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Amaryllis

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Veröffentlicht am 17.10.2022

An Deck - eines Buddelschiffs

Unsterblich sind nur die anderen
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Inhalt:

Drei Urlauber melden sich plötzlich nicht mehr.

Covergestaltung:

Zwischen einem tiefgrünen oberen Drittel und zwei Dritteln schwarzer Tiefsee befindet sich ein winziges Segelschiff ...

Inhalt:

Drei Urlauber melden sich plötzlich nicht mehr.

Covergestaltung:

Zwischen einem tiefgrünen oberen Drittel und zwei Dritteln schwarzer Tiefsee befindet sich ein winziges Segelschiff in der Mitte. Wellenartige gelbgrüne Algen-Schrift nennt dem Leser den Buchtitel.

Thema und Geschichte:

Auf diesem Schiff spielt die Handlung. Malin und Iva reisen ihren Freunden hinterher. Gleich im Hotel am Strand wird alles mysteriös. Es löst sich auf. Der Bordmusiker Ola betritt zum gleichen Zeitpunkt die Fähre. Verschlungene Pfade. Eine verzauberte Möve zeigt Iva den Weg. Fabelwesen, Untote, Hexen, Wasserfrauen und Selkies befinden sich auf dem Schiff, ein verfluchter Kapitän und seine verzauberte Crew. Wie es dazu kam wird nach und nach deutlich. Iva ermittelt, sucht bei Hannah und dem Kapitän Richard nach Antworten. In 138 Jahren ist viel passiert auch politisch.
Es wird ziemlich viel geraucht, getrunken und gesegelt im übertragenen Sinne. Dazu viel melancholische Gitarren-Livemusik.

Schreibstil:

Das Intro ist noch klar verständlich. Eine Spaziergängerin interessiert sich für den Kauf eines Buddelschiffs. Die Kapitelüberschriften im Roman sind sehr poetisch, geben eine jeweils eine kurze Zusammenfassung. Zwei Abschnitte des Buches sind als Theaterstück konzipiert, mit mehreren Akten. Einige Kapitel klingen wie Gedichte. Kriminalistische Story ohne Mordopfer.

Figuren:

Die jungen Männer Flavio, Mo und Tarik sind alle sehr engagiert, leiden unter Überbeanspruchung. Ein Arzt, ein engagierter Familienmensch, ein Profisportler. Eigentlich wollten sie nur kurz verreisen. Malin ist Vollwaise. Sie vermisst ihren Freund auf Urlaub. Eigentlich ist sie schon erwachsen. Iva, ihre allerbeste Freundin ist alleinerziehende Mutter und Servicekraft. Auf dem Schiff verschwinden all ihre Schmerzen. Sie vergessen kurz ihre Mission.
Beide lernen Barfrau Sheila kennen. Sie sich in andere Frauen verwandeln, in menschliche und transzendente Wesen. Sie ist schon lange auf der MS. Sie hat Wassergeister beschworen.

Sind sie authentisch?

Alles wird immer unwirklicher im Verlauf. Zunächst eigentlich voll im Leben, meistern die Freunde ihr Schicksal, unterstützen sich freundschaftlich. Dennoch leiden Sie unter Mehrfachbelastungen seelischer und körperlicher Natur. Alle sehnen sich nach Dolce Vita.

Warum ist das Buch interessant für dich?

Entführt den Leser in eine andere Dimension. Die Bindungen zu anderen Menschen Thema. Wie stabil oder instabil sind diese.

die Autorin an sich:

Ursprünglich Krimiautorin, das spürt man deutlich.

andere Werke:

Mexikoring

Meinung und Kritik:

Teilweise verwirrend.
Der Kapitän will den Fluch brechen, Iva ebenso. Alle anderen Passagiere fühlen sich wohl. Eine Konferenz wird einberufen. Feminismus und Matriarchat: der Kapitän wird durch zwei Frauen ersetzt. Das Schiff wandelt erneut den Rumpf und Überbau. Von der Titanic zum modernen Kreuzfahrtschiff mit jeweils eigener Geschichte.


