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Veröffentlicht am 19.08.2017

Familiensaga oder Krimi?

Finster ist die Nacht
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Detektive Macy Greeley ist morgens um drei Uhr mit ihrem Wagen unterwegs und fährt den Journalisten Phillip Long an. Noch geschockt von dem Unfall bemerkt sie ein Motorrad das sich nähert.Der Motorradfahrer ...

Detektive Macy Greeley ist morgens um drei Uhr mit ihrem Wagen unterwegs und fährt den Journalisten Phillip Long an. Noch geschockt von dem Unfall bemerkt sie ein Motorrad das sich nähert.Der Motorradfahrer schiesst auf den am Boden liegenden Long. Macy Greeley ist geschockt und beginnt zu ermitteln. Da das Opfer kurz zuvor entführt wurde ist der Fall undurchsichtig. Wer hat Long erschossen und weshalb?

Die Eingangsszene, in der der verhängnisvolle Unfall beschrieben wird, ist eher sachlich geschrieben und so hielten sich meine Emotionen in Grenzen und der Einstieg ins Buch war nicht unbedingt prickelnd. Leider geht der eher sachliche Stil weiter und konnte mich nicht unbedingt packen. Zudem habe ich plötzlich realisiert, dass dies schon der dritte Fall von Macy Greeley ist und ich habe mich ohne Vorwissen benachteiligt gefühlt. Immer wieder werden das Privatleben und Liebesleben von Greeley thematisiert, das ich auch nach der Beendigung des Buches nicht völlig durchschaut habe. Ich finde es immer wieder schade , wenn Bücher eigentlich als in sich abgeschlossen vermarktet werden, man jedoch beim Lesen bemerkt , dass doch sehr viele Details enthalten sind, die Leser ohne Vorwissen aussen vor lassen.

Die Handlung plätschert leider etwas,der Mordfall tritt über lange Passagen in den Hintergrund und ich hatte das Gefühl eine Familiensaga zu lesen. Sehr viel Beiwerk, sehr viel Vergangenheit der Familie des Ermordeten haben das bisschen Spannung völlig verdrängt. Ausgiebig wird zudem diese Familie beleuchtet und vor allem die Tochter des Opfers intensiv charakterisiert und begleitet. Die Geister der Vergangenheit drängen sich immer wieder in den Vordergrund und so durchschaut wohl schon bald der ungeübteste Krimileser, dass in der Story der Vergangenheit der Mörder zu suchen ist. Meine Ahnung, die ich schon ab Mitte Buch gehegt habe, hat sich jedenfalls bestätigt.

Der Schreibstil hat mir an und für sich gefallen,wie zu Beginn geschrieben war er mir gerade in den Schlüsselszenen zu sachlich und konnte meine Emotionen nicht unbedingt wecken.

Die Figuren sind sehr gut gezeichnet und gerade Macy Greeley habe ich ihre Zerrissenheit zwischen kleinem Sohn und Job abgenommen.

Für mich ein Krimi, der zu sehr abschweift und den Mordfall in den Hintergrund rückt. Meiner Meinung nach hätte gerade die Nebengeschichte um die Tochter des Opfers gestrafft werden dürfen.

Veröffentlicht am 06.08.2017

Kommt nicht an "Ove" heran..

Oma lässt grüßen und sagt, es tut ihr leid
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Elsa ist "fast" 8 Jahre alt und ihre einzige Freundin ist ihre Oma.Denn Elsa ist anders als andere Kinder und wird in der Schule gemobbt. Doch auch Oma ist anders als andere Grossmutter und darum liebt ...

Elsa ist "fast" 8 Jahre alt und ihre einzige Freundin ist ihre Oma.Denn Elsa ist anders als andere Kinder und wird in der Schule gemobbt. Doch auch Oma ist anders als andere Grossmutter und darum liebt Elsa sie heiss und innig. Bis bei Oma eine lebensbedrohliche Krankheit fest gestellt wird und sie ins Krankenhaus muss.Ab da muss Elsa alleine zurecht kommen ….doch Oma hat vorgesorgt und schickt Elsa auf eine Schatzsuche …nicht durch ihr Traumland ,das "Land-Fast-Noch-Wach" sondern auf eine Reise in der wirklichen Welt.

Der Autor schafft es, dass man sich sofort mit den Figuren verbunden fühlt. Er hat sie so charakterisiert, dass sie ans Herz wachsen. Gerade mit Elsa habe ich sehr mitgefühlt,denn was sie durch das Mobbing in der Schule mitmachen muss, geht schon sehr nahe. Ein 7 jähriges Kind, das keine andere Freunde als ihre Oma hat ist herzzerreissend.

