Unterhaltsamer Psychothriller mit hauchdünnem, teils unglaubwürdigen Plot und ahnungsloser TSTL Heldin, die einem den letzten Nerv rauben kann
GewittermädchenEmily ist eine junge, verträumte Frau mit Schauspielerambitionen. Dumm nur, dass ihr Lampenfieber bei Vorsprechen zu groß ist, als dass sie jemals eine Rolle bekommen würde. Überhaupt läuft einiges schief ...
Emily ist eine junge, verträumte Frau mit Schauspielerambitionen. Dumm nur, dass ihr Lampenfieber bei Vorsprechen zu groß ist, als dass sie jemals eine Rolle bekommen würde. Überhaupt läuft einiges schief in ihrem Leben, was auch die Liebe einschließt. Als sie auch noch ihren „normalen“ Bürojob verliert, ist sie am Boden zerstört und weiß nicht weiter. Doch durch einen Wink des Schicksals, scheint ihr, läuft sie kurz nach ihrer Kündigung ihrem Chef in die Arme, der sie geistesgegenwärtig davor rettet von einem Bus überrollt zu werden.
Emily ist hingerissen, trotz ihrer Lage, denn sie fühlt sich sehr von ihrem Ex-Chef angezogen. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass sie ein neues Jobangebot dass er ihr unterbreitet bereitwillig, beinahe glücklich, annimmt.
Emily soll in Zukunft als eine Art Hauswart und Mädchen für alles im Haushalt von Scotts Frau arbeiten. Emily glaubt bereits, sie hätte das große Los gezogen, denn das luxuriöse, abgelegene Anwesen befindet sich direkt an der französischen Küste.
Als Emily dort eintrifft, ist sie fasziniert von dem Gebäude, aber auch von Scotts Ehefrau Nina, die sich herzlich und freundlich um sie bemüht. Außerdem lebt dort noch Scotts und Ninas kleine Tochter Aurelia, die ihr ein wenig schwierig erscheint. Aurelia spricht nicht, hat unkontrollierte Wutanfälle und ist zudem mit einer rätselhaften Sonnenallergie geplagt, die sie davon abhält, lange im Freien zu verweilen.
Aber auch Aurelia schließt Emily schnell in ihr Herz, wäre da nicht der undurchschaubare Gärtner, der sie auf Schritt und Tritt zu überwachen scheint…
Ich habe eine Schwäche für gutgemachte Psychothriller und freute mich daher sehr, als ich dieses Buch bei einer Verlosung gewann. Nun, nach dem Lesen bin ich etwas hin und hergerissen, ob meiner Bewertung. Zum einen ist „Gewittermädchen“ durchaus ein Roman, der sich gut lesen lässt und die Neugierde seiner Leser zu schüren vermag, wenn auch in der ersten Hälfte der Story nicht so viel geschieht im „Paradies“.
Wären da nicht die unsympathischen Romanfiguren, die es einem sehr schwer machen, überhaupt einen Funken Sympathie für sie zu entwickeln.
Während man praktisch schon auf den ersten Seiten erfährt, dass Scott überaus manipulativ ist, umgibt zumindest Nina noch der Hauch des Geheimnisvollen. Mit Emily hingegen, hat die Autorin eine Hauptfigur geschaffen, die einem den letzten Lesenerv rauben kann.
Sie als naiv zu bezeichnen, wäre beschönigt, denn Emily ist eine dermaßen furchtbare TSTL (Too stupid too live/too dumb too die) Heldin, dass ich zwischenzeitlich versucht war, einige Romanseiten zu überlesen.
Zugegeben, das Romankonstrukt verlangt nach einer naiven Person, weil es sonst unglaubwürdig wirken würde, aber manche von Emilys Handlungen und Gedankengängen sind einfach nicht mehr nachvollziehbar für einen Menschen im Erwachsenenalter.
Und das Showdown gegen Ende der Story wirkt ebenfalls wie eine unglaubwürdige Mär, mit der Anna Downes wohl kaum einen Leser überzeugen wird. Emilys Bedenkzeit, bis sie das Richtige tut, dauerte mir ebenfalls viel zu lange, aber immerhin passte es zu ihrem bisherigen Verhalten. Lediglich das Geheimnis das Scott, Nina, die Tochter und das Anwesen umgibt, ließ mich neugierig weiterlesen und tatsächlich gelang es der Autorin letztendlich noch, mich diesbezüglich zu überraschen. Nur allein aus diesem Grund habe ich vier von fünf Lesepunkten bei meiner Bewertung vergeben, also mit viel Wohlwollen aufgerundet.
Empfehlen würde ich diesen Psychothriller wohl nur Lesern, die keine Probleme mit naiven Romanheldinnen oder Helden haben und stets das Falsche tun.
Kurz gefasst: Unterhaltsamer Psychothriller mit hauchdünnem, teils unglaubwürdigen Plot und ahnungsloser TSTL Heldin, die einem den letzten Nerv rauben kann.