Ein echtes Highlight !
Es heißt immer, die Zeit heilt alle Wunden, aber auch nachdem ein Jahr vergangen ist, sitzt die Trauer bei Benny und seiner Mutter noch tief. Das Leben ohne Vater, ohne Ehemann ist mit einem Schmerz durchzogen, ...
Es heißt immer, die Zeit heilt alle Wunden, aber auch nachdem ein Jahr vergangen ist, sitzt die Trauer bei Benny und seiner Mutter noch tief. Das Leben ohne Vater, ohne Ehemann ist mit einem Schmerz durchzogen, der tief sitzt und sich von innen nach aussen frisst. Es ist ein Schmerz, der den Alltag verwandelt - Bennys Mutter Annabelle wird zum Messi, um ihre Verlustängste zu kompensieren und Benny selbst hört plötzlich die Gegenstände um ihn herum sprechen. Dieses Stimmengewirr in seine Ohren kann er nicht mehr ertragen und er flüchtet in eine Bibliothek, in der zwar die Dinge mit ihm sprechen, aber auf eine erträgliche Weise. Doch die Trauer ist übermächtig und scheint Mutter und Sohn immer mehr zu vereinnahmen, bis beide auf ein Buch stossen, das eine besondere Bedeutung für sie hat...
Manchmal gibt es Bücher, die suchen sich ihren Weg zu den Leser:innen, weil die Geschichten, die sie erzählen, einfach anders sind. Anders im Sinne von noch nie dagewesen, unerwartet, magisch, bewegend und berührend. Und genau so ein Buch ist "Die leise Last der Dinge", denn es erzählt mit einem unglaublichen Einfühlungsvermögen vom Anderssein, von Trauer und Verlust und doch ist es voller Liebe, Trotz und Zuversicht. Es ist ein Buch, das sich bewusst gegen den Mainstream stellt und zeigt, wie verletzlich trauende Seelen sind.
Ruth Ozeki gelingt es dabei, eine einzigartige Mischung aus einfühlsamen und berührenden Worten zu finden, magische Szenen zu erschaffen und mit einer Prise Humor und Mitgefühl zu würzen.
Die Leser:innen begleiten Benny auf seinem Weg durch die Trauer und sehen sich selbst ganz oft mit der Handlung konfrontiert, die zum Nach- & Überdenken einlädt. Was für Benny real ist, erscheint für andere als Hirngespinst. Die brüllende Stille der inneren Leere wird mit unnützem Konsum gefüllt und spendet dabei nur kurzfristig Trost und Befriedigung. Sind wir in unserer Trauer wirklich allein ? Ist alles real, was wir hören und sehen? Wer trägt uns mit Liebe und Mitgefühl durch eine Zeit, in der wir manchmal keine Worte, sondern einfach nur stille Zuwendung brauchen ?
Ruth Ozeki ebnet mit diesem außergewöhnlichen Buch den Weg, sich mit existenziellen Fragen zu beschäftigen und über die eigene Lebensweise nachzudenken. Was bleibt, wenn man sich die eigene Vergänglichkeit vor Augen führt ?
Ein Buch, das viele Geschichten in der Geschichte erzählt, die man nur hören kann, wenn man zwischen den Zeilen liest. Großartig umgesetzt mit manchmal skurrilen Charakteren und einer wundervollen Botschaft: Liebe ist das einzige, was alle Wunden heilt