Empfehlung für andere Leser mit Fazit:

Für Liebhaber mysteriöser Ereignisse perfekt. Das Rätselraten macht schon Laune. Weshalb entscheiden sich manche Passagiere für oder gegen den Aufenthalt auf der MS. Eine große Rolle spielen die Frauen. Wer ist die Buddelschiff-Verkaeuferin tatsächlich. Dennoch machen die schwierigen Einzelschicksale sehr betroffen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.10.2022

Ohne Bücher geht nichts

Das Gesetz der Natur
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Inhalt:

Gaia, die Gottheit aus der griechischen Mythologie modern interpretiert und kundig ausgearbeitet. Auch der Göttin Dasein war extrem. Gaia, die personifizierte Erde und die Gebärerin. ...

Inhalt:

Gaia, die Gottheit aus der griechischen Mythologie modern interpretiert und kundig ausgearbeitet. Auch der Göttin Dasein war extrem. Gaia, die personifizierte Erde und die Gebärerin. Marinos der mittelgriechische Tagekaiser. Im aktuellen Roman leben Gaia Marinos Vorfahren auf verseuchtem Land. Als Deformierte wurden dessen Bewohner verfolgt.

das Cover und die Gestaltung:

Das Cover zeigt eine athletische Frau, vor einem spiegelnden Gewässer unter einem extra hohen grünen Blätterdach.
Das Idyll steht quasi im krassen Gegensatz zu der unbarmherzigen Handlung.

Wie ist das Thema und die Geschichte:

Andersartigkeit in einer endzeitlichen Extremsituation.


Wie findest du den Schreibstil?

Sehr oft wiederholt die Autorin das Wort Mutantin. Das fällt leicht unangenehm auf.

Die Autorin liebt ihre Hauptfigur sehr, möchte wohl Sympathie für die unschuldige Vollwaise wecken, was ihr durchaus gelingt. Der Schreibstil ist klar, aber meinungsbildend.

Explizit wird beschrieben wie Gaia erst Kind, dann Landwirtin, Mutter, Gefährtin, dann Gladiatorin, Kohortenanführer und schließlich Bücher findet. Wie man Felle gerbt und Trockenfleisch herstellt, wird präzise erklärt.

Haben dir die Figuren gefallen?

Gaia erweckt zunächst Mitleid. Ihr Mitgefühl für ihre Haustiere ist sehr groß. Später entwickelt sie Mordlust.

Julie Bonaparte von den Calistoniten erinnert sie an ihre eigentliche Mission. Julie wird als listige kleinkriminelle Vagabundin beschrieben. Julie arbeitet als Schwertschluckerin. Sie verliebt sich in die Mutantin.
Häscher Hagen bricht aufgrund einer winzigen Dosis Fliegenpilz, zusammen. Gaia wird zu befreundeten Rebellen entführt. Das Leben auf Calistos Burg ähnelt mittelalterlicher Lebensweise.
Julies wilde Protege soll Friede durch das Auffinden der vermissten letzten Bücher in die neuamerikanische Welt bringen. Nur für diese Aufgabe wird sie vom Feldherrn Gregor freigestellt und begnadigt. Um eine Landkarte zu erhalten ermordet sie dessen obersten Leser.
Die männlichen Nebenfiguren erscheinen insgesamt wenig vorbildhaft. Verwirrt vom allgemeinen Chaos. Es gibt nur zwei Ausnahmen.


Sind sie authentisch?

Julie ist Fan von Gaia. Sie wird sie nicht los. Ihre Körperkraft fasziniert. Gaia wird von ihrem Mentor getrennt, was sie emotional sehr schmerzt. Ihr nächster männlicher Unterstützer bildet sie zur Kriegsmaschine aus und stellt sie öffentlich in der Arena zur Schau, bewundert sie, behandelt sie kurz wie eine königliche Gefährtin. Die Duelle sind grausam. Gaia will Rache an Gregor. Der Sohn wird indes von drei Ammen umsorgt.
Später begleitet ein Bärenjunges Gaia und ihr Neugeborenes. Doch sie muß zurück nach Eden.
Starke Gefühle wüten in Gaia.

Warum ist das Buch interessant für dich?