Oma ist toll, unkonventionell, frech und nimmt kein Blatt vor den Mund. Nur die Kraftausdrücke, die sie regelmässig benutzt haben mich etwas gestört. Doch:Oma hat durch ihre Fantasiegeschichten für Elsa die Welt leichter gemacht und dafür hatte sie trotz Kraftausdrücke meine volle Sympathie!

Der Schreibstil ist toll , doch er setzt genaues Lesen voraus, da die Sätze teilweise verschachtelt sind. Einige Wiederholungen, wie zum Beispiel woher der Ausdruck "Miamas" stammt haben mich auf lange Sicht ermüdet. Ebenfalls als weniger interessant und daher weniger gefesselt haben mich die Abenteuer im "Land-Fast-Noch Wach". Diese kann man eigentlich in der sparte "Fantasy" einordnen.

Diese Geschichte ist so vieles : tieftraurig, witzig, berührend, nachdenklich machen. Gerade die Dialoge zwischen Elsa und Oma, aber auch zwischen Mutter Ulricka und Oma haben mich laut lachen lassen, diese sind sehr witzig…ja sogar komisch.

Zwar kommt die Handlung nicht an "Ein Mann namens Ove" heran, die Figur Elsa jedoch schon. Durch sie lebt die Story, denn die Handlung war mir etwas zu dürftig und zu sehr im Fantasy -Land angesiedelt.

Veröffentlicht am 31.07.2017

Einige Ungereimtheiten.

Liebe findet uns
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Heather reist mit ihren beiden Freundinnen Amy und Constance nach Europa. Nach dieser Reise soll sie ihre erste Stelle bei einer Bank antreten und so geniesst sie den Sommer in vollen Zügen. Als sie Jack ...

Heather reist mit ihren beiden Freundinnen Amy und Constance nach Europa. Nach dieser Reise soll sie ihre erste Stelle bei einer Bank antreten und so geniesst sie den Sommer in vollen Zügen. Als sie Jack im Zug nach Amsterdam kennen lernt, ist es für beide Liebe auf den ersten Blick.Sie beschliessen gemeinsam weiter zu reisen und den Spuren von Jacks Grossvater zu folgen. Dieser hat in seinem Tagebuch eine Reise, die er gemacht hat, beschrieben.

Heather reist durch Europa!In ich Perspektive aus ihrer Sicht ist man als Leser dabei , wenn sie Station in Amsterdam, der Schweiz, Polen, Paris….macht. Von einigen Städten und Ländern erfährt man einiges, andere werden nur gestreift. Amsterdam zum Beispiel hat mich enttäuscht, denn dort wurde zwar ausführlicher berichtet…doch die Atmosphäre kommt nicht unbedingt rüber. Ein Volltreffer in der Beziehung ist Paris. In diesen Passagen hat die Autorin die Atmosphäre gut und bildlich beschrieben, ich hatte das Gefühl dort zu sein.

Sehr gefallen hat mir die Überlegung von Heather und Jack, was denn Reisen bedeutet. So viele Sehenswürdigkeiten wie möglich abhaken oder Land, Leute erleben, begreifen, fühlen ? Hat mich nachdenklich gemacht und empfand ich als passend zu der Geschichte. Etwas zu kurz kommt für mich das Thema der Tagebucheinträge. Diese werden in kurzen Passagen erwähnt, doch irgendwie war mir der rote Faden hier etwas zu blass. Da hätte man eindeutig mehr heraus holen können, denn dadurch wirkt die Reise der Protagonisten etwas willkürlich und wirr.

Der Schreibstil ist teilweise etwas holperig, gerade die Unterhaltungen zwischen Jack und Heather wirken etwas aufgesetzt und nach dem x Mal lesen, wie sehr sie sich lieben , wirkt das Ganze etwas gekünstelt. Doch der Autor hat mich auch überrascht….mit aussagekräftigen Sätzen, wie die Gedanken von Heather über Paris. Tief melancholisch und absolut romantisch !

Die Figuren kann ich nicht richtig einordnen. Heather ist eine typische Amerikanerin, die etwas klischeehaft auftritt , handelt und denkt. Ich habe mich zum Beispiel gefragt, warum eine Frau in ihrem Alter immer wieder und ausdauernd mit Mummy und Dad telefoniert ? Jack ist ein Macho, der genau weiss was er will und wie er es (Heather) bekommt. Ein Sunnyboy, der teilweise völlig unkontrolliert einen Streit vom Zaun bricht mit an den Haaren heran gezogenen Behauptungen.Ganz ehrlich ?Mir wäre der Typ zu mühsam, doch ich denke zu Heather passt er.

