Eine spannende Fortführung von Irvings "Sleepy Hollow"
Inhalt: Dreißig Jahre ist es nun her, seit der kopflose Reiter zuletzt durch Sleepy Hollow gezogen ist. Ichabod Crane ist seitdem verschwunden; Brom Van Brunt und Katrina Van Tassel haben geheiratet. Mittlerweile ...
Inhalt: Dreißig Jahre ist es nun her, seit der kopflose Reiter zuletzt durch Sleepy Hollow gezogen ist. Ichabod Crane ist seitdem verschwunden; Brom Van Brunt und Katrina Van Tassel haben geheiratet. Mittlerweile durchstromert Ben, das 14-jährige Enkelkind von Brom und Katrina, die Wälder rund um die schläfrige Schlucht. Doch plötzlich wird die Leiche eines Jungen gefunden – mit abgetrennten Händen und ohne Kopf. Der Reiter scheint zurück zu sein…
Persönliche Meinung: „Die Legende von Sleepy Hollow – Im Bann des kopflosen Reiters“ ist ein Fantasyhorrorroman von Christina Henry. Erschienen ist der Band in der Reihe „Die Dunklen Chroniken“, allerdings besitzt der Roman eine in sich abgeschlossene Handlung, sodass er unabhängig von den anderen Bänden gelesen werden kann. Wie der Titel schon sagt, knüpft der Roman an Washington Irvings Erzählung „Die Sage von der schläfrigen Schlucht“ an. Es handelt sich dabei weniger um eine Umschreibung der Geschichte Irvings als vielmehr um eine Fortsetzung dieser: Die Fäden, die Irving (mehr oder weniger) offenlässt, werden von Henry aufgegriffen und schön weitergesponnen (wie genau dies erfolgt, möchte ich hier nicht verraten 🙃). Da Henry sich ausdrücklich auf Irving bezieht, ist es sinnvoll, zunächst Irvings kurze Erzählung zu lesen. Es ist zwar kein Muss, da in Henrys Fortführung alle notwendigen Informationen gegeben werden, allerdings steigert es den Lesegenuss umso mehr, wenn man das Original kennt. Erzählt wird „Im Bann des kopflosen Reiters“ aus der Ich-Perspektive des 14-jährigen Ben Van Brunt. Durch diese Perspektivierung treten – neben den vorhandenen Fantasy- und Horrorelementen – auch Coming of Age-Elemente in die Handlung: Ben (eigentlich: Bente) ist biologisch weiblich, identifiziert sich aber als männlich – was zu einigen Konflikten mit Katrina führt, der es schwerfällt, dies zu akzeptieren (dieser Konflikt zwischen den beiden, der sich durch die Handlung zieht, wird lebendig dargestellt). Daneben trumpft „Im Bann des kopflosen Reiters“ erzählerisch mit einer düster-dichten Atmosphäre auf: Mehrmals finden sich gespenstische Szenen und besonders die Beschreibung der Wälder um Sleepy Hollow ist sehr atmosphärisch. Für eine hohe Spannungskurve sorgt ein leichter Hauch Mystery, durch den die Handlung kaum vorhersehbar ist. Insgesamt ist „Die Legende von Sleepy Hollow – Im Bann des kopflosen Reiters“ eine spannende, atmosphärisch dichte Fortführung von Irvings Original, die einen tollen Protagonisten besitzt.