:


C.G. Drews erzählt mit „The Boy Who Steals Houses: The Girl Who Steals His Heart“ eine Geschichte, die den Leser mitten ins Herz trifft, sich da festsetzt und einen so schnell nicht mehr loslässt.

Mit Sam begleitet der Leser einen fünfzehnjährigen Jungen, der Zeit seines Lebens mit einem überforderten und gewalttätigen Vater sowie einer Tante, die ihn und seinen Bruder Avery vernachlässigt hat, nur wenig gute Erfahrungen machen durfte.

In einer Nacht beschließen Sam und sein Bruder ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Doch ohne Geld, ohne Kleidung, ohne ein Zuhause und Menschen, die sich um einen kümmern, ist das Überleben für zwei Jugendliche nicht einfach.

Während Avery nachts heimlich im Hinterzimmer der Werkstatt, in der er arbeitet, schläft oder auch mal bei Freunden unterkommen kann, findet Sam für sich einen anderen Weg. Er bricht in Häuser ein und stiehlt sich für einen kleinen Moment ein Stück Zuhause. Das Zuhause, das er sich eines Tages auf ehrenwerte Weise gemeinsam mit Avery aufbauen möchte.

Neben einem Alltag, in dem Sam Tag für Tag ums Überleben kämpft, plagen den Jungen stets Sorgen. Sorgen um seinen Bruder Avery, dessen Gutmütigkeit stets von den Menschen in seiner Umgebung ausgenutzt wird. Hinzu kommt, dass Avery als Autist von einem Moment auf den anderen starken Stimmungsschwankungen unterliegt. Er braucht Sam, der für ihn eintritt, der ihn immer wieder aus Notlagen befreit, der ihn hält, wenn sein Körper unkontrolliert zu zucken anfängt.

Als Sam dann durch einen Wink des Schicksals in dem Haus der De Laineys landet, spürt er zum ersten Mal seit Jahren, was es heißt, für einen Moment Mitglied einer Familie sein zu dürfen, die jeden Tag füreinander einsteht. Doch so dankbar Sam für diesen kurzen Moment ist, in dem er das Gefühl von Heimat am eigenen Leib spüren darf, so gelingt es ihm doch nicht, aus seinen Routinen auszubrechen. Er merkt, dass er erneut etwas stehlen muss. Er weiß, dass er morgen schon wieder auf der Straßen stehen könnte.

Neben einer Geschichte, die mit schweren Themen wie Missbrauch und Obdachlosigkeit aufwartet, erfährt der Leser hier durch die Mitglieder der Familie De Lainey aber auch eine große Portion Lebenshunger. Doch auch die De Laineys haben mit ihren Sorgen und Nöten zu kämpfen. Denn angesichts des Verlustes ihrer Mutter müssen Moxie und ihre Brüder eine Selbstständigkeit und Selbstverantwortung an den Tag legen, die oft nicht altersangemessen sind.

Das erklärt, warum das Mädchen vielleicht manchmal etwas buschikos und rau wirkt. Denn sie muss klare Ansagen machen, wenn sie Tag für Tag die Babys versorgen muss und an den Rand ihrer Leidensfähigkeit kommt, da diese sie die ganze Nacht wachhalten. Ein Alltag, der all ihre Träume und Wünsche absorbiert.

C.G. Drews gelingt es allerhand liebenswerte Figuren in ihren Roman zu schicken und jedem einzelnen davon Konturen zu verleihen. Jedes einzelne Familienmitglied der De Laineys, aber auch die beiden Brüder Avery und Sam, die immer füreinander einstehen, sind mir ans Herz gewachsen.

C.G. Drews schreibt nicht nur humorvoll und intelligent, sensibel und kurzweilig, sondern auch mit einer schonungslosen Offenheit.



Fazit:


C.G. Drews legt mit „The Boy Who Steals Houses: The Girl Who Steals His Heart“ ein Buch vor, dass sich mit einem Widerhaken in die Herzen seiner Lesers krallt.

Unbehaustsein und Fremdheit, Selbstbehauptung und Widerstandskraft kulminieren in diesem Buch in einem unglaublichen Vergnügen an Literatur.

Ein zutiefst menschliches und lebensbejahendes Buch, das zwar die Schattenseiten des Lebens adressiert, es aber dennoch gekonnt schafft, den Leser auch an schwierige Themen zu binden.

Ein Roman, der eine Geschichte erzählt, die man so schnell nicht vergessen wird.

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Veröffentlicht am 06.10.2022

Unglaublich spannend, mit fiesem Cliffhanger

Prison Healer (Band 2) - Die Schattenrebellin
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Inhalt:


Kiva ist im Gefängnis von Zalindov aufgewachsen. Gemeinsam hat sie dort mit ihrem Vater als Heilerin gearbeitet. Als dieser jedoch verstarb, musste sie sich alleine durchschlagen. Als aber die ...