Die starke Bindung, die Gaia zu ihrem Sohn aufbaut, ist großartig dargestellt. Endlich hat sie wieder Familie. Dennoch wird sie allmählich vom Opfer zur Schlächterin. Tierischen und menschlichen Helfer verschont Gaia manchmal. Ihre Gefühle Calisto gegenüber sind zwiegespalten. Schafft sie die Umkehr. Sie hat den Willen dazu. Halb verhungert findet sie die angeforderte geistige Nahrung, jenseits der giftigen Sümpfe. Julies Heimat. Der Sohn ist erst acht Jahre alt, als ein Berglöwe die Mutter beinahe tötet.

die Autorin an sich, andere Werke:

2016 gelang Solomonica de Winter ein erster Bestseller mit "Blue", nun folgt ihr Comeback mit "Gaia". Ihr Vater ist Leon de Winter.

Meinung und Kritik:

Heldin Gaia hat auch zunächst positive Eigenschaften. Sie liebt ihre Haustiere, ist sehr lernfähig. Mehrmals muss sie eine Zuflucht mit ihren Hühnern, Kühen und Lämmern verlassen. Als vertriebene Mutter tötet sie Bären, Berglöwen, ein Krokodil. Sie braucht Felle und Fleisch. Das lässt sie sehr brutal erscheinen. Aufgrund ihres deformiertenÄußeren, monströsem Haupt, naessender, schuppender Hände, erlebt sie viel Gewalt, wird beinahe von ihrem Bataillon aus Neid zu Tode getrampelt. Sie hat magische Hände, die sie nur in allerhöchster Not zur Verteidigung einsetzt. Sie wird beinahe hingerichtet, wie ihre Eltern, obwohl sie zunächst als unschuldige Bäuerin arbeitet und auch schwanger ist von einem Peiniger. Später beschützt sie andere Frauen. Gaia will eigentlich friedlich ihr Land bebauen. Mehrmals überlebt sie nur knapp. Ziemlich überraschend endet dieser dystopische Roman mit einem Zitat aus der Bibel.

Insgesamt doch ein sehr unterhaltsames Werk.

Empfehlung für andere Leser*innen mit einem kleinen Fazit:

Je nachdem wie viel Publikum die Odyssee liebt, wird es eine oder zwei Fortsetzungen geben. Schon bald?

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.10.2022

Plädoyer für die Liebe

Was nicht war, kann ja noch werden
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Cover und die Gestaltung:

Weiße und gelbe Riesenblockschrift -Buchstaben ganzseitig auf grünem Hintergrund. Eine kleine Frau im Schneidersitz in der Schwebe neben einem überdimensionierten ...

Cover und die Gestaltung:

Weiße und gelbe Riesenblockschrift -Buchstaben ganzseitig auf grünem Hintergrund. Eine kleine Frau im Schneidersitz in der Schwebe neben einem überdimensionierten grellgelben "JA".

Thema und die Geschichte:

Fräulein Thun in Hamburg. Sie wohnt mit ihrem festen Freund zusammen. Eine Freundin aus Jugendtagen kommt vorbei. Kurz darauf fährt sie nach Hause. Was erwartet sie dort? Was gibt sie in Hamburg auf.
Zum Anfang der Geschichte findet der Leser einen QR-Code mit vielen Songs von 2009, die diese Story musikalisch untermalen.
Eine ausführliche erotische Szenerieskizze manifestiert ihre Seelenverwandtschaft zum Ex-Freund Chris.
Freya hat einst ihr Frühchen verloren.

Schreibstil:

Flapsig moderne Umgangssprache, durchaus sympathisch. Glorifizierende Beschreibungen der Ex-Liebhaber. Wein, kühles Bier, Gras, Ofenkäse, die Snacks der Neuzeit werden als Leckereien hochstilisiert. Im Gegensatz dazu: Baumrinden-Tee.

Figuren, authentisch:

Freya aus der großen Stadt kehrt zurück aufs Land. Allerbeste Freunde und Freundinnen aus der Kleinstadt werden erneut aufgesucht. Familiengründung. Jugendliebe Chris wird heroisiert. Seine Sanftheit fasziniert Freya. Beide hinken etwas hinterher. Freyas Eltern Sybille und Thomas, ein Landwirt und seine esoterische Ehefrau werden meisterhaft portraitiert, sehr anschaulich beschrieben. Gegensätze ziehen sich an. Chris Vater ist verstorben.

Warum ist das Buch interessant für dich:

Einblicke in die Arbeitswelt und die Musik der Jugend um 2009. Die Arbeit in einer Werbeagentur wird analysiert. Freiberufliche Tätigkeit, Weiterentwicklung der Milchwirtschaft und Nebenerwerbswirtschaft, Einblicke ins Eventmanagement im konkreten Fall werden erläutert.

die Autorin an sich:
andere Werke:

Liebe(r) am Arsch der Welt

Eine talentierte Nachwuchs-Schriftsstellerin berichtet über ihre Erfahrungen mit der modernen Arbeitswelt.

