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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.10.2022

Ziemlich vorhersehbar, aber trotzdem sehr unterhaltsam

Spanish Love Deception – Manchmal führt die halbe Wahrheit zur ganz großen Liebe
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Ich bin auch „Spanish Love Deception“ aufmerksam geworden, weil es im Internet ziemlich gehypt wurde. Weil ich auch das comicartige Cover sehr gern mochte, habe ich mich entschlossen dem Hype zu folgen ...

Ich bin auch „Spanish Love Deception“ aufmerksam geworden, weil es im Internet ziemlich gehypt wurde. Weil ich auch das comicartige Cover sehr gern mochte, habe ich mich entschlossen dem Hype zu folgen und das Buch zu lesen. Zuerst mal finde ich es toll, dass die Protagonistin mit ihren fast 30 Jahren, als Single in New York, mit einer Schwäche für Nahrungsmittel aller Art in einer für mich sehr nachvollziehbaren Position ist. Oft kann ich mich mit den Protagonistinnen aus Liebesromanen nicht ganz so identifizieren, aber hier hats sofort geklickt. Die Story ist halt reichlich vorhersehbar, wen das aber nicht stört, der wird hier viel Herz und Humor finden und ein bisschen sexy wird es auch.

Zum Inhalt: Nachdem ihr Herz gebrochen wurde, flüchtet Catalina nach New York um sich ganz auf ihre Karriere zu konzentrieren und Abstand zu gewinnen. Als ihre Schwester nun in Spanien heiratet und ausgerechnet ihr Ex Trauzeuge ist, gerät Lina in Panik. Denn sie ist immer noch Single und hat keine Lust auf mitleidige Blicke und spitze Kommentare. Kurzerhand erfinden sie einen American Boyfriend. Aber nun erwartet natürlich die ganze Familie, dass sie ihn zur Hochzeit mitbringt und Lina steckt ganz schön im Schlamassel. Da kommt es wie gerufen, dass ihr Kollege Aaron sich anbietet ihr zu helfen, auch wenn sie ihn eigentlich gar nicht leiden kann. Oder?

Linas Leben und die Lügen, in die sie sich verstickt, sind ganz schön chaotisch. Wie zufällig ist aber Aaron natürlich immer genau zur Stelle, wenn Lina einen Ritter in weißer Rüstung braucht. Dem Leser wird eigentlich ziemlich schnell klar, dass es kein Zufall sein kann, dass Aaron immer sehr hilfsbereit zur Stelle ist, wenn Lina stolpert. Nicht nur in Sachen Hochzeit, sondern auch im Job unterstützt er sie. Nur Lina hat scheinbar Toten auf den Augen und ist in ihrer Abneigung gegen Aaron festgefahren. Der lässt sich aber nicht beirren und bleibt Fels in Brandung. Ich liebe ja Geschichten, in denen der Typ zuerst verliebt ist und sich erstmal beweisen muss, um erhört zu werden. Die Geschichte legt hier ein gutes Tempo vor.

Die Geschichte ist locker leicht geschrieben, so wie man halt als Familie und Freunde miteinander redet. Viel Umgangssprache, ein paar spanische Sätze, die Lina für den Leser in Kontext fasst, ein paar Chatnachrichten mit ihrer besten Freundin und ein kurzer Emailverkehr mit Aaron schmücken das Buch sprachlich aus. Linas Art ist einfach erfrischend witzig und ungezwungen, die Situationen, in die sie sich und Aaron hineinmanövriert, haben viel Situationskomik, werden aber auch zunehmend intensiver, als beide sich für die Beziehung erwärmen. Natürlich gibt es eine kurze dramatische Unterbrechung der sich anbahnenden Liaison, auf die ich gut hätte verzichten können, weil sie relativ schnell abgespeist wird und nichts echtes zur Handlung beiträgt.

Das Buch hat mir gut gefallen und mich super unterhalten. Ich konnte ab und zu mal schmunzeln, war jetzt aber nicht übermäßig hingerissen. Am Hype ist was dran, auch wenn ich ihn ein bisschen übertrieben finde

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Veröffentlicht am 17.10.2022

Ergreifender historischer Roman

Das verborgene Paradies
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Ich liebe Bücher von Luca Di Fulvio, in denen Außenseiter zu Helden werden und ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen. Mit „Das verborgene Paradies“ nimmt er nun eins der für mich interessantesten und ...

Ich liebe Bücher von Luca Di Fulvio, in denen Außenseiter zu Helden werden und ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen. Mit „Das verborgene Paradies“ nimmt er nun eins der für mich interessantesten und zugleich schockierendsten historischen Themen auf: die Hexenprozesse. Ein ergreifender, schockierend düsterer Roman, der mich von Beginn an in seinen Bann geschlagen hat.

