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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.01.2023

Am Ende sind wir doch alle nur gewöhnliche Menschen

Das glückliche Geheimnis
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Meine Eindrücke:

Arno Geiger schreibt, in jedem von jemand anderem persönlich Geschriebenen entdeckt man etwas von sich selbst.
Dem kann ich nach der Lektüre seiner Autobiografie „Ein glückliches Geheimnis“ ...

Meine Eindrücke:

Arno Geiger schreibt, in jedem von jemand anderem persönlich Geschriebenen entdeckt man etwas von sich selbst.
Dem kann ich nach der Lektüre seiner Autobiografie „Ein glückliches Geheimnis“ zustimmen. An manchen Stellen kam es mir so vor, als erzähle er auch ein klein wenig von mir.

Er erzählt von seinem Leben, seiner Familie, seinem bereits frühen Ziel Schriftsteller zu werden, seinen Beziehungen und Affären, seinen Zweifeln, Ängsten und Hoffnungen, Gesundheit und Krankheit, von Erfolg und Misserfolg – und natürlich von seinem glücklichen Geheimnis. Seinem Doppelleben. Der Quelle seiner Inspiration oder vielmehr: der Quelle eines vielschichtigen und ausgeprägten Eindrucks des gewöhnlichen Menschen, die er als Schriftsteller genutzt hat. Ein Geheimnis, das ihm Halt geboten hat und – zumindest in dieser Autobiografie - wie ein roter Faden durch sein Leben geführt hat.
Spannend finde ich auch, dass sein Geheimnis in Deutschland aufgrund der technischen Begebenheiten so gar nicht möglich gewesen wäre

Dafür, dass ich bisher kein Buch von Arno Geiger gelesen habe, fand ich es sehr interessant ihn kennenzulernen. Ich war beeindruckt von seiner Wortgewandtheit (der initiale Anreiz für mich, das Buch zu lesen) und Ausdrucksform, obwohl mich letztere doch stellenweise manchen Satz mehrmals lesen lies. Positiv fand ich seine offene Selbstreflexion und auch Selbstkritik, teils humorvoll, teils philosophisch.

Es ist für mich kein „Buch für zwischendurch“, das sich leicht nebenbei liest, denn es erfordert Konzentration, obwohl es in einem angenehmen Stil erzählt ist. Es ist aber schon ein Buch das man wieder aufnimmt, wenn man es mal beiseitegelegt hatte, denke ich.

Einzig die Passagen, in denen er von seinen Affären oder holprigen Beziehungen erzählt, fand ich etwas müßig. Das mag auch daran liegen, dass wir wohl eine etwas verschiedene Definition von Treue haben. Trotz der „nur“ 237 Seiten habe ich recht lange gebraucht, um es zu Ende zu lesen. Ob das nur an meiner eingeschränkt zur Verfügung stehenden Zeit gelegen hat, kann ich nicht genau sagen.


Mein Fazit:

Viele Stellen haben mich zum Nachdenken angeregt, einige zum Schmunzeln gebracht. Insgesamt habe ich die Geschichten aus seinem Leben gern gelesen und bin auch neugierig geworden auf seine Romane.
Eine Autobiografie, die selbst- und auch gesellschaftskritisch ist. Und sich durchaus auch lohnt, wenn man die Romane von Arno Geiger nicht kennt.

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Veröffentlicht am 01.11.2022

A miracel for christmas…oder auch davor ;-)

On a cosy Winter Night
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Jede Menge Weihnachtsstimmung und Herzenswärme, ein bisschen Drama und Herzschmerz zusammen mit gaaaanz viel Gefühl und Romantik – das erwartet euch bei diesem weihnachtlichen Liebesroman.


Zum Inhalt:
Seinen ...

Jede Menge Weihnachtsstimmung und Herzenswärme, ein bisschen Drama und Herzschmerz zusammen mit gaaaanz viel Gefühl und Romantik – das erwartet euch bei diesem weihnachtlichen Liebesroman.