Meinung und Kritik:

Ein vergnüglicher Roman über die immerwährende große Liebe, die ewig währt. Ernste Themen werden nicht ausgespart.

Empfehlung für andere Leser*innen mit kleinen Fazit:

Empfehlenswert für alle Leser, die diesen Roman als Anregung für IHREN persönlichen Rückblick auf die Vergangenheit nehmen möchten.

  • Einzelne Kategorien
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.10.2022

Träumereien

Auf der Zunge
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Auf der Zunge
von
Jennifer Clement

Das Cover zeigt eine moderne jüdische Mutter, die offenbar kurz ausbricht.

Der Bucheinband zeigt die verschwommene Silhouette der Frau. Sie trägt ein ganz ...

Auf der Zunge
von
Jennifer Clement

Das Cover zeigt eine moderne jüdische Mutter, die offenbar kurz ausbricht.

Der Bucheinband zeigt die verschwommene Silhouette der Frau. Sie trägt ein ganz einfaches gestreiftes T-Shirt-Kleid. Gefangen und abhängig vom Mann.

Das Thema "Auf der Zunge" beginnt mit der Vorstellung eines langjährigen jüdischen Ehepaars, Eltern einer erwachsenen Tochter, bei ihrer geübten Routine: das Paar geht seit Jahrzehnten jeden Freitag auswärts essen. Ein oberflächliches Gespräch. Eine kleine Chance, wieder
mehr Nähe und mehr Verständnis von ihrem Mann zu erlangen. Sie erwartet jedoch, dass der Mann ihre Vorstellungen errät.

Die Geschichte wird aus der Perspektive der vernachlässigen Ehefrau entwickelt. Es ist ihr Monolog. Ihr Mann ist unsichtbar, abwesend, wohl in seiner Anwaltspraxis, nicht an ihrer Seite, nutzt seine Chance nicht. Seine Frau fühlt sich vernachlässigt und alleingelassen in der Wohnung mit seiner Kleidung, seinen Hüllen. Er wird wohl sehr bald zurück kommen.


Die Ehepartner sollten sich mehr umeinander kümmern. Bemerkt ihr Mann gar nichts?
Seine Frau versucht fehlende Zärtlichkeit zu kompensieren, durch oberflächliche Kontakte, fühlt sich schuldig, kann mit dem Mann nicht darüber sprechen. Das ist traurig. Er fragt immerhin etwas unbeholfen: wo warst du?

Die Frau erfährt flüchtige Begegnungen, Gespräche, und auch Zärtlichkeiten. Geschenke, auch gute Ratschläge, Gegenstände wie ein Ehering von einem fremden alkoholabhängigen Arzt. Die Heilkraft der Medizin. Ein Pfirsich, das Geschenk eines Strassenhändlers ist in der Phantasie plötzlich ein Apfel. Lebensmittel, eine Quelle der Kraft. Ein Vogel im Käfig erscheint wie eine Schlange, wie bei Adam und Eva. Ein Kieselstein versinkt im roten Meer, eigentlich ein städtischer Badebetrieb. Ein Gedicht auf einem dem abgenutzten Zettel, eines Veteranen. Ein Päckchen Drogen, begleiten sie auf ihrem weiteren Weg.

Sie "vermählt" sich mit einem alkoholabhängigen Arzt, schließlich mit einer obdachlosen Frau. Ein Verkehrspolizist sorgt sich um sie.
Ab Seite 125 folgen Zitate aus diversen Büchern.

Die Frau besucht verschiedene Plätze ihrer Heimatstadt New York. Das Ausbrechen aus ihrer Komfortzone ist nicht völlig ungefährlich. Sie begegnet zwielichtigen Gestalten. Sie traut sich nicht, ihre Gedanken laut zu äußern. Die ungesagten Wünsche liegen "auf der Zunge", bleiben ungesagt.

Vor der Rückkehr ins Zuhause zoomt sie ins Jahr 1896 zurück. Ein kleines Mädchen verunglückte tödlich, direkt vor dem Gebäude, kurz bevor seine Mutter völlig ahnungslos von der Arbeit zurück kehrte. Eine kleine tragische Zeitreise zurück. Wie schrecklich, wenn das Kind vor den Eltern stirbt.

