Klasse Idee - die Autorin hätte allerdings mehr daraus machen können
Marthas WiderstandIch liebe Jugendbücher und bin großer Fan davon, wenn diese sich auch noch mit gesellschaftskritischen Themen befassen. “Marthas Widerstand” tut genau dieses und nachdem mich der Klappentext des Buches ...
Ich liebe Jugendbücher und bin großer Fan davon, wenn diese sich auch noch mit gesellschaftskritischen Themen befassen. “Marthas Widerstand” tut genau dieses und nachdem mich der Klappentext des Buches restlos überzeugt hatte, war klar, dass ich mich auch dem Inhalt des Buches widmen muss.
Stellt euch ein Rechtssystem vor, in dem es weder unparteiische Richter noch eine faire Beweisführung gibt. Sondern einzig und allein die Bevölkerung per Telefon- oder Internetvoting – mit einem Anruf oder Klick – darüber entscheidet, ob ihr sterben oder leben werdet. Grausam? Gruselig? Unmenschlich? Ja! Und noch viel Schlimmeres!
Martha wird von der Polizei mit einer Waffe in der Hand neben dem toten Jackson Paige gefunden. Nachdem Martha auch noch klar und deutlich artikuliert, dass sie schuldig ist, scheint die Sache ja klar zu sein. Die 16-Jährige hat den beliebten Millionär und Wohltäter Jackson Paige erschossen und soll dafür in sieben Tagen hingerichtet werden.
Ein Präzedenzfall, denn noch nie befand sich eine weibliche Minderjährige im Todestrakt. Doch wieso gibt Martha bereitwillig zu, dass sie den Publikumsliebling erschossen hat und unterschreibt damit ihr definitives Todesurteil? Was steckt dahinter und ist diese Art der Rechtsprechung wirklich die wahre Art Demokratie zu leben – so wie die Bevölkerung es von den Medien immer gesagt bekommt?
Wie bereits gesagt, bin ich großer Fan von gesellschaftskritischen (Jugend-)Büchern. Ich setze mich sehr gerne gedanklich damit auseinander. Bei “Marthas Widerstand” fand ich von Anfang an die Idee der Autorin einfach nur genial. Auch bei uns in der Realität kann man leider immer häufiger beobachten, wie die Medien uns im Griff haben und einen wirklich sehr großen Teil der Bevölkerung zu manipulieren wissen. Wie kleine dumme Schafe folgen so Einige den Aufrufen ein paar berühmter und vermeintlich "guter" Menschen.
Was ist nun, wenn der breiten Bevölkerung suggeriert wird, dass sie mitbestimmen dürfen und zwar mit Ergebnissen, die viel greifbarer sind, als sie es in unserer Demokratie heute sind. Macht haben, mitbestimmen dürfen und gleichzeitig Voyeur sein. Irgendwie fühle ich mich ins Mittelalter zurückversetzt, wo Menschenmassen sich bei Hinrichtungen getummelt haben und in lauten Jubelschreien ausgebrochen sind, als der Kopf gerollt ist.
Kerry Drewery hat sich an einer wirklich guten Idee versucht und in Teilen auch sehr gut umgesetzt. Doch leider konnte mich das Buch nicht vollends überzeugen. Idee super, Umsetzung ausbaufähig.
Ihr Schreibstil ist schön locker, leicht und flüssig. Der Zielgruppe definitiv angemessen. Die Kapitel sind kurz und dadurch und den schönen Schreibstil, lässt das Buch sich wirklich leicht und schnell lesen. Ein großer Pluspunkt. Außerdem ist die Geschichte spannend, besonders am Ende konnte ich es gar nicht mehr aus der Hand legen.
Allerdings fand ich es auch in einigen Teilen ziemlich vorhersehbar und leider auch konstruiert. Große Überraschungen gab es für mich nicht und wenn, dann wirkten sie nicht authentisch.
Was die Autorin aber wirklich gut kann, sind ihre Charaktere. Sie hat allesamt richtig gut gezeichnet und es geschafft, dass ich – besonders bei zwei Charakteren – starke Gefühle empfunden habe. Der eine Charakter hat mich vollständig überzeugt. Eve – Marthas psychologische Betreuung während ihrer Zeit in im Todestrakt – ist ein durch und durch authentischer und sympathischer Charakter. Ich würde fast sagen, sie ist mein Lieblingscharakter.
Und auf der anderen Seite hätten wir Kristina – die Moderatorin von “Death is Justice”, der Sendung, die über alle Todeskandidaten informiert und zur Abstimmung aufruft. Auf Kristina habe ich eine richtige Hasskappe bekommen. Am liebsten hätte ich sie aus dem Buch gezerrt und ihr den Hals umgedreht ihr mal richtig die Meinung gesagt!
Mich so starke Emotionen fiktiven Charakteren gegenüber empfinden zu lassen, zeigt meiner Meinung nach das Können des Autors.
Fazit
Kerry Drewery hat mit “Marthas Widerstand” ein Buch geschrieben, dessen Grundidee grandios ist, doch leider hat es etwas an der Umsetzung gehapert. Der ein oder andere Logikfehler, an einigen Stellen eine zu konstruierte Story und eine zu simple Erklärung am Ende haben leider dafür gesorgt, dass ich dem Buch nicht die volle Sternenzahl geben kann.
Dennoch bin ich jetzt schon sehr gespannt auf den zweiten Teil dieser Trilogie und hoffe, dass mich der zweite Band mehr überzeugen kann.
Von mir gibt es 4 von 5 Sternen.