Komisch war Constance, die Freundin von Heather. Deren Hobby sind nämlich die Heiligen der Kirche. Das wird immer wieder erwähnt und wohl als Grund für den Besuch der Notre Dame genommen. Constance ist neben der männermordenden Amy und der etwas braven Heather das graue Mäuschen. Zum Glück verliebt sich Jacks bester Freund in sie, denn sonst wäre die Gute wohl von Heather knallhart in Europa sitzen gelassen worden….da ja Heather mit Jack weiter reisen wollte. Und welch ein Wunder. Die blasse und unnahbare Constance entwickelt sich zum Supergirl, das nach der Reise quasi verlobt ist und Talent für Rodeoreiten hat. Schlechter hat es Amy getroffen, die musste nach dem Verlust von Handy , Kreditkarten und Ausweisen nämlich nach Hause reisen. Warum sie ohne Ausweis zwar von Europa nach Amerika reisen, aber ihre Reise nicht weiter verfolgen konnte, ist mir schleierhaft. Auf Geheiss der Eltern? …Amy ist über 20 Jahre alt….Genau solche kleinen Ungereimtheiten , die die Story immer wieder bietet,sind es, die mich an diesem Buch gestört haben…meiner Meinung nach hätte das Ganze besser ausgearbeitet werden müssen.

Eine Liebesgeschichte, die romantisch, doch mit unsympathischen Protagonisten gesegnet ist.

Veröffentlicht am 05.07.2017

Etwas konstruiert!

Targa - Der Moment, bevor du stirbst
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Targa Hendricks hat den Auftrag, das Vertrauen des mutmasslichen Serienkillers Falk Sandmann zu erschleichen und ihn auf frischer Tat zu ertappen und zu überführen. Ihr Vorgesetzter ist überzeugt, dass ...

Targa Hendricks hat den Auftrag, das Vertrauen des mutmasslichen Serienkillers Falk Sandmann zu erschleichen und ihn auf frischer Tat zu ertappen und zu überführen. Ihr Vorgesetzter ist überzeugt, dass Targa die richtige Person für den Job ist, denn sie ist kalt , traumatisiert von Kindheit an und weiss sich zu wehren.Tatsächlich gelingt es Targa Kontakt zu Sandmann herzustellen .Doch der verlangt sehr viel von ihr, um sein Vertrauen verdienen . So soll sie zum Beispiel eine junge Frau in ihrem Krankenhausbett töten.Wird Targa den Test bestehen?

Das Buch beginnt mit einer Überraschung: Auf der Innenseite wurden die Steckbriefe von Targa und Sandmann abgedruckt. Die sind hervorragend bestückt, so dass man schon vor dem Lesen einen guten Einblick in die beiden Hauptfiguren bekommt.

Leider empfand ich das Schriftbild im Buch als eher klein .Gerade Lesen bei nicht ganz so idealen Lichtbedingungen hat sich dabei als eher mühsam heraus gestellt.

Auf diesem Cover steht mit Berechtigung "Thriller " darauf, denn es gibt einige sehr gruselige und angstmachende Szenen, die nichts für sensible Leser sind. Gerade die von Sandmann bevorzugte Tötungsart ist Thriller pur. Zudem so bildlich beschrieben, dass ich Gänsehaut gespürt habe. Das grosse Plus in diesem Buch sind meiner Meinung nach , dass das Autorenduo Stimmung und Grauen, Todeskampf der Opfer sehr gut und , ja eben , sehr bildlich zum Leser transportieren. Gerade auch die Szenen, die auf einer Insel und in einer Strafanstalt für Schwerverbrecher spielen, haben mich atemlos und gespannt weiter lesen lassen.Das Ganze wird dann leider etwas sehr konstruiert, da der beschriebene Wärter hoffnungslos naiv sich von dem gefährlichsten Verbrecher übertölpeln lässt. Und nicht zu vergessen, dass dieser von allen Wärtern gefürchtete Verbrecher, auch immer wieder mal mit dem Direktor der Anstalt Schach spielt und sich durch die Siege "Gefallen " einfordert.

Targa empfand ich als genau so gezeichnet, wie sie wohl beim Leser rüber kommen sollte. Sehr emotionslos, sehr kalt und unnahbar. Dass man da nicht gross Nähe zu der Protagonistin empfindet ist klar und wohl auch so gewollt. Sie füllt ihre Rolle perfekt aus, und das ist das was für mich zählt.