Zum Inhalt: Susannas Geburt stand bereits unter einem schlechten Stern, in Blut geboren wird sie bereits als Säugling von der Hebamme als Hexe bezeichnet. Nur durch die Güte des Priors kann sie im Kloster aufwachsen und ihren wachen Geist mit Wissen füttern. Zwanzig Jahre später scheint ihre Geschichte sie einzuholen, als sie wegen Hexerei und Mordes angeklagt wird. Zur Seite steht ihr Daniele, ebenfalls ein Mündel des Klosters und Susannas erste Liebe. Können die beiden dem Schicksal erneut ein Schnippchen schlagen?

Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt in welcher der Leser einerseits den Hexenprozess gegen Susanna erlebt während in der zweiten die Geschichte um Susanna und Daniele aufgeschlüsselt wird. Die Zeitebenen wechseln einander ab, sodass man nach und nach alle Hintergrundinformationen bekommt und erfährt, wie Susanna und Daniele zu diesen bemerkenswerten Menschen herangewachsen sind.

Der Hexenprozess wird in all seiner Grausamkeit und Sinnlosigkeit beschrieben und egal was Daniele aus dem Hut zaubert, es scheint völlig aussichtslos zu sein, Susanna vor dem Feuer zu retten. Besonders Danieles Findigkeit und wacher Geist in diesem Prozess sind wirklich bemerkenswert, demgegenüber stehen aber die dümmliche Naivität der Dorfbewohner, sowie die List und Boshaftigkeit des Inquisitors. Die Gegenspieler sind hier toll gewählt und der Prozess war für mich als Leser ein echtes Bangen und Hoffen.

Das Ende hat mir persönlich nicht gefallen, auch wenn es gut zur Handlung und zum Buch gepasst hat. Aber es fügte sich dann noch plötzlich alles ziemlich schnell, nachdem der Prozess selbst sich so ewig in die Länge zog.
Trotzdem hat mir das Buch insgesamt gut gefallen, wirkte authentisch und wieder sehr emotional ergreifend

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Veröffentlicht am 17.10.2022

Stürmisch und unberechenbar

We Are Like the Sea
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„We are like the sea“ hat ein traumhaft schönes Cover, es macht direkt Lust auf Urlaub an der Küste und ein bisschen hatte ich beim Lesen das Gefühl selbst sie Wellen rauschen hören zu können. Im Zentrum ...

„We are like the sea“ hat ein traumhaft schönes Cover, es macht direkt Lust auf Urlaub an der Küste und ein bisschen hatte ich beim Lesen das Gefühl selbst sie Wellen rauschen hören zu können. Im Zentrum dieser Geschichte steht für mich das Gefühl von Heimat, vom Ankommen und angenommen werden und das Wissen, dass jeder Sturm irgendwann vorbeizieht. Eine schöne Young Adult Geschichte.

Zum Inhalt: Als Lavender auf Malcom Island ankommt, ist es nicht nur eine Flucht vor ihrem abgebrochenen Studium, dem Zorn ihres Vaters und ihren Zukunftsängsten- es ist auch eine Flucht vor sich selbst und dem Schmerz in ihrem Inneren. Dass sie diesen ausgerechnet dort bekämpfen will, wo er seinen Ursprung fand, hat einen ganz einfachen Grund: sie weiß nicht, wo sie sonst hinsoll. In dem Haus, in dem sie als Kind die Ferien verbracht hat und den sie nun nur noch mit Schmerz und Verlust verbindet, will Lavender wieder zu sich selbst finden. Doch dann ist da noch Jonne mit seinen Gewitteraugen. Und der ist alles andere als begeistert von Lavenders Ankunft auf der Insel…

Ich liebe ja Geschichten, die in diesen urigen kleinen Orten spielen, wo die Nachbarn einander kennen, wo Gemeinschaft noch einen echten Wert hat und man nie ganz auf sich allein gestellt ist. Und genauso ist Malcom Island. Ich habe seine Bewohner und ihre schrulligen Marotten direkt von Beginn geliebt und mich direkt irgendwie auch heimisch gefühlt. Die vielen bunten Charaktere sind das, was diese Geschichte so lebendig und herzerwärmend macht.

Die Liebesgeschichte zwischen Lavender und Jonne ist reichlich vorhersehbar, auch wenn er es ihr zugegebenermaßen anfangs sehr schwer macht. Den inneren Sturm, den Lavender laut Klappentext in sich trägt, hab ich ehrlich gesagt beim Lesen nicht so recht gespürt. Ja, sie macht sich Vorwürfe, warum genau erfährt der Leser erst ziemlich am Ende, auch wenn es sich recht früh erahnen lässt. Besonders das Ende fand ich dann aber auch unnötige überdramatisch und es wird auch gar nicht mehr richtig aufgegriffen, bevor es zum obligatorischen Happy Ende kommt. Hier hätte man mehr draus machen oder es andernfalls einfach weglassen können.

Ansonsten fand ich die Geschichte einfach schön geschrieben. Es geht viel um Freundschaft, Liebe, Zusammenhalt und das füreinander da sein. Für mich eine Cozy Romance für die stürmisch kalten Tage.