Zum Inhalt:
Seinen Schatten entfliehen und für einen Abend in die Geborgenheit der Anonymität abtauchen – das ist Jonathans Ziel für das kommende Weihnachtsfest. Im Blue Café findet er genau dies: hier wird der eigene Name zusammen mit allen Sorgen an der Schwelle abgegeben. Durch einen Zufall landet auch Marley im Blue Café, die in Erinnerung an ihre schönsten familiären Weihnachtsfeste nach Seekers Hope zurückkehrt.
Als sich „Joe“ und „M“ in der Bar begegnen, empfinden sie sofort eine ganz besondere Verbundenheit. Ein verspielter Abend mit unvergesslichen Momenten, lässt eine ganz besondere Anziehung wachsen, die über die gemeinsame Nacht hinausgeht.
Eine verzweifelte Suche nacheinander beginnt, doch ohne den echten Namen oder eine Telefonnummer ist das Blue Café der einzige Anhaltspunkt…
Werden die zwei einen Weg zueinander finden?



Meine Eindrücke:

Dieser Roman war für mich der erste der Autorin Helen Paris (einem Pseudonym von Ute Bareiss, von der ich ebenfalls noch keinen Roman gelesen habe ), die auch die Reihe Lynnwood Falls schreibt.

Ich war bereits nach wenigen Seiten angetan von dem Schreibstil, der leicht, direkt, gut lesbar – kurzum: sehr angenehm ist und zum Abtauchen und Verweilen einlädt.
Helen Paris ist es durch ihre detailreichen und liebevollen Beschreibungen der winterlichen Umgebung mit seinen leisen Geräuschen und vielen Lichtern sowie der vielen Kleinigkeiten auf jeden Fall gelungen mich Anfang Oktober bereits in echte Weihnachtsstimmung zu versetzen… und mich – entgegen meiner persönlichen Regel – dazu zu bringen vor dem ersten Advent Spekulatius und Dominosteine zu kaufen

Diese wunderbaren Beschreibungen der Natur waren zusammen mit sehr einfühlsamen und unterhaltsamen Dialogen meine besonderen Highlights dieses Buchs. Ich fühlte mich als heimlicher Beobachter von Marley und Jonathan und konnte gar nicht genug davon bekommen den beiden bei ihrem zurückhaltenden, aber dennoch romantischen Kennenlernen zu lauschen. Mehr als einmal hatte ich dabei ein Schmunzeln auf den Lippen.

A propos: mit diesen beiden hat die Autorin zwei echte Sympathieträger gezaubert. Jonathan: ein Charmeur wie er im Buche steht, immer einen witzigen Spruch auf Lager, gutaussehend, wortgewandt und ein hoffnungsloser Romantiker. Marley: eher zurückhaltend, aber ausgestattet mit einer riesigen Portion Spontanität und Humor, jedoch voller Zweifel…die mich von Zeit zu Zeit in den Wahnsinn getrieben haben und mich vor Unverständnis mit den Augen rollen ließen.
Familiär könnten sie gegensätzlicher nicht sein: während Jonathan ein wahrer Familienmensch ist und eine große Familie hat, die sich stets unterstützt und bedingungslos liebt, hat Marley kürzlich nicht nur mit ihrem Großvater ihren letzten Verwandten verloren, sondern ihren Lebensgefährten, der sie betrogen, hat gleich mit. Sie ist, bis auf ihre Kollegen, die mehr ihre Freunde sind, allein. Und weckte in mir sofort die Hoffnung, dass sie in Jonathan nicht nur einen sie liebenden, wertschätzenden und unterstützenden Partner finden könnte, sondern in dessen Familie auch ein neues zu Hause.

Mit vielen Bildern und Vergleichen, die wie ganz selbstverständlich eingestreut werden, um die Gefühle der beiden füreinander zu beschrieben, gelingt es Helen Paris eine wohlig warme Atmosphäre zu schaffen, der man sich nur schwer entziehen kann.

Die Suche nacheinander, von der ich erwartet hätte, dass sie den Hauptteil der Geschichte ausmachen würde, stellt nur einen kleinen Teil dar, was mich etwas enttäuscht hat. Insgesamt, war mir dieser Aspekt ein klein wenig zu oberflächlich. Andererseits wäre es bei der kurzen Gesamtlänge schwierig gewesen an dieser Stelle viel tiefer zu gehen

Ein paar Worte noch zum Cover: Das empfand ich als überaus unpassend und ich bin sehr froh, dass ich es ignoriert und mich trotzdem an die Leseprobe gewagt habe. Abgesehen davon, dass Er für mich nicht aussieht wie Jonathan, hätte ich ein Bild des verschneiten Städtchens Seekers Hope, ein Pärchen beim Schneespaziergang oder vielleicht eine Schneekugel deutlich passender gefunden.


