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Veröffentlicht am 12.10.2017

Eine humorvolle und lebendige Geschichte

Der verrückte Erfinderschuppen
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Aus meiner Kindheit sind mir viele schöne Erinnerungen geblieben. Vor allem von den Momenten, wo ich mich so richtig ausleben durfte und draußen in der Natur nach aufregenden Abenteuern gesucht habe. Am ...

Aus meiner Kindheit sind mir viele schöne Erinnerungen geblieben. Vor allem von den Momenten, wo ich mich so richtig ausleben durfte und draußen in der Natur nach aufregenden Abenteuern gesucht habe. Am besten konnte ich das bei meiner Oma, die ich an fast jedem freien Tag besucht habe. Denn ich hatte nicht nur die weltbeste und liebste Oma, die es je gegeben hat, sondern auch eine Oma, deren Haus von viel Natur und unzähligen Möglichkeiten umgeben war. Vor einigen Wochen wurde ich dank meiner Lektüre
„Der verrückte Erfinderschuppen: Der Limonaden-Sprudler“ von Lena Hach und Daniela Kulot an diese wunderschönen und unvergesslichen Momente erinnert. Die Geschichte dieses Kinderbuches handelt von drei kreativen und mutigen Freunden, die sich zusammentun, um spannende Dinge zu erfinden.

Mit den drei äußerst kreativen und sehr verschiedenen Freunden wird es in dieser Geschichte nie langweilig: Fred, der Erzähler und die Seele dieses Buches, Walter, der immer eine kluge Idee parat hat und Tilda, ein toughes Mädchen, das die Gruppe zusammenhält. Meistens treffen sich die drei im Garten von Tildas Oma. Da gibt es einen alten Schuppen - der kurzerhand zum „Erfinderschuppen“ deklariert wird - und leckere Kekse von Tildas Oma. Und es könnte wirklich wunderbar sein, wenn es nicht die neugierigen und zänkischen Nachbarn – alias der Dicke und der Dünne – gäbe.

In „Der verrückte Erfinderschuppen: Der Limonaden-Sprudler“ erleben wir Leser, wie man einen superleckeren und ungesunden - alle superleckeren Sachen sind ungesund - Limonaden-Sprudler entwickelt und was dabei alles schief gehen kann. Zum Nachahmen eignen sich diese Erfindungen jedoch nicht, denn da kann es durchaus passieren, dass man Wände neu streichen oder dass man sehr viel Flüssigkeit trinken muss, um die bunte Haut loszuwerden, die man dank des Sprudlers bekommen hat. Achtung! Auch die Haustiere sollte man während des Lesens in Sicherheit bringen. Denn das mit der Farbe funktioniert nicht nur bei Menschen …

Das Kinderbuch ist mit seinen 160 Seiten, 34 unterhaltsamen und dynamischen Kapiteln und der großen Schrift der Zielgruppe ab 8 Jahren angepasst und wird durch lebendig wirkende Illustrationen von Daniela Kulot, die in schwarz-weiß gehalten sind, ergänzt. In einem sehr lockeren und manchmal leicht rotzigen Stil, der durchaus zu den munteren Charakteren und der lebendigen Handlung passt, lässt Lena Hach ihre literarische Figur Fred über die Ereignisse rund um dem Erfinderschuppen berichten. Dabei gibt es viele urkomische Situationen, die nicht nur bei der Zielgruppe für einige Lacher sorgen. Ich habe dieses Buch sehr beschwingt in einem Rutsch gelesen und fühlte mich gut unterhalten. Schön fand ich, dass neben den sehr humorvollen Szenen einige Sequenzen mit etwas tiefgründigeren Themen in dieser Geschichte enthalten sind.

In einer Situation hätte ich mir gerade wegen des Alters der Zielgruppe eine etwas klarere Botschaft gewünscht. Und zwar kommt es zu einer unliebsamen und übergriffigen Begegnung mit dem Dicken und dem Dünnen, wo diese die Kinder attackieren. Auch wenn sich Fred, Max und Tilda gut wehren können und es für die Nachbarn alles andere als lustig endet, hätte ich mir gewünscht, dass sie sich einem Erwachsenen mitteilen. Aber das ist der einzige Kritikpunkt, den ich habe.

