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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.11.2022

Eine wundersame Entwicklung

Zirkus der Wunder
4

Südengland, 1866: Nell ist von Kopf bis Fuß übersät mit Muttermalen, wird von den Dorfbewohnern gemieden und von ihrem gewissenlosen Vater schließlich für 20 Pfund an Jasper Jupiters Zirkus der Wunder ...

Südengland, 1866: Nell ist von Kopf bis Fuß übersät mit Muttermalen, wird von den Dorfbewohnern gemieden und von ihrem gewissenlosen Vater schließlich für 20 Pfund an Jasper Jupiters Zirkus der Wunder verkauft, in dem sie mit ihrem einzigartigen Erscheinungsbild als sogenanntes „Leopardenmädchen“ scharenweise zahlende Zuschauer anziehen soll.
Bereits zuvor macht sie bereits die Bekanntschaft mit Toby, Jaspers jüngerem Bruder, der eine große Schuld mit sich herumzutragen scheint und an die ihn sein Bruder immer wieder erinnert.
Nell lernt mit der Zeit die Vorzüge des Zirkusleben kennen, gewinnt an Selbstbewusstsein und knüpft heimlich erste zarte Bande zum schüchternen Toby.
Für Jasper sind seine „Wunder“ oder auch Kuriositäten, nur Mittel zum Zweck.
Er giert nach Ruhm und Anerkennung und erträgt es nicht, wenn jemand an seiner Stelle in den Mittelpunkt rückt.
Als sich die Aufmerksamkeit der Queen auf den Zirkus und insbesondere auf Nell lenkt, ändert sich das Leben aller Beteiligten schlagartig.

Ein durchweg spannender Roman, abwechselnd aus der Sicht der Hauptcharaktere erzählt, mit einem Finale, dass so vermutlich keiner wirklich erwartet hätte.
Mit der Zeit wird klar, die Autorin ist nicht darauf aus, eine vorhersehbare Handlung zu konstruieren, sondern lässt ihre Protagonisten vielmehr unkonventionelle Wege gehen.
Wie es um die Beziehung der beiden Brüder Toby und Jasper tatsächlich bestellt ist, finde ich an dieser Stelle leider nicht ausreichend herausgearbeitet, sondern aufgrund der eher oberflächlichen Beschreibung, am Ende nicht ganz zufriedenstellend.
Dafür gelingt es Elizabeth Macneal in ihrem Roman hervorragend, die Atmosphäre von damals zu erzeugen und fühlbar in die Gegenwart zu transportieren.
Neben der Spannung macht sich auch immer wieder ein beklemmendes Gefühl breit.
Die Geschichte könnte sich tatsächlich so oder so ähnlich zu dieser Zeit zugetragen haben.

Die Anmerkungen der Autorin am Ende des Buches spiegeln jedenfalls wider, wie skrupellos und wenig mitfühlend die damalige Gesellschaft ist.
Der Voyeurismus und die Sensationslust wird auf dem Rücken von Menschen ausgelebt, die körperlich nicht der Norm entsprachen oder Besonderheiten aufwiesen und durch ihre Einzigartigkeit, im wahrsten Sinne des Wortes, zu einer Zirkusnummer werden.

Eine besondere Geschichte, wie die Menschen, von denen sie handelt. Von mir eine Leseempfehlung.

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  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 17.10.2022

Unvorhersehbar und hochspannend

Rachejagd - Gequält
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Unvermittelt erhält Journalistin Anna einen mit Blut befleckten Brief. Die Handschrift erinnert an Edward Harris, den Stalker, der sie und ihre Freundin Natalie drei Jahre zuvor entführt und ...

Unvermittelt erhält Journalistin Anna einen mit Blut befleckten Brief. Die Handschrift erinnert an Edward Harris, den Stalker, der sie und ihre Freundin Natalie drei Jahre zuvor entführt und schwer misshandelt hat.
Als Anna in einem günstigen Moment die Flucht gelingt, muss sie Natalie zurücklassen, die dies anschließend mit ihrem Leben bezahlt.
Nun scheint der Wahnsinnige zurück und auf der Jagd nach ihr zu sein.
Annas Jugendfreund, der FBI-Agent Nick Coleman nimmt in diesem Fall die Ermittlungen auf und auch Profilerin Lynette McKenzie und Arbeitskollege Zane Newton versuchen Anna zu helfen.
Doch Harris entpuppt sich als Bedrohung für ihr gesamtes Umfeld, keiner scheint mehr sicher, am wenigsten Anna selbst, denn trotz Polizeischutz kommt er ihr gefährlich nah.

Den Autoren Stevens & Suchanek ist mit dem ersten Band ein beeindruckender Auftakt zur geplanten Trilogie gelungen, die ich ganz bestimmt weiterverfolgen werde.