Inhalt:


Kiva ist im Gefängnis von Zalindov aufgewachsen. Gemeinsam hat sie dort mit ihrem Vater als Heilerin gearbeitet. Als dieser jedoch verstarb, musste sie sich alleine durchschlagen. Als aber die Rebellenkönigin in den Krankenhaustrakt des Gefängnisses aufgenommen wurde, veränderte sich Kivas Leben grundlegend. Denn kurz darauf wurde niemand geringerer als der Kronprinz selbst in Haft genommen (dessen Identität zu diesem Zeitpunkt aber nur den wenigsten bekannt war). Aus einem Affekt heraus beschloss Kiva, sich dem Elementeurteil zu stellen, das Amnestie versprach. Mehreren Prüfungen, die sie vermutlich nicht hätte bestehen können, wäre ihr der Prinz nicht mit seiner Magie zur Hilfe gekommen. Zu guter Letzt erfuhr der Leser, dass es sich bei der Rebellenkönigin um Kivas Mutter handelte.

Sechs Wochen nach der Flucht aus dem Gefängnis findet sich Kiva in den königlichen Hallen an der Seite des Prinzen wieder. Und beide haben ein paar Geheimnisse voreinander. Da Kivas Mutter beim blutigen Gefängnisaufstand starb, ist deren Vermächtnis, der Linie der Corentines zurück auf den Thron zu verhelfen, auf Kiva und ihre Geschwister übergegangen.

Das Schicksal führt Kiva und ihre Geschwister zusammen. Dass Kiva beim Kronprinzen untergekommen ist und sein volles Vertrauen genießt, kommt diesen gelegen. Kiva soll das Königshaus ausspionieren und wichtige Informationen an sie weitertragen. Das sollte kein Problem sein, denn die Königsfamilie hat das Mädchen und ihren jungen Begleiter Tipp schon bald ins Herz geschlossen.

Kiva ist zunächst von ihrer Aufgabe überzeugt. Doch nach und nach schaffen es die Mitglieder der Königsfamilie immer weiter in ihr Herz. Blut ist aber dicker ist als Wasser. Jeden Tag muss sie für ihre Ziele kämpfen. Peu à peu erfährt sie mehr über den Prinzen, aber auch über die eigene Familie. Wird sich Kiva wie eine gute Tochter verhalten, wird sie ihre Gefühle unterdrücken und tun, was Ihre vermeintliche Pflicht ist?



Meinung:


Im zweiten Band von Prison Healer begleitet der Leser die Protagonistin Kiva nicht mehr durch die Gemäuer des Lagers Zalindov. Das junge Mädchen befindet sich mittlerweile in der Obhut der Königsfamilie. Sie befindet sich, so möchte man meinen, in Sicherheit. Doch Kiva hat ganz andere Pläne, als sich in den Gemäuern des Prinzen auszuruhen. Denn als Tochter der Rebellenkönigin ist sie auf Rache aus, für das, was ihrer Familie früher einmal passiert ist.

Als Leser begleitet man also – und das ist ein gekonnter Schachzug der Autorin – mit Kiva eine Protagonistin, einen ambivalenten Charakter, durch das Buch, die mit ihren Plänen das Königshaus von innen heraus zerstören möchte.

Die Königin, der Prinz, ja eigentlich der gesamte Hofstaat begegnen Kiva und ihrem kleinen Begleiter Tipp, der ihr im Gefängnistrakt als treuer Assistent zur Seite stand und für sie mittlerweile wie ein kleiner Bruder geworden ist, mit Offenheit, Herzlichkeit und Gutmütigkeit. Sie wollen Kiva endlich ein gutes Leben schenken. Der Prinz kommuniziert sogar gegenüber seinen eigenen Leuten, dass er Kiva keinerlei Grund geben möchte, ihm zu misstrauen und sie sich auch in seinem Haus in keiner Weise eingeengt fühlen soll. Er schenkt ihr also uneingeschränktes Vertrauen.

Kiva ist kein schlechter Mensch per se. Ihr ist als Kind nur einfach zu viel Ungerechtigkeit widerfahren. Spiegelt man als Leser das Verhalten der Protagonistin, muss man sich also wohl eingestehen, dass man es hier mit einem sehr interessanten Charakter zu tun bekommt.