Ursprünglich stammt die Mutter aus einer ukrainischen Stadt. Sie fühlt sich unattraktiv, hat Angst vor Vertreibung, ihr jüdisches Erbe denkt sie, vor gesellschaftlichem Abstieg. Ihre glückliche Jugendzeit mit ihren Eltern und ihrer bejahrten Grosstante, gibt ihr Kraft.
Wo ist die erwachsene Tochter der Frau inzwischen? Kann sie ihr Halt geben? Darüber wird nichts bekannt.

Schließlich betritt die Obdachlose auf Zeit, sie fühlt sich so, wieder ihren absicherte Wohnung, ihre Zuflucht. Dort hat sie viele Jahre gelebt und gearbeitet. Sie hat auch viele praktische Fähigkeiten und Talente.
Wird ihr Mann bald nach Hause kommen?

Der Schreibstil ist konkret hinsichtlich der Ortsbeschreibungen. Die Feuertreppen New York's, der Plätze und bekannten Straßen, die fast jeder gut aus New-York-Besuchen oder amerikanischen Filmen, kennt sind akribisch beschrieben. Ungewöhnliche Einzelheiten über die Lebendigkeit der Treppen
erfährt man im Buch.

Die Männer bleiben konturenlos, namenlos. Wie ihr Mann definiert über den Beruf. Erhalten diese etwas persönliche Ecken und Kanten. Letztendlich sind sie alle ohne größere Bedeutung für die Frau. Sie kommen und gehen.

Zur Authenzitaet: die Anonymität in der Großstadt New York wird treffend beschrieben. Man kommt sich zwar schnell nah, geht jedoch unverbindlich schnell wieder auseinander. Herzlich einerseits und offen, distanziert und verschlossen andererseits, auch sehr egoistisch und wenig sozial. Ein jeder hat seine Probleme, kommt irgendwie klar.

Die Hauptfigur des Romans arbeitet ehrenamtlich in einer Bibliothek. Sie liest viel. Eine durchaus sympathische und menschliche Person. Eine gute Zuhörerin.

Vermengt sie in den geschilderten Begegnungen reale Elemente mit Szenen aus Büchern mit Tagträumen. Lindern die Verquickungen wirklich ihren Schmerz. Inwiefern findet sie Trost in "ihrer Stadt", ist alles oder das meiste ein Trost spendendes Hirngespinst.

Die Phantasie gipfelt im Höhepunkt in einer intensiv erlebten Begegnung mit einem Astronauten mit dem sie zum Meeresgrund in ein Schiffswrack sinkt. Sie ist seine Ergänzung. Eine Reise vom All zum Meeresboden. Das ist Fiktion.

Sie wechselt nun sogar das Geschlecht in der nächsten Begegnung, mit einem jüdischen Musiker im Regen ist sie der Mann und er die Frau. Sie ist der Regen des Regenmannes. Die heilende Kraft der Musik.
In der Phantasie wird vieles Unmögliche möglich.

Sie denkt auch konkret über Scheidung nach, die Aufteilung des Hausrats, doch wie soll sie auf sich gestellt wirtschaften? Hilft ihr Arbeitgeber?

Das sind meine ganz persönlichen Eindrücke. Ich habe die Lektüre an zwei Tagen mitverfolgt. Der Titel "auf der Zunge".

Die Autorin, Jennifer Clement hat bereits erfolgreich Filmvorlagen verfasst.

Das Buch weckt nicht nur bei mir das Interesse für die weiteren Werke der Schriftstellerin.
Zwei Romane über Frauenschicksale in Mexiko. Beide Werke sind gesellschaftskritisch. Die Zustände in Mexiko müssen verbessert werden.

Dieser Roman hat ein anderes Thema. Die Frau zeigt uns ihre kleine Welt.
Vieles wird angerissen, nicht ausgearbeitet. Das Empty Nest Syndrom, die Qualität der Partnerschaft danach, Midlife-Crisis, Emanzipation, die heilende Kraft der Gemeinschaft und der Phantasie, der Religion, alles Kraftquellen.
Ob es ein Bestseller wird, gut möglich.

Ein Plädoyer für die Liebe.

