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Nilchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.12.2022

Eine Lektion der Genügsamkeit

Das Geschenk
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Kobi Yamada hat ein schönes Bilderbuch geschrieben. Ja, nicht niedlich, nicht bezaubernd, sondern schön. Denn er möchte in dieser Welt des Überflusses für wenige und zugleich des unerträglichen Mangels ...

Kobi Yamada hat ein schönes Bilderbuch geschrieben. Ja, nicht niedlich, nicht bezaubernd, sondern schön. Denn er möchte in dieser Welt des Überflusses für wenige und zugleich des unerträglichen Mangels für viele andere die wichtigste Botschaft transportieren, die wir Menschen alle beherzigen sollten: Das Leben ist das süßeste Geschenk von allen. Da passt der simple Titel hervorragend: Das Geschenk. Nur an der ein und anderen Stelle holpert die Übersetzung aus dem Englischen.
Die Illustrationen von Adelina Lirius unterstreichen die achtsame Idee hinter dem Text und setzt das kleine Mädchen mit seiner Bonbonschale gekonnt in Szene. Denn es geht um ein Mädchen, dass eine Bonbonschale findet, dass täglich genau ein Bonbon darin findet. Nicht mehr und nicht weniger. Denn es genügt. Übrigens ist das gezeichnete Mädchen wunderbar
Ein Bilderbuch für Klein und Groß, eines das Besinnung auf Genügsamkeit auf eine liebevolle Art transportiert.

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Veröffentlicht am 01.11.2022

Gute Zusammenfassung - für mich wenig Neues

New Moms for Rebel Girls
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Mich reizte die Lektüre, weil ich eine Tochter habe und ich ihr in der Tat eine gute Basis bieten möchte ihr eigenes Leben zu leben und feministisch durch die Welt zu gehen mit erhobenem Haupt. Das Buch ...

Mich reizte die Lektüre, weil ich eine Tochter habe und ich ihr in der Tat eine gute Basis bieten möchte ihr eigenes Leben zu leben und feministisch durch die Welt zu gehen mit erhobenem Haupt. Das Buch ist in vier Teile geteilt, erst beginnt es mit der Aufarbeitung warum der Kampf immer noch notwendig ist und wie wir Mütter bzw. Eltern selbst geprägt sind. Ein Teil der viele Zahlen nennt und uns noch einmal vor Augen führt warum Gleichberechtigung zwar vorangetrieben wurde, aber noch nicht gänzlich überall gelebt wird. Besonders spannend sind die Reflektionsübungen um zu ergründen wie man selbst geprägt ist um das dann sehenden Auges anders zu machen mit den eigenen Kindern.
Dann folgt ein Abschnitt wie wir unsere Töchter prägen. Das baut natürlich im erheblichen Maße auf dem auf was man zuvor reflektiert hat und gibt noch einmal gute Denkanstöße. Ohnehin ist der Text von Susanne Mierau leicht geschrieben so die Lektüre kurzweilig ist trotz Sachtext und Umsetzungsnot! Der dritte Teil nimmt unsere männliche Welt unter die Lupe und wie die Männer in den Leben unserer Töchter doch eine erhebliche Rolle spielen. Gut finde ich, dass hier zur Sprache kommt, dass auch Jungs entsprechend feministisch sozialisiert werden sollten und auch hier ein Umdenken stattfinden muss! Zum Abschluss geht das Buch darauf ein wie wir die Mädchen stärken können.
Alles valide und gute Abschnitte. Nun kommt das ABER, denn ich bin sehr reflektiert, habe bereits eine sehr feministische eigene Erziehung genossen und mir war wenig neu und hatte an sehr wenigen Stellen noch ein Aha-Erlebnis. Statistiken und Fakten sind super gepaart mit Denkanstößen. War trotzdem eine gute Lektüre um sich das große Ganze noch einmal zu vergegenwärtigen.
Leider ist es wie mit vielen guten Büchern zu diesem Thema: Es wird nicht von der eigentlichen Zielgruppe gelesen und genau diese Gruppe kommt dann auch nicht in die Reflektion. Sehr sehr schade, denn es bräuchten so viele Eltern und Pädagog:innen die solche guten Bücher als Lektüre auf dem Nachttisch liegen haben, damit sich was ändert.

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Veröffentlicht am 12.10.2022

Idylle oder Alptraum?

Die Tote im Sturm - August Strindberg ermittelt
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Endlich mal wieder CrimeTime! So gerne wie ich anspruchsvolle Literatur lese, so gerne darf es dazwischen auch mal ein Krimi sein, aber bitte nicht zu platt. Daher fiel die Wahl dies Mal auf Kristina Ohlsson ...

Endlich mal wieder CrimeTime! So gerne wie ich anspruchsvolle Literatur lese, so gerne darf es dazwischen auch mal ein Krimi sein, aber bitte nicht zu platt. Daher fiel die Wahl dies Mal auf Kristina Ohlsson mit „Die Tote im Sturm“, das Buch war ein Bestseller in Schweden und lockte auch mit dem Klappentext. Ich kannte bisher keinen ihrer Krimis.
Es ist nicht nur ein Schwedenkrimi, es ist nahezu eine Liebeserklärung an den kleinen ruhigen Ort namens Hovenäset an der Schwedischen Westküste. Denn die Autorin schafft es eine großartige Atmosphäre zu kreieren mit ihren Beschreibungen, die hervorragend zum Fall passen. Es ist aber ganz und gar nicht langatmig und aus meiner Sicht eine Stärke des Textes. In diesen Ort zieht es den unglücklichen Geschäftsmann August Strindberg, er kauft die Räume eines Bestattungsunternehmens und möchte daraus ein Second Hand Laden machen. Tja, und dann nach einer stürmigen Nacht ist die Lehrerin Agnes Eriksson verschwunden und seine Immobilie scheint irgendwas damit zu tun zu haben. August beginnt seine eigenen Ermittlungen und unterstützt die Kriminalkommissarin Maria Martinsson.
Dies ist ein Auftaktband einer neuen Krimiserie rund um August Strindberg. Neben den Beschreibungen des Ortes machen die Personen hier viel aus. Der Fall ist zwar auch spannend, aber es gibt aus meiner Sicht hier nicht den MEGA kniffligen Fall zu lösen. Die beschriebenen Personen üben auch ihren Reiz aus und werden alle als unperfekte sympathisch Charaktere gebaut. Da möchte man nicht nur den nächsten Fall mit August Strindberg lösen sondern auch mehr über diesen Ort und seine Bewohner erfahren.

