Autobiografische Episoden aus dem Leben einer Politikerin
Jetzt, wo ich schon mal nicht tot binSilvana Koch-Mehrin hat in ihrem Leben bereits viel positives erleben dürfen und negatives erleben müssen. Sie hat ihre große Liebe James geheiratet, drei gesunde Mädchen bekommen, einen Doktortitel erworben, ...
Silvana Koch-Mehrin hat in ihrem Leben bereits viel positives erleben dürfen und negatives erleben müssen. Sie hat ihre große Liebe James geheiratet, drei gesunde Mädchen bekommen, einen Doktortitel erworben, eine steile Karriere als Politkerin in der FDP gemacht und sie war Vizepräsidentin des Europaparlaments.
Sie hat aber auch ein Kind verloren, eine Brustkrebsdiagnose erhalten, eine schwere Krebstherapie hinter sich bringen müssen, ihren Doktortitel aufgrund von Plagiatsvorwürfen verloren, in der Folge sämtliche politischen Ämter abgegeben, sowie ungezügelten Hass und Häme über sich ergehen lassen müssen.
Nicht nur in Folge dieser einschneidenden Erlebnisse hat Silvana Koch-Mehrin viele Ängste erlebt und durchlebt. Sie hat Wege gefunden, sich diesen Ängsten zu stellen und sie zu überwinden. Mit diesem Buch will Koch-Mehrin Anregungen geben, wie man mit Ängsten umgehen kann und sie stellt außerdem die Frage, ob es nicht ein Gewinn wäre, wenn man ehrlich miteinander umgehen und sich nicht hinter Fassaden verstecken würde.
Silvana Koch-Mehrin ist eine beeindruckende Frau mit einem bemerkenswerten Lebensweg. Dieses Buch beschäftigt sich meiner Meinung nach allerdings in erster Linie mit autobiografischen Themen und enthält eine indirekte Abrechnung mit dem noch immer männlich dominierten Politzirkus, den dort tätigen Protagonisten und auch anderen nicht näher benannten Personen, die Frau Koch-Mehrin in ihrem Leben Unrecht getan haben. Die Beschreibungen bleiben oft vage, sie werden in kurzen, teils etwas zynisch formulierten Episoden erzählt und halten eine deutliche Distanz zum Leser aufrecht. Deshalb war es für mich schwer, eine Beziehung zu dem Geschreibenen aufzubauen und das eigentliche Haupt-Thema "Angst und der Umgang damit" gerät in den Hintergrund.
Silvana Koch-Mehrin schließt mit einigen sehr wichtigen und wertvollen Denkanstößen und plädiert für mehr Offenheit, Ehrlichkeit und Verständnis füreinander - in einer Zeit von ausuferndem und nicht geahndetem Hass und Häme in den Medien und vor allem den sozialen Medien ein hehrer Ansatz, der vieles bewirken könnte.