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Veröffentlicht am 29.07.2017

Kreta-Urlaub kann ein Leben verändern

Glück stand nicht zur Debatte
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Eine gutbürgerliche Familie in München ist von dem ehrgeizigen und erwartungsvollen Familienvater stark beeinflusst. Felizitas, die Tochter der Familie, will eigentlich aus der Welt des Vaters ausbrechen, ...

Eine gutbürgerliche Familie in München ist von dem ehrgeizigen und erwartungsvollen Familienvater stark beeinflusst. Felizitas, die Tochter der Familie, will eigentlich aus der Welt des Vaters ausbrechen, aber sie kann nicht. Ihrem Vater zuliebe studiert sie Rechtswissenschaften. Ihr Bruder Kilian ist dagegen zielstrebig wie sein Vater, denn er hat eher Interesse, später die Kanzlei des Vaters zu übernehmen. Wenn es nach dem Vater geht, sollen seine Kinder die Kanzlei später gemeinsam führen, und angesehene Klientel betreuen. Aber Felizitas fühlt sich in dieser Welt nicht wohl. Eigentlich wäre sie lieber Künstlerin, und sie malt gar nicht mal so schlechte Bilder wie ihre Freundin Sonia ihr immer wieder beteuert. Erst als Felizitas mit ihrer besten Freundin Sonia und deren Freund Markus nach Kreta aufbrechen, kann sie endlich fast unbeschwert ihren Urlaub genießen. Ein kleines Abenteuer, das nicht ganz ungefährlich ist, wirkt sich auf Felizitas nachdenklich aus.
Miriam Geimer schrieb mit Glück stand nicht zur Debatte ihren Debütroman. Nach den ersten Seiten tauchten schon die Probleme auf, mit denen Felizitas als Hauptprotagonistin zu kämpfen hatte. Ihr überzeugter und manipulativer Vater gerät immer wieder mit ihr in Auseinandersetzungen. Man merkt beim Lesen, dass die Autorin die extremen Gegensätze von Charakteren in ihrem Roman spielen lässt. Von dominant, jähzornig bis hin zu traurig und liebenswürdig treffen die unterschiedlichsten Charakterzüge aufeinander. Man taucht ein in die Inselwelt der griechischen Insel Kreta und deren Kultur sowie in die Atmosphäre einer Beziehung zweier Freundinnen. Ebenso spielt auch die Liebe eine Rolle in diesem Roman. Letztendlich will die Autorin darstellen wie stark oder wie schwach das Familienband sein kann, aber auch das Band zwischen Freundin und Freundin sowie Freund und Freundin. Die Sprache und der Erzählstrang sind verständlich und nachvollziehbar. Es ist einerseits ein emotionaler, aber andererseits ein nachdenklicher Roman – eben von der Autorin aufwühlend, abenteuerlich, unterhaltsam und spannend erzählt. Ein Sommerroman passend zur Jahreszeit.
Anfangs fiel mir es schwer in die Geschichte hinein zukommen, weil Felizitas gegen ihren dominanten Vater nicht widersetzte. Man spürte teilweise das Selbstmitleid und die innere Zerrissenheit von der jungen Frau. Nachdem sie über ihren eigenen Schatten gesprungen ist, entwickelte sich der Roman zu einer positiven Geschichte, die sogar Urlaubsfeeling spüren ließ.

Veröffentlicht am 05.07.2017

Briefe bringen emotionales Chaos

Der Brief
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Die beiden Mittdreißiger Marie und Johanna leben gemeinsam in einer Beziehung in Hamburg. Marie arbeitet als Journalistin und Johanna als erfolgreiche Architektin. Marie kommt ursprünglich aus einem kleinen ...

