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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.03.2023

Schonungslos offen

Das glückliche Geheimnis
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Vom Autor schon viel gehört, aber noch nichts gelesen, wurde seine Autobiographie mein erster „Arno Geiger“. Schonungslos offen und ehrlich stellt der Schriftsteller darin seinen bisherigen Lebensverlauf ...

Vom Autor schon viel gehört, aber noch nichts gelesen, wurde seine Autobiographie mein erster „Arno Geiger“. Schonungslos offen und ehrlich stellt der Schriftsteller darin seinen bisherigen Lebensverlauf als Künstler, aber auch als Privatmensch dar. Dabei erzählt er von seiner Frau, seinen Eltern und seinem glücklichen Geheimnis: Jahrzehntelang hat Arno Geiger mit seinem Fahrrad die Straßen unsicher gemacht, stets auf der Suche nach Schätzen im Alltagsmüll Fremder.

Ich fand es sehr interessant, vom Lebensverlauf eines Schriftstellers zu erfahren, der sich oftmals jenseits der Konventionen bewegt. Manchmal war mir der Autor dabei jedoch fast schon zu offen – oder ich zu konservativ? Das ein oder andere Fremdgehen hätte ich nicht zwingend wissen müssen, um mir ein Bild von der Person machen zu können.

Außergewöhnlich gut kann der Autor allerdings mit Worten umgehen. Der sehr schöne, aber nüchterne Sprachstil schaffte einen angenehmen Ausgleich zu den teilweise sehr emotionalen Inhalten und Schicksalsschlägen im Leben des Schriftstellers. Ich muss gestehen, dass mir der Autor in der Gesamtschau durch seine Biographie nicht unbedingt sympathisch geworden ist, dennoch zeigte er sich jedoch vor allem eins: menschlich.

Fazit: Mal etwas ganz anderes jenseits meiner üblichen Lesegewohnheiten. Auch wenn einige Abschnitte für mich nicht ganz greifbar waren, weiß der Autor aber definitiv, mit Worten umzugehen.

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Veröffentlicht am 18.02.2023

Unterhaltsame Kurzgeschichten

Die Unannehmlichkeiten von Liebe – Die deutsche Ausgabe von „Loathe to Love You“
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In drei Kurzgeschichten widmet sich die Autorin Ali Hazelwood den drei Freundinnen Mara, Sadie und Hannah. Wie in ihren vorherigen Romanen spielen alle drei Geschichten beruflich in einem naturwissenschaftlichen ...

In drei Kurzgeschichten widmet sich die Autorin Ali Hazelwood den drei Freundinnen Mara, Sadie und Hannah. Wie in ihren vorherigen Romanen spielen alle drei Geschichten beruflich in einem naturwissenschaftlichen Setting. Jede der drei Protagonistinnen lernt in diesem Umfeld einen Love Interest kennen, der ihnen zunächst spinnefeind ist. Alle drei Erzählungen sind kurzweilig, unterhaltsam, enthalten spicy Szenen und ein Happy End. Ich war schon zuvor großer Fan der Autorin und mir haben die Kurzgeschichten gut gefallen. Mit ihrem humorvollen, intelligenten Sprachstil hat die Autorin dank ihrer feministischen und naturwissenschaftlichen Settings einen hohen Wiedererkennungswert. Im Vergleich zu ihren vorherigen Romanen wirken die 3 Geschichten in sich jedoch nicht ganz so ausgereift und es mangelte meinem Geschmack nach an Tiefe. Daher ist diese Sammlung nett für Zwischendurch und ließ mich mehrfach schmunzeln – ich hoffe jedoch auf einen weiteren „normalen“ Roman der Autorin in gewohnter Qualität.

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Veröffentlicht am 12.02.2023

Spinnerinnen

Tea Time
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Nina und ihre beste Freundin Franziska haben beide eine kleine Macke: Während Nina in ihrer Freizeit leidenschaftlich Unkraut fotografiert, kann Franziska nicht mehr stillsitzen, wenn sie unordentlichen ...