Mein Fazit:

Ich habe es sehr genossen mich von Helen Paris in das traumhafte Städtchen Seekers Hope entführen zu lassen und einfach mal ein bisschen schmachten und träumen zu können.
Daher empfehle ich es gern allen weiter, die eine kleine romantische Auszeit suchen.
Mit zwei Menschen, in die man sich einfach verlieben MUSS, ganz viel Gefühl und Weihnachtsstimmung, genau dem richtigen Touch an Intimität und einem sehr frühen und starken Wunsch nach einem Happy End

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Veröffentlicht am 21.10.2022

Macht Lust auf Mee(h)r !

Mord auf Vlieland
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Zum Inhalt:

Commissaris Griet Gerritsen hat eine schwierige Zeit. Sie hat ihren Lebensgefährten während eines Einsatzes verloren, bei dem sie nicht nach Vorschrift gehandelt hat. Als Folge musste sie ...

Zum Inhalt:

Commissaris Griet Gerritsen hat eine schwierige Zeit. Sie hat ihren Lebensgefährten während eines Einsatzes verloren, bei dem sie nicht nach Vorschrift gehandelt hat. Als Folge musste sie Europol verlassen. Nun beginnt für sie als Kommissarin in Fryslân – Friesland – ein neuer Lebensabschnitt. Doch ihr neuer Chef ist alles andere als begeistert und übergibt ihr einen Fall und ein Team mit dem er sie offensichtlich scheitern sehen will. Der Fall führt sie auf die Insel Vlieland und hinter dem Mord steckt mehr als sich zu Beginn erahnen lässt…



Meine Eindrücke:

Mord auf Vlieland ist der Auftakt zu Jan Jacobs‘ Krimireihe um Kommissarin Griet Gerritsen, die in Holland spielt.
Ich habe mir diesen Roman ausgesucht, weil mich das Zitat von Pierre Martin auf der Buchrückseite gelockt hat: „Wer Holland liebt, kommt an dieser Krimireihe nicht vorbei […]“.
Tatsächlich bin ich in den letzten 28 Jahren jeweils mindestens einmal im Jahr nach Holland gereist und es fühlt sich fast an wie ein zweites zu Hause. Doch dieses Jahr ist es bereits Mitte September und wir waren immer noch nicht dort…Da kommt schon langsam Sehnsucht auf und ich hoffte diese durch das Lesen dieses Krimis etwas zu stillen.

Eine schöne Reise nach Holland war das Buch allemal! Die Landschaft, das Flair, die Menschen, die Sprache…das Essen(!) – all das wurde sehr gelungen in diesem Roman vermittelt, sodass es für mich tatsächlich ein kurzer Ausflug nach Holland war.

Besonders toll fand ich die vielen kleinen Exkurse ins Nederlands – die niederländische Sprache. Im Gegensatz zu Andreas Grubers Maarten S. Sneijder, lernen wir hier nicht nur Flüche , sondern ganz viele Kleinigkeiten, wie die höflichen Anreden und Redewendungen.


Jan Jacobs‘ Schreibstil gefällt mir sehr. Er hat es geschafft mich direkt von der ersten Seite an abzuholen und abtauchen zu lassen – ohne jegliche Anfangsschwierigkeiten.

Die Geschichte wird aus Sicht von Commisaris Griet Gerritsen erzählt, die ganz frisch ihren neuen Job antritt und uns mitnimmt in den Beginn ihres neuen Lebensabschnitts in Friesland. Sie ist mir sehr sympathisch, manchmal jedoch etwas…reserviert, was an ihrer bewegten Vergangenheit liegen mag, mit der sie noch zu kämpfen hat. Sie ist eine erfahrene Ermittlerin und in meinen Augen ein guter Charakter für eine Reihe. Einiges erfährt man in diesem ersten Teil bereits über sie, vieles bleibt aber noch offen und sie daher eine interessante Protagonistin.

Ihr zur Seite gestellt werden Pieter und Noemi. Er, ein etablierter Ermittler mit ausgesprochen guter Auffassungsgabe, Familienmensch und mit einer großen Vorliebe für das holländische Essen: Von Bitterballen über Frikandel, Chocomel, Appelflappen zu Pannekoaken (seine Leibspeise) ist alles dabei! Sie eine junge, übereifrige, zielstrebige Berufsanfängerin, die gerne mal über das Ziel hinausschießt. Insgesamt ein sehr schön zusammengewürfeltes Team, dass erst zueinander finden muss.