Eigentlich wollte ich nur mal eben kurz in die Story reinschnuppern und zack, schon war ich mittendrin und habe eine Seite nach der anderen verschlungen.
Der Schreibstil ist einfach super und konnte mich von Beginn an mitreissen.
Die Handlung ist temporeich und hält für den Lesenden einiges parat, weshalb aufgrund der zahlreichen unglaublichen und dramatischen Wendungen, ein durchweg fesselnder Spannungsbogen vorhanden ist.
Den Autoren ist es absolut gelungen, einen aufregenden Thriller zu konstruieren, in dem nahezu jeder Charakter auf eine gewisse Art und Weise und sei es nur minimal, verdächtig erscheint. Überall lodert ein kleiner Funken Misstrauen.
Nicht ohne Grund, die Karten werden mehrfach komplett neu gemischt, das Feld der Verdächtigen scheint riesengroß und der Täter ist immer ein paar Schritte voraus.
Auch wenn mir das Katz-und Maus-Spiel zwischen allen Beteiligten manchmal leicht übertrieben wirkt, kommen die Gänsehaut-Momente nicht zu kurz.
Die Hauptprotagonisten Anna und Nick wirken auf mich hier etwas farblos, gedanklich war ich nämlich mehr mit der Tätersuche beschäftigt, als mit diesen beiden Charakteren mitzufiebern.
Ein wenig mehr Tiefgang bei der Vorstellung hätte sicher gut getan, aber vielleicht heben sich die Autoren dies noch für die übrigen Teile der Trilogie auf. Es bleibt definitiv spannend!

Ich vergebe in jedem Fall eine Leseempfehlung und freue mich als nächstes auf Band 2, der glücklicherweise bereits im Dezember erscheint.

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Veröffentlicht am 26.08.2022

Die Leichenflüsterin

Wer mit den Toten spricht
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Cassie Raven, die als Assistentin in der Gerichtsmedizin arbeitet, kommt anfangs ein wenig schräg und überspitzt gezeichnet daher, was einerseits an ihrem eher unkonventionellen Äußeren liegt, andererseits ...

Cassie Raven, die als Assistentin in der Gerichtsmedizin arbeitet, kommt anfangs ein wenig schräg und überspitzt gezeichnet daher, was einerseits an ihrem eher unkonventionellen Äußeren liegt, andererseits an der Tatsache, dass sie mit den Toten spricht.
So auch, als eines Tages der 15-jährige Bradley auf dem Seziertisch landet.
Während Cassie seiner Todesursache schrittweise näher kommt, ist sie dem zuständigen Pathologen stets ein Dorn im Auge.

In Band 2 muss sich Cassie aber hauptsächlich mit ihrer Vergangenheit auseinander setzen.

Als sie klein ist, sterben ihre Eltern bei einem Autounfall, zumindest wird sie jahrelang in dem Glauben gelassen. Sie wächst bei ihrer polnischen Großmutter Weronika auf und erfährt erst viel später, dass die Wahrheit eine ganz andere ist. Ihr Vater Callum soll ihre Mutter ermordet haben und saß dafür 17 Jahre im Gefängnis.
Als er unerwartet den Kontakt zu ihr sucht, blockt sie ihn zunächst ab.
Stimmt die Behauptung ihres Vaters, unschuldig zu sein?

Mit der Unterstützung von DS Phyllida Flyte begibt sie sich auf Spurensuche und kommt dem Täter unerwartet nah.

Wer Band 1 vorab nicht gelesen hat, kann hier trotzdem gut in die Story einsteigen und bekommt stellenweise sogar einen kleinen Rückblick zum Vorgänger.
Die Charaktere sind authentisch und einnehmend gezeichnet, ohne dabei rollenbedingte Klischees zu bedienen.

Während in Band 2 Geheimnisse nach und nach ans Licht kommen und stückchenweise wie Puzzleteile im Verlauf der Geschichte immer mehr ein logisches Gesamtbild ergeben, verliert die Story bis zum Ende nicht an Spannung und Glaubwürdigkeit.

Und obwohl die Erzählperspektive häufig zwischen Cassie und DS Flyte hin und her wechselt, bleibt die Handlung erfrischend übersichtlich und einnehmend.

Gerade der Anteil über die Vorgänge der Gerichtsmedizin ist anschaulich, interessant und spannend dargestellt.
Hierbei wartet die Autorin ganz klar mit beeindruckender Authentizität durch gut recherchiertes medizinisches Fachwissen auf und lässt damit bei der Leichenschau tief blicken und hat mich gerade an diesen Stellen besonders überzeugen können.

Dank Oma Wenronika gibt es übrigens noch zusätzlich einen Polnisch-Sprachexkurs für den nächsten Urlaub gratis oben drauf!

Abschließend ist „Wer mit den Toten spricht“ ein wahrhaftig formvollendeter, ausgereifter Thriller der nichts vermissen lässt, mich begeistern hat und auch eine starke und gelungene Fortsetzung zu Band 1 darstellt.

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Veröffentlicht am 10.08.2022

Ein Leben für den Widerstand

Die Wagemutige
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Die Roman-Biografie handelt von der österreichischen Widerstandskämpferin Lisa Fittko, die während der Nazi-Zeit, unter Einsatz ihres Lebens und zusammen mit ihrem Mann Hans, zahlreiche Menschen über die ...

