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Veröffentlicht am 03.03.2023

Der Mikrokosmos Insel

Zur See
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In "Zur See" erzählt Dörte Hansen vom Mikrokosmos Insel, von einem Leben, das sich an Touristenströme, Saison- und Jahreszeiten anpassen und dem Meer aussetzen muss. Sie erzählt von Verlust und Veränderung, ...

In "Zur See" erzählt Dörte Hansen vom Mikrokosmos Insel, von einem Leben, das sich an Touristenströme, Saison- und Jahreszeiten anpassen und dem Meer aussetzen muss. Sie erzählt von Verlust und Veränderung, von einer alten Welt, die langsam schwindet, einer Sprache, die nicht mehr gesprochen wird, von Reetdächern, die weichen müssen, weil ihre Instandhaltung zu teuer ist, von Fischern, die nur noch für Touristen aufs Meer fahren und von Immobilienhaien, die die Häuser der Alteingesessenen aufkaufen.

Aber Hansen schreibt nicht nur über das Große, sie zoomt nah ran an das Inselleben, lässt es durch klar gezeichnete Figuren lebendig werden. Im Mittelpunkt des Romans steht eine Familie, die seit Generationen auf der Insel lebt, die Sanders. Ihre Vorfahren waren Kapitäne und Seefahrer. Nun leben sie, wie eigentlich alle, von den Touristen, machen Kunst aus Treibgut, vermieten Zimmer, arbeiten auf der Fähre. Doch das ist nur die Oberfläche.

Denn früh schon legt Hansen einen Fokus auf die Ungradlinigkeit der Lebenswegen, auf die Einsamkeit und Unangepasstheit, auf das Auseinanderbrechen und Wiederzusammenkommen einer Familie.

Das gelingt ihr ausgesprochen gut und man taucht mit Freude in diese scharf beobachtete und atmosphärisch erzählte Inselwelt und in das Leben der Inselbewohner ein.

"Zur See" ist Unterhaltungsliteratur, die zu keiner Zeit seicht ist, die stets Niveau bewahrt und deshalb wunderbar für Momente geeignet ist, in denen man einfach eine gut erzählte Geschichte braucht.

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Veröffentlicht am 16.02.2023

Ein Thriller über den Nordirland-Konflikt

Northern Spy – Die Jagd
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Als Tessa erfährt, dass ihre Schwester Marian in einen Überfall der IRA verwickelt war, kann sie es kaum glauben. Sie und Marian haben sich stets gegen die Gewalt in Nordirland ausgesprochen. Für Tessa ...

Als Tessa erfährt, dass ihre Schwester Marian in einen Überfall der IRA verwickelt war, kann sie es kaum glauben. Sie und Marian haben sich stets gegen die Gewalt in Nordirland ausgesprochen. Für Tessa setzt sich also ein völlig neues Bild zusammen. Sie muss nicht nur ihre Beziehung zu ihrer Schwester überdenken, sondern sich auch fragen, wie sicher sie sich in Belfast noch fühlen kann. Denn schließlich ist sie Mutter eines kleinen Sohnes, der auf sie angewiesen ist.

„Northern Spy“ liest sich flüßig und ist durchgehend spannend, was aber an keiner Stelle erzwungen wirkt. Durch Tessas Mutterschaft und ihre Beziehung zu ihrem Baby wird die Spionage-Geschichte um eine emotionale und menschliche Ebene erweitert. Dadurch sind die Figuren und vor allem Tessa als Hauptfigur nahbar.

Außerdem ist die Wahl des Nordirland-Konflikts als zeitliches und räumliches Setting des Romans interessant. Neben seinem Unterhaltungsaspekt taucht der Roman zwar nicht tief, aber auch nicht oberflächlich in diese politische Dimension ein und schafft damit einen glaubwürdigen und mitreißenden Rahmen für die Geschichte.

Für mich ein unterhaltender und lesenswerter Thriller.

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Veröffentlicht am 24.01.2023

Ein guter Unterhaltungsroman

Lightlark
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Isla herrscht über das Wildfolk. Sie sind Teil eines Reichs, über dem ein Fluch liegt. Für die sechs Völker des Reichs bedeutet der Fluch unterschiedliches, für das Wildfolk bedeutet er, dass sie jeden, ...

Isla herrscht über das Wildfolk. Sie sind Teil eines Reichs, über dem ein Fluch liegt. Für die sechs Völker des Reichs bedeutet der Fluch unterschiedliches, für das Wildfolk bedeutet er, dass sie jeden, in den sie sich verlieben, töten müssen und sich ausschließlich von menschlichen Herzen ernähren können. Ihr Ruf als verführerische Monster eilt ihnen voraus.

Alle hundert Jahre jedoch treffen die Herrscher der Völker während des Centennials aufeinander, um den Fluch zu brechen. Dafür muss einer der sechs Herrscher und damit sein ganzes Volk sterben. Bisher ist das nicht gelungen.

Isla wurde ihr ganzes Leben lang auf das Centennial vorbereitet. Und für sie ist es gefährlicher als für alle anderen. Denn obwohl sie die Herrscherin über das Wildfolk ist, hat sie weder deren Fluch vererbt bekommen noch deren Kräfte. Doch das dürfen die anderen Herrscher auf gar keinen Fall erfahren.

Der Roman bedient sich der altbekannten Figur der jungen unerfahrenen Heldin, die ein Reich retten soll. Isla hat gleich an mehreren Fronten zu kämpfen, muss ihr Geheimnis verbergen, Verbündete finden, nach einer Lösung suchen, um ihr Reich zu retten und verliebt sich gleichzeitig.

