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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.02.2023

Thriller für Zwischendurch

Die Herzchirurgin
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Die Handlung ist schnell erklärt: Die frisch getrennte Herzchirurgin Anna Jones wird von gefährlichen Männern erpresst. Sie soll während einer Operation einen Patienten töten, ansonsten wird ihr 8-jähriger ...

Die Handlung ist schnell erklärt: Die frisch getrennte Herzchirurgin Anna Jones wird von gefährlichen Männern erpresst. Sie soll während einer Operation einen Patienten töten, ansonsten wird ihr 8-jähriger Sohn sterben.
Ein undenkbares moralisches Dilemma und diese Entscheidung muss Anna ganz allein treffen. Hat sie überhaupt eine Wahl, wenn sie das Leben ihres entführten Kindes retten will?

In zwei weiteren Handlungssträngen geht es um die Krankenschwester Margot, die bei den falschen Leuten Schulden hat und deshalb ihre Kollegen beklaut und die Ermittlerin Rachel, die tragische Verluste in ihrem Leben verkraften musste. Beide Frauen treffen auf Anna, die sehr kontrolliert, intelligent und herablassend auf andere wirkt.

Die filmische Erzählweise macht es leicht, sich mitreißen zu lassen und den Spannungskurven zu verfallen. Diese Sogwirkung sorgt von Anfang an dafür, dass man das Buch förmlich verschlingt, was auch an dem süffigen Schreibstil liegt. Jack Jordan schreibt so, dass man ganz nah dran ist, an den dramatischen Ereignissen und mit Anna mitfiebert, als sie um das Leben ihres Sohnes bangt. Die überschaubare Anzahl der Figuren macht es zudem leicht, der Story zu folgen. Die Geschichte ist zwar nicht originell, ein paar überraschende Wendungen gibt es schon und trotz allem bleibt es unvorhersehbar. Keine der drei Frauen war mir allerdings wirklich sympathisch. Ich nehme an, das sollten sie auch gar nicht sein. Skrupellosigkeit, Egoismus, Gier und Zwangshandlungen spielen mit der moralischen Frage nach Leben und Tod - eigentlich eine gute Mischung für einen Thriller, aber so richtig begeistern konnte mich die Lektüre nicht, was wohlmöglich an der Gleichgültigkeit zu den Figuren lag. Besonders das Ende fand ich unpassend unheimlich. Mein Fazit wäre, dass man nichts verpasst, wenn man diesen Thriller nicht liest.

Veröffentlicht am 22.02.2023

Rettet den Baum - Enthusiasmus, der ansteckt

Grüner wird's nicht
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„Ich nehme mir vor, morgen nach drüben zu gehen und herauszufinden, ob alles tatsächlich so furchtbar dramatisch ist oder ob Mum und Dad einfach nur hysterisch sind. An sich klingt das Ganze nämlich recht ...

„Ich nehme mir vor, morgen nach drüben zu gehen und herauszufinden, ob alles tatsächlich so furchtbar dramatisch ist oder ob Mum und Dad einfach nur hysterisch sind. An sich klingt das Ganze nämlich recht cool.“ vgl. S. 39

Gerade haben für den 13-jährigen Luke und seine große Schwester Rose die Sommerferien begonnen. Am letzten Schultag zieht Rose ins Nachbarhaus auf die andere Straßenseite zu den Klimaaktivisten ins Protestcamp. Dieses Ereignis setzt einige Hebel in Bewegung.

Luke erzählt die Geschichte. Dadurch ist man beim Lesen ganz nah dabei, wie er ein Bewusstsein für den Zustand der Welt entwickelt und neugierig über seinen Horizont blickt. Er entwickeln sich im Laufe der Geschichte weiter und Luke erlebt einen unvergesslichen Sommer, mit wertvollen Erfahrungen und lehrreichen Momenten. Es wird ganz nebenbei lehrreiches über das Organisieren einer friedlichen Demonstration, den Ablauf und wie man auf Klimaschutz aufmerksam macht vermittelt. Das ist gerade für Kinder spannend, die sich für Nachhaltigkeit und den Klimaschutz interessieren. In diesem Roman geht es aber auch um familiäre Beziehungen und das Erwachsenwerden. Hier finden sich einige Klischees und mitunter anstrengende Charaktere. Manchmal hätte ich mir auch gezieltere Erklärungen hinter den Plattitüden gewünscht. Ich glaube nicht, dass es langweilig geworden wäre, denn gerade die Dialoge zwischen Luke und Sky hatten Potenzial. Sky ist die jüngste Klimaaktivistin und fasziniert von Lukes Leben, das so ganz anders ist als ihres. Sie zeigt neue Sichtweisen auf und fasziniert mit ihrer naiven Liebenswürdigkeit und ihrem Durchsetzungsvermögen.