Die Handlung ist „straight forward“: es gibt einen Mord, es gibt mehrere Verdächtige mit möglichen Motiven, die nach und nach ausgeschlossen werden können, bis sich schließlich durch einen glücklichen Zufall eine neue Spur ergibt und der Mörder ermittelt werden kann. Sie ist nicht so raffiniert, spannungsgeladen und zeitgetrieben wie beispielsweise bei einem Jo Nesbø oder Andreas Gruber. Aber gerade das fand ich bei diesem Krimi so schön: die spannende, aber gleichzeitig auch entspannte Ermittlungsatmosphäre, bei der sich viele einzelne persönliche Geschichten zu einer ganz neuen und unerwarteten verbinden. Ich habe sehr gerne mit Griet zusammen die einsame Landschaft betrachtet und bin ihren Gedankengängen zu den bisherigen Ergebnissen gefolgt!
Insgesamt eine Geschichte, die ich mir durch die schöne Atmosphäre auch sehr gut als Fernsehkrimi vorstellen könnte.


Mein Fazit:

Der perfekte Krimi für zwischendurch mit ganz viel Holland-Flair, der Lust auf Mee(h)r macht
Meine initialen Erwartungen wurden jedoch nicht erfüllt…im Gegenteil: meine Holland-Sehnsucht wurde nicht gestillt, sondern noch verstärkt Und mit Vlieland haben wir nun einen weiteren Ort auf unserer to go-Liste.

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Veröffentlicht am 16.10.2022

Ein Thriller, der dem Genre alle Ehre macht!

Schmerzwinter
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Kennst Du dieses Gefühl, wenn Du spät abends allein einen unheimlichen Film im Fernsehen gesehen hast, Du plötzlich das Gefühl hast, dass sich noch irgendjemand in deiner Wohnung befindet, Du auf dem Weg ...

Kennst Du dieses Gefühl, wenn Du spät abends allein einen unheimlichen Film im Fernsehen gesehen hast, Du plötzlich das Gefühl hast, dass sich noch irgendjemand in deiner Wohnung befindet, Du auf dem Weg ins Bett stets mit dem Rücken zur Wand läufst und für den kurzen Weg über den Flur, den Du in und auswendig kennst, trotzdem das Licht anschaltest?
Wenn Du dieses Gefühl bei einem Buch erleben willst, bist Du bei diesem Thriller an der richtigen Adresse!


Zum Inhalt:

Im Hamburger Schnee werden zwei weibliche Leichen entdeckt. Puppengleich wurden sie drapiert und inszeniert, an ihren Köpfen und Gliedern wurden Ösen angebracht – wie bei Marionetten; über ihren Herzen wurden Uhren implantiert. Jan Nygård, Kommissar beim Hamburger LKA, ermittelt in dem mysteriösen Fall, der an eine Verbrechensserie vor über 20 Jahren erinnert. Doch der Täter von damals sitzt im geåschlossenen Vollzug. Bei dem Versuch den Trittbrettfahrer an seinem Schreckensschauspiel zu hindern, kommt ihm Jan gefährlich nah…und der Fall wird persönlich.


Meine Eindrücke:

Aaron Sander war bis zu diesem Buch für mich ein völlig unbekannter Autor und meine Recherchen waren leider nicht allzu ergiebig, sodass ich vermute, dass es sich bei Schmerzwinter um seinen Debut-Roman handelt. Falls das tatsächlich der Fall sein sollte: Chapeau! Er hat definitiv meine Aufmerksamkeit geweckt und ich werde ein Auge auf weitere Werke von ihm haben.

Was hat mich besonders begeistert?

Der fesselnde Schreibstil
Ich liebe Aaron Sanders Schreibstil. Man fließt einfach so dahin und kann sich der Strömung nur schwer entziehen. Besonders gefällt mir wie er die Gedanken des Protagonisten Jan Nygårds schreibt. Der Ursprung in einer Kleinigkeit, die seine Gedanken anregt und abschweifen lässt oder die ihn überlegen lassen, um dann einen perfekten Bogen wieder zurück zur Handlung zu schlagen. Genau das sind die Momente, in denen ein Buch verglichen mit einem Film unschlagbar ist.
Gleichzeitig arbeitet er wunderbar szenisch, sodass er von der Darstellung her nahe an einen Film herankommt, was sich besonders in den bedrohlichen Momenten super macht. Merkt man da den ausgebildeten Film- und Fernsehdramaturgen im Autor?