„Der verrückte Erfinderschuppen: Der Limonaden-Sprudler“ von Lena Hach und Daniela Kulot ist ein humorvolles und sehr lebendiges Jugendbuch und der erste Band einer vielversprechenden Reihe für junge Leser. Zeitgleich ist mit diesem ersten Buch auch der Folgeband „Der Looping-Dreher“ erschienen.

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Veröffentlicht am 05.07.2017

Ein gelungener Auftakt

Infiziert (Bd.1)
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Der menschliche Organismus ist zu jeder Zeit Bakterien und Viren ausgesetzt und dank eines funktionierenden Immunsystems werden wir Menschen nicht ständig krank. Jedoch wird die Bedrohung durch gefährliche ...

Der menschliche Organismus ist zu jeder Zeit Bakterien und Viren ausgesetzt und dank eines funktionierenden Immunsystems werden wir Menschen nicht ständig krank. Jedoch wird die Bedrohung durch gefährliche und multiresistente Erreger immer größer. Das liegt vor allem an dem vorschnellen Einsatz von Antibiotika – der selbst in der Fleischproduktion zum festen Alltag gehört und die Rückstände der Medikamente von uns Menschen mit der Nahrung aufgenommen werden. Es gibt viele Länder, die bereits gegen viele multiresistente Keime kämpfen müssen, weil es dort keine Rezeptpflicht für Antibiotika gibt. Sie werden einfach bei jedem Schnupfen eingenommen. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, wird es in den kommenden Jahrzehnten bald kein Antibiotikum mehr geben, das gegen die multiresistenten Erreger wirken kann. Unheimlich, oder? Die Autorin Teri Terry hat sich in ihrem neuen Buch „Infiziert“ – der erste Band einer Trilogie - einem solchem Szenario angenommen.

In „Infiziert“ bedroht eine Epidemie, die sich von Haus zu Haus, von Stadt zu Stadt und bis über die Landesgrenzen schleicht, die Bewohner Großbritanniens. Der Ursprung dieser Katastrophe liegt für die meisten Betroffenen jedoch im Verborgenen. Wir Leser werden durch die literarische Hauptfigur Callie aufgeklärt und erleben den Ausbruch von der ersten Sekunde an mit.
Callie wurde entführt, in ein Versuchslabor verschleppt und als Forschungsobjekt missbraucht. Sie ist eine sehr ungewöhnliche Protagonistin, weil Callie bereits in den ersten Kapiteln stirbt und trotzdem weiterhin ein wichtiger, aktiver Teil für die Handlung ist. Mit Shay wird ihr eine weitere weibliche literarische Hauptfigur zur Seite gestellt. Beide berichten abwechselnd aus ihrer eigenen Perspektive über das Geschehen. Shay und Callie haben kaum Gemeinsamkeiten und doch scheinen ihre Schicksale sehr eng verbunden zu sein. Denn Shay ist offenbar Zeugin der Entführung geworden und setzt nun alle Hebel in Bewegung, um Callie zu finden. Jedoch scheint ihr Vorhaben sehr riskant zu sein und sie ahnt nicht, welche dramatischen und tödlichen Ereignisse auf sie zukommen.