Die beiden Mittdreißiger Marie und Johanna leben gemeinsam in einer Beziehung in Hamburg. Marie arbeitet als Journalistin und Johanna als erfolgreiche Architektin. Marie kommt ursprünglich aus einem kleinen niedersächsischen Dorf, wo ihre Eltern noch leben. Eines Tages erhält Marie einen Brief von ihrer ehemaligen Schulfreundin Christine. Komisch an dem Brief ist, dass dieser Brief an Marie adressiert ist, aber nicht an ihre Hamburger Wohungsadresse, sondern an eine Pariser Adresse. Marie wohnt aber nicht in Paris, und hat dort auch keine Zweitwohnung. Ihr ehemaliger Studienfreund André lebt seit einigen Jahren in Paris. Marie nimmt Kontakt zu Christine auf, die sich diesen Brief ebenfalls nicht erklären kann. Als Marie und ihre Lebensgefährtin Johanna nicht weiterkommen, was es mit dem Brief auf sich hat, reist Marie nach Paris. Dort trifft sie André wieder, der sie bei der Recherche unterstützt. Mittlerweile tauchen auch bei Christine Briefe auf, die Marie angeblich geschrieben haben soll. In dem Brief ist unter anderem die Rede von einem Victor, den Marie bald heiraten wird. Marie kannte bisher keinen Victor. Als sie in Paris plötzlich tatsächlich einen Victor trifft, versteht Marie die Welt nicht mehr. Christine und Marie kämpfen gegen die Widrigkeiten. Wer nun die Wahrheit erzählt, und wer hinter den Briefen steckt, bleibt lange ein Rätsel.
Caroline Hagebölling veröffentlichte mit dieser emotionalen und spannenden Geschichte dreier Frauen sowie den Männern Victor und André ihren Debütroman. Durch die Unklarheiten der Briefe, die sich Marie und Christine nicht erklären können, baut die Autorin Spannung in den Roman auf. Zwischen Marie und Johanna besteht eine harmonische Beziehung trotz der schwierigen Umstände, mit denen die beiden Frauen konfrontiert werden. Die Briefe wecken Spekulationen beim Lesen, aber auch in der Geschichte selbst, denn die Marie und Christine können sich die Inhalte der Briefe nicht erklären. Beide geraten für sich in Misstrauen. Unterstützung erhält Marie in der ganzen Zeit von Johanna, ihren Eltern und von André. Christine wirkt dagegen eher einsam und hilflos, weil sich zwischendurch ihre familiäre Situation mit weiteren Überraschungen konfrontiert wird. Aufgrund des Mysteriums der Umstände und Briefe ist die Geschichte unterhaltsam, die teilweise kleine Effekte eines Dramas aufweisen. Das Ende der Geschichte hinterlässt allerdings Fragen, die offen bleiben.
Bis auf das für mich unklare Ende des Romans und eines einschneidenden Ereignisses bei Marie, das mir zu aufgesetzt und zu viel der überschlagenden Ereignisse darstellt, gefiel mir der Roman seht gut. Ich denke, dass die Autorin mit dem Ende des Romans zum Nachdenken anregen wollte, was eigentlich im Leben zählt. Die Umsetzung fand ich nicht hundertprozentig gelungen.

Veröffentlicht am 03.06.2017

Verstörende Vergangenheitsgeschichte

The Girls
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Evie Boyd ist noch ein Teenager und gerade einmal vierzehn Jahre alt. Ihre Eltern trennen sich. Evies Vater lebt mit der wesentlich jüngeren Tamar zusammen. Ihre Mutter lebt aktuell mit Frank zusammen. ...