Die fortwährende Spannung
Die Perspektive wechselt zwischen Kommissar Jan Nygård, dem mutmaßlichen Täter und einem seiner Opfer; eine für mich sehr besondere Mischung. Sie ließ durch die parallelen Handlungsstränge und die häppchenweisen Informationen eine unglaubliche Spannung entstehen. Die zu Beginn noch getrennten Handlungsstränge verbinden sich immer weiter und immer schneller in einem engen Geflecht, das nur eine Frage zulässt: wann wird es zu dem ersten direkten Aufeinandertreffen kommen?!
Die Perspektiven des Täters und des Opfers erlauben zudem einen Detailgrad an Grausamkeit und Schmerz, die zum Mitleiden, Mitfiebern und Gruseln einladen. Die Spannung erstreckt sich über den gesamten Roman hin, nur ab und zu sind ein paar Pausen eingestreut, die einen wieder zur Ruhe kommen lassen. Jedoch nie für lange

Die originelle Story
Die gesamte Geschichte ist unglaublich gut durchdacht und in ihrer Gesamtheit einfach einzigartig. Seien es die Morde und Motive, die überaus überzeugenden und faszinierenden Charaktere der zwei Puppenmacher, die Mischung aus Haupt- und Nebenhandlungen, die tolle Dynamik zwischen Jan Nygård und seiner Partnerin / Therapeutin Anna Wasmuth… Gleichzeitig gibt es mehrere unerwartete Wendungen, ein angenehm hohes Tempo und eine Auflösung, die alle Puzzleteile ins Bild fallen lässt.
Am Ende blicke ich schwer schockiert, aber gleichermaßen fasziniert auf diese Story zurück, bin gespannt, ob es sich um einen Reihenauftakt handelt und falls ja, was sich Aaron Sander für den nächsten Teil einfallen lässt

Wieso ich „nur“ 4 von 5 Sternen verteile?
Da gibt es zwei Punkte. Zum einen die Person des Protagonisten Jan Nygård, der für mich ein klarer Antiheld ist, bei dem ich am Ende des Romans aber nicht sicher sagen kann, ob er mir sympathisch ist und ob ich bereit bin seine Schwächen zu tolerieren. Er ist ein schwieriger Charakter: cholerisch, impulsiv, traumatisiert, stur, unbelehrbar, ein Regelbrecher, mehr Einzelgänger als Teamplayer, so dass ich ihn teils als anstrengend empfand. Solche Charaktere sind nicht neu. Jedoch konnte mich Jan Nygård (zumindest bisher ) nicht so sehr überzeugen wie beispielsweise ein Harry Hole aus der Reihe von Jo Nesbø, der in ein ähnlicher Antiheld, aber durchaus weniger gewalttätig ist.

Zum anderen fand ich ein paar Fäden im Mittelteil nicht allzu schön verbunden. Da hätte ich mir an einzelnen Stellen einige ergänzende Erklärungen gewünscht, so wirkte es auf mich vereinzelt etwas sprunghaft.

Ein abschließender Satz noch zum Buch an sich:
Der grüne Buchschnitt und das Cover mit der giftgrünen, scharf anmutenden Schneeflocke sind nicht nur ein echter Hingucker, sondern für mich auch sehr treffend gewählt, denn der Schnee ist ein wiederkehrendes Thema in der Geschichte, wird wunderbar szenisch beschrieben und verleiht der ganzen Handlung eine besondere Atmosphäre.


Mein Fazit:

Dieser Thriller macht seinem Namen alle Ehre: Spannung pur, unheimliche und zugleich faszinierende Täter, grausame Morde, eine Jagd im Kampf gegen die Zeit.
Kurzum: Aaron Sander gelingt es unglaublich gut mit seinen Beschreibungen den richtigen Nerv zu treffen, uns Lesenden eine Gänsehaut bescheren und einen imaginären Blick über die Schulter werfen zu lassen.
Wer also ein Leseerlebnis mit Nervenkitzel sucht, ist hier sehr gut beraten

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Veröffentlicht am 06.10.2024

Leichte Fantasy Lovestory mit französischem Flair

Mondia-Dilogie 1: Silent Secrets
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Worum geht’s?
Schon ihr ganzes Leben lang fragt sich die adoptierte Aramena Benoit wer sie ist: Wer ihre Eltern sind, wo ihr Platz in dieser Welt ist. Und was hat es mit diesem Summen in ihr auf sich, ...