Als ich erfuhr, dass Teri Terry an einer neuen dystopischen Trilogie schreibt, stand für mich fest, dass ich diese Bücher lesen muss. Denn schon ihre erste Trilogie „Gelöscht“ hat mich mitgerissen und wirklich begeistert. Und obgleich ich die Bücher vor einigen Jahren gelesen habe, sind die geniale Handlung und die interessanten Charaktere immer noch absolut präsent. Dem entsprechend hoch waren also meine Erwartungen, bevor ich „Infiziert“ aufschlug. Enttäuscht wurde ich von Teri Terry nicht und sie nahm mich ab der ersten Seite gefangen und zog mich mit jedem gelesenen Kapitel ein wenig mehr ins Geschehen hinein.
Die Handlung, die wie in diesem Genre üblich nicht ohne eine Liebesgeschichte auskommt, strotzt vor Spannung und interessanten und überraschenden Ereignissen. Weil man als Leser am Anfang direkt und ohne Erklärungen ins Geschehen geworfen wird, kommen erst einmal einige Fragen auf. Fragen, die nach und nach beantwortet werden.
Für mich war es sehr faszinierend mitzuerleben, wie ein vermeintlicher Erreger von Mensch zu Mensch getragen wird und katastrophale Zustände zur Folge hat. Denn in anderen Dystopien erleben wir Leser ja meist nur das Resultat einer solchen Katastrophe und erhalten nur bruchstückhafte Informationen über dessen Ursprung.
Bei einigen Erklärungen oder Auflösungen gab es für mich jedoch ernüchternde Momente, weil es etwas überzogen wirkte. Hier schweift Teri Terry von dem genialen Gedanken, die Welt mit einem fiesen Erreger zu bedrohen ab und driftet von der Medizin in die Quantenphysik ab. Das war für mich ein Punkt, an dem die Geschichte etwas von ihrem Reiz verloren hat. Dasselbe Problem hatte ich mit Shay. Auch sie erkrankt im Laufe der Handlung - was absehbar war - und währenddessen passiert etwas mit ihr, was mir ein nüchternes Kopfschütteln abringen konnte. Einfach too much! Nichtsdestotrotz las ich die Geschichte weiter, weil es einfach noch zu interessant war, um aufzuhören. Nach den vielen rasanten und enorm spannenden Kapiteln folgten im letzten Drittel viele ruhigere Passagen, die mich wieder daran erinnerten, dass es sich um eine Trilogie handelt und Teri Terry womöglich nicht ihr ganzes Pulver in diesem Band verschießen wollte. Das Ende entließ mich zufrieden und zurück blieb eine große Neugierde auf die kommenden Bände.

In „Infiziert“ hat sich Teri Terry wieder einer sehr interessanten Thematik für eine imposante Trilogie angenommen. Die Autorin überzeugt erneut mit authentischen Charakteren und einem rasanten Schreibstil, dem man sich nur schwer entziehen kann. Über einige Längen im letzten Drittel kann man gut hinwegschauen, jedoch hatte ich in wenigen Szenen das Gefühl, das es ein wenig zu viel des Guten war. Hier wäre weniger mehr gewesen und die Handlung hätte es absolut nicht nötig gehabt.

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Veröffentlicht am 18.06.2017

Konnte mich bestens unterhalten

Strom auf der Tapete
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Wer ist mein Vater? Mit dieser Frage entwickelt sich Ron Robert Rankes 16. Geburtstag zu einer Beinah-Katastrophe. Nachdem er ein altes Foto in der Küchenschublade gefunden hatte, stand für ihn fest, dass ...

Wer ist mein Vater? Mit dieser Frage entwickelt sich Ron Robert Rankes 16. Geburtstag zu einer Beinah-Katastrophe. Nachdem er ein altes Foto in der Küchenschublade gefunden hatte, stand für ihn fest, dass er seinen Vater finden möchte. Völlig planlos begibt er sich zusammen mit seiner Mitschülerin Clara und einem geliehenen Cabriolet auf die Suche nach dem Unbekannten und durchlebt einige abenteuerliche Turbulenzen, wie Prügeleien und den ersten Absturz mit Alkohol, aber auch sehr intensive und nachdenkliche Momente.

Nach einer literarischen Figur a lá Ron Robert Ranke muss man lange in den üblichen Jugendbüchern suchen, denn er ist schon sehr speziell und enorm unterhaltsam. Der etwas wasserscheue und warmherzige 16-Jährige wohnt in einer Plattenbausiedlung am Rand von Frankfurt/Oder, und auch wenn Ron Robert meist etwas planlos wirkt, weiß er, wie man sich hier über Wasser hält. Das Leben hat ihn abgehärtet, aber nicht abstumpfen lassen. Genau dieser Punkt war für mich sehr faszinierend. Egal wie schroff seine Umgebung ihm entgegentritt, Ron Robert verliert nie seinen wichtigsten Charakterzug – seine Menschlichkeit. Er hadert nicht mit seinem schwierigen Leben und versucht das Beste für sich herauszuholen.

Einen interessanten Kontrast bietet Clara, die geheimnisvolle und anfangs – die Betonung liegt auf anfangs – sehr schweigsame, weibliche Hauptfigur. Clara sitzt seit einem Jahr im Rollstuhl und kommt aus einer sehr betuchten Familie. Zu Beginn wirken beide Charaktere so inkompatibel, öffnen sich aber mit jedem gefahrenen Kilometer ein bisschen mehr und nähern sich einander und ergänzen sich.