Evie Boyd ist noch ein Teenager und gerade einmal vierzehn Jahre alt. Ihre Eltern trennen sich. Evies Vater lebt mit der wesentlich jüngeren Tamar zusammen. Ihre Mutter lebt aktuell mit Frank zusammen. Und dann ist Evie mit ihrer Mitschülerin Connie befreundet. Man könnte im ersten Augenblick denken, es ist eine durchschnittliche amerikanische Familie. Nein, es ist Sommer im Jahr 1969. Das Jahr des Sex, Drugs and Rock’n Roll. Evie lebt bei ihrer Mutter, fühlt sich bei immer weniger wohl seitdem Frank mit ihnen in einem Haus zusammenleben. Durch Zufall trifft sie Suzanne beim Einkaufen. Suzanne wirkt anders als Evies Mutter oder andere Frauen. Evie fasziniert diese Frau. Durch eine Art Mutprobe gelingt es Evie Anschluss an Suzanne und den anderen Frauen zu bekommen, mit denen Suzanne draußen auf einer Ranch lebt. Außerdem lebt dort noch Russel, dem das Haus gehört und wechselnde Sexualkontakte mit den dort lebenden Frauen hat. Das Leben wirkt spartanisch, dennoch fühlt sich Evie dort hingezogen. Endlich wird Evie wahrgenommen, was sie im Elternhaus vermisst. Aber diese Erfahrungen auf der Ranch bleiben nicht ohne Risiko.
Emma Cline gelingt es in ihrem ersten Roman eine Atmosphäre zu schaffen, die einer Vorstellung von Leben in den 1960er Jahren gleichen, wenn man sie nicht selbst erlebt hat. Die Menschen damals, die in den Tag hineingelebt haben, und deren Tagesrythmus aus Schlafen, Drogenkonsum und Gelegenheitsaufgaben bestand, bekommen hier diesen sogenannten Hippie-Touch. Bei dieser Geschichte stellt man sich häufig das Leben in Sekten vor, bei denen ein charismatischer Anführer – hier Russel – den Alltag dirigiert. Berauscht von unterschiedlichen Drogen können diese Menschen keinen Alltag wie andere Menschen, die ihrer Arbeit und Privatleben mit Familie nachgehen. Suzanne und die anderen Frauen spiegeln diese Lebenskultur wider. Evie scheint die pubertierende Tochter zu sein, die zu Hause rebelliert und auf der Ranch von Russel Anerkennung bekommt. Evies Mutter mit wechselnden Partnern ist nicht gerade das passende Vorbild für Evie. Ihr Vater lebt mit einer wesentlich jüngeren Frau zusammen. Tamar versucht zumindest sich in Evie hineinzuversetzen. Diese Geschichte wird aber nicht nur aus dem Jahr 1969 erzählt, sondern auch aus der Gegenwart. Denn Jahre später wirken die Ereignisse auf der Ranch noch nach.
Dieser Roman wirkt teilweise verstörend, weil man sich ein Leben, das von von-der-Hand-in-den-Mund-leben, Dreck, Drogen und sexuellen Praktiken geprägt ist, nicht vorstellen kann. Aber das wiederum die Genialität der Autorin, dass sie die Leserschaft dazu bringt, wütend oder traurig über die Lebensumstände der Figuren in diesem Roman zu sein. Manchmal scheinen die Szenen grenzwärtig, denn juristisch gesehen kann man von sexuellem Missbrauch von Minderjährigen ausgehen. Da ich den Roman vor einigen Monaten im Original gelesen habe, fand ich die deutsche Übersetzung milder und nachvollziehbarer als in der Originalverfassung, die wesentlich härter wirkte.

Veröffentlicht am 15.05.2017

Fantasy-Liebes-Geschichte

Zeitlose - Simeons Rückkehr
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In diesem Roman wird die Geschichte der jungen Dora erzählt, die nachts von intensiven Träumen heimgesucht wird. Die Geschichte beginnt aus einer Zeit zu erzählen, die an das Mittelalter erinnert. Man ...

In diesem Roman wird die Geschichte der jungen Dora erzählt, die nachts von intensiven Träumen heimgesucht wird. Die Geschichte beginnt aus einer Zeit zu erzählen, die an das Mittelalter erinnert. Man merkt zunächst erst gar nicht, dass dieser Teil der Geschichte in der Vergangenheit handelt, und eigentlich ein Traum ist. Nach einigen Nächten mit dem wiederkehrenden Traum stellt Dora fest, dass sie diesen Traum schon einmal vor zehn Jahren geträumt hat. Aber warum treten plötzlich diese Träume wieder auf, stellt sich Dora die Frage. Im realen Leben arbeitet Dora als Erzieherin in einem Kindergarten und studiert nebenher Literaturwissenschaft an der Mannheimer Universität. Mit ihrem Freund Oscar lebt sie seit einiger Zeit zusammen. Über den kleinen Jungen Jonathan aus dem Kindergarten lernt Dora dessen Onkel Nathan kennen. Nachdem Dora mehrfach den Traum mit Simeon und Nancea geträumt hat, stellt sie fest, dass sie Nancea in dem Traum ist, und dass Nathan den Simeon im Traum verkörpert. Im Traum kommen sich Nancea und Simeon näher, aber nicht nur im Traum.
Eva-Maria Obermann verbindet mit ihrem Roman Gegenwartsliteratur mit Fantasy- und Liebesroman-Elementen. Ein Erzählwechsel von Gegenwart und Traum ziehen einem beim Lesen in einen Sog, denn man möchte den Alltag von Dora und ihrer Beziehung mit Oscar begleiten, und gleichzeitig möchte man erfahren, was nun hinter Doras Träumen steckt, und wieder dieser intensive Traum letztendlich endet. Dora wirkt jung, ehrgeizig und interessiert im Zusammenhang mit ihrer Arbeit und Studium. In ihrer Beziehung zu Oscar strahlt sie Harmonie aus. Oscar ist der Idealtyp von Mann für eine junge Beziehung, und man kann sich ihn gut als zukünftigen Ehemann und Familienvater vorstellen, wenn man ihn in der Geschichte kennenlernt. Allein schon wie er liebenswürdig und vertrauensvoll mit Dora umgeht. Simeon ist eine Figur, die etwas von einem Liebhaber und der Figur von Oscar ähnelt. Nancea dagegen wirkt kämpferisch und bodenständig in ihrer Rolle. Die Abgrenzung zwischen Traum und Wirklichkeit konnte die Autorin gut auseinanderhalten, was sicherlich an den unterschiedlichen Erzählperspektiven und Zeitzonen liegt. Dieser Roman vereint Liebe, Träume, Vergangenheit, reale Gegenwart sowie Spannung zu einer unterhaltsamen Geschichte.
Aufgrund der Erzählperspektiven und der Spannung innerhalb der Wirklichkeits- und Traumgeschichten wurde ich durch die Buchseiten gesogen. Entspannende Unterhaltung bis zum Ende. Die Kombination Fantasy und Liebesgeschichte wurde gut abgestimmt.