Fazit: Unterhaltsame Lektüre aus familiären und gesellschaftlichen Problemen. Rückt den Klimawandel in den Fokus und vermittelt Enthusiasmus, der ansteckt.

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Veröffentlicht am 01.02.2023

Unvorhersehbar und ungewöhnlich

Frankie
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Der vierzehnjährige Frank und seine Mutter sind ein eingespieltes Mutter-Sohn-Team. Sie verbringen die Abende mit Filmen schauen und verfolgen auch sonst gemeinsame Rituale. Das ändert sich, als Franks ...

Der vierzehnjährige Frank und seine Mutter sind ein eingespieltes Mutter-Sohn-Team. Sie verbringen die Abende mit Filmen schauen und verfolgen auch sonst gemeinsame Rituale. Das ändert sich, als Franks Großvater nach achtzehn Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird. Franks Mutter fürchtet sich vor ihrem Vater und Frank spürt die Anziehung auf ihn, die von seiner Bedrohlichkeit ausgeht. Als er Frank auf der Straße zusammenschlägt, scheint sich ein dunkler Weg abzuzeichnen.

Als Ich-Erzähler taucht Frank des öfteren in seinen Gedanken ab und schildert seinem Umgang mit Schulnoten und wie er sich am liebsten die Zeit vertreibt: über Wörter nachdenken. Das macht den Text manchmal zäh und faszinierend zugleich. Frank sieht sich als Erwachsener, der in vielen Dingen noch wie ein Kind ist, der glaubt, sich ein bisschen mit Waffen auszukennen und bedauert, dass in Tierdokus nicht gezeigt wird, wie die Jäger ihre Beute zerfleischen. Er war mir als Erzähler nicht sympathisch, aber auch nicht unsympathisch. Manchmal war er mir ein Rätsel und einiges erschien mir frustrierend belanglos.
Vor allem das Ende von "Frankie" hat mich nachdenklich zurückgelassen und rückblickend steht vieles zwischen den Zeilen, was ich zuvor nicht zu deuten wusste. Gleichzeitig bleiben viele Fragen unbeantwortet, was ich sehr unbefriedigend fand. Frank beschreibt einen wichtigen Moment in seinem Leben und was passierte, als er die Verantwortung übernahm. Da ist dieses Spiel zwischen ihm und seiner Mutter, das funktioniert. Die Unruhe, die der Großvater in diese Dynamik bringt und was daraus wird, hat mich ziemlich überrascht. Es geht um das, was getan wird, nicht darum, warum es getan wird. Der Ausgang der Geschichte ist nicht vorhersehbar und beim Lesen war ich irgendwie immer in Alarmbereitschaft, hin- und hergerissen zwischen der sachlichen Erzählweise und der aufreibenden Handlung.

Hervorzuheben ist der Erzählstil: Mit klarer Sprache überzeugend geschrieben, entwickelt „Frankie" eine Anziehungskraft beim Lesen, die Gegensätze aufzulösen scheint und überrascht mit einer unvorhersehbaren Handlung. Ein Roman, der mir aber nicht im Gedächtnis bleiben wird.

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Veröffentlicht am 23.11.2022

Vorhersehbar mit kleinen Überraschungen

Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens
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Der Reihenauftakt von Pierre Martin erzählt, wie es dazu kam, dass der gutherzige Lucien le Comte die tödliche Familientradition weiterführen musste, obwohl er ganz andere Pläne hatte.
Die Adelsfamilie ...