Worum geht’s?
Schon ihr ganzes Leben lang fragt sich die adoptierte Aramena Benoit wer sie ist: Wer ihre Eltern sind, wo ihr Platz in dieser Welt ist. Und was hat es mit diesem Summen in ihr auf sich, dass sie verspürt, wenn sie ihrer Leidenschaft nachgeht: dem Reparieren von jederlei Technik.
Als sie eines Tages auf den geheimnisvollen Kasimir trifft, wird ihr Leben auf den Kopf gestellt: Das Schicksal der Welt liegt plötzlich in ihrer Hand - und sie kommt den Antworten auf ihre Fragen immer näher…


Meine Eindrücke:

„Silent Secrets“ ist der erste Roman, den ich von Alexandra Flint gelesen habe. Er ist der Auftakt zur Dilogie um die Weltenbibliothek Mondia.
Ein Thema, das mich von Beginn an sehr neugierig gemacht hat: Die Menschheit weiß nicht um die geheime Weltenbibliothek, die sich im Untergrund von Paris verbirgt. Dennoch ist sie unwiderruflich mit ihr verbunden, gar von ihr abhängig.
Ein wenig hat mich die Idee an Genevieve Cogmans „Geheime Bibliothek“ und die Romane rund um Irene Winters erinnert: Dort müssen wichtige Buchexemplare aus verschiedenen Welten gesammelt werden, um das Gleichgewicht und Stabilität der vielen Welten sicherzustellen.
Hier, bei Mondia, gibt es (soweit bisher bekannt) nur eine Welt – unsere Welt. Allerdings ist auch Mondia wohl vergleichbar mit einem selbstdenkenden Lebewesen und es gibt auch dort Mitarbeiter, die für ihren Fortbestand sorgen: die Weltenschreiber.

Die fantastischen Elemente sind schön entworfen und vereinen Bücherliebe mit Magie, die offensichtlich viele Mechanismen der Bibliothek und Fähigkeiten der mit ihr verbundenen Menschen antreibt. Faszinierend war, dass die Mondia selbst den Weltenschreiben wohl teilweise immer noch ein Mysterium ist. Ein Gefühl, dass sich auf mich übertragen und die Neugier nur noch weiter gesteigert hat. Einige Fragen blieben für mich am Ende offen, beziehungsweise haben sich erst kurz vor Ende neu gestellt.
Meine Neugier auf den zweiten Band ist geweckt!
Denn neben der interessanten Thematik haben mich auch der wundervoll fließende Schreibstil und die liebevoll entworfenen Charaktere überzeugt. Die Autorin hat ein Händchen dafür, Gefühle zu transportieren und mich als Leserin mitzureißen. Sei es in einer der zahlreichen actionreichen Szenen beim Kampf um Leben und Tod oder in den leisen Szenen, in denen wir Aramenas und Kasimirs Gedanken und innerem Zweispalt lauschen dürfen. Aramena und Kasimir, die mit den Spitznamen Remy und Sim versehen wurden (nebenbei ein weiteres kleines Highlight für mich in diesem Buch 😉 ) sind beide ursympathisch und spannend inszeniert.

Gibt es auch Kritik?
Ja: Durch die oft aufeinanderfolgenden Actionszenen empfand ich die Handlung stellenweise als hektisch. Bei einzelnen magischen Szenen hätte ich mir gewünscht, näher am Geschehen zu sein anstatt von ihnen berichtet zu bekommen. Zudem hätte der Fantasy Stellenwert für mich gern höher sein dürfen, der neben der actionreichen Handlung und der Lovestory eher zweitrangig war.


Mein Fazit:

Ein leichter aber spannender Fantasy Roman mit viel Action, viel Gefühl, vielen Geheimnissen und sympathischen Charakteren – eine Mischung, die mir gut gefiel und mich neugierig auf Teil 2 warten lässt.
Wer allerdings auf der Suche nach einem Fantasy Roman ist, bei dem die Fantasie an erster Stelle steht, greift vielleicht lieber zu einem anderen Buch.

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