Ron Robert Ranke versteht es mit Worten zu fesseln, denn folgt man erst einmal seiner Geschichte, kann man sich ihr nicht mehr entziehen. Das liegt vor allem an seiner außergewöhnlichen und sehr ausdrucksstarken Erzählweise. Mal verzaubert er seine Zuhörer mit einer sanften, bildhaften und fast poetischen Sprache, um sie etwas später mit zahlreichen hingerotzten Metaphern zu überschütten.

Hörbuch "Strom auf der Tapete" von Andrea Badey und Claudia Kühn
Bei der Suche nach seinem Vater erfahren wir viel über die Person Ron Robert Ranke. Wir Leser/Hörer machen Bekanntschaft mit seinem tiefsten Inneren, seinen Ängsten, seiner Überforderung, das Mysterium „Clara“ zu erfassen, aber auch mit seiner Hoffnung darauf, dass das Leben auch etwas Gutes für ihn bereithält. Als Zuhörer kommt man nicht umhin sich mit Ron Robert über jeden Fortschritt auf seiner Suche nach seinem Vater zu freuen und erlebt viele intensive Momente, in denen die wunderbare literarische Hauptfigur auch ein Stück weit zu sich selbst findet.

„Strom auf der Tapete“ von Andrea Badey und Claudia Kühn gleicht einem Roadmovie, jedoch auf eine skurrile Weise. Sie lässt sich nicht mit Geschichten wie „Margos Spuren“ oder „Amy on the Summerroad“ vergleichen, weil die Figuren dieser Geschichte so herrlich verschroben und die Erzählweise sehr ausgefallen sind. Die abwechslungsreiche Handlung ist mit vielen bizarren Momenten und einer großen Portion Situationskomik gespickt. Das Ende kommt sehr unerwartet und offen, wie ein Scheunentor daher und ließ mich irgendwie unbefriedigt und mit vielen Fragen zurück.

Der Shooting-Star des Hamburger Thalia Theaters Steffen Siegmund ist in dem Hörbuch „Strom auf der Tapete“ die Stimme von Ron Robert Ranke und meiner Meinung nach hätte man keinen passenderen Sprecher für diese rasante und sehr lebendige Geschichte finden können. Beim Zuhören spürt man unterschwellig, wie viel Spaß Steffen Siegmund mit diesem Jugendbuch hatte.

Das Hörbuch "Strom auf der Tapete" konnte mich für viele Stunden mit seinen großartigen literarischen Figuren und ihren erfrischenden, stakkatoartigen Dialogen auf ihrer ungewissen Reise bestens unterhalten. Jedoch ließ mich das sehr offene Ende der Geschichte ein bisschen ernüchtert zurück.

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Veröffentlicht am 13.05.2017

Ein ruhiger und tiefgründiger Roman

Der Himmel über Appleton House
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Für mich sind die Empfindungen eines Kindes, welches seine Eltern verloren hat, etwas Unvorstellbares. Plötzlich werden die zarten Wurzeln, die ihm bisher den nötigen Halt gaben, ausgerissen. Unvorstellbar ...

Für mich sind die Empfindungen eines Kindes, welches seine Eltern verloren hat, etwas Unvorstellbares. Plötzlich werden die zarten Wurzeln, die ihm bisher den nötigen Halt gaben, ausgerissen. Unvorstellbar ist es auch, dass ein Kind nach dieser traumatischen Erfahrung wieder einen Ort und eine Familie finden kann, bei denen es sich geborgen fühlt. Das Gefühl von sicherem Halt und Geborgenheit hat Ira, die literarische Hauptfigur aus „Der Himmel über Appleton House“, nie kennenlernen dürfen. Nachdem sie und ihr kleiner Bruder Zac von ihren Eltern zur Adoption freigegeben wurden, führten beide ein sehr rastloses Leben. Sie wurden von einer Pflegefamilie in die nächste gegeben. Immer, wenn sie sich an ihre neuen Pflegeeltern gewöhnt hatten, mussten sie erneut umziehen. Seit ihrem letzten Umzug prasseln viele neue und ungewohnte Dinge auf sie ein. In "Skilly House" werden beide Geschwister mit einem für sie neuen Leben konfrontiert, denn dieses Waisenhaus beherbergt nicht nur zahlreiche Kinder, sondern auch viele Erwachsene, die ihnen viel Herzlichkeit und eine Beständigkeit entgegenbringen. Trotz der Liebe und des Halts, den Ira und Zac dort erfahren, wächst tief in ihnen die Sehnsucht nach einem richtigen Zuhause.