Der Reihenauftakt von Pierre Martin erzählt, wie es dazu kam, dass der gutherzige Lucien le Comte die tödliche Familientradition weiterführen musste, obwohl er ganz andere Pläne hatte.
Die Adelsfamilie Comte de Chacarasse nimmt seit Generationen diskret tödliche Eliminierungen vor. Als Luciens Vater stirbt, muss sein einzig verbliebender Stammhalter ihm versprechen, dass Erbe weiterzuführen. Ausgebildet als Kind, besitzt Lucien alle Fähigkeiten, die ein Auftragskiller benötigt, nur seine Moral steht ihm im Weg: er will nicht töten und auch der Reichtum ist ihm nicht wichtig. Luciens Onkel verwaltet die Aufträge und sorgt mit Nachdruck dafür, dass die tödlichen Geschäfte weiterlaufen. Lucien jedoch ist neugierig und recherchiert verbotenerweise nicht nur die Auftraggeber, sonder will auch den Mörder seines Vater ausfindig machen.

Mich hat vor allem interessiert, wie sich Lucien als Figur entwickelt und wie er unter moralischen Gesichtspunkten seine Aufträge ausführen will. Pierre Martin hat dieses Dilemma amüsant gelöst. Mit der Präzision und Gelassenheit eines ausgebildeten Killers geht Lucien mit detektivischem Gespür vor und entwickelt sich rasch zum sympathischen Helden der Geschichte. Er bekommt es mit Dieben, Terrorristen, Lügnern und hübschen Damen zutun. Löst seine Probleme immer charmant, stilvoll und mit bestem Gewissen. Jedes weitere Wort würde zu viel verraten, denn man errät leider schnell, in welche Richtung die Handlung verlaufen könnte. Trotzdem konnte mich die ein oder andere Wendung noch überraschen.

Ein atmosphärischer Krimi für Zwischendurch mit südfranzösischem Flair und kulinarischer Raffinesse. Für alle, die französische Literatur mögen und gern gedanklich an die Côte d’Azur reisen möchten, ohne auf ein bisschen detektivisches Gespür und angenehm leichte Unterhaltung verzichten zu müssen. Ich empfehle das Hörbuch, weil man es wunderbar nebenbei hören kann.

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Veröffentlicht am 12.10.2022

Konnte mich leider nicht begeistern

Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit
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In diesem geheimnisvollen Roman geht es um Joe, der 1898 mit einem Gedächtnisverlust am Bahnhof Gare du Roi in Londres aufgegriffen wird. Joe wird erst in eine psychiatrische Klinik eingewiesen und untersucht. ...

In diesem geheimnisvollen Roman geht es um Joe, der 1898 mit einem Gedächtnisverlust am Bahnhof Gare du Roi in Londres aufgegriffen wird. Joe wird erst in eine psychiatrische Klinik eingewiesen und untersucht. Einige Jahre später erreicht ihn eine Postkarte, die 90 Jahre unterwegs war und mit einem Leuchtturm und einer Nachricht versehen ist. Joe sucht diesen Leuchtturm, um den Absender zu finden und erlebt ein schicksalhaftes Zeitabenteuer auf hoher See.
Das Gedankenexperiment des Schmetterlingseffekts, das diesem Roman zu Grunde liegt und die Verknüpfung mit Historischem und einer zarten Liebesgeschichte ist interessant. Was dabei leider zu kurz kommt, ist die glaubhafte Darstellung der Innenwelt eines Mannes, der sich zerrissen fühlt, weil er seine gesamte Identität und alle Erinnerungen verloren hat. Beim Lesen bleibt man stets auf der intellektuellen Ebene und folgt konzentriert dem geheimnisvollen und komplexen Erzählkonstrukt. Die Autorin Natasha Pulley schafft eine angespannte Atmosphäre voller unausgesprochenen Andeutungen und gewaltsamer Entbehrungen. Sie beschreibt die körperlichen Strapazen anschaulich und mitreißend, was die Stimmung der Geschichte bestimmt. Die eigentliche Auflösung, was mit Joe passiert ist, erhält man erst auf den letzten Seiten und ist nur noch teilweise überraschend, gleichsam etwas unbefriedigend.

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