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Veröffentlicht am 19.09.2022

Ehrengast oder Hofnarr?

Nachmittage
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Ferdinand von Schirach hat mit ‚Kaffee und Zigaretten‘ eine sehr lesenswerte Zusammenstellung an Geschichten geschrieben. Der damals noch praktizierende Anwalt, ist heute mit seien 58 Jahren ein gefragter ...

Ferdinand von Schirach hat mit ‚Kaffee und Zigaretten‘ eine sehr lesenswerte Zusammenstellung an Geschichten geschrieben. Der damals noch praktizierende Anwalt, ist heute mit seien 58 Jahren ein gefragter Schriftsteller, bekannt und immer gerne als Gast gesehen. Wer will auch seine eloquente manierliche Art missen wollen! Nun nach ‚Schuld‘, ‚Verbrechen‘, ‚Strafe‘ und wie sie nicht alle hießen, kommt nun eine Weiterführung seiner sehr persönlich geprägten Geschichten in ‚Nachmittage‘. Wobei die 175 Seiten eher wie Fragmente, Anekdoten, Schnipsel einer Vergangenheit wirken, die fiktionalisiert wurden. In 26 Abschnitte, manche gerade mal eine Seite lang, erzählt von Schirach uns melancholisch von der Welt durch die Augen eines Ich-Erzählers, den ich beim Lesen dem Autor gleichgesetzt habe. Er geht auf Begegnungen ein, verwebt sie. Hebt Orte und Personen in einen Rahmen und wie in Gewohnter Manier ist die Pointe, wenn man so sie so nennen dürfte meist anders als erwartet. Der Schreibstil auch ganz seiner treu geblieben, sachlich, klar auf den Punkt, reduziert und ausdrucksstark. Durch die kurze Textform ist es ein wahrlicher Lesegenuss und macht viel Freude ihm förmlich beim Denken zuzuschauen. Auch der unfassbare Reiseschatz aus denen er schöpft von Tokyo über Paris ist grandios. Und doch ist dieser Band ein wenig anders: Melancholisch wie eh und je, aber doch oft der Liebe zugewandt.
Ich habe es gerne gelesen, aber der Aufschlag mit ‚Kaffee und Zigaretten‘ war noch besser. Auf jeden Fall verhilft von Schirach dem Stiefkind „Kurzgeschichte“ eindeutig mehr an Popularität zu gewinnen, was immer begrüßenswert ist!

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Veröffentlicht am 19.09.2022

Der Tod kann mich am Arsch lecken

Der Hai im System
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Drei Leben, drei Schicksale, drei Menschen, die alle ihre Probleme haben und damit leben müssen. Wir lernen den Polizisten Philipp Hoffmann kennen, der seiner schwangeren Frau untreu wurde und nun von ...

Drei Leben, drei Schicksale, drei Menschen, die alle ihre Probleme haben und damit leben müssen. Wir lernen den Polizisten Philipp Hoffmann kennen, der seiner schwangeren Frau untreu wurde und nun von seiner Geliebten erpresst wird mit brisanten Fotos. Dann ist da noch die Lehrerin Franziska Steinbrenner, die das Sorgerecht von ihrem Ex-Mann erstritten hat, aber sich sorgt, dass er es nicht hinnimmt. Und die explosivste Person im Dreigestirn ist ein Mann des Bundesheers, nach Quittierung des Dienstes hat er ein Sturmgewehr behalten, welches mit 42 Schuss geladen ist. Er ist enttäuscht, sinnt auf Rache und findet in kein passendes Leben zurück. Das die drei nicht losgelöst voneinander zu betrachten sind im Laufe des Romans, steht außer Frage.
Was passiert hier eigentlich nicht? Dieses Buch ist sehr dicht in allem, in der Handlung, in der Intensität und der ungebändigten Katastrophe auf die alle zusteuern. Ja, eine thrillerhafte Handlung mit tiefen Kratern und Spuren der Verwüstung, die wir hier erblicken, wenn man in den gesellschaftlichen Abgrund blickt. Denn aus meiner Sicht geht es Kurt Palmer nicht um den Grusel sondern um die menschlichen Tragödien, die uns miteinander verbinden und zugleich entzweien. Das fatale Miteinander, dass zu einem Pulverfass werden kann. Eine psychologische Analyse.
Sprachlich mitreißend und auch mal hart am Limit, aber packend, ohne Frage. Das Kurt Palmer Österreicher ist merkt man dem Text an, was ich immer sehr charmant finde, dass es da doch Unterschiede im Sprachgebrauch gibt.
Das Cover ist unglaublich passend zum Buch gestaltet, nicht nur der Titel wird hier aufgenommen und wiedergespiegelt – auch ist es eine Szene im Buch die fast so stattfindet – fast.
Fazit: Wer Quentin Tarantino schaut, kann auch Kurt Palm lesen.

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