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Veröffentlicht am 13.10.2022

Bodyshaming und Mutterliebe

Lügen über meine Mutter
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Lügen über meine Mutter
von
Daniela Droescher

kurze Inhaltsbeschreibung:

Ein idyllischer Ausflug mit der Mutter und der geliebten Stoffpuppe nach Himmelstädt zu den Eltern der Mutter am Beginn. ...



Lügen über meine Mutter
von
Daniela Droescher

kurze Inhaltsbeschreibung:

Ein idyllischer Ausflug mit der Mutter und der geliebten Stoffpuppe nach Himmelstädt zu den Eltern der Mutter am Beginn. Hier spielt der Körperumfang eine Nebenrolle. Der Opa liebt seine Frau. Ein Fluchtpunkt für Mutter und Tochter. Deren Vater und dessen Eltern sind wenig begeistert. Sie reagieren empfindlich, fordern nur.
Am Ende erbt die Mutter, ihre Position verbessert sich dadurch.

Cover und die Gestaltung:

Das Cover deutet den Inhalt nicht direkt an. Es wirkt insgesamt harmonisch in gelb, rosa und schwarz. Ein diffuser schwarzer Schatten - die Mutter?

Thema und die Geschichte:

Alles Lügen über die Mutter. Dicke sind faul. Sie hat ein großes Herz, arbeitet als Sekretärin, nimmt zusätzlich ein verwaistes Nachbarskind auf. Backt gerne, pflegt die demente Mutter und das Nesthäkchen der Familie obendrein, interessiert sich für Mode und Weiterbildung. Sie
überfordert sich dabei.

Schreibstil:

Ganz ruhiger Schreibstil, wie das Landleben in Obach. Kleine Katastrophen im Familienleben und Dorfleben werden bildhaft geschildert und auch psychologisch gedeutet. Ein beschauliches ländliches Dorf im Hunsrück ohne viele Möglichkeiten trägt zur Verschlimmerung der Lage bei.


die Figuren gefallen? Sind sie authentisch?

Alle Figuren haben Ecken und Kanten. Es wird viel kritisiert und geschimpft.

Die Nachbarin, die Bopp sorgt für Reibereien. Oma Ella und Opa Adam wohnen nicht am Ort. Opa Ludwig und Oma Martha sind involviert. Eine fremde Frau wird zur Konkurrenz. Der Vater ist ungerecht und damit unsympathisch. Nie reicht es.

Im Zentrum steht die Mutter von Ela. Sie strengt sich sehr an, ist sympathisch. Man wird aber von der negativen dominanten Einschätzung des Vaters beeinflusst.

Die Mutter macht viele Diäten um ihrem Ehemann zu gefallen. In diesem Punkt wird er sehr gehässig und verletzend.
Auch durch Kleidung kommuniziert die Mutter ihre Gefühlslage.

Die Schwiegereltern halten wenig zu ihr. Die Schwester ihres Ehemannes erst, als es zu extrem wird. Tante Lu, kinderlos und berufstätig. Sie hat meine Sympathie.

das Buch ist interessant:

China, Argentinien, Daniela's Vater möchte reisen. Karriere machen. Nach einer Auslandsreise findet er das Haus verschlossen vor. Die Mutter hat die Reise bezahlt, auch den Hausbau und seine Autos. Es reicht. Die Diäten schaden ihrer Gesundheit.
Den Vornamen der Mutter erfährt der Leser nicht. Die Mutter - sie wird auf diese Rolle reduziert und ist doch viel mehr. Sie liebt auch ihren Mann.

die Autorin: andere Werke:

Dieser Roman ist autobiografisch.
Daniela Droescher hat seit 2009 vier weitere Bestseller verfasst.

Meinung und Kritik:

Man spürt ganz deutlich die Liebe der Tochter zu ihrer Mutter. Sie soll diese mit ihrer Beschreibung schützen, was ihr auch gelingt.

Ein Plädoyer gegen überzogenes Patriarchat. Die oft unbegründeten Schuldzuweisungen des Vaters führen am Ende doch zur Trennung.

Empfehlung für andere Leser mit einem kleinen Fazit:

Ich empfehle das Buch. Für Mütter und ihre Töchter. Auch für alle Menschen, die gegen Bodyshaming sind. Team Diversity - auch Väter sollten einen Blick ins Buch werfen.

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