Veröffentlicht am 01.05.2017

Thriller mit Grusel-Elementen

Der Näher
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Saskia Mayen joggt durch einen Wald, als sie plötzlich von einem Mann mit einem Fahrrad verfolgt wird. Sie denkt, dass er sie verfolgt und mit dem Schlimmsten rechnen muss. Deshalb flüchtet sie vor ihm ...

Saskia Mayen joggt durch einen Wald, als sie plötzlich von einem Mann mit einem Fahrrad verfolgt wird. Sie denkt, dass er sie verfolgt und mit dem Schlimmsten rechnen muss. Deshalb flüchtet sie vor ihm und kann sich in einem Erdloch verstecken. Dort harrt sie längere Zeit aus. Als sie sich an die Dunkelheit gewöhnt hat, stellt sie fest, was an diesem Erdloch außergewöhnlich ist. Neben ihr steht eine skelettierte Frau, die ein skelettiertes Kind – anscheinend ein Baby in ihrem Arm hält. Zur gleichen Zeit wird Sandra Galinski von ihrem Ehemann Holger vermisst. Niemand weiß wo sie ist, denn ihr Handy kann nicht geortet werden. Gleichzeitig wird der Fallanalytiker Martin Abel vom LKA Stuttgart nach Gummersbach ins Bergische Land geschickt, um das Verschwinden von mehr als einer Frau zu analysieren. Nun gehört auch Sandra Galinski dazu. Saskia Mayen wird gefunden, und die Polizei muss nun den Fall der skelettierten Frau aufklären. Irgendwo im Bergischen existiert ein Raum, in dem eine Person ein Unwesen treibt. Es wurde bei der skelettierten Frau festgestellt, dass ihr Bauch aufgeschnitten wurde, um das Baby herauszuholen. Martin Abel und die Gummersbacher Kollegen stehen vor einem Rätsel.
Rainer Löfflers Idee und dessen Ausmaße hinter dem Thriller erfassen sich erst in der zweiten Hälfte des Thrillers. Eine Frau wird am lebendigen Leibe mit Beton zugeschüttet, nachdem man ihr das Baby zuvor nicht durch einen natürlichen Geburtsvorgang aus dem Bauch herausgeholt hat, sondern bewusst martialisch vorgegangen ist. Man möchte nicht näher auf die Vorgehensweise des Täters oder der Täterin eingehen, denn diese Szene kann man sich nicht wirklich vorstellen. Entweder man steht unter psychischen Ausnahmezuständen oder massiv unter Drogenkonsum, um eine solche Tat auszuführen. Somit stellt man fest, dass der Autor es schafft, einen Gruselfaktor in diesen Thriller zu verarbeiten. Dennoch zeigt dieser Thriller auch positive Seiten, indem Figuren zwielichtig und undurchschaubar, aber auch sympathisch und kokett erscheinen. Martin Abel als Stuttgarter Fallanalytiker muss sich in einer relativ kleinen Polizeiwache zurechtfinden. Der dortige Chef Thomas Borchert macht sich bei Martin Abel unbeliebt, was auf Gegenseitigkeit beruht. Borcherts Kollegin Doris Stange ist die Diplomatin zwischen Abel und Borchert. Man könnte sich Doris Stange als hilfsbereite und schlagfertige Assistentin von Martin Abel vorstellen.
Da ich während des Lesens Szenen vorhersehen konnte, überzeugte mich dieser Thriller technisch nicht so gut. Die Idee mit der abnormalen Erscheinung des „fetus in fötu“ – Inklusion eines Fötus im Bauch – fand ich gut, dieses Phänomen in einem Thriller zu verarbeiten. Sympathieträger der Figuren sind Martin Abel und Doris Stange neben den Bösewichten und Verdächtigen in dem Thriller. Ein guter bis durchschnittlicher Thriller meines Erachtens.

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