Nina und ihre beste Freundin Franziska haben beide eine kleine Macke: Während Nina in ihrer Freizeit leidenschaftlich Unkraut fotografiert, kann Franziska nicht mehr stillsitzen, wenn sie unordentlichen Teppichfransen begegnet und muss diesen mit Schere und Kamm den Kampf ansagen. Gemeinsam mit weiteren Bekannten bilden sie daher den Club der Spinnerinnen.

Bei regelmäßigen gemeinsamen Kaffeekränzchen tauschen sich die Freundinnen untereinander aus und dementsprechend plätschert die Geschichte munter vor sich hin. Als Nina jedoch bei einem dieser Treffen im Park ihre Handtasche verliert, taucht auf der Bildfläche Andreas Haase auf. Dieser entpuppt sich leider nicht als ehrlicher Finder, sondern hofft auf einen Finderlohn der besonderen Art. Infolgedessen eskaliert die Situation. Fortan quält sich die Protagonistin mit der Frage, ob Andreas Haase, der sich zugleich noch als Ex-Mann ihrer Bekannten aus dem Club der Spinnerinnen entpuppt, noch lebt. Trotz eigentlicher Dramatik dieser Situation plätschert die Geschichte jedoch weiter munter vor sich hin. Unterschwellig kommt es zwar zudem auch unter den Freundinnen des Spinner-Clubs zu Konflikten, der Spannungsbogen bleibt insgesamt allerdings eher flach. Ferner war ich mehrfach überrascht, dass dieser Roman in der Gegenwart des 21. Jahrhunderts spielen sollte. Denn der Sprachstil und der Horizont der Frauen wirkte so altmodisch und angestaubt, dass ich von einem deutlich weiter zurückliegenden Setting ausgegangen war. So blieb ich zuletzt etwas enttäuscht zurück. Denn von der Autorin Ingrid Noll hatte ich schon viel gehört, bisher aber noch keinen Roman gelesen. Einzig der Eindruck, dass jede(r) etwas zu verbergen hat, bot im Verlauf der Geschichte eine amüsante Komik.

Aufgrund der Vorschusslorbeeren erwartete ich bei „Tea Time“ eine spitze Feder und schwarzen Humor in einem (fesselnden) Krimi. Leider wurden meine Erwartungen jedoch nicht erfüllt. Insgesamt ist dies meiner Meinung nach eher ein seichter, vor sich hinplätschernder Roman mit zarten kriminalistischen Aspekten für Zwischendurch.

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Veröffentlicht am 09.01.2023

Monströse Absurditäten

Der seltsame Fall der Alchemisten-Tochter
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Inhalt: Die verwaiste und mittellose Mary Jekyll versucht mehr über die mysteriöse Vergangenheit ihres verstorbenen Vaters herauszufinden. Ein Hinweis führt sie auf die Spur von Edward Hyde, dem ehemaligen ...

Inhalt: Die verwaiste und mittellose Mary Jekyll versucht mehr über die mysteriöse Vergangenheit ihres verstorbenen Vaters herauszufinden. Ein Hinweis führt sie auf die Spur von Edward Hyde, dem ehemaligen Freund und Mörder ihres Vaters. Die Belohnung, die auf Hydes Kopf ausgesetzt wurde, könnte sie auf einen Schlag aus ihren finanziellen Nöten befreien. Auf ihrer fieberhaften Jagd lernt sie Hydes Tochter Diana kennen, erhält unversehens Unterstützung von Sherlock Holmes und Dr. Watson und freundet sich mit einer Reihe monströser Frauen an, die allesamt durch entsetzliche Experimente erschaffen wurden: Beatrice Rappaccini, Catherin Moreau, und Justine Frankenstein. Bei ihren gemeinsamen Ermittlungen stoßen sie auf eine skrupellose Geheimgesellschaft und auf machtversessene Wissenschaftler. Außerdem müssen sie sich den wahren Monstern stellen – und ihrer eigenen Vergangenheit.