Als ich in der Programmvorschau des Königskinder Verlags den Klappentext zu „Der Himmel über Appleton House“ von S. E. Durrant las, wusste ich, dass ich dieses Buch lesen muss, weil ich sehr gerne tiefgründige Geschichten über bewegende Schicksale lese. Besonders, wenn sie aus der Perspektive eines Kindes erzählt werden.
Obwohl die Beschreibung des Inhalts für meinen Geschmack etwas zu viel von der Handlung verrät, konnte ich die Geschichte ganz unbefangen lesen, weil genügend Zeit vergangen war und ich mich nicht mehr an alle Details erinnern konnte.

Nach einer kurzen Einführung in ihr bisheriges Leben entführt Ira uns nach "Skilly House". Hier werden wir Leser mit dem Alltag in einem Waisenhaus vertraut gemacht, erfahren aber auch viel von den äußeren Umständen Großbritanniens Anfang der 1990`er Jahre.
Obgleich Ira uns durch die Handlung führt, lernen wir Leser - dank ihrer vortrefflichen Beobachtungsgabe und ihrer Ausdruckskraft - sehr viel über die Menschen, die sie umgeben. Vordergründig wird jedoch die Beziehung der Geschwister Ira und Zac abgehandelt. Beide sind wie Feuer und Wasser und ihre Blickwinkel auf die Geschehnisse absolut konträr. Jeder bewältigt sein Schicksal auf eigene Weise und doch ergänzen sie sich perfekt. Durch Ira und Zac erfährt man wie eine erschütternde Erfahrung ein Kind verstören und ihm fast alle Hoffnungen auf ein Wunder nehmen kann. Umso schöner war es für mich, dass ich miterleben durfte, wie ein wunderbares Ereignis die Hoffnungen der Geschwister erblühen ließ.


"Der Himmel über Appleton House" von S. E. Durrant, Jugendbuch, Kinderbuch
Faszinierend war für mich die literarische Hauptfigur Ira, die trotz ihrer kindlichen Sprache auf so reife und ausdrucksvolle Weise über ihr Leben berichtet. Ira ist die "Große", die Verantwortung für ihren kleineren Bruder übernimmt - immer darauf bedacht, dass Zac nie von anderen missverstanden wird. Leider bleibt bei den vielen Sorgen um Zac eine auf der Strecke: die um sich selbst. Ira wirkt anfangs so abgeklärt und desillusioniert. Und doch schwingt zwischen den Zeilen eine tiefe Sehnsucht nach einer richtigen Familie mit. Mit jedem gelesenen Kapitel erlaubt Ira sich, ein bisschen mehr zu träumen und zu hoffen.

In einer Rezension über dieses Buch las ich, dass die Verfasserin die Geschichte mit dem Wort still beschrieben hat. Dem muss ich deutlich widersprechen, denn obgleich sich die Handlung zeitweise in einem gemächlichen Tempo durch diese Geschichte zieht ist das, was die Ich-Erzählerin Ira zum Ausdruck bringt, alles andere als still. Ihre Träume, Hoffnungen und ihre mannigfaltigen Emotionen haben mich als Leserin buchstäblich angebrüllt. Und da gab es noch etwas Verblüffendes: Noch nie hatte ich einen Roman gelesen, dessen Handlung so ruhig verlief und mir trotz dieser Beschaulichkeit eine tiefe Ruhelosigkeit vermittelte, die sich auch auf mich übertragen hat.

„Der Himmel über Appleton House“ von S. E. Durrant ist trotz des sehr emotionalen Themas ein sehr ruhiger und tiefgründiger Roman, der nicht nur durch seine ausdrucksstarke Erzählerin begeistert.

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Veröffentlicht am 06.01.2017

Mein Kind liebt diese Geschichte

Mein Freund Button
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Sie sind füreinander bestimmt: der Junge Ron und das Kuscheltier namens Button. Nur ahnen sie beide noch nichts davon. Als Button sich auf den Weg aus dem Kuscheltierland macht, um ein Kind zu suchen, ...