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Veröffentlicht am 17.10.2022

Interessante Einblicke in eine andere Kultur

Miss Kim weiß Bescheid
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Die asiatische Kultur unterscheidet sich mitunter gravierend von unserer. Da ich bisher in meinem Freundes- und Bekanntenkreis gar keine Berührungspunkte mit Korea hatte, habe ich beim Lesen viel neues ...

Die asiatische Kultur unterscheidet sich mitunter gravierend von unserer. Da ich bisher in meinem Freundes- und Bekanntenkreis gar keine Berührungspunkte mit Korea hatte, habe ich beim Lesen viel neues erfahren und interessante Einblicke gewonnen. Und trotz aller Unterschiede sind die Sorgen und Nöte koreanischer Frauen dieselben, die auch ich und meine Freundinnen kennen. Sehr nahbare Geschichten, in die man sich gut hineinversetzen kann und die zum Nachdenken anregen.

Zum Inhalt: in acht kurzen Geschichten werden die Schicksale von acht unterschiedlichen koreanischen Mädchen und Frauen beschrieben. Und obwohl es sich um acht sehr unterschiedliche Alters- und Sozialprofile handelt, sind die Themen universell und nahbar. Es geht um Liebe, um Familie und Karriere, um die Anforderungen an Frauen als Ehefrau, Mutter, Tochter und Schwiegertochter. Es geht aber auch um Mobbing, sexuelle Belästigung, Gewalt und Unterdrückung durch die Männer in der Familie, um soziale und bildungspolitische Benachteiligung von Frauen.

Das Cover ist sehr treffend für die Geschichte gewählt, die gesichtslose Frau könnte jeder sein, denn genau das spiegeln auch die angesprochenen Themen wider. Es sind Alltagsszenarien, wie sie vermutlich viele erleben oder bereits erlebt haben. Das Buch schlägt covertechnisch auch direkt die brücke zum ersten buch aus Cho Nam-Joos Feder und schafft einen Wiedererkennungswert.

Das Buch besteht aus acht Kurzgeschichten, in denen die Autorin auch ihr eigenes Schicksal eingeflochten hat. Obwohl die Geschichten aufgrund der Alltagsthematik nicht spannend im herkömmlichen Sinne waren, so war ich doch gefesselt, von den Einblicken in diese Leben die so anders und gleichzeitig so ähnlich dem meinen waren, dass ich das Buch fast nicht aus der Hand legen konnte.

Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft und die dargestellten Szenarien wirken absolut authentisch. Das Buch hat sich toll lesen lassen und mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 09.10.2022

Die Unbarmherzigkeit des Nordens

Das Leuchten der Rentiere
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Wenn wir an Lappland denken, denken wir an endlose Weiten, malerische Winterlandschaften und Rentierschlitten. „Das Leuchten der Rentiere“ ist ein ruhiger Roman über die Schattenseiten der Rentierhaltung, ...

Wenn wir an Lappland denken, denken wir an endlose Weiten, malerische Winterlandschaften und Rentierschlitten. „Das Leuchten der Rentiere“ ist ein ruhiger Roman über die Schattenseiten der Rentierhaltung, über Abgrenzung und die Unbarmherzigkeit des Landes.

Zum Inhalt: Elsa ist neun Jahr als, als die beobachtet wie ihr Rentierkalb getötet wird. Dieses Ereignis soll sie bis ins Erwachsenenalter begleiten und steht stellvertretend für alles, was in Elsas Dorf schief läuft: die Abneigung der Dorfbewohner, die Ignoranz der Polizei, die einfach wegsieht, wenn Rentiere grausam abgeschlachtet werden und die Verzweiflung der Sami, die ihren Platz in der Gesellschaft suchen.

Das Cover des Buches ist traumhaft schön und passt perfekt zu den unendlichen Weiten des Nordens und Wildheit der Natur. Optisch ist das Buch sehr ansprechend und weckt die Luft aufs gemütliche Lesen.

Thematisch hat mir die Geschichte sehr gut gefallen. Die dunkle und beklemmende Atmosphäre des hohen Nordens, die Aussichtslosigkeit die Gesamte Herde durch den Winter zu bringen und das Unverständnis der übrigen Dorfbewohner werden gut rübergebracht und sehr plastisch vermittelt. Elsas Erlebnisse und die Auswirkungen auf ihr leben sind sehr berührend, wenn aufgrund der Tragik auch irgendwie sehr beklemmend. Ich hatte das Gefühl unfreiwillig Zeuge von etwas zu werden, das nicht für meine Augen bestimmt war.

Ich hab mir sehr schwer damit getan in die Geschichte reinzukommen und zwischendurch hatte das Buch immer wieder erzählerische Längen, in denen die Handlung so vorbei driftete und eigentlich nichts wesentliches passiert. Ansonsten trägt die Erzählstruktur gut dazu bei, die Ausweglosigkeit und Hoffnungslosigkeit gut rüberzubringen. Die Story wird sehr ruhig, aber eindringlich erzählt. Trotzdem ist bei mir der letzte Funke nicht so ganz übergesprungen und ich musst mich streckenweise beinahe zwingen weiterzulesen. Daher 4 Sterne von mir.

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