„Der seltsame Fall der Alchemisten Töchter“ ist der erste Band einer Fantasy-Crime Trilogie von Theodora Goss. Zunächst habe ich etwas gebraucht, um mich im Setting mit Figuren aus Klassikern, die in ein reales Szenario des 19. Jahrhunderts gebettet wurden, zurechtzufinden. Die verschiedenen ProtagonistInnen und ihre Fähigkeiten bilden ein gewöhnungsbedürftiges buntes Potpourri, das mir oftmals zu überladen vorkam. Die Grundidee jedoch ist durchaus ansprechend: feministische „Monster“, die sich gegen ihre Erschaffer wenden, um weiteres Übel zu verhindern. Was abstrus klingt (und ist), funktioniert jedoch. Jede Figur erhält ihre eigene Hintergrundgeschichte und wird dem Leser nahe gebracht. Doch trotz aufkommender Spannung und einem furiosen Finale hatte ich Schwierigkeiten mit der Lektüre. Denn das Vorankommen beim Lesen wurde mir durch den an das 19. Jahrhundert angepassten und detaillierten Sprachstil unglaublich erschwert. Obwohl es viele Ereignisse gab, kam ich nur zäh voran und hatte zuletzt Motivationsschwierigkeiten, das Buch überhaupt wieder in die Hand zu nehmen. Die Geschichte ist zudem sehr speziell, wenn nicht gar abstrus, und war dafür mich zuletzt eher anstrengend zu lesen. Hinzu kam, dass ich durch die Kenntnis der Originalwerke, die Haupthandlungen leider vorhersehen konnte. Ferner empfand ich die Figur des Sherlock Holmes als zu präsent und einerseits zu nah am Original, andererseits aber nicht nah genug. Als großer Fan des Detektivs ist es allerdings schwer, hier meinen Geschmack zu treffen.

Fazit: Eine nette, aber sehr abstruse Geschichte mit sympathischen „Monstern“, die jedoch so zäh dahinfließt, dass ein Lesen in normalem Tempo unmöglich ist.

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Veröffentlicht am 14.10.2022

Giftapotheke

Die versteckte Apotheke
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Inhalt: Im London des 18. Jahrhunderts raunen sich Frauen hinter vorgehaltener Hand zu, dass es einen Ausweg aus besonders gewalttätigen Ehen gebe: Eine junge Apothekerin rettet sie mit tödlichen Arzneien ...

Inhalt: Im London des 18. Jahrhunderts raunen sich Frauen hinter vorgehaltener Hand zu, dass es einen Ausweg aus besonders gewalttätigen Ehen gebe: Eine junge Apothekerin rettet sie mit tödlichen Arzneien aus der Not, eine versteckt übermittelte Nachricht genügt. Doch was, wenn aus der Retterin die Gejagte wird?

Knapp 200 Jahre später stößt die Historikerin Caroline Parcewell auf die außergewöhnliche Geschichte der giftmischenden Apothekerin und setzt damit unerwartete Ereignisse in Gang – nicht nur ihr eigenes Leben wird nicht mehr dasselbe sein …

„Die versteckte Apotheke“ von Sarah Penner ist ein historischer Frauenroman mit kriminalistischen Elementen. Die Geschichte wird in Kapiteln wiedergegeben, wobei sich zwei Erzählstränge abwechseln: Der einer jungen Apothekerin im 18. Jahrhundert sowie der einer jungen Frau Caroline in der Gegenwart, die durch Zufall auf Hinweise der Apothekerin vor 200 Jahren stößt. Mir persönlich blieb der Roman insgesamt leider zu oberflächlich und durchschaubar. Erwartet habe ich einen fesselnden Krimi, dies ging jedoch im historischen Anteil des Romans unter. Grundsätzlich war das Auseinandersetzen mit den verschiedensten in der Natur vorkommenden Giften und den Verhältnissen des 18. Jahrhunderts nicht uninteressant. Richtige Spannung kam bei mir aber leider nicht auf. Die Geschichte wirkte zu simpel und auch die Protagonistin Caroline konnte mich nicht recht begeistern. Sie wirkte zwar neugierig und freundlich, sie umgab sich jedoch recht häufig mit melancholischen Gedanken, was ich als anstrengend empfand. Zudem entstanden viele Handlungen und Fortschritte aus reinem Zufall. Ein insgesamt solider Frauenroman für Zwischendurch, der Funken ist aber leider nicht auf mich übergesprungen.

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