Liebe- und phantasievoll erzählt
Der Atem des OzeansIm Ozean vor Hawaii lebt die Meerfrau Hokulani. Sie liebt das Meer, versucht alles, dieses zu retten, und hat mit einem Walhai eine ganz besondere Freundschaft geschlossen, die sie ein wenig darüber hinwegtröstet, ...
Im Ozean vor Hawaii lebt die Meerfrau Hokulani. Sie liebt das Meer, versucht alles, dieses zu retten, und hat mit einem Walhai eine ganz besondere Freundschaft geschlossen, die sie ein wenig darüber hinwegtröstet, dass ihr Volk sie, nachdem sie nicht den Mann geheiratet hat, den man für sie vorgesehen hatte, ausgrenzt. Eines Tages rettet sie einem Menschen das Leben, nicht ahnend, dass das ihr eigenes stark beeinflussen wird – leider nicht zum Guten.
Ilka Mella entführt einen schon mit wenigen Worten mitten in ihre Geschichte, man meint selbst mittendrin zu sein, das Meer um sich herum zu erleben, und auch Hokulani und ihre Gedanken und Gefühle werden sehr greifbar. Leider erlebt sie schlimme Dinge, die man auch als Leser:in kaum aushalten kann, was auch ihr Seelenleben stark beeinflusst.
Auch der Zustand des Meeres macht einem zu schaffen, die Message die der Roman enthält ist deutlich, und man hat durchaus die Möglichkeit, ihr zu folgen, und zu versuchen, etwas am aktuellen Zustand zu ändern.
Die Autorin hat sehr liebe- und phantasievoll das Leben unter dem Meer beschrieben. Vor allem die Schönheit des Meeres und seiner Bewohner kommt sehr gut zum Tragen. Das Meervolk ist leider unter sich nicht ganz einig, und aus Gründen, die nachvollziehbar sind, haben manche gewisse Fähigkeiten verloren. Diese Fähigkeiten fand ich übrigens sehr spannend, und ebenfalls wunderbar beschrieben. Die Bedrohung durch manche Menschen – es wird deutlich gemacht, dass nicht alle so sind – zwingt es nun, mehr zusammenzuhalten als vorher, und manche Strukturen zu überdenken. Etwas, was man durchaus auch auf die Menschen übertragen könnte. Sehr gut gefallen hat mir, dass der Roman immer wieder Überraschungen bietet.
Schon die Leseprobe hatte mich davon überzeugt, dass dies ein besonderer Roman sein könnte. Dass ich nun trotzdem keine volle Punktzahl vergebe, liegt an zwei Dingen, die mich gestört haben, weil sie mir nicht logisch bzw. nachvollziehbar erschienen. Auch wenn das im Roman wichtige Punkte sind, hat es mir den Genuss der Lektüre doch nicht so sehr vermiest, wie es hätte sein können, wäre der Erzählstil anders gewesen und hätte mich die Geschichte weniger gepackt. Am Ende habe ich mich dann auch nur schwer lösen können, und würde mich freuen, Hokulani und die anderen Meermenschen noch einmal wiederzutreffen.
Ein lesenswerter Roman mit einer wichtigen Botschaft, der liebe- und phantasievoll erzählt wird, aber auch dunkle Seiten nicht verschweigt – ich empfehle ihn sehr gerne weiter!