wenig Spannung, sehr konstruiert und unrealistisch
Ehrlich gesagt, kann ich den Rummel um Arno Strobels neues Buch „Die App – Sie kennen dich. Sie wissen, wo du wohnst“ nicht verstehen. Das Thema ist zugegebenermaßen interessant und bietet viel Potential, ...
Ehrlich gesagt, kann ich den Rummel um Arno Strobels neues Buch „Die App – Sie kennen dich. Sie wissen, wo du wohnst“ nicht verstehen. Das Thema ist zugegebenermaßen interessant und bietet viel Potential, das der Autor jedoch mit seiner zu vorhersehbaren Geschichte verspielt hat. Von einem Psychothriller ist dadurch leider nicht viel zu merken.
Hendrik Zemmer lebt mit seiner Verlobten Linda in einem Haus, das von einem Smart-Home-Programm namens Adam gesteuert wird. Die beiden fühlen sich in ihrem Haus sicher, das System ist nicht nur durch einen Zahlencode, sondern auch durch einen Augen-Check vor fremden Zugriffen geschützt. Doch dann verschwindet Linda eines Nachts spurlos. Da es keine Einbruchsspuren gibt, vermutet die Polizei, dass Linda aus freien Stücken gegangen ist, doch Hendrik glaubt nicht an diese Version, zumal auch Freunde und Verwandte nichts von derartigen Plänen wissen. Er beginnt auf eigene Faust zu ermitteln und stößt auf einige Ungereimtheiten.
Die Vorstellung, jemand Fremdes könnte unbemerkt in die eigene Privatsphäre eindringen und über eine Smart-Home-App das Privatleben nicht nur beobachten, sondern auch aktiv eingreifen und zu einer Bedrohung werden, vermittelt ein Unbehagen und ein Gänsehautgefühl. Diese Stimmung hätte ich mir gern in dem Buch gewünscht, diese geht jedoch leider in der sehr plumpen und vorhersehbar angelegten Geschichte unter. Die Charaktere wirken sehr flach, sie agieren zum Teil sehr unglaubwürdig, die Dialoge wirken meist steif und sehr aufgesetzt unnatürlich.
Es gibt eingeschobene Abschnitte aus der Opfersicht, die in Abgrenzung zum Hauptteil im Präsens geschrieben sind, obwohl sich zeitlich parallel ablaufen. Die Schilderungen wirken dadurch eher wie Regieanweisungen und sorgen für eine Distanz zu den Personen, die der vermutlich eigentlich beabsichtigten Spannung und eindringlichen Atmosphäre entgegenwirkt.
Der Autor versucht hier und da falsche Fährten zu legen, dennoch ist beim Lesen schnell klar, worauf die Geschichte hinausläuft und wer zu den „Bösen“ gehört. Statt subtiler Hinweise werden hier die Hinweise so deutlich wiederholt, dass man gar nicht anders kann, als die richtigen Schlüsse zu ziehen und in der zweiten Hälfte des Buches nur noch auf die offizielle Auflösung wartet. Spannung kommt dabei nicht auf. Selbst der Showdown am Schluss bekommt noch eine kleine Pause, in der die Zusammenhänge in Kurzfassung noch einmal dargelegt werden, was aber weder der abenteuerlich konstruierten Geschichte noch den Motiven der Hauptfiguren zu mehr Glaubwürdigkeit verhilft.
Als banale Krimigeschichte ist das Buch okay, für Fans von Psychothrillern kann ich es nicht empfehlen.