Die Roman-Biografie handelt von der österreichischen Widerstandskämpferin Lisa Fittko, die während der Nazi-Zeit, unter Einsatz ihres Lebens und zusammen mit ihrem Mann Hans, zahlreiche Menschen über die französisch-spanische Grenze in die Freiheit schleust.

Nachdem sie 1933 aus Deutschland ausgewiesen wird, flieht sie nach Frankreich ins Exil.
Als die Nationalsozialisten hier einmarschieren, landet sie jedoch als „feindliche Ausländerin“ in einem südfranzösischen Internierungslager, aus dem ihr gemeinsam mit ihrer Freundin Paulette 1940 die Flucht nach Marseille gelingt.
Während Lisa hofft, dort auf Hans zu treffen, verliebt sie sich Hals über Kopf in einen anderen Mann.
Als die Möglichkeit zur Ausreise für sie in greifbare Nähe rückt und die Schlinge der Nazis sich immer weiter zu zieht, entscheidet sie sich gegen ein Leben in Sicherheit und für die Rettung weiterer Regime-Flüchtlinge.

Autorin Caroline Bernard nimmt die Autobiografie der als Lisa Fittko bekannten Widerstandskämpferin, stellvertretend für die zahlreichen mutigen und entschlossenen Frauen, die im Exil und Widerstand gegen das Hitler-Regime gekämpft haben.

Mit der Einbindung einer fiktiven romantischen Liebesgeschichte zwischen Lisa und dem Amerikaner Louis, wird die Handlung zwischenzeitlich spürbar aufgelockert, ohne dass die Thematik an Ernsthaftigkeit, Aussagekraft und Bedeutsamkeit verliert.
Vielmehr gelingt es der Autorin in ihrem Roman, die Gefahren, den die Charaktere ständig ausgesetzt sind, anschaulich und greifbar zu transportieren, so dass man mit ihnen mitfiebert und fühlt.

Der Gesamteindruck überzeugt trotz eines kleinen historisch-inkorrekten Fauxpas zu Beginn des Buches.

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Veröffentlicht am 08.07.2022

Hapes Liebesbrief an die Stubentiger

Pfoten vom Tisch!
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In seinem Buch „Pfoten vom Tisch“ erzählt Hape Kerkeling, wie er statt „auf den Hund“, an die Katzen gekommen ist, gespickt mit allerlei lustigen und sentimentalen Anekdoten, aber auch hier und da mit ...

In seinem Buch „Pfoten vom Tisch“ erzählt Hape Kerkeling, wie er statt „auf den Hund“, an die Katzen gekommen ist, gespickt mit allerlei lustigen und sentimentalen Anekdoten, aber auch hier und da mit Passagen reinem Fachwissens über die domestizierten Pelztierchen.

Meine Meinung:
Es ist für mich das erste Buch von Hape Kerkeling, den ich als Entertainer seit vielen Jahren sehr schätze und von dem ich bis dato nicht wusste, dass uns eine gemeinsame Leidenschaft verbindet, nämlich die Liebe zu Katzen!

Daher war vor allem der Titel in Verbindung mit dem Namen des Autors, letztlich ausschlaggebend für den Buchkauf.

Der für Hape typische Humor und seine Erzählart findet sich auf sämtlichen Seiten wieder, wobei es sicher noch witziger gewesen wäre, anstatt dem Buch, sich lieber das von ihm selbst gesprochene Hörbuch, zu Gemüte zu führen.
Besonders amüsant sind seine persönlichen Erfahrungen und Geschichten, die er über die ein oder andere Katze zum Besten gibt, oftmals mit reichlich Wiedererkennungswert!

Schön sind ebenfalls die mit Fotos seiner Katzen bedruckten Klappeninnenseiten, die den Tieren und den dazugehörigen Anekdoten, ein Gesicht verleihen.

Andererseits erteilt er aber auch reichlich Ratschläge in Form von den „10 Goldenen Katzenregeln“ oder der Aufzählung sämtlicher Katzenrassen und deren Eigenarten, die ein(e) erfahrene(r) Katzenbesitzer(in) zumeist bereits kennt und mir das Buch dadurch stellenweise etwas langatmig bis langweilig vorkam.

„Eine wunderbare Liebeserklärung an das Leben mit Katzen“ ist es trotzdem allemal!
Hätte ich selber noch keine Miez, würde ich mir spätestens nach diesem Buch, ein Exemplar dieser Gattung anschaffen!

Neben einiger Lacher kamen übrigens auch die Taschentücher zum Einsatz.

Mein Fazit:
Obwohl ich das Buch in erster Linie nur angehenden und bisher unerfahrenen Katzenbesitzer uneingeschränkt empfehlen würde, ist „Pfoten vom Tisch“ für mich definitiv kein Fehlkauf gewesen.
Vielmehr habe ich jetzt eher Interesse an den anderen literarischen Ergüssen des Hape Kerkeling.

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