Neben einer Protagonistin, die erst auf den zweiten Blick sympathisch und manchmal auch etwas blauäugig erscheint, lernt man in diesem zweiten Band aber auch einige weitere neue, sehr interessante Nebencharaktere kennen. Neben den schon bekannten Figuren, dem stets fröhlichen und lebensbejahenden Tipp und Jarens „goldenem Schild“, der rustikalen Wächterin Naari, kommen nun auch die Mitglieder des Königshauses hinzu. Besonders hervorheben möchte ich hier den Cousin von Jaren, Caldon. Der junge Prinz hat stets einen charmant frechen Spruch auf Lager, egal, wie ausweglos eine Situation gerade zu sein scheint. Er gilt unter den Hofdamen auch als unverbesserlicher Schürzenjäger. In diesem Band findet Kiva zudem eine neue Freundin. Rhess und sie teilen nicht nur die Leidenschaft fürs Heilen, auch vertrauen sie sich bald einige Sorgen und Ängste an. Und dann gibt es noch Kivas Geschwister und ihre schrullige Großmutter, die mitten im Nirgendwo mit ihren Freundinnen gerne Lesekränzchen abhält und ein mysteriösen Monster im Garten hält.

Neben den vorgenannten Zielkonflikten und der Angst davor entlarvt zu werden, muss sich Kiva im zweiten Band von „Prison Healer“ noch um weitere Probleme kümmern. Denn keiner darf von ihrer Heilmagie erfahren, das hat ihr Vater ihr in frühen Jahren eingeschärft. Doch der goldene Schein, der immer dann hervortritt, wenn Kiva eine verletzte Person sieht, droht ihre Fähigkeiten zu entlarven. Kiva muss ihre Magie unter Kontrolle halten. Doch das scheint von Tag zu Tag immer schwerer zu werden.



Fazit:


Auch im zweiten Band von “Prison Healer“ arbeitet Lynette Noni mit großer Raffinesse an ihrem Ruf als neue Meisterin des Suspense. Im Laufe der Geschichte tauchen unablässig interessante Charaktere auf. Sie ist auf jeder Seite konsistent und zeigt großen Tiefgang.

Das Buch reißt den Leser immer stärker ins Geschehen hinein. Es wird mit detailgenauer Ausführlichkeit der dramatische Höhepunkt herbeigeführt. Zeitweilig wird schnell, nahezu atemlos erzählt.

Kritikpunkt: Der Vorband endete auf einem Cliffhanger, den das Buch auflöst, um dann selber wiederum auf einem fiesen Cliffhanger zu enden.

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Veröffentlicht am 27.09.2022

Wer Vortex mochte, wird Dark Sigils lieben

Dark Sigils – Was die Magie verlangt
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Inhalt:


Rayne und ihre Freundin Lily haben nur ein Ziel: Gemeinsam wollen sie ein wenig Geld beschaffen und sodann, weit weg vom Waisenhaus, in dem sie ihre Kindheit und Jugend verbringen mussten, ein ...

Inhalt:


Rayne und ihre Freundin Lily haben nur ein Ziel: Gemeinsam wollen sie ein wenig Geld beschaffen und sodann, weit weg vom Waisenhaus, in dem sie ihre Kindheit und Jugend verbringen mussten, ein neues Leben beginnen.

Der Alltag stellt für Rayne und Lily jeden Tag eine neue Herausforderung dar. Während Rayne für Lazarus, den Betreiber des Waisenhauses, in Wettkämpfe ziehen und dort Geld verdienen muss, wird Lily von ihm als Escort-Dame für fremde Männer auf Partys geschickt. Jeden Tag fürchtet Rayne, dass Lily dort etwas Schlimmes zustoßen könnte.

Plötzlich ist es dann soweit, Rayne hat die Möglichkeit gefunden, heimlich an einem Profiwettkampf teilnehmen zu können. Mit Hilfe von Lilys Erspartem kann sie sich ein magisches Schmuckstück erwerben, mit dem sie in der Lage sein könnte, diesen Kampf zu gewinnen. Das Preisgeld wird dieses Mal so hoch sein, dass den Mädchen eine Flucht gelingen könnte.

An diesem Abend erleben die beiden Mädchen gleich mehrere Überraschungen. Sie lernen nicht nur die Oberen aus der geheimnisvollen Himmelsstadt, dem Mirror, kennen. Ihr Plan verläuft auch nicht ganz so, wie sie es sich überlegt haben, und dann muss Rayne auch noch feststellen, dass sie scheinbar der Magiesucht verfallen ist. Denn unter ihrer Haut formen sich schwarze Linien. Ein sicheres Zeichen eines Tremors, dem Ausbruch von Chaosmagie. Eine Magie, an der schon viele gestorben sind.

Doch all dies wird schon bald marginalisiert. Als Rayne sich im Mirror, einer Stadt, die ihr bislang nur mehr oder weniger gerüchteweise präsent war, wiederfindet, vollzieht sich eine Zäsur in ihrem Leben. Hier gibt es Magie und auch Reichtum im Überfluss.

