Ein gelungener Auftakt
Infiziert (Bd.1)Der menschliche Organismus ist zu jeder Zeit Bakterien und Viren ausgesetzt und dank eines funktionierenden Immunsystems werden wir Menschen nicht ständig krank. Jedoch wird die Bedrohung durch gefährliche ...
Der menschliche Organismus ist zu jeder Zeit Bakterien und Viren ausgesetzt und dank eines funktionierenden Immunsystems werden wir Menschen nicht ständig krank. Jedoch wird die Bedrohung durch gefährliche und multiresistente Erreger immer größer. Das liegt vor allem an dem vorschnellen Einsatz von Antibiotika – der selbst in der Fleischproduktion zum festen Alltag gehört und die Rückstände der Medikamente von uns Menschen mit der Nahrung aufgenommen werden. Es gibt viele Länder, die bereits gegen viele multiresistente Keime kämpfen müssen, weil es dort keine Rezeptpflicht für Antibiotika gibt. Sie werden einfach bei jedem Schnupfen eingenommen. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, wird es in den kommenden Jahrzehnten bald kein Antibiotikum mehr geben, das gegen die multiresistenten Erreger wirken kann. Unheimlich, oder? Die Autorin Teri Terry hat sich in ihrem neuen Buch „Infiziert“ – der erste Band einer Trilogie - einem solchem Szenario angenommen.
In „Infiziert“ bedroht eine Epidemie, die sich von Haus zu Haus, von Stadt zu Stadt und bis über die Landesgrenzen schleicht, die Bewohner Großbritanniens. Der Ursprung dieser Katastrophe liegt für die meisten Betroffenen jedoch im Verborgenen. Wir Leser werden durch die literarische Hauptfigur Callie aufgeklärt und erleben den Ausbruch von der ersten Sekunde an mit.
Callie wurde entführt, in ein Versuchslabor verschleppt und als Forschungsobjekt missbraucht. Sie ist eine sehr ungewöhnliche Protagonistin, weil Callie bereits in den ersten Kapiteln stirbt und trotzdem weiterhin ein wichtiger, aktiver Teil für die Handlung ist. Mit Shay wird ihr eine weitere weibliche literarische Hauptfigur zur Seite gestellt. Beide berichten abwechselnd aus ihrer eigenen Perspektive über das Geschehen. Shay und Callie haben kaum Gemeinsamkeiten und doch scheinen ihre Schicksale sehr eng verbunden zu sein. Denn Shay ist offenbar Zeugin der Entführung geworden und setzt nun alle Hebel in Bewegung, um Callie zu finden. Jedoch scheint ihr Vorhaben sehr riskant zu sein und sie ahnt nicht, welche dramatischen und tödlichen Ereignisse auf sie zukommen.
Als ich erfuhr, dass Teri Terry an einer neuen dystopischen Trilogie schreibt, stand für mich fest, dass ich diese Bücher lesen muss. Denn schon ihre erste Trilogie „Gelöscht“ hat mich mitgerissen und wirklich begeistert. Und obgleich ich die Bücher vor einigen Jahren gelesen habe, sind die geniale Handlung und die interessanten Charaktere immer noch absolut präsent. Dem entsprechend hoch waren also meine Erwartungen, bevor ich „Infiziert“ aufschlug. Enttäuscht wurde ich von Teri Terry nicht und sie nahm mich ab der ersten Seite gefangen und zog mich mit jedem gelesenen Kapitel ein wenig mehr ins Geschehen hinein.
Die Handlung, die wie in diesem Genre üblich nicht ohne eine Liebesgeschichte auskommt, strotzt vor Spannung und interessanten und überraschenden Ereignissen. Weil man als Leser am Anfang direkt und ohne Erklärungen ins Geschehen geworfen wird, kommen erst einmal einige Fragen auf. Fragen, die nach und nach beantwortet werden.
Für mich war es sehr faszinierend mitzuerleben, wie ein vermeintlicher Erreger von Mensch zu Mensch getragen wird und katastrophale Zustände zur Folge hat. Denn in anderen Dystopien erleben wir Leser ja meist nur das Resultat einer solchen Katastrophe und erhalten nur bruchstückhafte Informationen über dessen Ursprung.
Bei einigen Erklärungen oder Auflösungen gab es für mich jedoch ernüchternde Momente, weil es etwas überzogen wirkte. Hier schweift Teri Terry von dem genialen Gedanken, die Welt mit einem fiesen Erreger zu bedrohen ab und driftet von der Medizin in die Quantenphysik ab. Das war für mich ein Punkt, an dem die Geschichte etwas von ihrem Reiz verloren hat. Dasselbe Problem hatte ich mit Shay. Auch sie erkrankt im Laufe der Handlung - was absehbar war - und währenddessen passiert etwas mit ihr, was mir ein nüchternes Kopfschütteln abringen konnte. Einfach too much! Nichtsdestotrotz las ich die Geschichte weiter, weil es einfach noch zu interessant war, um aufzuhören. Nach den vielen rasanten und enorm spannenden Kapiteln folgten im letzten Drittel viele ruhigere Passagen, die mich wieder daran erinnerten, dass es sich um eine Trilogie handelt und Teri Terry womöglich nicht ihr ganzes Pulver in diesem Band verschießen wollte. Das Ende entließ mich zufrieden und zurück blieb eine große Neugierde auf die kommenden Bände.
In „Infiziert“ hat sich Teri Terry wieder einer sehr interessanten Thematik für eine imposante Trilogie angenommen. Die Autorin überzeugt erneut mit authentischen Charakteren und einem rasanten Schreibstil, dem man sich nur schwer entziehen kann. Über einige Längen im letzten Drittel kann man gut hinwegschauen, jedoch hatte ich in wenigen Szenen das Gefühl, das es ein wenig zu viel des Guten war. Hier wäre weniger mehr gewesen und die Handlung hätte es absolut nicht nötig gehabt.
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