„Lightlark“ wurde im englischsprachigen Raum gleich aus vielerlei Gründen kritisiert. Ich kann diese Kritik in den meisten Fällen nicht ganz nachvollziehen. Mir hat der Roman gut gefallen. Es ist eine Geschichte zum Abtauchen. Man kann sich in dieser Welt, die Alex Aster erschaffen hat, verlieren. Und das macht ein gutes Unterhaltungsbuch doch aus.

Zugegeben, im zweiten Teil hätte ich mir gewünscht, dass die Autorin auf einige Längen verzichtet hätte und zum Ende hin schienen manche Fäden doch unter sehr großem Kraftaufwand miteinander verknüpft worden zu sein. Die Wendungen wirkten dann etwas konstruiert. Aber letztlich hat all das meinem Lesevergnügen keinen Abbruch getan.

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Veröffentlicht am 17.01.2023

Reise in die eigene Familienvergangenheit

Rote Sirenen
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Victoria Belims autobiographisches Buch „Rote Sirenen“ dokumentiert die Rückkehr der Autorin zur eigenen Kultur und in das Land, in dem sie aufgewachsen ist. Gleichzeitig ist es eine Spurensuche innerhalb ...

Victoria Belims autobiographisches Buch „Rote Sirenen“ dokumentiert die Rückkehr der Autorin zur eigenen Kultur und in das Land, in dem sie aufgewachsen ist. Gleichzeitig ist es eine Spurensuche innerhalb der eigenen Familie und eine Reise in die Geschichte der Ukraine.

Victoria Belim wächst als Tochter eines russischen Vaters und einer ukrainischen Mutter in der Ukraine auf. Die weitere Familie ist jedoch durch zahlreiche Kulturen geprägt, was sich in Belims Verständnis von Identität und Kulturzugehörigkeit widerspiegelt. Mit fünfzehn zieht sie mit ihren Eltern in die USA, arbeitet später in Brüssel und kommt erst im Rahmen der Recherchen für das Buch für längere Zeit in die Ukraine zurück.

Sie begibt sich auf die Spuren ihres Urgroßonkels Nikodim, nachdem sie im Tagebuch ihres Urgroßvaters liest, dass dieser in den 1930er verschwand. Zuvor hatte er für die Unabhängigkeit der Ukraine gekämpft.

Belims Reise und das Buch, welches daraus entstanden ist, malen das Bild eines Landes und seiner Menschen zwischen Westen und Osten, zwischen Kulturen, Ideologen und Kriegen. Ein Land, das sich stets im Dazwischen wiedergefunden hat, dem immer eine Schwellenposition zwischen den Welten zugewiesen wurde. Ein Land, das Konflikte oft am härtesten zu spüren bekommen hat, wie auch der aktuelle Krieg wieder zeigt. Oder um an dieser Stelle Belims Großmutter zu zitieren: Ein „Blutland“.

Es ist faszinierend zusammen mit der Autorin zu lernen, zu erfahren und zu entdecken. Sie lässt uns auf authentische, auf glaubhafte Weise an ihrer eigenen Lebensgeschichte und an der ihrer Vorfahren teilhaben. Nie rutscht sie ins Rührselige oder Kitschige ab. Und so entstehen kostbare Einblicke, ein lesenswertes Familiendokument.

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Veröffentlicht am 16.10.2022

Bunt, lebendig, vielfältig

Rosa kocht vegan
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Ich bin seit vielen Jahren Veganerin und kaufe mir nur ganz selten Kochbücher. Rosa Roderigos Kochbuch hat mich aber schon auf den ersten Blick angesprochen. Es hat bunt und lebendig auf mich gewirkt. ...

Ich bin seit vielen Jahren Veganerin und kaufe mir nur ganz selten Kochbücher. Rosa Roderigos Kochbuch hat mich aber schon auf den ersten Blick angesprochen. Es hat bunt und lebendig auf mich gewirkt. Und das ist es auch! Der Autorin gelingt es, die Vielfalt der veganen Küche abzubilden, ohne dass die Rezepte zu kompliziert werden. Vieles besteht aus nur wenigen Zutaten und lässt sich deshalb leicht nachkochen.

Gleichzeitig lässt sich in diesem Buch für jeden Geschmack und Anlass ein Rezept finden. Egal ob für ein Picknick oder eine Geburtstagsfeier, ob türkische oder chinesische Küche: Es ist wirklich für alle etwas dabei! Ich bin überzeugt, dass das Buch vor allem den Horizont von neuen Veganern und von Vegan-Skeptikern erweitern kann. Spätestens beim Anblick der Fotos des Zupfkuchens oder des Germknödels kriegt man Lust, sofort drauflos zu backen.

“Rosa kocht vegan” ist also ein ansprechendes Kochbuch, das ich gerne empfehle. Mein einziger Kritikpunkt sind die vielen Superlative, Anglizismen und Alliterationen, die manchmal etwas zu gewollt hip wirken. Ich verstehe, dass das Buch auch für ein jüngeres Publikum interessant sein soll, aber beim Lesen und Durchblättern fällt diese etwas künstlich wirkende Sprache doch sehr auf. Da das aber letztlich für mich kein Grund ist, auf neue und richtig leckere vegane Rezepte zu verzichten, tut das meiner Empfehlung keinen Abbruch.

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