In dieser Geschichte ist nicht die Suche nach dem Täter das Ziel, sondern, dass er überführt wird. So weiss man als Leser immer ,dass Sandmann der Killer ist und schaut ihm auch bei seinen Taten zu. Allerdings habe ich mich gefragt, warum intelligente , junge Frauen erstens auf so einen Typen rein fallen und ihm zweitens dann auch noch regelrecht aus der Hand fressen und tun was er verlangt, möge es noch so gefährlich, furchteinflössend oder abstrus sein?

Einige Ungereimtheiten in der Handlung, sowie eine holperige Übergänge haben mich gestört und da hätte noch gefeilt werden dürfen. Zudem waren mir ein paar Dialoge zu aufgesetzt und hölzern. Positiv überrascht haben mich hingegen die Stellen, in denen man als Leser begreift wie die einzelnen Stränge zusammen hängen.

Veröffentlicht am 21.12.2024

Wenn Mord und Kunst sich treffen!

Die blaue Stunde
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Fünf Jahre nach ihrem Tod werden die Kunstobjekte der berühmten Künstlerin Vanessa Chapman im Tate Modern in London ausgestellt. So auch ihr bekanntestes Objekt Division II.

Die Aufregung ist gross, ...

Fünf Jahre nach ihrem Tod werden die Kunstobjekte der berühmten Künstlerin Vanessa Chapman im Tate Modern in London ausgestellt. So auch ihr bekanntestes Objekt Division II.

Die Aufregung ist gross, als entdeckt wird, dass die Künstlerin in dieser Skulptur einen menschlichen Knochen verarbeitet hat.

Die Fairburn-Stiftung, die die Skulptur besitzt, schickt seinen Kurator James Becker nach Eris Island, wo die Künstlerin bis zuletzt mit ihrer Freundin Grace lebte.




Dreh- und Angelpunkt in diesem Roman von Paula Hawkins ist die Kunst. Skulpturen, Malerei und getöpferte Tonobjekte, die die verstorbene Künstlerin Vanessa Chapman gestaltet hat und nun eines ihrer Objekte im Mittelpunkt steht. Ausdrücke wie "Finissage" oder "figurative Malerei" machen diesen Teil der Handlung glaubwürdig. Unterschwellig schwebt ein mögliches Verbrechen mit, da in einer Skulptur ein menschlicher Knochen gefunden wird. Die Frage war dann auch sehr spannend, ob der Knochen menschlichen Ursprungs ist und von wem er stammen könnte.

Zu Beginn fiel mir der Einstieg in die Geschichte schwer, denn der Aufbau ist unruhig. Da gibt es Tagebucheinträge, Zeitungsartikel, Mails, Briefe und immer wieder Perspektivwechsel. Es wird aus der Sicht von Becker und aus der Sicht von Grace erzählt. Meist musste ich ein paar Sätze lesen um zu wissen, wer gerade im Fokus steht. Dieser Aufbau mit verschiedenen Elementen zieht sich durch das ganze Buch. Ebenso viele Nebenhandlungen, die nicht unbedingt alle relevant für die Hauptgeschichte sind, beschäftigen den Leser. Die Hauptgeschichte, der Fund von dem Knochen und die Frage nach dem Ursprung und Grund, ist nicht sehr gehaltvoll. Die Nebenhandlungen stellen sich zum Schluss als genau das heraus: Kleine Geschichtchen, die den Hauptstrang etwas aufpolstern und teilweise zum Schluss offen bleiben.

"Die blaue Stunde" wird reichlich beworben mit "Spitzentitel" und "Highlight der Spannung". Lee Childs Aussage im Innenteil des Umschlages verspricht auch einen grossen Wurf. Dem allem kann ich leider nicht zustimmen. Die Spannung ist minimal vorhanden, denn ich habe mich gefragt, wem der Knochen, der irgendwie in das Kunstwerk geraten ist, denn gehört. Darum geht es aber über weite Teile des Buches gar nicht mehr. Dafür bekommt man eine Charakterstudie wie aus dem Lehrbuch "Psychische Störung und ihre Auswirkungen".

Die Figuren sind durchwegs unsympathisch. Grace, die eine wichtige Rolle spielt, hat mich bedauerlicherweise nicht so richtig überzeugt. Sie gibt die ganze Bandbreite an Charaktereigenschaften wider, immer genau passend zum Plot und der Handlung.

Ich habe es, nach den Büchern "Into the Water" und "Girl on the train", noch einmal versucht mit einem Buch der Autorin. "Die blaue Stunde" hat mir bei weitem besser gefallen als die genannten Titel. Was Paula Hawkins sehr gut hingekriegt hat, ist die Stimmung dort auf der Insel und die Atmosphäre, wenn der Wind an den Fenstern rüttelt. Auch der Schreibstil habe ich als angenehm zu lesen empfunden.

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