Sie sind füreinander bestimmt: der Junge Ron und das Kuscheltier namens Button. Nur ahnen sie beide noch nichts davon. Als Button sich auf den Weg aus dem Kuscheltierland macht, um ein Kind zu suchen, das ihn in sein Herz schließt, ist er sehr skeptisch. Wie um Himmels willen soll er dieses Kind nur finden? Doch seine Sehnsucht nach Freundschaft und Geborgenheit treibt ihn voran und lässt ihn einige Abenteuer überstehen. Bis der kleine Koalabär Button Ron trifft, einen Jungen, bei dem er sofort spürt, dass er angekommen ist. Beide sind sich sicher, dass ihre Freundschaft etwas ganz Besonderes ist.

Man nehme eine gute Idee für ein Kinderbuch, suche sich dann einen passenden Illustrator und - da dies im Moment so gut läuft -, suche man sich ebenfalls eine sympathische, schillernde Persönlichkeit, die singen kann und sich gerne im Rampenlicht präsentiert. Dieses Konzept scheint im Moment aufzugehen und sich bestens zu verkaufen, denn „Mein Freund Button“ von Sabine Zett und Ross Antony ist bereits das zweite Kinderbuch, welches durch diesen Stil geprägt wurde. Ziemlich schlau, wenn man mich fragt, denn durch die zusätzliche Aufmerksamkeit der Medien, ist die Geschichte noch präsenter. Hinzu kommt eine zusätzliche Einnahmequelle durch den Verkauf der Musik zum Buch. Also, alles richtig gemacht! Oder vielleicht doch nicht?

Nachdem ich mit meinem Sohn schon zahlreiche Kinderbücher entdecken durfte, gab es bei dieser Geschichte eine Premiere, denn bei diesem Buch waren wir nicht einer Meinung. Während mein Kind hellauf begeistert von den Illustrationen und der Geschichte war und mich immer und immer wieder zum Vorlesen aufforderte, habe ich schnell die Begeisterung für dieses Buch verloren. Das hatte viele Gründe.
Zum einen waren es die knallig bunten Farben und die zuckrig süßen Illustrationen von Sabine Kraushaar, die mir buchstäblich einen Zuckerschock verursachten. Mein Sohn findet sich nach wie vor großartig.
Die Handlung ist genauso zuckersüß, wie die Illustrationen. Sie vermittelt eine wertvolle Botschaft und verläuft ohne große Komplikationen, was meiner Meinung nach absolut angemessen für ein Kinderbuch der empfohlenen Altersklasse ist.
Als ein weiteres Manko habe ich die Figur Ron empfunden, weil sie ein Ebenbild des Sängers Ross Antony ist. Versteht mich nicht falsch, ich mag diesen quirligen Promi, jedoch hätte ich mir eine etwas neutralere Figur gewünscht. Meinen Sohn stört es nicht, weil er Ross Antony nicht kennt.
Mein Hauptkritikpunkt ist jedoch die Musik zum Buch. An sich ist es eine wunderbare Idee, die Geschichte musikalisch zu untermalen, welche besonders die Kinder ansprechen dürfte. Dieses Buch wird von einem Song ergänzt, welcher mit Text und Noten grafisch abgebildet ist. Nicht jeder kann Noten lesen. Für diejenigen gibt es einen Buchtrailer mit dem Freundschaftssong auf der eigens für „Mein Freund Button“ kreierten Homepage. Aber eben nur diesen einen. Hat das Kind erst einmal begeistert die Hüften zu diesem Freundschaftslied geschwungen, steht ihm der Sinn nach mehr. So war es auch bei uns. Jedoch muss man für die restlichen Titel, die zu dieser Geschichte gehören, zusätzlich die CD kaufen. Da ist viel Gejammer vorprogrammiert und ich würde es besser finden, wenn man die CD gleich mit dem Buch erhält.
Ein absolut überzeugender Punkt war für mich die Verarbeitung des Materials, denn die Seiten sind äußerst strapazierfähig.

Es fällt mir sehr schwer „Mein Freund Button“ von Sabine Zett und Ross Antony zu bewerten, denn dieses Buch lässt unseren Haushalt zwiegespalten zurück. Fakt ist, dass dieses Buch bei der empfohlenen Altersklasse bestens ankommt und das Buch immer wieder seinen Weg in die begeisterten Kinderhände findet. Da ist es dann auch egal, dass Mama diese Begeisterung nicht teilt.

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