Im Mirror trifft Rayne auf den geheimnisvollem Mirrorlord, der ihr mitteilt, dass sie die Erbin eines mächtigen Sigils ist und nun die Wahl hat, der Chaosmagie zu unterliegen und mit großer Wahrscheinlichkeit den Tod zu finden oder sich den Dark Sigils anzuschließen. Und wie so oft hat jede Entscheidung ihren Preis ...



Meinung:


Anna Bennings neues Buch „Dark Sigils“ beweist das ihr hochgelobtes Erstlingswerk, „Vortex“, kein Glücksfall war. Die Jugend ihrer Protagonistin ist von Armut und Einfachheit geprägt. Um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, muss sie an Wettkämpfen teilnehmen und ihren Lohn sodann an Lazarus, den Leiter des Waisenhauses, in dem sie und ihre beste Freundin leben, abtreten. Jeder Tag ist ein Tag, an dem die Mädchen ums Überleben kämpfen.

Die Ausgangslage holt den Leser also in unserer Gegenwart ab. So vielversprechend die Ausgangsidee des Roman ist, die literarische Umsetzung und das fantasievolle Setting sind noch besser. In Raynes Welt ist die Magie rar und somit auch sehr teuer. Mit Uppers bzw. Trides (Münzen, die mit unterschiedlichen Eigenschaften ausgestattet sind), kann man z.B. Schmerzen mindern, in den Schlaf finden, klüger werden oder einfach zu mehr Glück finden. Spezielle magische Schmuckstücke verleihen Fähigkeiten, die z.B. im Kampf in den Arenen eingesetzt werden und zum Sieg verhelfen können. Im Mirror jedoch, einer Spiegelwelt, die lange Zeit am Himmel verborgen lag und deren Gebäude man mittlerweile schemenhaft erkennen kann, da herrschen die Oberen. Hier gibt es Magie (und somit auch Reichtum) im Überfluss.

Nach und nach strickt Anna Benning ihre Geschichte zusammen. Sie erzählt aus der Sicht von Rayne, deren einziges Ziel darin bestand, gemeinsam mit ihrer Freundin zu fliehen und sich fern von Lazarus, dem Waisenhausbesitzer, ein neues Leben aufzubauen. Doch Raynes Plan, den sie sich für die Umsetzung ihrer Zukunftsträume zurechtgelegt hatte, geht schief. Sie wird von Lily getrennt, erfährt schockierende Wahrheiten über ihre Vergangenheit und muss eine sehr schwere Entscheidung treffen. Bald schon muss Rayne nicht nur für neue Ziele kämpfen, sie findet sich auch von einem Moment auf den anderen in einer Luxuswelt wieder und wird zum Spielball gleich mehrerer Fraktionen. Der Mirrorlord möchte sie an seiner Seite wissen, eine Rebellengruppe mit undurchsichtigen Zielen bietet ihr ihre Hilfe an und Lazarus will das mittlerweile für ihn noch viel wertvoller gewordene Mädchen wieder unter seine Kontrolle bekommen.

Anna Benning belässt es jedoch nicht bei diesem schon recht komplexen Konstrukt. Sie webt ihre Geschichte noch weiter. Der Leser erfährt nach und nach mehr über die Absichten der verschiedenen Fraktionen. Nach und nach bekommt er so beispielsweise einen Einblick in die Perspektive des Mirrorlords, der mit seinen ganz eigenen Problemen zu kämpfen hat. Denn ihm wurde schon früh eine schwere Last auferlegt.

Die komplexe Handlung und allerhand Figuren fordern Konzentration beim Lesen. Belohnt wird man mit einem Reihenauftakt, der durchgehend für Spannung sorgt und ein großes Lesevergnügen schenkt.



Fazit:


Mit Dark Sigils – so viel sei vorweg gesagt – gelingt es Anna Benning eine kaum für möglich gedachte Steigerung ihres Erstlingswerks Vortex ins Werk zu setzen. Wer Anna Bennings Vortex-Reihe mochte, wird den Auftakt von Dark Sigils lieben.

Rasant geht es zu und das mit einer steten Steigerung. Ein eskalierender Sturm reißt den Leser mit. Anna Benning erschafft eine eigene Wirklichkeit, die dem Leser aufgrund der detaillierten Darstellung durchgehend Konzentration abverlangt.

Die gekonnte literarische Umsetzung Bennings macht den Lesenstoff allerdings verfügbar und sorgt dafür, dass sich die Geschichte für uns als unvergessliches Leseerlebnis manifestiert.

Dieser Reihenauftakt gehört ins Regal.

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